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Von Bärenhüter - Jungrau und der Operation am "offenen Herzen"
#1
BB vom 30.05.2021

Hallo,

lang, lang ist´s her, dass ich bei Ralf in die der Sternwarte war. Die Kuppel seiner Sternwarte durfte sich wieder einmal für den klaren Himmel öffen. Wir hatten uns für den Sonntag Abend entschieden, da wir bessere Bedingungen erwarteten als am Vortag und wir wurden nicht enttäuscht. Seit 14 Tagen bin ich durchgeimpft und die Inzidenzwerte lassen nun wieder gemeinsame Treffen mit ruhigem Gewissen zu - endlich!

Eine Reise nach Lindelbach ist meist nicht nur durch tolle Blicke in den Himmel interessant, ich werde auch jedesmal von der Fauna "beglückt", wenn ich durch den Wald zwischen Randersacker und seinem Domizil unterwegs bin. Ob Krötenwanderung oder liebestolle Rehe es ist immer etwas dabei. So sprang schon auf dem Hinweg ein Rehlein stoßstangennah über die Straße.

Kurz nach 22:00 Uhr begaben wir uns dann an die Geräte. Mit Epsilon Bootis hatten wir einen guten Einstand und konstatierten sehr ordentliche Bedingungen. Der kleine "Albireo" machte im 8" Apo eine sehr gute Figur und auch der ACF brauchte nicht mehr sehr lange zum Auskühlen.

Was liegt dem Bärenhüter nahe? Eine Jungfrau? .... Big Grin  - also ab zu Virgo mit der hellen Spica. Hier kam dann die Frage auf, ob nicht die 180 ASL - Fototonne eine Justage nötig hätte. Zu zweit macht so ein Unterfangen freilich mehr Sinn und da es noch nicht wirklich richtig dunkel war, schnappte sich Ralf das Skalpell in Form von Inbuss-Schlüssel und öffnete mit schnellen Handgriffen den Tubus heckseitig über den Auszug. Mit viel Feingefühl wurde quasi "a tergo" begonnen und der Reducer optimiert. Dann Folgte der Eingriff von Oben an der Frontlinse - die Operation am "offenen Herzen". Während ich die Vitalfunktionen der Aperatur akribisch über den Okularauszug bei über 200facher Vergrößerung im Auge hielt, drehte und schraubte Ralf mit ruhiger Hand an den Zug- und Druckschräubchen. Das hochkomplexe System reagiert sehr sensibel und nach längerer sorgfältiger Linsenschieberei im Submillimerterbereich und vielen Kontrollblicken waren wir mit der Einstellung soweit zufrieden.
Die nächsten Aufnahmen werden zeigen, ob unsere "Glaskosmetik" geklappt hat, oder ob der "Patient" doch irgendwann auf der optischen Bank skelettiert werden muss.

Nun war die Nacht soweit fortgeschritten, dass die Deep-Sky-Safari beginnen konnte. Tatsächlich war die Luft super trocken und transparent. Wir hatten mit M 104 als Einstiegskracher natürlich gleich große Freude. M 64 durfte dann die schwarze "Banane" nahe der Bulge präsentieren. Ob 16" ACF oder 8" Refraktor - eine fantastische Ansicht.

Etwas schwierig gestalteten sich dann unsere Schwenkmanöver, da die Gerätschaft auf der Säule doch viel Raum drumherum benötigt und dann hier und da der Platz zur Montierung sehr eng wird. Nach Abbau des Auszugs am ASL und einem gekonnten Meridialschwenk waren wir schließlich in der Gegend um den großen Wagen / Draco.

M 51 ließ uns dann die Münder offen stehen. Welch ein Anblick... Die Spiralarme deutlich strukturiert mit Helligkeitsunterschieden und selbst die Lichtbrücke zur kleineren Spirale mit ihrer dunklen Staubwolke in der Kernregion war auszumachen. FANTASTISCH - das Ding. Wenn alles passt, dann ist diese Doppelgalaxie beinahe unschlagbar. M 101 war Formatfüllend im 21er Ethos ebenfalls total definiert und beeindruckend.

Hier verweilten wir sicher gute 20 Minuten und konnten uns nicht satt sehen.

Es folgten M 102, NGC 5907 - DAS BRETT DES ABENDS, und NGC 4490.

Dann schauten wir uns M 108 und M 97 an und den Ringnebel mit aufblitzendem Zentralstern an, ehe wir uns an den Kugelsternhaufen M 13 und M 92 eine weitere Lichtdusche gönnten. Cool

Dass die Objekte so eindrücklich erschienen ist nicht selbstverständlich und man möchte gar nicht weiter reisen - am nächtlichen Himmel. Im Schwan spannte sich die Sommermilchstraße majestätisch glitzernd am Osthimmel.

Wir schwelgten in den Photonenströmen, die unsere Sehzellen in Verzückung versetzten. Es war ein toller Abend - gefüllt mit flotten Sprüchen und Anekdoten aus vergangenen Beobachtungsabenden.

Abschlusskracher war dann die Hexenhand NGC 6992 und der Sturmvogel die wir dann im ASL in voller Pracht überblicken konnten. Hier ist das enorme Gesichtsfeld des Geräts der Vorteil gegenüber dem langbrennweitigen ACF, bei dem man in die Filamente eintauchen kann, aber quasi den Überblick nicht mehr hat. Hier passten eigentlich gerademal nur die Finger am Arm ins Gesichtsfeld. Einfach RIESIG - in jeglicher Hinsicht.

Ein Blick auf die Uhr: 01:40 Uhr Zeit für die Heimreise! Ich bedankte mich bei Ralf für die interessanten Stunden unter sternklarem Himmel. Auf meinem Autodach hatte ein Marder bereits seine Spuren hinterlassen, ehe zwei Hasen und ein junger Fuchs die Strecke zur Autobahn belebten. Zuletzt noch ein Rehbock - das reichte dann auch wieder. Rolleyes

Ich hoffe, ich habe nun im Eifer kein Objekt unterschlagen. Ralf darf freilich gerne auch noch seine Eindrücke schildern.

Vielleicht kann ich heute Abend von zu Hause aus noch einmal nachlegen...
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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Von Bärenhüter - Jungrau und der Operation am "offenen Herzen" - von Uwe - 31.05.2021, 10:21



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