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Mit dem Beobachteratlas für Kurzentschlossene...
#1
BB vom 29.12.2016

Hallo,

bei besten astronomischen Bedingungen lag es nahe wieder einmal Ralfs Sternwarte zu "stürmen". Gegen 20.00 Uhr traf ich bei ihm ein. Gut eine halbe Stunde später waren wir nach etwas Optikpraxis an seiner optischen Bank auf dem Weg zur Kuppel.

Es ist schon eine ganze Weile her gewesen, dass wir uns dort ausgetobt hatten. Um so schöner, dass nun kurz vor dem Jahreswechsel der Himmel unheimlich transparent und ruhig daher kam.

Ralf war natürlich gleich am Okularauszug tätig...

   

Mit dem Beobachteratlas für Kurzentschlossene stürzten wir uns nach einem ausgiebigen Blick auf den Orion und den Trapezsternen in allen drei Optiken (8" Apo, 16" ACF und 130er ADA) auf exotische Objekte am Südsternhimmel. Der große Nebel zeigte uns im SC Brauntöne und grüne Farbnuancen in den Schwingen. Brutal hell und fein strukturiert schossen die Photonen des Sternentstehungsgebietes in unsere Sehzellen. Einfach Genial... Daumen hoch  

Danach wurde das zarte Licht der PN und Galaxien aufgesaugt. Zum Teil mussten wir uns richtig anstrengen. Toll waren Beispielsweise:

- Abell 12, der nahe eines 4m Sterns steht
- Abell 539, ein Galaxiengewimmel um eine 14,7m Galaxie. Wir konnten diese sicher dingfest machen. Außenherum war es aber eher im indirekten Sehen ein Gewusel...
- NGC 1999, der Schlüssellochnebel (im indirekten Sehen springt einen die Dunkelregion förmlich an!)
- NGC 2022 Collarbone - Nebel, der südwestlich einen hellen Knoten in der Doppelschale (sie blieb uns allerdings verborgen) zeigte.
- NGC 2024, der Flammnebel, bei dem geringere Vergrößerung einfach mehr ist!!! (fand ich im 8" am schönsten!)
- NGC 2163, Cedarblad-Reflexionsnebel, der bipolar erscheint. Eine junge Sonne (auf dem Weg vom Protostern zum Hauptreihenstern), die durch eine Staubscheibe weitgehend verdeckt ist, so dass nur Richtung Pole Licht entweichen kann
- 37 Cluster (NGC 2169), der tatsächlich wie die Zweistellige Zahl erscheint.
- NGC 2174, der Affenkopfnebel (ein riesiger Nebel), der geringe Vergrößerung benötigt.
- NGC 2392, unser Eskimo, der bei der derzeitigen Witterung einfach dazu gehört.
- Leiter 1, "Die Kante" oder "the edge", eine tolle Sternkette, die für mich im ADA am schönsten daher kam.
- Leiter 11, Lasso Loop, da holt doch tatsächlich ein Stern das Lasso heraus (die Sternkette hat den Namen wirklich verdient!)
- Das Herz in M35 war dann eher ein Scherz... Wink
- NGC 2371, der Double Bubble bzw. Peanutnebel gefiel Ralf besonders gut. Dieser ließ im 16" ACF keine Wünsche offen und gab auch seinen feinen Zentralstern sekundenweise preis.

Gegen 23.30 Uhr waren wir dann zufrieden und kehrten zum Orion zurück, um uns noch einmal das "Brett" zu geben, bevor wir die Warte wieder verließen. Der 16"er fing auch schon langsam an einzufrieren.

Zu Hause stand meine SXD mit dem ADA in den Startlöchern. Ich wollte noch Jupiter betrachten. Ein kurzes Zwischennickerchen bis 3.30 Uhr genügte Wink. Mich erwartete außen ein wahrer Eisklotz.

