17.09.2014, 22:05
Hallo Miteinander!
Es gibt etwas Neues von der (TAL) Klevtsov Front zu vermelden.
Von Yuri A. Klevtsov wusste ich, dass er seit mehr als zweieinhalb Jahren an einer umfassenden Monografie zum Klevtsov System arbeitet.
Das hat seine Gründe darin, dass das Klevtsov Design mittlerweile nicht mehr patentgeschützt ist (es gab ein nationales, russisches Patent darauf), dass es innerrussische Plagiatsvorwürfe an Yuri A. Klevtsov gab und das es keine russische Fertigung von Klevtsov Teleskopen (als Serienmodell) mehr gibt.
Das Buch ist also eine Synthese aus (1) Darstellung des Entwicklungsprozesses, (2) Nachweis der Eigenständigkeit der Entwicklung, (3) vollständiger Veröffentlichung der Designparameter (NPZ hielt bisher wesentliche Daten unter Verschluss) und (4) Plattform für die Leistungsfähigkeit des Designs.
Yuri schrieb mir, dass ich bis zur Veröffentlichung keine Informationen über sein Vorhaben publizieren soll, woran ich mich natürlich hielt. Im Gegenzug bat ich Yuri, ob er mir ein Exemplar seines Buches zukommen lassen könnte, selbst wenn es ausschließlich auf Russisch erscheint.
Exkurs 1: Yuri weiß, dass ich kein Russisch kann und ich mir halt mit Übersetzungsprogrammen einigermaßen passabel behelfe - im Gegenzug spricht Yuri nun auch kein Englisch. Unsere Dialoge sind manchmal sehr ... hmm ... "schräg" ist wohl das passendste Wort dafür. Aber wir verstehen uns schon irgendwie, meistens.
Im März 2014 hat mir Yuri dann geschrieben, dass sein Buch kurz vor der Fertigstellung steht und ja, er freue sich, dass ich ein Exemplar haben wolle und das könnte gehen. Über einen Mittelsmann in Novosibirsk würde er versuchen das Ganze in die Wege zu leiten und abzuwickeln.
Wow, große Freude meinerseits.
Und dann kam es wie es immer kommt: Verzögerungen, Probleme bei der Drucklegung, viele Fehler durch die komplexe Buchstruktur (Darstellung der Formeln, der Grafiken, Fehler bei der Datenübertragung der ganzen Tabellenwerte). Als ich dann auch noch die Gesamtauflage in Erfahrung brachte sank meine Hoffnung vollends in den Keller. Grund: Die gesamte Auflage des Buches umfasst nur 200 Exemplare! (Au weia ... )
Als Herausgeber fungiert die altehrwürdige Russische Akademie der Wissenschaften (Rossijskaja Akademija Nauk; gegründet 1724).
Wie sollte ich an ein solches Buch kommen? So eine Veröffentlichung zieht ja letztlich als Belegexemplar in Universitäten, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen ein und kann nicht einfach so im nächsten Buchladen (und sei's auch der nächste Buchladen in Russland) bestellt werden.
Ohne die Hilfe von Yuri wäre ich wohl auf hoffnungslosen Posten gestanden. Aber Yuri vermittelte ein paar Kontakte und zog wohl hier und da ein paar Strippen und tatsächlich konnten mir dann drei dieser Bücher "organisiert" werden.
Gut verpackt machten sich die Bücher dann Anfang August auf den Weg von Novosibirsk zu mir. Mit den Scancodes war es zwar ein leichtes die Sendung an den Schaltstellen zu verfolgen (die russische Post hat auch ein Tracking-System für ihre Sendungen und internationale Sendungen bekommen einen Scancode mit dem auch andere Postanbieter, z.B. DHL scannen können). Aber nach jeder Schaltstelle war mindestens 5-7 Tage "Scanpause", halt immer wenn das Paket per Lastwagen oder Zug unterwegs war und das war ganz schön nervenaufreibend. Nach Murphys Gesetz geht ja gerade bei so einer Sendung garantiert was schief. Aber: Murphy hatte Unrecht, alles lief glatt und die Bücher kamen unversehrt an!
Yeah!
Jetzt bin ich glücklicher Besitzer einer zerknüllten russischen Zeitung, einer stylischen, silbernen Plastiktasche von NPZ/Schwabe/TAL und dreier Bücher von Yuri A. Klevtsov mit dem Titel "NEUE TELESKOPSERIEN ( vielleicht besser mit "Teleskopdesigns für Serienherstellung") UND ZUBEHÖR" zu übersetzen. Umfang 312 Seiten, Format 175 x 248 mm, gebundene Ausgabe.
