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TAL 250K - Kompendium
#78
Ich setze hier mal die Reihe fort, da ich im Netz auf einen Artikel gestoßen bin, der die Entwicklung der TAL-Teleskope aus Binnensicht darstellt. Geschrieben wurde der Artikel von L.Parko, zu dem ich per Mail hin und wieder auch Kontakt hatte und der als Ingenieur bei TAL arbeitete.
Nachdem die Geschichte des Teleskopbaus in Novosibirsk letztlich im TAL-250K endete und alles nachfolgende (die APO-Refraktoren) nur noch Einzelanfertigungen waren, macht es durchaus Sinn diese Geschichte hier (im TAL-250K Thread) einzufügen. Außerdem ist es irgendwie ein zeitgeschichtliches Dokument und zeigt vor allem auch die Innenansicht einer russischen Teleskopbaufirma und deren Umfeld. Und da ist einiges anders als man hier "gewöhnt" ist. Schon allein deswegen ist der Artikel interessant und entführt einen tatsächlich stellenweise in eine ziemlich "fremde Welt" und ein "fremdes Denken".

Viel Spaß beim Lesen.
Der Artikel ist im Original natürlich Russisch und wurde mit dem "DeepL" Übersetzungsprogramm ins Deutsche übertragen. Das ist übrigen ein hervorragendes Programm - weit besser als "Google Translate". Anschließend habe ich in den Text stellenweise nochmal eingegriffen und diesen sprachlich geglättet.

Die Anmerkungen im Text sind komplett vor mir und sowohl farblich abgesetzt, wie auch in einer anderen Schriftgröße. Dann kann man diese gut vom Text trennen.

************(Beginn des Artikels)*************

Die Geschichte des Teleskopbaus im Novosibirsker Instrumentenbauwerk
von L.V. Parko
 
Die Geschichte des Teleskopbaus im Novosibirsker Instrumentenbauwerk geht auf das Jahr 1973 zurück, als der beliebte Wissenschaftsjounalist, Moderator und Filmemacher L.L. Sikoruk vorschlug, die Produktion von Teleskopen im Werk in Novosibirsk zu organisieren.
 
L.L. Sikoruk war so etwas wie der„russische Ranga Yogeshwar“ in der vorletzten Generation.
Informationen zu L.L. Sikoruk, siehe hier: http://www.sidewalkastronomers.us/id390.html
 
Im Werk wurde dieser Vorschlag mit wenig Begeisterung aufgenommen, da frühere Versuche, die Produktion von Teleskopen in Unternehmen der optischen Industrie zu organisieren, wenig erfolgreich waren. Schon früher wurden Schulteleskope des sowjetischen Optikers D.D. Maksutov (1896-1964) in den Nachkriegsjahren in Leningrad und Novosibirsk hergestellt! Der Autor dieses Artikels (L.V. Parko) besaß ein solches Teleskop, auf dem das alte Logo der Firma (ein Prisma) zu sehen war und das 1946 entstand. Auch die Schulrefraktoren BSR und ESR mit einem Objektivdurchmesser von 80 und 60 mm, entstanden so in der optischen Fabrik Zagorsky in den 70er Jahren in der Region Moskau.
   
 
Die gibt es heute noch, aber auf andere optische Anwendungen ausgerichtet: http://zomz.ru/en/#2
 
Die Ingenieure der Instrumentenfabrik in Novosibirsk wussten, dass es für eine akzeptable Bildqualität notwendig war, eine qualitativ hochwertige Verarbeitung der optischen Komponenten zu erreichen, wobei das Glas, aus dem die Linsen und Spiegel hergestellt wurden, ein Minimum an Fehlern aufweisen sollte. All dies erfordert eine ernsthafte technologische Vorbereitung der Produktion. Es gab große Zweifel, ob ein solches Konsumgut überhaupt gekauft werden würde. Während der Diskussionen fiel die Entscheidung des Zentralkomitees der KPdSU zur die Produktion von Konsumgütern und der Direktor des Werks, B. S. Galushchak (1934-1999), beschloss, die Angelegenheit ernst zu nehmen.
 
