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Wieder "E"-mal bei Uwe
#1
BB vom 14.11.2020

Hallo,

die Marssaison neigt sich dem Ende entgegen, doch noch bieten sich Gelegenheiten den roten Planeten zu observieren. Schon länger hatte ich mit Christoph vereinbart, dass wir bei mir auf der Terrasse in "Badisch Sibirien" unter sehr ordentlichen Bedingungen die Nacht unsicher machen.

Vornehmlich wollte Christoph photografisch dem Maintal entfliehen, um zu sehen was FLT 135 und 10" ACF so hergeben.
Nach dem doch beinahe sommerlichen Tag, stand das Equipment ab 18:00 Uhr bereit und konnte sich an die Umgebung anpassen. Es zeigte sich, dass die Bedingungen wirklich brauchbar waren.

Im 10" ACF bot sich schon zu Beginn ein guter Anblick zwischen 200x - 250x und Mars war ja noch stetig nach Oben zum Südhimmel unterwegs.

Auf leisen Sohlen schlich sich dann Christoph mit einem E-Golf auf mein Grundstück. Ja, ja die Mönche sind doch tatsächlich Vorreiter in Sachen Elektromobilität. Darüber hinaus legt die Abtei seit vielen Jahren Wert auf Nachhaltigkeit - haben sie im Kloster doch Bio-Strom.

"Ich brauch´ne Steckdose", war nach der Begrüßung dann gleich der erste Satz und ich antwortete: "Ja klar, auf der Terrasse liegt schon der Mehrfachstecker für dein Laptop bereit!". Ich musste sofort an die Nacht bei Bernhard denken, als Christophs "Apfel" mit Akkuproblemen eine Mütze benötigte...

"Nein, nicht für´s Laptop, für´s Auto!", fuhr (in der Sprache kann man ja auch ohne Elektrizität fahren) er fort (beim Gedanken ans Fortfahren hatte er jedoch, ob der geringen Ladeleistung des E-Golfs, allerdings Bauchweh).

"Achso!", entgegnete ich, "dann darfst du meinen 6,5 KW Solarstromspeicher leerziehen!" Über den Tag war er ja von unserem Muttergestirn gut gefüllt worden. "Öko" soll ja auch "Öko" bekommen und nicht den Saft aus der Kernkraft Wink

Danach ging´s dann auf der Terrasse zur Sache. Nach ersten Eindrücken von Mars im Zoom-Oku, das wir gut bis 300x ausreizten, wurde die Kamera eingesteckt und die erste Bildserie gestartet.

Nach einem abendlichen Snack im Wohnzimmer legten wir eine weitere Serie nach. Mars stand nun schön hoch und auch die Luft war wieder besser geworden. Über uns spannte sich strukturiert die Milchstraße und nebenbei warf ich den ein oder anderen Blick im Übersichtsokular am 8" Dobson auf Galaxien rund um Pegasus. Die Durchsicht war sehr gut und M31 zeigte seine Staubbänder. Christoph drehte an den Reglern und bearbeitete das Laptop - er war quasi auf dem Gartenstuhl "gefesselt".

   

Nun wurde umgebaut. Der FLT nahm auf der SXD2 platz und wurde auf das Zielobjekt gesteuert. So ein direkter Vergleich ist auf alle Fälle immer interessant. Im 10"er erscheint Mars natürlich aufgehellt und in den Farben und Kontrasten nicht ganz so knackig, die größere Öffnung mit mehr Brennweite zeigt jedoch ein schönes großes Planetenscheibchen mit feinen Einzelheiten. Christoph kann vielleicht noch etwas zur "Farbtönung" am ACF erklären - dies merkt er bei den Aufnahmeserien im grünen Kanal.

Dann wollte der Fluoritdreilinser unbedingt "losgelassen" werden. Wir steigerten die Vergrößerung von 6mm (180x) über 4mm (270x) zum 3,5mm Nagler (310x) ... und wir wollten noch mehr, denn das Bild war fantastisch. Tolle Feinheiten um die Polkappe und zarte Grauabstufungen zwischen den Dunkelregionen überzeugten uns. Die Planetenscheibe zeigte eine tolle orange-rote Färbung (viel kräftiger als im ACF), und blickweise blieb mir einfach die Spucke weg.
Was tun? "Komm wir stecken mal die Barlow rein und schauen, was wir ausreizen können!", meinte Christoph. Mit dem 6mm Ortho schossen wir über das Ziel hinaus, konnten dann aber mit 7mm und .... ja irgendwo Richtung 3fach... landeten wir bei einer Vergrößerung von geschätzten 350x (plus?). Der Apo war der Knaller!

Als Planetengerät ist und bleibt er unschlagbar.

   

Und dann gings ans Aufnehmen! Leider hatte Christoph seine Verlängerungshülse nicht dabei und wir mussten über den Zenitspiegel die Kamera anschließen. Dabei wurde sie so weit wie möglich herausgezogen, so dass wir etwa auf 4000mm Brennweite kamen. Am ACF lagen wir bei etwa 5000mm.

