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Fast im Beobachter-Nirvana - Druckversion

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Fast im Beobachter-Nirvana - Christoph - 16.08.2024

Hallo,
derzeit bin ich im Urlaub im Elsaß unterwegs. Am Tage fasziniert mich die wunderschöne Landschaft mit ihren abwechslungsreichen Ortschaften und Romanischen Kirchen. In der Nacht der Sternenhimmel, - hier wird mehr der Boden sinnvoll beleucht als den Himmel in der Nacht. Schon im Dorf selbst kann man auf der Innenterasse liegend schon vor Monduntergang die Milchstraße detailliert bewundern und, wenn sich unser himmlischer Nachbar verdrückt hat, die Galaxie M 33 indirekt sehen.

Am heutigen Morgen (17.8.2024 ab 3:00 MESZ), in den Weinbergen von Gueberschwier, war ich dem sogenannten "Beobachter–Nirvana" etwas näher als sonst. In den Weinbergen oberhalb des Rheintales ist es noch etwas dunkler als im Dorf. M 33 konnte ich ohne weiteres und anfangs direkt sehen. Zwischendurch suchte ich in der Dunkelheit den Sucher an meinem Teleskop. Herumtasten am Teleskop half dabei ihn zu finden! Damit wurde mir eine neue Bedeutung klar, warum das Ding "Sucher“ heißt!  
Tongue

Erstes Objekt war M 45, die Plejaden. Neben den hellen Nebeln um den Sternen waren diese in ihren Ausläufern für mich auffallend: die auslaufenden Dunkelnebel waren als solche deutlich zu erkennen! Dort war nämlich einfach keine Steine zu sehen! So etwas ist mir noch nie aufgefallen beim Beobachten der Plejaden.
Zwischendurch huschten noch die letzten Perseiden und vielleicht auch eine Kappa-Cygnide über den Himmel. Allesamt aber nicht sonderlich hell.

Ein Schwenk auf die Dreiecksgalaxie zeigte sie deutlich im Okular mit ihren Spiralarmen. Darin vergobrgen zeigte sich NGC 604. Das Sternenstehunsgebiet war als eigenes Gebilde zu fassen. Ein erster Schwenk auf die Dreiecksgalaxie führte mich auf Versehen zu M 31 nebenan. Irgendwie hatte ich mich beim Einstellen verirrt. Die Galaxien M32 und M110 waren sehr hell zu sehen und mussten schon gar nicht gesucht werden! Auch NGC 206 der große Sternhaufen war zu sehen. Die Dunkelwolken, zeichneten die Spirale nach und ließen sie zur Geltung kommen. 

Dann ging es ein wenig assoziativ durch die Milchstraße. Angefangen im Westen beim Hantelnebel mit seinen Sternen im Inneren mit dem aufblitzenden Zentralstern. Die "Ohren" des Nebels außerhalb der "Hantel" zeichnete sich vor dem Himmelshintergrund ab. Über den schon tief stehenden Ring-Nebel ging es hin zu den Objekten im Schwan: Nordamerika-Nebel zeichnete sich stark und (vielleicht eingebildet?) farblich leicht rötlich ab. Nebenan meinte ich den Pelikan-Nebel erkennen zu können. In der unmittelbaren Nachbarschaft kam mir der Offene Sternhaufen M. 39 ins Gesichtsfeld des Okulars. 

Schon mal im Schwan ginge es zu Gamma Cygni und seiner Nebellandschaft, die mich aber weniger ansprach. Nebenan lag M 29 und weiter "nach unten" suchte ich dann zur Abwechslung absichtlich den Sichelnebel NGC 6888 auf, den ich auch leicht fand. Ein schöner, schmaler und leicht aufgehellter Kreisbogen umgeben von einer leichten Dunkelwolke, der die unzähligen Milchstraßensterne abschwächte. Eigentlich wollte ich noch auf den Cirus Nebel schwenken, aber den habe ich dann leider irgendwie vergessen anzufahren.

