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StellarVue SVX127D
#1
Vielleicht habt Ihr auch schon mal von StellarVue gehört, die in USA/Auburn Ihren Sitz haben? Jedenfalls lese ich auf cloudy nights mit und bin auf das Sondermodell StellarVue SVX127D gestoßen. Hier der Link zum Hersteller: https://www.stellarvue.com/stellarvue-do...o-svx127d/
Hier in Deutschland ist schon länger der TS-Apo bekannt, der mit sehr ähnlichen Werten daherkommt:
Dieses Gerät hat ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis und auch hier im Forum nutzen es einige User. Bekannt ist es dafür, dass es auf das blaue Spektrum hin optimiert wurde und „Rot“ fällt etwas aus dem Tiefenschärfenbereich. Gehypt werden die Glassorten S-FPL53 und Lanthan, wobei hier nicht klar ist um welches Lanthan es sich handelt. Der 2,5“ Auszug macht seine Sache ordentlich und die Leichtbauschellen sind jedenfalls gefräst und keine billigen Gussschellen.
Der StellarVue SVX127D kostet mehr als zwei dieser TS Geräte und augenscheinlich ist der Tubus identisch, auch wenn das Logo auf der Taukappe natürlich anders lackiert wurde. Mechanisch wurde dem StellarVue ein 3“ Auszug spendiert mit satten 115mm Fokusbereich und sehr massiven Rohrschellen. Der Auszug kommt mit einem zusätzlichen Innengewinde M68x1 daher, was es es ermöglicht direkt Baader/Zeisss Zubehör anzubringen – wirklich praktisch.
   
Das erklärt natürlich nicht mein Interesse an dem Gerät, sondern die Kombination FCD100 mit einem unbekannten Lanthan Element, 2mm mehr Öffnung, 1016mm Brennweite statt 975mm und insbesondere dem Versprechen die Optik mit mind. 0,99 Strehlwert auszuliefern. Bei jedem Gerät!
   
 Ist die Entwicklung nun soweit fortgeschritten, dachte ich mir? Es gab auch in den Foren Zweifel und Häme darüber und es gibt auch heute noch anhaltende Diskussionen darüber auf cloudy nights, so dass kürzlich sogar der Firmeninhaber sich genötigt sah, dort zu posten. Auch wir hatten schon 0,99er AOM Optiken hergestellt, aber es sind Ausnahmen und nicht die Regel. Bei dem Wert braucht es schon etwas Glück dahin zu kommen und ein Versprechen jede Optik mit diesem Wert auszuliefern, können wir nicht geben. Das StellarVue dies öffentlich verspricht, ist schon eine Ansage.
Also habe ich einen Tubus im Juli 2021 bestellt und wurde nun im Februar beliefert.
   
Vor der Bestellung habe ich angefragt, in welcher Wellenlänge geprüft wird. Die Antwort ist 633nm. Ich selber prüfe bei 532nm, was es rein von der Wellenlänge her schwieriger macht die 0,99 zu erreichen und deswegen auch nicht vergleichbar ist. Der Unterschied rein von der Wellenlänge geht mit fast einem Strehlpunkt einher. Das ist schon beruhigend zu wissen, dass es also keine Zauberei ist, aber dennoch auch bei 633nm ein sehr hoher Wert . In dem Fall müssen die Aberrationen von Astigmatismus und Koma sehr klein sein, wovon alle Wellenlängen profitieren. Auf meine Frage, wie das Design auf andere Wellenlängen hin berechnet wurde hielt man sich bedeckt, außer mit allgemeinen Infos über Apo usw. und dass es keine Rolle spielt. Die eigentlich spannende Frage ist hier das Design, welches beim TS sicher besser sein könnte. Auf der optischen Bank zeigt sich beim TS kein definierter Fokus trotz der durchaus in der Preisklasse guten Korrektur. Es fehlt eben das „Einschnappen“ in einen definierten Fokus, der hier nicht so genau definiert ist. Das ist schon dem Design zu entnehmen, was TS liefert und bei StellarVue gibt man dazu nichts bekannt. Vermutlich ist das so wie Star War´s. Da darf man einfach nicht zu viel über die Macht erklären. Das hat man in manchen Episoden gemacht und damit Fans verkrault.
 Aber wozu hat man denn die optische Bank? Der StellarVue SVX127D kam TipTop verpackt bei mir an und beiliegend das Prüfprotokoll mit dem magischen Wert von 0,991! Versprechen eingehalten.
   