Der Weg zur Serienproduktion des ersten Newton-Spiegelteleskops war lang und dauerte fast sechs Jahre. Die Entwickler mussten nicht nur technische Probleme überwinden, sondern auch die Skepsis der Fabrikarbeiter, die nicht an die Idee eines Teleskops im Werk glaubten. Die ersten Skizzen wurden von L.L. Sikoruk entwickelt, die Zeichnungen wurden von den Mitarbeitern der Abteilung für Konsumgüter erstellt.
 
   
Kaum zu glauben, dass dieses Teleskop 6 Jahre Entwicklungszeit brauchte …
 
Erst 1979 produzierte die Raffinerie die erste Charge von "Alkor"-Teleskopen mit einem Durchmesser des Hauptspiegels von 65 mm. Die Teleskope waren schnell ausverkauft, trotz des hohen Preises für diese Zeit - 135 Rubel (das durchschnittliche Monatsgehalt eines Ingenieurs). Dieses Modell wurde 25 Jahre lang im Werk produziert und wird in der modernisierten Version ab 2004 unter der Marke TAL-65 bis heute hergestellt.
 
Hier ist der Link zur Vorstellung des Teleskops:
http://rus.telescopes.ru/product.html?cat=1&prod=9
 
Nach diesem Erfolg stellte sich die Frage nach der Einführung leistungsfähigerer Newtonteleskope und bereits 1982 wurde die Serie "Mizar" auf den Markt gebracht. Es wurde auch TAL-1 bezeichnet und hatte einen Durchmesser des Hauptspiegels von 110 mm, was vorerst das größte Teleskop in der Raffinerie wurde. Im Jahr 1986 brachte das Werk in die TAL- Serie ein noch leistungsfähigeres Teleskop: „Altair“, das TAL-2, mit einem Durchmesser des Hauptspiegels von 150 mm, mit hoher Auflösung und Bildqualität.
 
Das TAL-2 Teleskop hatte immer noch einen sphärischen Hauptspiegel. Deswegen lag die Brennweite auch bei 1200mm (f/8).
Hier ist der Link zur Vorstellung des Teleskops:
http://rus.telescopes.ru/product.html?cat=1&prod=8
 
Alle diese drei Modelle der Newton-Teleskope wurden mehr als 30 Jahre lang im Werk hergestellt und wurden zu einer nationalen Legende. Eine ganze Generation sowjetischer Amateurastronomen wuchs mit ihnen auf und in den schwierigen 1990er Jahren half die Teleskopproduktion unter schwierigsten wirtschaftlichen Bedingungen zu überleben, da diese Teleskope massenhaft nach Großbritannien, USA, Kanada, Ungarn, Iran und andere Länder exportiert wurden.
 
Ein Teleskop mit der Bezeichnung TAL-M mit einem Durchmesser des Hauptspiegels von 80 mm wurde 1991 in die Linie der newtonschen Spiegelteleskope aufgenommen, das ein originelles Design hatte - es hatte ein kombiniertes Okular für das Rohr und den Sucher. Im Jahr 1999 erschien das kurzbrennweitige Teleskop TAL-150P. Im Gegensatz zum TAL-2 hatte dieses Teleskop einen parabolischen Spiegel mit kürzerem Fokus und damit einem größeren Gesichtsfeld. Zum ersten Mal erschien auch ein 2-Zoll-Fokussierer an den Teleskopen der des Werks und der Tubus war noch kürzer als der des TAL-1. All dies ermöglichte den effektiven Einsatz der TAL-150P in der Astrofotografie.
 
Das TAL-150P hatte zum ersten mal einen parabolisierten Hauptspiegel – für Russland damals (also 1999) nahe an einer Sensation. Die Brennweite konnte daher auf f/6 (750mm) reduziert werden.
 
Erwähnen möchte ich hier auch noch ein kleines Souvenir-Teleskop, das TAL-35. Es war eine Kopie eines historischen Teleskops, das 1668 von Sir Isaac Newton hergestellt wurde. Von diesem kleinen Spiegelteleskop aus begann die historische Entwicklung der Teleskopfamilie, die heute als „Newtonsche Teleskope“ bezeichnet wird.
 
Das Souvenir wurde 2005, zum 100-jährigen Jubiläum des Werks, hergestellt und in Serie gebracht. Es war aber nicht nur ein Souvenir, sondern konnte durchaus zur Beobachtung eingesetzt werden. Es hatte eine feste 30x Vergrößerung. Es ist schade, dass dieses elegante Souvenir jetzt zu einer Rarität geworden ist.
 