Vielleicht wwaren es auch ein paar schnaubende Besucher, die in meine Nähe kamen und mich ablenkten. Es klang, wie wenn einige Pferde im Anmarsch wären. Es war aber nichts zu sehen. Nur einige Schatten huschten in einiger Entfernung über den Weinbergsweg. Die Laute wurden lauter und ich half mir mit Händeklatschen, um ungebetene Besucher von Annäherungsversuchen abzuhalten. Nach mehrfachen Hin und Her trollten sich die Viecher wieder, ohne dass ich eine Idee habe, wer da mich beehren wollte.

Ich widmete mich wieder den Sternen, denn im Südwesten stand schon Pegasus mit seinem Kugelsternhaufen M15. Majestätisch stand ein Kronleuchter vieler Sterne im Okular, das im Zentrum nicht aufzulösen war. Ein wunderschöner Anblick.
Schnell war weiter nördlich im geflügelten Himmelspferd NGC 7331 eingestellt. Umgeben von weiteren Wattebäuschchen von Galaxien zeigte sich eine asymmetrisch aussehender flacher Nebelbogen. Weiter unten ein kleiner Schwenk zum Stephans Quintett, von dem ich meinte vier dingfest machen zu können. Es blieb beim Quartett.
Angel

Jetzt wurde es Zeit für die Cassiopeia, die so deutlich im Zenit stand, dass man an ihren vielen Sternhaufen nicht vorbei kam. So stolperte ich über NGC 281 hinauf zu M 103 zu NGC 457 und noch vielen anderen Sternhaufen. Der absolute Knaller war natürlich H und CHI im benachbarten Perseus. So viele Sterne sah ich bislang nur auf fotografischen Aufnahmen!

Als "krönender" Nebel-Abschluss gönnte ich mir noch den Orionnebel, sehr tief, keine 10° über dem Horizont, im Osten stehend. Die helleren Nebelteile waren zu erkennen und das Trapez waberte sich durch das Okular.

Höchste Zeit für die Planeten! 
Saturn hatte schon seine Kulmination überschritten und stand aufgrund des mäßigen Seeings etwas zitternd bei 150x im Bildfeld. Monde gab es genug: Titan und Rhea auf der Ostseite, Dione und Mimas auf der Westseite. Japetus stand richtig abseits. Vielleicht war Enceladus an einer Unregelmäßigkeit im Ring schuld? das war nicht zu klären. Auffällig ist in jedem Falles, dass der Farbkontrast zwischen Nord- und Südkugel des Ringplaneten verschwunden ist. Auch war der Schatten des Ringes auf dem Planeten nicht zu sehen. Das sieht nach baldiger Opposition aus!
Uranus war unterhalb der Plejaden zu überprüfen und wurde auch auf Anhieb aufgefunden. Langsam bewegte sich das kleine blaue Scheibchen mit der Erddrehung durch das Okular.
Mars ist schon ordentlich größer geworden. Aber die 6" an Durchmesser gaben beim unruhigen Seeing nur wenige Details preis. Eine dunklere Seite mit einem hellen Fleck war zu erkennen. Vielleicht das Hellas-Becken?
Jupiter nebenan und mit einem kleinen Schwenk bei 150x war da schon etwas mehr an Einzelheiten mit seinem 37" großen Durchmesser und seinen vier größten Monden zu erkennen. Deutlich und differenziert präsentierten sich die Wolkenbänder, wobei das nördliche sich mit drei größeren Wolkenschleppen zeigte. Eine ging bis an den Äquator heran. Im Süden glänzte der GRF mit seiner Verborgenheit auf der nicht sichtbaren Seite der Planetenkugel.

Sternen-satt beschloss ich gegen 5:15 MESZ die Beobachtung! Daumen hoch

Anbei ein paar Impressionen in Bildern.