 Zunächst das Gerät ausgepackt und auf die Bank gelegt. Der Auszug hat zwei Verlängerungshülsen, die abgeschraubt werden können, so man eine Gurtzange im Hause hat. Der Übergang der Endkappe ist ja wie beschrieben für den 2,5“ Auszug ausgelegt und der verwendete größere 3“ Auszug brauchte eine mechanische Aufweitung im Anschluss. Eine Drehsicherung mittels sichtbarer Madenschrauben ist nicht unbedingt feinste Mechanik. Warum hat man nicht gleich eine neue Endkappe gefertigt? Die Drehspuren und die andere Schwarzfärbung der von StellarVue gefertigten Teile unterscheiden sich von dem extrem glatten und tiefschwarz glanzeloxierten Alu des Tubuslieferanten.
Ist also nicht ganz aus einem Guss, jedoch macht das Messingschild mit Namen und Nummer etwas her, was gewissermaßen einen „Westernlook“ erzeugt.
   
Mich hat gestört, dass der Übergang mit glänzendem Eloxat auf der Stirnseite innerhalb des Auszugs als reflektierende Fläche zu sehen war. Deswegen habe ich eine Blende aus mattem POM gedreht und eingesetzt.
 Der erste Blick auf den künstlichen Stern ließ einen Beugungsring in Erscheinung treten, der an der Stelle seinen Platz hat, wo ich den vierten Beugungsring vermuten würde. Ich dachte zunächst an einen Reflex der eloxierten Fläche, die ich am nächsten Tag durch die neue Blende ausschließen konnte. In Ruhe am nächsten Tag und voll austemperierten Gerät bei hoher Vergrößerung konnte ich die Ursache als Folge von Ringzonen erklären. Es ist eben ein Phänomen, dass sich solche Ringzonen als aufgehellter Beugungsring in etwas Abstand zum ersten Beugungsring zeigt. Ob das unter Nachthimmelbedingungen sichbar ist, ist eine andere Frage. Auf der optischen Bank ist es eben zu sehen und für mich ungewöhnlich. Die Ursache könnte darin liegen dass mit kleinen Werkzeugen versucht wurde den Strehlwert zu erhöhen, wobei dann eben solche Zonen als Nebenwirkung entstehen können. Ansonsten ist die Farbkorrektur hoch und besser als selbst viele Triplets, die ich auf der optischen Bank hatte. Der künstliche Stern wirkt warmweiß im Fokus und hat vergleichsweiße geringe Farbspiele intra/ extrafokal. Der erste Beugungsring zeigt sich klar mit leichten Helligkeitsunterschieden. Ingesamt ist das Kernbild sehr definiert und intra/extra sind die Enflüsse von Koma und Astigmatismus sehr gering. Im doppelten Durchgang bei 2,4mm Okularbrennweite ( Vixen HR Okulare ) = 423x bzw. durch den doppelten Durchgang praktisch über 800x können auch geringste Abweichungen gesehen werden, die Nachts vermutlich unsichtbar bleiben. Diese Optik hat einen eindeutigen Fokus und das gewünschte „Einschnappen“, fokussieren ist hier leicht. Der Eindruck durch Intra/Extra Fokussieren deutete insgesamt auf leichte Überkorrektur hin. Das wurde durch Ronchitest mit R/G/B Filtern bestätigt. Blau und Grün sind etwas überkorrigiert und Rot erscheint perfekt korrigiert. Das macht natürlich Sinn, wenn mittels Interferometer bei 633nm geprüft und nachfolgend daraufhin optimiert wird.
Gebe es ein „Wünsch Dir Was“, so würde das System vermutlich profitieren, wenn das Maximum auf Grün gelegt worden wäre und natürlich, wenn keine Ringzonen sichtbar wären. Anderseits ist meine Messungen mit einem Strehlwert von 0,976 bis 0,978 bei 532nm dennoch überdurchschnittlich hoch. Ein gewisser Messfehler ist einzukalkulieren und die Zygo Messung ist bestimmt genauer.
   
   
   
 Würde das I-Gramm in der Farbausgabe auf 633nm Wellenlänge umgerechnet werden, so käme bereits 0,984 heraus. Da das Design auf Rot optimiert wurde, ist die sphärische Korrektur dort am Besten und folglich schafft es der Strehlwert über die 0,99 bei 633nm. Ich bin gewissermaßen überrascht, dass der Abzug bei 532nm nicht größer ausfällt. Beim Durchwechseln der R/G/B Filter konnte kein Bedarf an Nachfokussieren festgestellt werden. Ein Farblängsfehler ist selbst mit 2,4mm Okularen visuell nicht erkennbar. Das „first light“ am Mond zeigte eine visuell farbfreie und sehr kontrastreiche Abbildung. Rigel erschien weiß und Rigel „B“ ist ein leichtes Objekt. Ingesamt ist die Steigerung zum oben genannten TS Gerät sicherlich erkennbar für den anspruchsvollen Amateur. Dahin zu kommen macht eben Arbeit und deswegen ist der Preisaufschlag nachvollziehbar.
 Auf der anderen Seite macht das Erreichen von 0,99 Strehlwert bei 633nm für sich genommen noch keine Referenz Optik daraus. So müssen sich andere anspruchsvolle Hersteller keine Sorgen machen, nicht mehr mithalten zu können. Dennoch liegt das gezeigte optische Ergebnis spürbar über dem Durchschnitt was ich bisher an Fabrikaten gesehen habe und hebt es damit aus der Masse heraus.