   
 
Es muss auch gesagt werden, dass ausländische Käufer nicht nur die Teleskope selbst beachteten. Die Transportbehälter, in denen die Teleskope verpackt wurden, bestanden aus lackiertem Mehrschicht-Sperrholz, alle Verbindungen, Einsätze, Halterungen waren sicher und stabil. Dies stand im krassen Gegensatz zu den üblichen westlichen Verpackungen und trotz des hohen Gewichts der Kartons führte aus dies großem Respekt für das Werk und seine Teleskope.
 
Das britische Unternehmen Optical Vision Ltd. erwarb die Exklusivrechte an der Teleskopproduktion und verschickte TAL-Teleskope auf der ganzen Welt, einschließlich der Vereinigten Staaten, lange bevor chinesische Waren diesen Markt überschwemmten. Teleskope von TAL waren ständig in führenden westlichen Zeitschriften für Amateurastronomen präsent und machten so diese Marke bekannt, darunter auch in der legendären amerikanische Zeitschrift Sky & Telescope. Ab 1994 verließ jeden Monat ein großer Container mit Teleskopen England und verbreitete TAL-Teleskope in die ganze Welt. In den 90er Jahren wurden mehr als 100 Container für den Export verschickt.
 
Für die damalige Zeit war es für das Werk eine Sensation, dass eines der TAL-2-Teleskope im berühmten deutschen Wissenschaftsmuseum, dem Deutschen Museum in München ausgestellt wurde, wo es sich noch heute befindet.
 
Seit Mitte der 90er Jahre begann die Raffinerie auf vielfachen Wunsch von russischen und ausländischen Amateurastronomen mit der Entwicklung von Refraktoren, um die Produktpalette der Teleskope zu erweitern. 1998 wurde das erste Linsenteleskop, der Achromat-Refraktor TAL-100R, auf den Markt gebracht. Der Beginn der Produktion von Linsenteleskopen in der Raffinerie lag im weltweiten Trend: Refraktoren sind die auf der ganzen Welt die meistproduzierte Gruppe von Teleskopen für Astronomen.
 
Hier ist wieder der Link zum Teleskop:
http://rus.telescopes.ru/product.html?cat=1&prod=1
 
Folgerichtig wurde die Erweiterung der Produktlinien durch Refraktoren beschlossen und zwar sowohl solche mit größerem wie auch kleinerem Objektivdurchmesser. Im Jahr 2004 wurde das Teleskop TAL-125R mit einem Objektivdurchmesser von 125 mm und im Jahr 2005 das TAL-75R auf den Markt gebracht. Letzteres wurde vor allem als Geschenk beim Massenkonsumenten sehr beliebt. Erstmals wurde auch ein Teleskop des Werks in einer farbenfrohen Kartonverpackung verkauft, was eine große Aufmerksamkeit potenzieller Käufer auf sich zog. Die gleiche, schöne Verpackung erhielt dann auch ein weiteres Massenteleskop, das TAL-65.
 
Auch hier muss man genau lesen. Es wurde ein Teleskop mit bunter Verpackung auf den Markt gebracht und als Revolution gefeiert. Wir schreiben das Jahr 2005. So sah die Verpackung übrigens aus:
   
 
Die optischen Entwürfe der Refraktoren wurden vom erfahrenen optischen Ingenieur A.S. Ageev entworfen. Der Entwickler des mechanischen Designs ist der Autor dieses Artikels.
 
Die mittleren und späten 90er Jahre waren die dynamischste Zeit des Teleskopbaus im Werk. Gleichzeitig waren diese Jahre waren auch die schwierigsten. Der optische Instrumentenbau in anderen Bereichen reduzierte sich im Werk drastisch und gleichzeitig erweiterte sich die Produktion und Entwicklung von Teleskopen in mehrere Richtungen weiter. Die Teleskopmarke des Werks ist mittlerweile patentiert - TAL. Diese Marke ist in vielen Ländern der Welt bekannt, und die Teleskopproduktion im Werk wurde immer größer und bestimmender.
 
Zu diesem Zeitpunkt produziert die Fabrik neben den Teleskopen selbst auch viele verschiedene Zubehörteile für diese. Dies sind auch die Okulare in drei Typenreihen (Plössl, Weitwinkel und Ultraweitwinkel), Barlow-Linsen, Okularauszüge, Erfle, 2“ Zenitspiegel, Farbfilter und anderes.
 
