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BB vom 24.8.2016 - Druckversion

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BB vom 24.8.2016 - Christoph - 25.08.2016

Hallo!
Gestern hatte ich aufgrund von einer gewissen Faulheit beim Wechseln des Okulars eine eigene Offenbarung beim Beobachten von helleren Objekten in der Milchstraße. Bei angenehmen Temperaturen und im T-Shirt hatte ich zuvor Aufnahmen von 61 Cyg und Barnards Stern gemacht. Dann wurde es richtig dunkel.

Der Reihe nach: Ausgangspunkt war M57 und sein vermeintlicher Zentralstern. Nachdem ich eine fst von 6,1 mag feststellte dachte ich mir, schau mer mal. Aber nichts zu sehen, außer diversen 14 mag-Sternen und einem benachbarten 15,3 mag Stern bei 350x. Etwas Enttäuschung und Freude über die Einzelheiten, die im Ring doch zu sehen sind!

Dann blieb das Okular einfach drin im OAZ und das war auch der Bringer des Abends! Der 4,6"er war ja auch aktiv. Ein Schwenk auf M27, wow! Fast Blickfeldfüllend stand der Hantelnebel mit seinen Ohren vor mir und präsentierte sich mit zahlreichen Einzelsternen, wie auch dem Zentralstern. Die Strukturen im Nebel, wie auch in den Ohren waren überraschend deutlich wahrzunehmen. Fast hatte ich den Eindruck gleich mehrere Nebel nebeneinander zu sehen! Im Überblick bei 80x im APO war ich erstaunt, was die kleine Öffnung doch zeigt, freilich ohne die vielen Lichtblitze im Nebel - aber immerhin!

Weiter ging es der Milchstraße entlang an mit kürzeren und längeren Besuchen an bekannten Hausnummern vorbei wie M71, M11 (da habe ich immer den Eindruck, ich sitze im Flugzeug über einer Großstadt), M26, M16 zu M17. Bei letzterem fiel mir die Kinnlade runter. Normalerweise schaue ich mir diesen Nebel immer mit kleineren Vergrößereungen an, so bis 200x. Aber jetzt waren einzelne Wolkenteile klar strukturiert vor mir sichtbar! Was mir sonst nur bei der Bildbearbeitung am Bildschirm so richtig auffällt, war jetzt direkt vor mir zu sehen. Das "Ohr" oder der "Schwanenhals", was in zwei Teile daher kommt. Der Hauptteil des Nebel, der in mehreren Wolken unterteilt ist und die verschiedenen Ausfranzungen nach oben und hinten nach Osten hin. Dabei ist insgesamt die Wasserstoffwolke über weite Strecken in der Umgebung auszumachen. Der Bogen weiter östlich war richtig auffällig. Bei dem nordwestlich getrennten Teil um zwei Sterne war ich mir nicht ganz sicher, ob das nicht ein Haloeffekt vom Okular war. Insgesamt war der Omeganebel ein sehr beeindruckendes Objekt, gerade in seinen Abmessungen und Differenziertheit.

Interessant war auch, dass ich an vielen Kugelsternhaufen doch Einzelsterne wahrnehmen konnte, selbst bei südlicher Deklination. Allerdings waren die ganz tiefen Teile nur dem APO vorbehalten, weil er "oben" auf der Montierung saß, der Newton schaute ab -20° gegen die Wand. M54, M55, M69, M70 waren alle ohne weiteres erreichbar und deutlich sichtbar. Beim "großen" M55 konnte ich ein leichtes Glitzern wahrnehmen. Eine wahre Pracht waren dagegen M22, der für mich immer mit M13 Schritt halten kann, und M28. Zwischendurch sammelte ich einige NGC-Kugelsternhaufen auf, um wieder zu M57 zurück zu kehren. Auch jetzt, kurz vor Mondaufgang um 23:30 MESZ war nichts vom Zentralstern zu finden, ohne aber der faszinierenden Beobachtung des Ringnebels Abbruch zu tun.


Einziges Problem heute Nacht war alles mögliche Getier mit Flügeln, sechs Beinen und auch Achtbeiner. Die wollten wohl auch die Nacht ausnutzen...