CS
Ralf
Folgenden 6 Usern gefällt Ralf's Beitrag:
Andreas Paul (20.02.2022), Andreas-TAL (23.02.2022), Christoph (21.02.2022), Florian B. (22.02.2022), Michael (20.02.2022), Uwe (21.02.2022)
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#2
Hallo Ralf,

ein schönes Teleskop, wie es scheint. Es ist schon anerkennenswert, wenn die angekündigten Qualitäten auch in der Praxis erreicht werden. Hier haben die Entwickler gute Arbeit geleistet und die Ausfertigung scheint soweit die angestrebten Ziele zu erreichen.

Für den moderaten Preis erhält man eine tolle Optik und auch die mechanische Ausführung ist, wie du schreibst auf hohem Niveau.

Wie schwierig es ist, in diesem High-End-Bereich ohne größere Streuung zu produzieren, ist gut nachvollziehbar. Interessant wäre nun der direkte Vergleich mit dem 135/1080 FLT am Himmel. 

Danke für den ausführlichen Bericht und die Prüfung auf "Herz und Nieren". Überprüfungen auf der optischen Bank bei verschiedenen Prüfern haben wir ja nun schon mehrfach auch selbst "erlebt" und wissen wie spannend solch eine Auswertung ist. Klasse, dass du mittlerweile selbst einen so aussagekräftigen Prüfstand zu Hause im Keller hast.

Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#3
Hallo Uwe,
Ja, ich habe versucht das Gute zu nennen, allerdings auch an verschiedenen Stellen Kritik geübt.

Von der optischen Bank her kann ich jetzt schon den Unterschied nennen, die praktische Beobachtung bezieht dann noch Seeing, Temperaturanpassung und eben die Auswirkungen auf das menschliche Auge mit ein.

SVX 127D :
Von der Sternabbildung aus der LED Leuchtquelle her erscheint das Kernbild warmweiß, der erste Beugungsring hat mäßige Intensität,
über ca. 2 schwache und kaum wahrnehmbare Beugungsringe im Wechsel mit dunklerem Hintergrund dann der hellere vierte Beugungsring. In Summe erscheint dieser Bereich wie etwas "abgehoben" vor dem restlichen dunklen Umfeld.

FLT 135:
Von der Sternabbildung aus der LED Leuchtquelle her erscheint das Kernbild kaltweiß und richtig agrressiv in der Helligkeit, der erste Beugungsring ist extrem lichtschwach und danach ist es praktisch dunkel. Das sehr geringe Streulicht außerhalb des ersten Beugungsrings erzeugt den höchsten Kontrast, den ich bisher gesehen habe.

Als weiteres Beispiel CF 90 Triplet Luftspaltapo mit 0,98 Strehl bei grün:
Ruhiges Kernbild, dann erster Beugungsring noch mit mittlerer Intensität, zweiter Beugungsring zeigt sich abgeschwächter, aber noch mit erhöhter Intensität. Die hell, dunkel Bereiche zwischen den Beugungsringen sind "weicher" in Ihrer Wirkung.

Interssant bei allen drei Optiken ist, dass auf den grafischen PSF Darstellungen der Protokolle diese praktisch gleich aussehen. Als gedruckte Darstellung lässt sich nicht die Wirkung der visuellen Darstellung in Kontrast und Farbe darstellen. Dagegen wird die Figur oder eben Aberrationen sehr genau dem visuellen Eindruck dargestellt. Also Komafigur, Dreiwelligkeit, Astigmatismus usw. erscheint auf der PSF genauso wie mit dem Auge!
Die visuelle Wirkung und die doch deutlichen Unterschiede  sind im Vergleich der Teleskope am künstlichen Stern sicher zu erkennen. Bei sehr gutem Seeing ist das aus meiner Erfahrung auch am realen Stern so, aber eben nur im direkten Vergleich auszumachen.
Selbst 0,99 Strehl in einer Wellenlänge ist eben nur eine Teilaussage. Am scharfen Stern fließen dann praktisch alle Einflüsse aufs Auge ein, zu denen auch die Farbkorrektur, Glätte der Oberfläche, Figur und durchaus auch die Transmission/Vergütung gehört. Das ergibt letztlich das finale Seherlebnis!

CS
Ralf
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