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Pitatusstrahl
#1
Hallo zusammen,

Ich möchte auch mal ein wenig die derzeitige Ruhe im Forum unterbrechen. Das momentane fast schon Erstaunliche Hochdruckwetter im November erlaubt uns ja etliche Beobachtungsmöglichkeiten. Ich war die letzten Abende und Nächte mehr Fotografisch unterwegs. Diese Nacht jedoch bot wieder mal die Gelegenheit, das Lichtphänomen des Pitatusstrahls bei Sonnenuntergang auf dem Mond zu beobachten. Er ist sozusagen das Gegenstück zum bekannteren Hesiodusstrahls bei Sonnenaufgang. Ich hatte ihn zuletzt im Juli in der zweiten Nachthälfte nebenher zum Kometen Neowise im 100 mm Bino beobachten können. Jedoch war er nur sehr schwach erkennbar gewesen. Ich hatte damals auch einen BB im Zuge der Kometenbeobachtung geschrieben.

Letzte Nacht bot sich wieder eine Gelegenheit von 01:20 - 3:20 die ich mir nicht entgehen lassen wollte. So stand ich dann kurz vor 02:00 mit dem 350 mm Dobson und Binoansatz am Start. Doch wie soll es auch anders sein zog sich der Himmel schon wieder mit Wolken zu, so dass der Mond nur schemenhaft im Okular zu sehen war. Pitatus und Hesiodus konnte ich zwar ausmachen, aber vom Lichtstrahl keine Spur. Von Süden her klart es auf und ich vertreibe mir ein wenig die Zeit beim offenenSternhaufen M41 südlich von Sirius und bei den Trapezsternen im Herz des Orion. Auch die schwachen E und F Sterne sind gut auszumachen.

Zurück zum Mond. Immer noch ziemliche Waschküche. 3:00 schon, nur noch 20 min. Wenn jetzt die Wolken nicht bald abziehen wirds wohl nix mehr. Doch es kommt Licht ins Dunkel und mehr und mehr wirds klarer im Okular, bis sich schließlich wieder majestätisch die  Mondlandschaft vor dem Okular ausbreitet. Beobachtungsgenuss pur im großen Dobson mit Binoansatz. Sinus Iridum als schöner großer Bogen, Kopernikus wunderbar plastisch mit seinen terrasierten Kraterwällen und brutal hart am Terminator die Kraterlandschaft des südlichen Hochlandes. Allen voran fällt der riesige Krater Clavius auf. Der Kraterboden ist bereits in Dunkelheit getaucht, aber die Kraterränder bzw. Bergspitzen leuchten noch hell, als würden sie darüber schweben. So auch bei vielen anderen Kratern. 

Ach ja Pitatus und Hesiodus. Die beiden weswegen ich ja da nachts rumstehe, statt im warmen Bett zu liegen. Jetzt ist alles klar, im wahrsten Sinne. Und da ist der Pitatusstrahl auch deutlich zu sehen. Der Lichteimer mit hoher Vergrößerung und in Stereo machen es einem leicht. 
Der Lichtstrahl fällt von Richtung des Hesioduskraters aus entlang des in bereits in Dunkelheit getauchten Kraterbodens von Pitatus direkt auf den Zentralberg, dessen Spitze noch von der Sonne angeleuchtet wird. Ein interessanter Anblick. Ein Nadelscharfer feiner Lichtstrahl. Anders als sein Gegenspieler der Hesiodusstrahl, der mehr aufgefächert wirkt und auch oder deswegen auffälliger ist. Doch guten Bedingungen vorausgesetzt wie jetzt zum Glück ist er dennoch gut zu sehen. 
03:30  Der Strahl ist immer noch zu sehen, was mir recht ist, aber er wird bereits aufgrund des Sonnenuntergags dort von außen her kürzer und zeigt sich jetzt auch mehr als feine Lichterpunktkette. Wahrscheinlich bekommen jetzt nur noch die höheren Stellen des Kraterbodens Licht ab und erzeugen dadurch dieses Lichterkettenphänomen, dass sich damit auch dem Ende entgegen neigt.

03:45 Ich neige mich auch dem Ende entgegen und packe zusammen. So hat es sich doch noch gelohnt und die Wolken hatten ein Einsehen. Von Süden zieht es sich wieder erneut zu.

Der Pitatusstrahl: Ein interessantes sehenswertes Lichtphänomen, dass ich fast noch schöner finde als den Hesiodusstrahl. Ich hab  mal eines schöne Zeichnung dieser Szenerie mlt dazu eingestellt, die ich im Internet gefunden hatte. Es gibt anscheinend noch keine Bilder davon. Vielleicht weil es nicht so bekannt ist.


Angehängte Dateien
.jpg   Pitatusstrahl.jpg (Größe: 4,84 KB / Downloads: 70)


Viele Grüße  Philipp 


"Das schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle"    Zitat von Albert Einstein 
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Christoph (11.11.2020), Florian B. (10.11.2020), Herbipollution (12.11.2020), Martin.F (12.11.2020), Ralf (10.11.2020), Spica59 (10.11.2020), Uwe (09.11.2020)
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#2
Hallo Philipp,

ein schöner Bericht - und klasse, dass du dich mitten in der Nacht zur Beobachtung aufgerafft hast! Respekt!!!
Tatsächlich habe ich den Pitatusstrahl auch noch nicht gesehen. Um so schöner, wenn du ausführlich darüber berichtest.

Ich wollte noch auf Mars los, aber dann zog es schon gegen 20:00 Uhr zu. 

Wenn es das nächste mal wieder soweit ist und es zeitlich und wettertechnisch passt, kann ich ja versuchen die Szenerie festzuhalten.

Danke für die Beschreibung nochmal!  Daumen hoch

Weißt du von wem die Zeichnung stammt?
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#3
Hallo Uwe,

hab das damals auf dieser Seite gefunden. Steht unter dem Bild
wer es gezeichnet hat

content://com.sec.android.app.sbrowser/readinglist/0504162654.mhtmldl


Viele Grüße  Philipp 


"Das schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle"    Zitat von Albert Einstein 
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#4
Hallo Philipp,
danke für den Bericht. Ich hatte nie vorher vom Pitatusstrahl gehört, aber nun gibt es wieder ein neues lohnendes Ziel für die Mondbeobachtung.

CS
Ralf
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Uwe (10.11.2020)
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Uwe (10.11.2020)
#5
Hi Philipp,

die Seite (auf die du verweist) funktioniert scheinbar nicht mehr und dein Bildausschnitt gibt den Namen nicht Preis. Auf jeden Fall lohnt sich die Beobachtung dieses relativ seltenen Anblicks.

Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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