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Jupiter extrem tief...
#1
BB vom 02.06.2019

Hallo,

in den vergangenen Tagen stellte sich ein stabiles Hochdruckgebiet über Europa ein. Dazu kommen sommerliche Temperaturen und Windstille bei relativ trockener Luft, bis in die späte Nacht hinein. Schon kurz nach dem Aufbauen (auskühlen musste mein 10" ACF aus dem Keller nicht) zeigte sich eine extrem hervorragende Luftruhe an Epsilon Bootes. Ich konnte mit dem 3,5er Nagler bei knapp 800x den Doppelstern weit auseinander stellen und erfreute mich an sehr langsam kreisenden Beugungserscheinungen und einem sauber abgebildeten Airydisk. Wahhhnsinnn!!!! Cool

Besser geht es an meinem Standort eigentlich kaum und so freute ich mich auf die Jupiterbeobachtung, die ich den Abend zuvor ausgelassen habe, weil ich den GRF und die zur Zeit sehr speziellen Wolkenbewegungen um ihn herum zeichnen wollte.

Gegen 23.00 Uhr war der Himmel immer noch recht aufgehellt, wurde aber nun doch zunehmend dunkler.

Es dauerte noch eine Weile , ehe sich der Gasriese hinter meinen Sträuchern hervorschob. Tatsächlich konnte ich anfangs auch hier, trotz der extrem tiefen Stellung bis 500x ins Detail gehen - der GRF lag noch ganz am Rand. Langsam wurde es etwas kühler und die Luftruhe ließ etwas nach, so dass ich, als der GRF weit genug um die Planetenscheibe herumgewandert war noch bis 200-250x und im Bino bis etwa 150x vergrößern konnte. Das sind trotzdem Spitzenbedingungen, die wir hier so vielleicht zwei drei mal im Jahr haben. Daumen hoch  Man schaut ja quasi quer durch die Atmosphäre und nimmt alle möglichen Luftturbulenzen über dem Dorf mit in den Blick. Ich war total begeistert.

Die ganze Ansicht von Jupiter ist anders als gewohnt und um den GRF liegen dunkle Wolkenstrukturren, die den Fleck an sich beinahe unscheinbar wirken lassen. Ab und zu wurde aber die orange-rote Färbung deutlich sichtbar. Auffällig war eine dunkle Schleppe Richtung Äquator, die recht abgespreizt wirkte. Lange beobachtete ich und versuchte die Einzelheiten herauszuarbeiten. Zwischendurch wabbelte es nun nach Mitternacht doch deutlich stärker und ich tat mir schwer, alles entsprechend auf dem Papier zu platzieren.

   

Nach der Dokumentation der besonderen Ansicht wollte ich meinen Augen ein paar Schönheiten des Sommersternhimmels gönnen. Nahe Jupiter stand der Kugelsternhaufen M9, der fein neblig granuliert wirkte; den nahm ich auf dem Weg zu M 57 mit. Hoch oben nahe des Zeniths konnte ich mit der Vergrößerung wieder richtig Gas geben! Bei 500x blitzte der Zentralstern ab und zu durch und vollendete den unregelmäßig hellschimmernden Ring des Planetarischen Nebels. Rolleyes   

Beim Blick zur Lyra ohne Teleskop blitzte um 1:20 Uhr eine heller Flare unterhalb des Parallelogramms des Sternbildes auf. Immer mehr Sterne wurden sichtbar und ich schätzte die Grenzgröße auf etwa 6 mag. Ganz feiner Schleier bzw. Dunst schien noch in der Atmosphäre zu schweben.

Danach surfte ich durch den Cirrus-Komplex und nutzte Ralfs OIII Filter, um die Nebelfahnen und Filamente zu betrachten. Jetzt um 2:00 Uhr spannte sich unsere Milchstraße als gut strukturiertes Band bis hinunter zur hellen Schildwolke über das Firmament.

Toll stand NGC 6888 im 36er Okular. Der Sichelnebel (Crescentnebel) mit seinem Sternfeld war ebenfalls ein Highligt dieser Nacht. Auf dem Weg zu Saturn, der nun auch den Weg über meine Büsche gefunden hatte nahm ich noch M 27 in Augenschein. Ein echtes Brett dieser bekannte Nebel - beim Betrachten ging ruck zuck wieder eine viertel Stunde vorbei.

Saturn gab dann auch eine super Vorstelltung. Im Bino stand er als sandgelb-brauner Planet mit seinem Ringsystem sehr ruhig und hoola-hoopte im Zeitlupentempo. Die Cassiniteilung war wunderschön beinahe umlaufend zu betrachten... ich hätts nicht gedacht, dass dieser Abend so hervorragend wird. Es waren zwar nur ein paar Objekte, aber an denen konnte ich mich so richtig austoben und vergrößerungstechnisch Vollgas geben!!! Tongue 

Der 10"er war quasi ausgereizt!!!
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#2
Hallo Uwe,

Jupiter war heute Nacht ein ungewohnter Anblick im Okular.
Das SEB war sehr schwach, eigentlich fehlte es völlig. Die dunkle Struktur an der Südseite vom GRF war sehr deutlich zu sehen.
Die Farbe vom GRF war blasser als sie ich an anderen Beobachtungen in Erinnerung habe. Das kann aber auch an der Beobachtungszeit liegen. In der Dämmerung sehe ich Jupiter farbiger.

Auf jedem Fall war die gestrige Nacht auch für mich sehr interessant und es hat sehr viel Spaß gemacht, das Teleskop mal wieder über den Himmel zu führen.

Viele Grüße
Gerd
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#3
Hallo Uwe!
Mein aufrichtiger Neid! Leider bin ich krank... und kann nicht beobachten!   Angry
Eine Super-Zeichnung hast Du da wieder hingelegt - und das bei 15° Höhe von Jupiter! Glückwunsch dazu!

Heute Nacht hatte ich nur mal einen kurzen, sehnsuchtvollen Blick auf die Milchstraße geworfen, als ich wach wurde...  Undecided
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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Uwe (03.06.2019)
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Uwe (03.06.2019)
#4
Hallo Uwe,
das sind die Nächte, welche wir Sterngucker uns sehnsüchtig wünschen.
Du hast die Chance genutzt - Glückwunsch - und danke für den Bericht

CS
Ralf
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Uwe (03.06.2019)
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Uwe (03.06.2019)
#5
Hallo!
Nachdem meine Mitteilung per Smartphone verloren ging, heute morgen vom PC aus.  Dodgy 


Auf Christopher´s Go Jupiterseite kann man die Entwicklung um den GRF in den letzten Wochen gut verfolgen.
Mir scheint, dass er regelrecht geschrumpft ist in den letzten Wochen.
Anfang April scheint er noch 1/3 größer gewesen zu sein.

[Edit]
Hab mal mit PS nachgemessen: sind etwa 20%, die der GRF an Größe eingebüßt hat in sechs Wochen! Also von Mitte April bis Anfang Juni.
http://astro.christone.net/jupiter/index.htm
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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