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Dämmerung, Planeten, Mond und mehr in der Prärie
#1
Hallo!
Als ich vorgestern von New York aus per Flugzeug gen Westen startete, war bestes Wetter. Zum Glück hatte das Flugzeug 1,5 Stunden Verspätung und ich wurde Beobachter eines grandiosen Schauspiels: der Abenddämmerung mit Mars, Mond, Venus und Saturn über den Lichtern von New York und das weiter bis in den Mittleren Westen.
Zunächst war nur der Mond und Venus zu sehen, dann kam Mars heraus und später Saturn. Weiter in der Dämmerung waren auch andere Sterne des Schützen zu sehen (die Teekanne...), dann der Steinbock, der Südliche Fisch und der Kranich. Mit den Sternen des Mikroskops und der südlichen Krone hatte ich allerdings im Flugzeug Mühe, da nebenan jemand Zeitung las.
Durch das Fliegen gen Westen mit ca. 700 km/h verzögerte sich die Dämmerung auf das doppelte ihrer normalen Zeit. Erst nach drei Stunden in Omaha war es richtig dunkel und der tolle Sternhimmel versank leider hinter dichten Cirren. Confused

Gestern Abend war es dafür auch nach der Dämmerung richtig klar und ungewöhnlich transparent. Der Himmel über der Prärie ließ alles an Sternenlicht durch, was er konnte. Neben dem Mond bei dem ich eine Sternbedeckung verfolgen konnte, suchte ich auch Mars auf. Allerdings ist das Teleskop hier nur ein 80 mm Gerät, mit dem ich 13x, 40x und 100x vergrößern kann. So war es nur ein kleines Scheibchen, das ich als nicht sternförmig erkennen konnte. Venus und Saturn waren leider schon zu weit in den Westen geeilt.
Es war sagenhaft transparent, sodass ich neben M22, M28 noch andere Kugelhaufen in der Milchstraße dingfest machen konnte. Bei M55 scheiterte ich allerdings. Ein Besuch bei den PN M27 und M57 war sehr überraschend: sie standen sehr klar und hell im Okular. Bei M57 konnte ich sogar die Ringform erkennen! Smile

Ein Schwenk aus dem Bereich des Mondes war atemberaubend: M31 mit einer Ausdehnung von mehr als 3° und daneben völlig klar M32 und M110 zu sehen! Das ließ auf M33 hoffen, die mit einer Helligkeit innerhalb ihrer dreier Sterne eingerahmt stand, dass es mir schier das Hinschauen verschlug. Unglaublich hell und mit ihren beiden Spiralarmen erahnbar stand sie im Okular! Und das mit 80 mm Öffnung mit Halbmond im Rücken! Die fst lag bei um die 6 mag im Sternbild Dreieck. Nach diesem Erfolg war es auch logisch, dass ich auch NGC 891 auffinden konnte. Allerdings blieb mir das Staubband versagt! Wink

NGC 752 nahm ich vor einem Schwenk in die Fische noch mit. Dort ließ mich meine Tour über Uranus stolpern, der mit seinen 5,7 mag gerade nicht mit bloßem Auge erkennbar war. Seine blau-grüne Färbung verriet ihn allerdings problemlos.

Schlusspunkt meiner Beobachtung war NGC 7293, den ich zielsicher per Starhopping finden und als eine größere, flächige Aufhellung sehen konnte. NGC 7314 blieb mir allerdings versagt. Dazu reichten die Bedingungen dann doch nicht.
Wenn ich gewusst hätte, dass um vier Uhr am nächsten Morgen schon die Wolken kamen, hätte ich noch eine Stunde angehängt. Aber so ging ich leider zu früh ins Bett, um dann länger am Morgen schlafen zu können.  Sleepy
Auch nicht schlecht! Denn ich hatte zwei ganz besondere Abende und Plätze zum Beobachten gehabt!

   
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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Andreas Paul (07.11.2016), Andreas-TAL (07.11.2016), Astrokarsten (07.11.2016), CorCaroli (06.11.2016), Florian B. (07.11.2016), Georg (07.11.2016), Karsten (08.11.2016), Simon (07.11.2016), Thomas64 (06.11.2016), Ulf (07.11.2016), Uwe (07.11.2016)
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#2
Hallo Christoph,

Super Bericht und Klasse Foto. Daumen hoch
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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Christoph (08.11.2016)
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Christoph (08.11.2016)
#3
Hallo Christoph,

ich kann mir sehr gut vorstellen was für ein Genuss das Spechteln bei diesem transparenten Himmel bedeutete. Freut mich, dass Du auch in den USA den Himmel ausnutzen kannst.