Diese Entwicklungen führten dann auch zu einer weiteren Vergrößerung des Teleskopöffnung bei neuen Modellen, was wiederum den Übergang von Spiegel- und Linsenteleskopen zu Spiegelobjektiven als kompakteste und leichteste Teleskopform vorgab, was für Amateurastronomen meist ein mitentscheidender Faktor ist.
 
Die ersten Erfahrungen mit der Entwicklung und Herstellung eines TAL-3 Teleskops mit einem Spiegeldurchmesser von 200 mm und einem sphärischen Spiegelelement wurden, trotz der hohen Bildqualität, als Misserfolg eingestuft, da es sich als sehr schwierig erwies, ein solches Teleskop serienmäßig herzustellen.
 
Das Maksutov-System beinhaltet zwei Elemente mit vollem Öffnungsdurchmesser - den Hauptspiegel, der eine zu behandelnde Oberfläche hat und eine sphärische Meniskuslinse mit zwei Oberflächen, was den Arbeitsaufwand für das Produkt fast verdreifacht. Darüber hinaus erforderte das Teleskop eine komplette Neuentwicklung der Steuer- und Justagemechanik. In den Jahren 1992-93 wurden insgesamt drei Prototypen von TAL-3 Maksutovs hergestellt. Danach wurde das Projekt beendet.
 
Allerdings steht hier nicht, dass das Werk bei der Herstellung der optischen Elemente die nötigen Qualität nicht erreichen konnte, und die hohe Bildqualität nur auf dem Papier existierte. Im Gegenteil, die Prototypen hatten eine ziemlich lausige Abbildung. Einer der Maksutovs von TAL wurde vor einigen Jahren im russischen Astronomieforum für ganz wenig Geld (<100€) angeboten. Kommentar der dortigen erfahrenen User – ein schöner Blumentopf, wenn man die Meniskuslinse rausbekäme …
 
1998 wandte sich der Novosibirsker Optikdesigner Yu. A. Klevtsov mit einem Entwurf für Spiegelobjektiv-Teleskop mit einem 200-mm-Hauptspiegel an das Werk. Die Geschäftsleitung beschloss dieses Teleskop zu entwickeln und im Jahr 2000 begann die Fabrik mit der Produktion des Teleskops TAL-200K, dessen Design mittlerweile patentiert ist. Im Gegensatz zum Maksutov-Schema waren hier die korrigierenden optischen Elemente kleiner. Damit waren sie waren leichter herzustellen.
 
Das TAL-200K hatte in der Folge eine sehr große Resonanz in den astronomischen Foren weltweit. Vor allem auch in den USA:
https://www.cloudynights.com/articles/ca...-200k-r806
https://www.cloudynights.com/articles/ca...-200k-r437
https://www.cloudynights.com/articles/ca...grain-r693
Hier stellt Yu. A. Klevtsov das System selbst vor:

http://rus.telescopes.ru/articles/article1.phtml
Die TAL-200K der ersten Generation hatten noch f/10 und gerade Fangspiegelstreben. Sehr schnell passte man das Design (für eine fotografische Anwendung) auf f/8.5 und die bekannten „curved spider“ an.
 
Zu diesem Zeitpunkt entstand auch die Fertigungshalle für die Montage, Ausrichtung und Qualitätskontrolle der Abbildungsleistung. Sie beinhaltet einen 3-Meter-Kollimator, der mit einem Linsendurchmesser von 300 mm ausgestattet ist, später wurde auch eine Autokollimationsanlage mit einem im Werk entwickelten und gefertigten Flachspiegel von 300 mm erstellt. Alle komplexen optischen Komponenten unterliegen ab da einer Interferenzkontrolle.
 
Im Jahr 2001 wurde auch das Teleskop TAL-150K mit dem Durchmesser des Hauptspiegels von 150 mm auf den Markt gebracht. Allerdings war die Nachfrage gering, da die Kosten für dieses Teleskop höher waren als die des TAL-2 und gleichzeitig seine Bildqualität, aufgrund der großen Obstruktion, schlechter war.
 