Exkurs 2: Insgesamt war das ganze Projekt nicht so einfach, weil dummerweise die ganze Sache mitten in der Ukrainekrise abgewickelt wurde und NPZ/Schwabe dabei auch mitmischte. Viele Mails gingen hin und her und das allgemeine Misstrauen gegenüber einem Europäer stieg. Außerdem: Bekomm' mal von einem russischen Rüstungskonzern, dessen Muttergesellschaft ROSTEC mit Teilen des Aufsichtsrats auf der Sanktionsliste der EU steht, ein Paket. Ist ja nichts Illegales drin, aber wehe wenn man erst mal in den Mühlen der Bürokratie drinsteckt. Aber siehe da, der Zoll winkte das völlig problemlos durch.
Ich stelle hier ein paar Bilder ein und versuche mal einen Eindruck von dem Buch zu vermitteln. Insgesamt macht die Monographie einen sehr umfassenden Eindruck und Yuri hat viel Mühe darauf verwandt alles und jedes mit Formeln, Herleitungen, Nachweisen oder Tests zu belegen und zu dokumentieren.
Hier das Paket in Gänze. Wow, das sind mal Briefmarken.
Eine Zeitung entsteht und die Bücher tauchen auf.
Noch ein Souvenir - die original TAL Plastiktasche.
Die Bücher sind da.
Eine typische Buchseite, hier Optikradien und der korrespondierende Farbfehler bei verschiedenen Wellenlängen.
Farbige Spotdiagramme, hier für eine Variante eines TAL-250K mit Spots jenseits der Achse.
Interferometriedaten und Point Spread Funktion.
Bilder aus der Entwicklungsarbeit, hier wohl ein zerlegtes SC.
Beschreibung des 300mm Klevtsov Prototypen von Yuri A. Klevtsov. Es blieb der Einzige ...
Der nächste Schritt wird jetzt sein wichtige oder interessanten Seiten einer Übersetzung zuzuführen. Bin mal gespannt wie da die Ergebnisse sein werden.
Ach ja, eines noch am Rande, was mich aber richtig freut. In einem der Bücher fand ich einen kleinen Gruß und eine kleine Widmung von Yuri A. Klevtsov an mich. Ich kann zwar kein Russisch, aber es wird schon was freundliches sein.
Andreas (mit dem TAL und dem Buch)
Es gibt etwas Neues von der (TAL) Klevtsov Front zu vermelden.
Von Yuri A. Klevtsov wusste ich, dass er seit mehr als zweieinhalb Jahren an einer umfassenden Monografie zum Klevtsov System arbeitet.
Das hat seine Gründe darin, dass das Klevtsov Design mittlerweile nicht mehr patentgeschützt ist (es gab ein nationales, russisches Patent darauf), dass es innerrussische Plagiatsvorwürfe an Yuri A. Klevtsov gab und das es keine russische Fertigung von Klevtsov Teleskopen (als Serienmodell) mehr gibt.
Das Buch ist also eine Synthese aus (1) Darstellung des Entwicklungsprozesses, (2) Nachweis der Eigenständigkeit der Entwicklung, (3) vollständiger Veröffentlichung der Designparameter (NPZ hielt bisher wesentliche Daten unter Verschluss) und (4) Plattform für die Leistungsfähigkeit des Designs.
Yuri schrieb mir, dass ich bis zur Veröffentlichung keine Informationen über sein Vorhaben publizieren soll, woran ich mich natürlich hielt. Im Gegenzug bat ich Yuri, ob er mir ein Exemplar seines Buches zukommen lassen könnte, selbst wenn es ausschließlich auf Russisch erscheint.
Exkurs 1: Yuri weiß, dass ich kein Russisch kann und ich mir halt mit Übersetzungsprogrammen einigermaßen passabel behelfe - im Gegenzug spricht Yuri nun auch kein Englisch. Unsere Dialoge sind manchmal sehr ... hmm ... "schräg" ist wohl das passendste Wort dafür. Aber wir verstehen uns schon irgendwie, meistens.
Im März 2014 hat mir Yuri dann geschrieben, dass sein Buch kurz vor der Fertigstellung steht und ja, er freue sich, dass ich ein Exemplar haben wolle und das könnte gehen. Über einen Mittelsmann in Novosibirsk würde er versuchen das Ganze in die Wege zu leiten und abzuwickeln.
Wow, große Freude meinerseits.