   

Wir waren echt begeistert und die Zeit schritt fort. Nach der Serie wurde noch einmal umgebaut - nicht dass vielleicht das bessere, spätere Seeing den Unterschied ausmachen sollte. Gefühlt brachten dann die Fotos mit dem SC keine Steigerung mehr und die Luft war gefühlt auch nicht noch ruhiger geworden.

Ein Absacker sollte dann aber doch noch angesehen werden. NGC 891 war der Kandidat - Mit Staubband natürlich. Am Besten im 22mm Nagler. Es war nun gegen 23:30 Uhr und der Orion lachte hinter meinem Haselnussstrauch hervor. Den nahmen wir noch mit. Die "E"-Komponente wurde nicht durch den "Asti" (vom Busch) verhindert.

Apropos "E"-Komponente: Wir haben dann noch dem E-Wägelchen den Stecker gezogen. Die abgesaugte Strompackung hat Christoph sicher nach Hause gebracht!

Bevor ich die Terrasse räumte warf ich nochmals einen letzten Blick zum Nebel im Himmelsjäger. Die zwei, drei Grad, die er nun höher stand, reichten aus, dass mich die E- und F-Sternchen förmlich ansprangen - einfach klasse. Die gewaltige Sternentstehungswolke gab sich dermaßen strukturiert und plastisch, dass ich mich schon auf die winterlichen Nächte freue, in denen man sich länger diesem Objekt widmen kann. Für heute war dann aber Schluss.

Ja, die Beobachtungsnacht hat sich wieder gelohnt und Christoph träumt bestimmt jetzt noch von den Voraussetzungen, die ich hier bei uns habe.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#2
Hallo Uwe!
Danke, dass ich aus Deinem heimischen E-Netz noch einige kWh laden konnte! Da war die Heimfahrt doch völlig entspannt.  Smile

Wäre auch zu unschön gewesen, nach dem tollen Abend bei Dir noch auf der Strecke zu bleiben.
Für das leibliche Wohl war wieder bestens gesorgt, inklusive Kuscheldecke, als der eiskalte Großrinderfelder Fallwind einsetzte, um dem Seeing noch das Tüpfelchen des besten aufzusetzen!
Ich kann nur mit Neid auf die Höhen des Gaus blicken, was die Luftruhe dort angeht! Dodgy 
Aber deshalb kam ich ja auch angefahren!

Die höchste Vergrößerung am FLT würde ich mal zu 370x berechnen (Faktor 2,4 für Barlow, da wir eine 40 mm Hülse weniger hatten am Okular, wie bei der Kamerabenutzung). In der Zeit, wo ich durchblicken durfte Big Grin , war das Bild von Mars derart genial, ruhig, ausgewogen und scharf im Bildfeld gestanden, dass es die beste visuelle Beobachtung dieser Marssaison war.
Mission erfüllt für den Abend! Daumen hoch 


Der ACF bot mir visuell weniger als der FLT-APO. Allerdings tat die Lichtfülle der Kamera eher gut.
Von den Brennweiten ergab ein Nachmessen folgendes:
- beim FLT-APO waren es effektiv 3450 mm
- beim ACF kamen wir auf effektiv 5500 mm

Und nun die schnellst entwickelten Bilder, wo ich hoffe, noch besseres für Uwe und Ralf´s PR-Abteilung liefern zu können (hab sie mal auf 150% gelassen, können noch ein wenig verkleinert werden):

FLT @ 3450 mm, 3 min mit ca. 35.000 Bilder, Verwendungsrate von 40%, gestackt und geschärft mit Wavelet im AstroSurfaceOmega-Programm:

   

Und ACF @ 5500 mm, ganz ähnlich: 3 min mit ca. 32.000 Bilder, Verwendungsrate von 40%, gestackt und geschärft mit Wavelet im AstroSurfaceOmega-Programm:

   
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#3
Hallo Christoph,

die Aufnahmen sind doch wirklich sehr ordentlich geworden - und dann so eine schnelle Bearbeitung. Mein Respekt. Die Bilder bestätigen schön den visuellen Eindruck. Mit dem Apo hat man den besseren Kontrast und das ästhetische Gesamtbild ist einfach spitze.
Der ACF punktet in Sachen Auflösung, bringt viel Licht ins Spiel und der Planet wirkt etwas weicher.

Herzlichen Dank für die Ergebnisse. Es war wirklich wieder ein wunderbarer Abend unter dem Sternenhimmel.

Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#4
Hallo Uwe und Christoph, da hattet ihr ja wirklich einen tollen Abend mit schönen Eindrücken und mehreren schönen Bildergebnissen  Daumen hoch
Mit einem Ölgefügten Fluoritrefraktor ist das bestimmt ein tolles Erlebnis... Big Grin

Die Luft ist heute um 100 Prozent schlechter als gestern, das Wetter schwenkt um!

Viele Grüße und Glückwunsch zu dem Bildergebnis!

Michael
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