   

Das gesamte Equipment war mit einer gut 2mm Reifschicht überzogen. Der Taukappendeckel schützte aber die Optik, so dass ich den Himmel bis 5.00 Uhr noch genießen konnte. Jupiter zeigte ein sehr breites NEB, der Rote Fleck war aber nicht zu sehen. Bis ca. 300x konnte ich vergrößern, wobei das Bild bei 200x freilich knackiger erschien. Je höher der Gasriese stieg, desto mehr Feinheiten, Schleppen und Barren konnte ich erkennen. Einfach wieder toll!!! Tongue

Und weil ja bald schon Frühling ist, wurde das Leo-Triplett und Makarians Galaxienkette begutachtet. Auch auf M 51 und M 104 konnte ich nicht verzichten. Die beiden Galaxien sind einfach zu interessant. Dann war aber wirklich Schluss.

Den Moment der Zufriedenheit hielt ich mit dem Selbstauslöser fest:

   

Im Wohnzimmer benötigte ich zwei Frotteehandtücher, um Tubus, Montierung und Stativ trocken zu legen. Das Wasser tropfte in Rinnsalen Richtung Boden.

So, jetzt habe ich noch ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk bekommen. Meine Ortslampe hat den Geist aufgegeben. Heute morgen brannte sie noch, aber jetzt ist "Zappenduster" auf der Terrasse. Hoffentlich bleibt die EnBW noch eine Weile fern Smile
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Folgenden 5 Usern gefällt Uwe's Beitrag:
Christoph (31.12.2016), Florian B. (03.01.2017), Georg (31.12.2016), Herbipollution (31.12.2016), Simon (31.12.2016)
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#2
Hallo Uwe!
Herzlichen Glückwunsch zum Lichtausfall vor der Haustüre! Und noch langen Urlaub allen Monteuren!  Tongue 

Dein Abschlussbild sieht nach Glück einer durchzechten, äh Big Grin , durchbeobachteten Astrononmennacht aus! Spechtelglück pur... Rolleyes  und das ohne Mütze! Cool
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#3
Hallo Zusammen im alten Jahr,
die Beobachtungsnacht mit Uwe zusammen war ein schöner Abschluss der Saison 2016, die bei mir insgesamt nicht gut ausgenutzt werden konnte.
Dezemberbeobachtungen waren aus der Erinnerung heraus immer selten weil der Hochnebel oft sein Unwesen treibt.

Diese Nacht dagegen war richtig gut, nicht zu kalt bis Mitternacht, ruhig und mit guter Durchsicht. Wer da nicht raus geht, der bleibt  in der Winterbeobachtung unerfüllt.
So brachte Uwe´s Stropek immer neue, unbekannte Objekte daher die auf Uwe´s Ansage direkt mit RA und DE eingegeben wurden aufgrund nicht vorhandener NGC oder IC Daten.

Der Peanutnebel erinnerte mich in seiner Form tatsächlich an eine gekrümmte Bohne mit einer markanten Aufhellung an der Seite. Doppelstrukutur war für mich nicht erkennbar. Der Zentralstern befand sich aber nicht an der hellsten Stelle sondern in der Mitte des Objekts. Das Aufblitzen erschien mir zunächst Einbildung, Uwe hat  den Stern dann aber sehr schnell erkannt und mir gelang es danach immer wieder den Stern zu erhaschen ohne Ihn aber ständig halten zu können. Wenn Sky 6 richtig liegt, hat der Stern eine Helligkeit von 14.7mag

Den Sternhaufen Nr. 37  konnten wir nur spiegelverkehrt sehen, ohne Zenitspiegel wird es jedoch mit der Beobachtung unbequem.

@ Uwe
Freut mich dass Du durchgehalten hast wie geplant! Da war es vermutlich noch ein paar Grade kälter. Die Sonnenkollektoren bzw. die Regelung zeigten die tiefsten Temperaturen am Morgen um 8.00Uhr mit -10°C an.