Im Jahr 2005 produziert die Raffinerie dann das Teleskop TAL-250K, das Teleskop mit der größten Öffnung, die das Werk jemals fertigte. Bei ihm kommen die Vorteile des Klevtsov-Schemas vollständig zum tragen. Aufgrund der Neuartigkeit des Systems und des hohen Preises reagierten die Amateurastronomen zunächst vorsichtig auf alle Teleskope des Klevtsov-Systems, aber aufgrund ihrer geringen Größe und ihres geringen Gewichts sind diese Modelle - und vor allem das TAL-250K - bei fortgeschrittenen Amateurastronomen gefragt. Führende russische und ukrainische Astrofotografen schätzten diese Instrumente.
 
Hier muss man auch einwerfen, dass TAL immer wieder große Probleme hat die engen Vorgaben der Designparamter (Kurvenradien, Abstände u.a.) einzuhalten. Auf der optischen Bank erreichen rund 50% der TAL gerade beugungsbegrenzte Qualität (um die 0.7 -0.8 Strehlpunkte). Rund 15% sind besser, die anderen 35% noch deutlich schlechter (bis zu 0.4 Strehl). Auffallend ist, dass die 15% besseren Klevtsovs vor allem in den Export gingen. Das hat sicherlich mit dem Mangel an interferometrischen Prüfmöglichkeiten für Amateure in Russland zu tun, so dass man im Inland keine Reklamationen aus diesen Grund befürchten musste. Die "westlichen " TAL-250 von denen ich Kenntnis habe, waren deutlich besser (von 0.88-0.92 Strehl).
 
Seit der Jahrtausendwende gibt es, im Zusammenhang mit der rasanten Entwicklung der Amateurastronomie, der Einführung digitaler Technologien und der steigenden Ansprüche der Verbraucher eine konsequente Tendenz Linsenrefraktor-Achromat-Teleskope durch teurere, aber hochwertigere Apochromate und insbesondere durch ED-Apochromate (Semi-Apochromate) zu ersetzen.
 
Im Jahr 2007 entwickelte und patentierte der optische Ingenieur A.S. Ageyev ein optisches Design eines Apochromats, welcher keine Sondergläser benötigte und nur die Hälfte eines chinesischen ED-Apochromaten kostete. Im selben Jahr 2007 wurde ein Prototyp des TAL-125 APOLAR hergestellt, der bei den Astronomiebegeisterten in Moskau und Charkow, beim SibAstro-Teleskoptreffen und 2008 bei der Serienproduktion und dem Verkauf dieser Teleskope einen großen Erfolg hatte.
 
Diese APOLAR Serie ist ein 6linsiges Design, dass grundsätzlich funktioniert, allerdings aufgrund der Vielzahl an Linsen seine Tücken im Auskühlverhalten und in der (faktisch kaum möglichen) Nachjustage hat. Vor dem TAL-125 APOLAR wurden im Werk 3 (?) kleinere TAL-100 APOLAR als Prototypen mit unterschiedlichen Brennweiten hergestellt. Teilweise mit unvergüteten Linsen, weil es faktisch nur um die Optimierung der Produktionsprozesse ging. Ein TAL-100 APOLAR ist in meinem Besitz. Erstaunlich farbrein, wie auch die Interferometrie bestätigte, aber mit leichtem Koma.
 
Im Jahr 2010 wurde das neue Teleskop TAL-150 APO entwickelt und Teil der Serie. Es sollte sich als Fototeleskop positionieren, aber auch mit guten Eigenschaften für visuelle Beobachter. Dieses Teleskop stellt die höchste gefertigte Qualität der im Werk gefertigten Teleskope dar. Leider wurde das Teleskop nicht in Großserie hergestellt, da es relativ teuer war - aber immer noch billiger als vergleichbare ausländische Produkte. Der Grund dafür war, dass die Anlage zu diesem Zeitpunkt ihr Glasmaterial nicht aus dem Werk in Lytkarin (LZOS) bezog, sondern das Glas der deutschen Firma Schott verwenden musste, weil diese qualitativ hochwertiger produzieren konnte.

Ein TAL-150 APOLAR (der einzige?) tauchte um 2014 in Moskau auf der optischen Bank auf. Hier das Ergebnis:
http://translate.google.de/translate?sl=.../test.html
Also halt beugungsbegrenzt. Später wurde auf Rot optimiert und vor allem mit passenden Objektivfilter als H-Alpha Teleskop eingesetzt. Nochmal später wurde es verkauft ... und auch mir mal angeboten. Für knapp 2.000€ sicher ein Schnäppchen, aber was will ich mit so einer Kanone ...