Und dann kam es wie es immer kommt: Verzögerungen, Probleme bei der Drucklegung, viele Fehler durch die komplexe Buchstruktur (Darstellung der Formeln, der Grafiken, Fehler bei der Datenübertragung der ganzen Tabellenwerte). Als ich dann auch noch die Gesamtauflage in Erfahrung brachte sank meine Hoffnung vollends in den Keller. Grund: Die gesamte Auflage des Buches umfasst nur 200 Exemplare! (Au weia ... )
Als Herausgeber fungiert die altehrwürdige Russische Akademie der Wissenschaften (Rossijskaja Akademija Nauk; gegründet 1724).
Wie sollte ich an ein solches Buch kommen? So eine Veröffentlichung zieht ja letztlich als Belegexemplar in Universitäten, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen ein und kann nicht einfach so im nächsten Buchladen (und sei's auch der nächste Buchladen in Russland) bestellt werden.
Ohne die Hilfe von Yuri wäre ich wohl auf hoffnungslosen Posten gestanden. Aber Yuri vermittelte ein paar Kontakte und zog wohl hier und da ein paar Strippen und tatsächlich konnten mir dann drei dieser Bücher "organisiert" werden.
Gut verpackt machten sich die Bücher dann Anfang August auf den Weg von Novosibirsk zu mir. Mit den Scancodes war es zwar ein leichtes die Sendung an den Schaltstellen zu verfolgen (die russische Post hat auch ein Tracking-System für ihre Sendungen und internationale Sendungen bekommen einen Scancode mit dem auch andere Postanbieter, z.B. DHL scannen können). Aber nach jeder Schaltstelle war mindestens 5-7 Tage "Scanpause", halt immer wenn das Paket per Lastwagen oder Zug unterwegs war und das war ganz schön nervenaufreibend. Nach Murphys Gesetz geht ja gerade bei so einer Sendung garantiert was schief. Aber: Murphy hatte Unrecht, alles lief glatt und die Bücher kamen unversehrt an!
Yeah!
Jetzt bin ich glücklicher Besitzer einer zerknüllten russischen Zeitung, einer stylischen, silbernen Plastiktasche von NPZ/Schwabe/TAL und dreier Bücher von Yuri A. Klevtsov mit dem Titel "NEUE TELESKOPSERIEN ( vielleicht besser mit "Teleskopdesigns für Serienherstellung") UND ZUBEHÖR" zu übersetzen. Umfang 312 Seiten, Format 175 x 248 mm, gebundene Ausgabe.
Exkurs 2: Insgesamt war das ganze Projekt nicht so einfach, weil dummerweise die ganze Sache mitten in der Ukrainekrise abgewickelt wurde und NPZ/Schwabe dabei auch mitmischte. Viele Mails gingen hin und her und das allgemeine Misstrauen gegenüber einem Europäer stieg. Außerdem: Bekomm' mal von einem russischen Rüstungskonzern, dessen Muttergesellschaft ROSTEC mit Teilen des Aufsichtsrats auf der Sanktionsliste der EU steht, ein Paket. Ist ja nichts Illegales drin, aber wehe wenn man erst mal in den Mühlen der Bürokratie drinsteckt. Aber siehe da, der Zoll winkte das völlig problemlos durch.
Ich stelle hier ein paar Bilder ein und versuche mal einen Eindruck von dem Buch zu vermitteln. Insgesamt macht die Monographie einen sehr umfassenden Eindruck und Yuri hat viel Mühe darauf verwandt alles und jedes mit Formeln, Herleitungen, Nachweisen oder Tests zu belegen und zu dokumentieren.
Hier das Paket in Gänze. Wow, das sind mal Briefmarken.
Eine Zeitung entsteht und die Bücher tauchen auf.
Noch ein Souvenir - die original TAL Plastiktasche.
Die Bücher sind da.
Eine typische Buchseite, hier Optikradien und der korrespondierende Farbfehler bei verschiedenen Wellenlängen.
Farbige Spotdiagramme, hier für eine Variante eines TAL-250K mit Spots jenseits der Achse.
Interferometriedaten und Point Spread Funktion.
Bilder aus der Entwicklungsarbeit, hier wohl ein zerlegtes SC.
Beschreibung des 300mm Klevtsov Prototypen von Yuri A. Klevtsov. Es blieb der Einzige ...
Der nächste Schritt wird jetzt sein wichtige oder interessanten Seiten einer Übersetzung zuzuführen. Bin mal gespannt wie da die Ergebnisse sein werden.
Ach ja, eines noch am Rande, was mich aber richtig freut. In einem der Bücher fand ich einen kleinen Gruß und eine kleine Widmung von Yuri A. Klevtsov an mich. Ich kann zwar kein Russisch, aber es wird schon was freundliches sein.
Andreas (mit dem TAL und dem Buch)
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
(Mascha Kaléko)
Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
(Mascha Kaléko)