           


RE: Fast im Beobachter-Nirvana - Uwe - 16.08.2024

Hi Christoph,

einen wahnsinnig spannenden Bericht hast du hier eingestellt. Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch 

Die Objektauswahl ist auf alle Fälle sehenswert. Und nicht dass du uns durch deine Frühaufsteherei normalerweise immer ein wenig in der Beobachtung voraus bist, hast du hier quasi einen Elsaß-Zeitsprung vollzogen, der gewaltig scheint..
... 17.08.  Big Grin ...  da muss ich erst noch hin...

Vielleicht erwisch ich heute in der Nacht noch einige Ziele deines Himmelstreifzugs.

Hut ab vor deinem Durchhaltevermögen. Ich freu mich auf die nächsten Tage, eventuell auch auf gemeinsame Beobachtung, wenn es passt.  Cool


RE: Fast im Beobachter-Nirvana - heiko - 17.08.2024

Hallo Christoph,

Dein Bericht ist wirklich klasse  Tongue und motiviert uns doch hoffentlich, mal wieder ein paar dunkle Stunden unter dem Sternenhimmel zu verbringen.

Eine Sache würde mich noch interessieren:

Welches Beobachtungsgerät hast Du verwendet?, sieht auf dem Bild nach einem 10-Zoll-Gitterrohr-Dobson aus?

Egal, bei den von Dir beschriebenen idealen Bedingungen hätte wahrscheinlich schon ein gutes Fernglas für´s Beobachter-Nirvana gereicht.

Grüße Heiko


RE: Fast im Beobachter-Nirvana - Christoph - 17.08.2024

Hallo, 
Vielen Dank für die Rückmeldung und die Zeitkorrektur!
Gestern war doch tatsächlich erst der

16.8.2024 🤭

Und mein Bild zeigte meinen 10“ Gitter-Dobson, der immer mit auf Reisen geht, wenn möglich. 
Leider war durch das Seeing bei 150x Schluss. 
Insofern ist jedes kleinere Gerät auch recht gewesen. In einer der Nächte zuvor lag ich ohne Optik auf dem Boden der Haus Terrasse. Das war auch klasse!

@ Uwe
Ich melde mich morgen bei Dir!


RE: Fast im Beobachter-Nirvana - irisf1 - 18.08.2024

Hallo Christoph, 
ein sehr spannender Bericht einer sicherlich außergewöhnlichen Reise über den Nachthimmel. 
Das animiert dazu, öfter mal das Fotogerödel wegzulassen und nur zu schauen und zu staunen. 😁

CS Iris


RE: Fast im Beobachter-Nirvana - Jack Sparrow - 21.08.2024

Lieber Christoph,

klasse Bericht, spannend geschrieben, macht einfach Spaß zu lesen und etwas hat man auch das Gefühl, mit dabei gewesen zu sein. Danke dafür.

Den Elsass, bzw. die Gegend um Gueberschwier, hatte ich als potenzielle Location für Beobachtungen bzw.. Astrofotografie bisher  nicht auf der Liste, werde mir das aber mal ansehen. 
Schönen Urlaub  noch und weitere spannende Beobachtungen!
Beste Grüße, Frank


RE: Fast im Beobachter-Nirvana - Nauta - 23.08.2024

Hallo,

sehr schöner Bericht!

Wir sind/waren auch oft in dieser Region des Elsass, auch wg. des guten Himmels, und es ist nicht weit von uns.

Nur etwas westlicher sind die Hoch-Vogesen mit noch besserem Himmel (Bortle 3, manchmal sogar Bortle 2).
Hier ist die Region Hohneck/La Bresse/Metzeral zu empfehlen: dort kann man sich (kleine) Ferienhäuser auf +1000 m NN mieten.
Alles sehr dunkel weil viel dünner besiedelt als das Elsass.
Da reicht dann fast schon ein 107/700 Triplet...

   


RE: Fast im Beobachter-Nirvana - Astrokarsten - 27.08.2024

Hallo Christoph,

der Bericht ist richtig fesselnd geschrieben. Danke dafür!