CS und allen einen guten Rutsch ins neue Jahr
Ralf
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#4
Hallo Uwe,
ich habe gerade nach Bildern gesucht um das Beobachtete in Bildform zu betrachten.
Mit dem Peanutnebel habe ich so meine Schwierigkeiten weil da etwas von RA 9h steht; wir waren aber eher bei RA 5h bis 6h unterwegs.
Kannst Du mal bitte nachschauen...... gerne im neuen Jahr.

CS
Ralf
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#5
Hallo Ralf,

ich habe jetzt die Koordinaten im Beobachteratlas für Kurzentschlossene nachgesehen. Hier steht: 7h25m;+29°29' - das deckt sich mit den Angaben im Stropek. Der Zentralstern wird hier mit etwa 15mag angegeben.

Da scheint also bei der gefunden Bildquelle ein Fehler vorzuliegen. Wir waren definitiv am Objekt. Es sieht visuell aber sicher auch deutlich anders aus als fotografisch. Das mit der Bohnenform sehe ich ähnlich. Hier mal ein Link zu einem Bild, das sich mit dem aus meinem Gedächtnis heraus einigermaßen deckt, die "südliche Brücke" auf der Aufnahme sahen wir wahrscheinlich visuell deutlich. Im nördlichen Bereich ist das Objekt eher offen, deshalb wahrscheinlich die "Bohnenform" Sleepy

http://www.myastrostuff.com/pncollection/ngc2371.htm

Was meinst du dazu?
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#6
Hallo Uwe,
danke für das Bild. Ja, es passt sehr gut zur Beobachtung. Am 60cm konntest Du bestimmt mehr erkennen, aber ich so wie es verstanden habe ging es "nur" mit Thomas kleinerem Gerät und der Blick mit dem Großen blieb Dir bei dem Objekt versagt?

CS
Ralf
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#7
Hallo Uwe,
danke für euren Beobachtungsbericht. Die Liste an Objekten, die ihr beobachtete habt, ist sehr interessant. Den Flammennebel hatte ich zuletzt am Freitag beobachtet, jedoch war die Durchsicht in der Rhön nicht der Burner. Man konnte daher nur die grobe Form des Nebels erkennen. Den benachbarten Pferdekopfnebel konnte ich garnicht ausmachen.

Gruß
Simon
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#8
Hallo Uwe,

interessante Objekte habt ihr ausgegraben. Die meisten kenne ich schon, aber Schlüsselloch und Affenkopfnebel hab ich noch nicht gesehen. da ist der Himmel bei mir zu hause wohl doch zu hell. Gerade Dunklenebel erfordern dunklen Himmel. Aber ich kanns ja noch mal versuchen. Objektbezeichnungen Leiter1 usw. kenne ich nicht. Wo kann man die finden? Der bipolare Peanutnebel in Gemini ist auch als Ameisennebel bekannt. Für NGC 2163 finde ich keinen Eintrag . NGC 1269 (37 Cluster) hab ich mal vorletztes Jahr glaube ich ein Bild im Forum gepostet.

Gruß Philipp
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#9
Hallo Philipp,

wir haben bei Ralf mit dem "Beobachteratlas für Kurzentschlossene" gearbeitet er wird auch BafK genannt. Diesen habe ich letztes Jahr bestellt. Er enthält recht einfache aber auch viele sehr anspruchsvolle Objekte.  Hier ist die offizielle Seite:
https://www.freunde-der-nacht.net/projekt-bafk/

der "Schlüssellochnebel" ist ein sehr helles Objekt im Orion, das nur einen Katzensprung weit südlich vom Orionnebel liegt. Den bekommst du sicher gut im Dobson zu sehen. Die dunkle Stelle "ploppt" beim indirekten Sehen förmlich aus dem Nebel heraus.

NGC 2163 ist tatsächlich nicht im Stropek verzeichnet.
Der Affenkopfnebel ist ein sehr ausgedehnter Nebel, der nach großem Gesichtsfeld und maximaler Austrittspupille verlangt.

Im Beobachteratlas sind auch die Leiter-Objekte beschrieben. 
Ich hoffe damit sind all deine Fragen beantwortet. Rolleyes
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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