 
Im Jahr 2011 entwickelte, produzierte und präsentierte das Novosibirsker Instrumentenbauwerk für das neu errichtete Planetarium in Novosibirsk den Apochromaten TAL-200A. Das Hauptproblem bei der Produktion war die Lieferung von OK-4 Glas des LZOS Werks mit einem ganz speziellen Dispersionsverlauf. Außerdem gab es kaum Erfahrungen bei der Bearbeitung von Fluoritglas. Dieses wurde vom Werk „Izyumsky - Optisches Glas“ aus der Ukraine geliefert. Das Teleskop war als ED-Semiapochromat ausgelegt mit zwei unterschiedlichen Okular-Revolvern und einer 3“-Fokussiervorrichtung mit Elektroantrieb.
 
Es gibt nur ein einziges TAL-200A, das gefertigt wurde und das steht in besagtem Planetarium. Ein Grund war hierfür sicherlich auch, dass der neuernannte Direktor des Planetariums der früherer Leiter der Exportarbteilung bei TAL war und damit schon ein direkter Kontakt bestand.
 
Im Jahr 2012 wurde dann das größte Teleskop, ein TAL-350K, geplant. In seiner Entwicklung wurden viele Wünsche der Amateurastronomen berücksichtigt, nämlich: beschleunigte Thermostabilisierung des Hauptspiegels, eine Heizung am Korrektorelement, ein elektrischer 3“ OAZ mit Antrieb und Fernbedienung. Das Werk begann jedoch noch nicht einmal mit der Herstellung von Prototypen. Diese Entscheidung lag vor allem an den hohen Einkaufkosten für die optischen Rohlinge, das Fehlen von Kontroll- und Justiergeräten und, wie es der Marketingabteilung erschien, einer zu kleinen Anzahl zukünftiger Käufer.
 
Jetzt, nachdem andere Zeiten angebrochen sind, ist das Werk hauptsächlich mit Aufträgen aus dem Staatshaushalt zur Landesverteidigung ausgelastet und hat keine Möglichkeit mehr der Entwicklung neuer Teleskopmodelle genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Allerdings dienen die bisherigen Teleskope weiterhin dazu, die Reputation des Unternehmens zu stärken. Damit erfüllen bis heute eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Das Werk ist oft Partner verschiedener astronomischer Veranstaltungen im großen Nowosibirsker Planetariums, darunter die russischen und internationalen Wettbewerbe in der Astronomie.
 
Die Gewinner solcher Veranstaltungen erhalten zu Recht Auszeichnungen und Preise - es sind die Teleskope aus dem Novosibirsker Instrumentenbauwerk.

*****************(Ende des Artikels)******************

Tja, ZEISS waren sie nie, die TAL-Leute, aber sie prägten zwei Generationen an Amateurastronomen in ihrem Land und setzten Standards. Das haben sie dann doch wieder gemeinsam mit ZEISS.
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
Folgenden 5 Usern gefällt Andreas-TAL's Beitrag:
Andreas Paul (14.12.2018), Christoph (13.12.2018), Florian B. (13.12.2018), Martin.F (16.12.2018), Ralf (14.12.2018)
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Folgenden 5 Usern gefällt Andreas-TAL's Beitrag:
Andreas Paul (14.12.2018), Christoph (13.12.2018), Florian B. (13.12.2018), Martin.F (16.12.2018), Ralf (14.12.2018)


Nachrichten in diesem Thema
TAL 250K - Kompendium - von Ralf - 23.12.2013, 18:36
RE: TAL 250K das etwas andere Teleskop - von Andreas-TAL - 13.12.2018, 17:46
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 30.06.2019, 19:22
RE: TAL 250K - Kompendium - von Christoph - 30.06.2019, 20:04
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas Paul - 30.06.2019, 23:17
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 01.07.2019, 02:29
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 01.07.2019, 23:31
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 01.07.2019, 23:32
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 02.07.2019, 16:14
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 02.07.2019, 21:16
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 03.07.2019, 18:51
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 04.07.2019, 21:55
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 05.07.2019, 15:33
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 05.07.2019, 15:36
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 10.02.2020, 22:04
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 08.03.2020, 12:31



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