Dann heute eine interessante Beobachtung der beiden anderen Sterne - Hillary und Donald Big Grin
Klaren Himmel und klaren Kopf wünscht Karsten
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Christoph (08.11.2016)
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Christoph (08.11.2016)
#4
Hallo!
Ja, hier ist heute wirklich ein besonderer Tag.
Schade dass ich das Ergebnis erst verzögert am Mittwochvormittag erst in Frankfurt erfahren werde.
Vielleicht machen sie ja auch eine Durchsage im Flugzeug?
Anyway.

Heute morgen hatte ich ab 4:30 Ortszeit nochmals Gelegenheit den Sternenhimmel zu genießen. Es zeigt sich wieder mal, dass das Teleskop, das benutzt wird, das beste ist - und wenn es nur ein 80 mm "farbiges" Bullauge ist!

M42/43 mit grandioser Ausdehnung und Farbe (?): blau in den "Flügeln" und mehr rötlich in den hellen Nebelteilen. Die Teilung in M43 war deutlich zu sehen und auch Differenzierungen in den Nebelbereichen trotz geringer Vergrößerung. Der darüberliegende "Running Man" kam auch zum Vorschein.
Baff erstaunt war ich, dass ich NGC 2024 neben Alnitak sehen konnte. Darunter eine leichte hell / dunkel Linie - aber ohne Pferdekopfnebel! Tongue 

Weiter nach Norden konnte ich neben M78 auch noch die benachbarten Nebelfetzen erahnen. Weiter südlich fand ich neben Rigel auch den Hexennebel IC 2118 in seinen hellsten Partien. Allerdings war NGC 1788 wohl zu klein, um ihn bei der niedrigen Vergrößerung sicher zu identifizieren.
Den Kugelsternhaufen M79 konnte ich allerdings sehr leicht dingfest machen und ein schneller Schwenk in den Stier ließ mich noch M1 erhaschen, bevor er hinter der Hauswand verschwand. Sehr verständlich bei diesem komatösen Anblick, dass Charles Messier seinen Katalog mit dieser Beobachtung begann.

Dann ging es in den Großen Hund und ich sammelte dort alle Offenen Haufen ein, die ich sonst links liegen lasse und die auch bei uns zu südlich sind: M41, NGC 2280, NGC 2354, 2354, 2367 mit 2383 und 2384 (schwach!). Dann weiter nördlich die Sternhaufen um Muliphen (Gamma Can Maj): NGC 2360, 2343, 2353 und natürlich den einfachen und relativ großen M50 nicht zu vergessen.
Weiter ging es östlich zu M46 / 47 und NGC 2423, die enbenso eine Erholung für die Augen waren, da sie richtig hell im Okular standen.

Die Zeit schritt voran und ich wollte noch in den Löwen. Zuvor ein kleiner Halt im Krebs bei M44, die Krippe stand schön und im weiten Feld passend leuchtete. NGC 2903 konnte ich sehr leicht dingfest machen. Die benachbarte 11 mag Galaxie war allerdings nicht zu finden. Wäre auch ein bisschen viel verlangt für 80 mm Öffnung. Weiter nach Osten war das LeoTriplet gleich aufgestöbert und vor allem M66 leuchtete allen voran. M65 war sehr schön senkrecht zur RA-Richtung zu identifizieren. Bei NGC 3628 blieb es allerdings bei einem unbestimmbaren, richtungslosen Glimmen.

Der königliche Abschluss war Jupiter, der schon in das Sternbild der Jungfrau geeilt ist. Drei Monde konnte ich ohne weiteres sehen. Ganymed war vor der Planetenscheibe und unsichtbar. Zwei Bänder konnte ich sehen und ich meinte mir den GRF einbilden zu können. Allerdings war diese Beobachtung sehr unsicher.

Alles in allem wieder eine tolle visuelle Beobachtung unter einem ordentlich transparenten Präriehimmel! Daumen hoch
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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