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Galaxien-Rundreise
#1
Die Vorgeschichte: Das C 9.25 und Murphy's Schräubchen

Vor zwei Monaten hatte ich mir nach längerer Überlegung ein (gebrauchtes) C9.25 angeschafft. Am Stammtisch hatte ich ja schon von meinen Mißgeschick berichtet: Beim Versuch, einen Sucher am Tubus zu montieren, hatte ich die falsche Schraube erwischt. Mit einem leisen "Pling" (eines der häßlichsten Geräusche, die ich je gehört habe!) fiel plötzlich eine Mutter in den Tubus. Der einzige Weg, sie wieder herauszubekommen, war die Demontage der Schmidtplatte... Obwohl ich die Position markiert hatte und sehr vorsichtig zu Werke ging, stimmte die Kollimation hinten und vorne nicht mehr. Ein Kollimationsversuch mit einem Laserkollimator (laut Anleitung des Herstellers für diesen Zweck geeignet) endete im Desaster.
Der Versuch, nach einer langen Bewölkungsphase endlich mal am Stern zu kollimieren, trieb mich an den Rand des Wahnsinns: Um an die Kollimationsschrauben zu kommen, musste die Taukappe abgenommen werden. Dies führte nach ca. 10 Minuten dazu, dass sich die Schmidtplatte mit Taubeschlag in Milchglas verwandelte. Dank Christians tatkräftiger Hilfe und eines Tipps von Ralf (DANKE!!!) kam ich endlich wieder zu einem kollimierten Gerät.

Geht das gut...?
Da stand es nun, das SC. Ein Riesenrohr (die Länge entspricht ja dem C11), an dem die Celestron CAM ordentlich zu schleppen hat. Ob das gutgehen würde...?
Goto-Alignment. Mit dem markanten Kaffemühlen-Geräusch setzt sich die CAM in Bewegung. Schon beim Einstellen der Alignment-Sterne bemerke ich, dass die CAM auf der Betonsäule das 9.25 überraschend gut trägt. Die Ausschwingzeit ist sehr kurz, und leichte Berührungen am Tubus/Okular bringen kaum Unruhe in das System. Die Fokussierung läuft weich und feinfühlig, Spiegelshifting ist nicht zu bemerken. Das Meade QX 26mm liefert ein eine schöne Abbildung bei ca. 90x in einem großen Gesichtsfeld. Gut, es kann losgehen....

Rundreise durch die Galaxien
Eine mondlose Nacht zu Frühlingsbeginn? Klar - Galaxienjagd! Die Inspiration dafür holte ich mir aus dem "Starhopper" von Thomas Jäger mit den Touren "Im Bann der Großen Bärin" und "Galaxiensuche in den Jagdhunden".

M 108
Ein feiner grauer, recht klar definierter Nebel, fast ein Strich im Okular. Ein vielversprechender Start!

M97- Eulennebel
Im Okular erscheint ein nahezu kreisrunder Nebelfleck, zunächst ohne Struktur. Bei längerer Beobachtung und indirektem Sehen lassen sich blickweise runde hell-dunkel-Unterschiede ausmachen. Mit 0III-Filter deutlicher vom Hintergrund abgegrenzt, Strukturen bleiben schwach. Höhere Vergrößerung bringt keinen Gewinn.

M 40
Der Kuriosität halber ein Blick auf das wohl ungewöhnlichste Objekt im Messier-Katalog: zwei Sterne gleicher Helligkeit, die eng nebeneinander stehen, ohne auch nur das Geringste miteinander zu tun zu haben. Eher unaufregend.

M 51
Eigentlich ein bekanntes Standard-Objekt. Was zeigt das 9.25 davon? Das Goto fährt hin, ein Blick durch das Okular - wow! Die beiden Kerne treten deutlich hervor, der graue Nebel darum ist klar definiert vom Hintergrund abgegrenzt. Hier bleibe ich eine Weile und staune... Mit zunehmender Beoabachtungszeit werden im größeren der beiden Nebelfecke hell-dunkel-Unterschiede erkennbar, und blickweise kann ich die tatsächlich die Spiralstruktur wahrnehmen. Kurze Pause, dann noch ein Blick in das Okular: Die Strukturen sind immer noch so erkennbar, wie ich sie wahrgenommen hatte. Wunderschön.

Cor Caroli
Das Goto fährt hinüber zu den Jagdhunden, direkt zum Doppelstern Cor Caroli. Hier erkenne ich, dass die Kollimation noch nicht ganz stimmt, denn die beiden Komponenten erscheinen etwas ausgefranst. Die deutlich hellere Komponente nehme ich weiß-bläulich war, die Schwächere leicht orangefarbig.

M 94
Im Okular erscheint ein heller Kern, umgeben von einem runden Nebel, dessen Abgrenzung nicht ganz klar vom Hintergrund zu trennen ist. Die Form erinntert eher an einen Nebel als an eine Galaxie, Strukturen sind nicht auszumachen.

NGC4490- "Cocoon Galaxy"
Ein Premiere: Diese Galaxie hatte ich noch nicht beobachtet. Überraschend hell und deutlich sehe ich eine linsenförmige Nebelstruktur mit einem hellen Kern. Eine kleine, schwache Begleitgalaxie (NGC 4485) ist ebenfalls zu erkennen. Dem "Starhopper" entnehme ich, dass ich gerade ein Paar wechselwirkender Galaxien beobachte. Auch hier verweile ich länger und versuche, weitere Details zu erfassen.

NGC 4449
Premiere #2: Der "Starhopper" verspricht eine Galaxie in Rechteck-Form. Und tatsächlich: Im Gesichtsfeld erscheint ein recht kleiner, aber klar abgegrenzte Nebelgestalt in Form eines langgestreckten Rechteck, im unteren Bereich mit größerer Helligkeit und Andeutungen von Struktur.

M 106
Premiere #3. Eine ausgedehnte, klar abgegrenzte Nebelstruktur füllt einen großen Teil des Gesichtsfelds aus. Ein sehr heller Kern steht in der Mitte, der umgebende Bereich wirkt fast "eckig". Ein Parallelogramm, wie im "Starhopper" beschrieben, kann ich allerdings nicht erkennen, ebensowenig Andeutungen von Spiralarmen. Trotzdem -allein schon wegen seiner Ausdehnung- ein beeindruckendes Objekt.

M 63 - "Sunflower"
Heller Kern, klar definierter runder, ovaler Außenbereich. Blickweise sehe ich schwache hell-dunkel-Unterschiede, die sich allerdings nicht zub eobachtbaren Strukturen auflösen lassen.

NGC 4631 "Heringsnebel"
Premiere #4. Noch so eine schwache NGC? Viel erwarte ich nicht. Als ich dann aber durch das Okular schaue, ist es nochmal Zeit für ein WOW! Ein klar definierter grauer Strich erstreckt sich fast durch das ganze Gesichtsfeld. Im unteren Bereich (Heringskopf? ;-) nimmt die Helligkeit deutlich zu. Etwas abseits der Mitte ein feiner, linsenförmiger Nebelfleck einer Begleitgalaxie. Erstaunlich, wie klar definiert sich der "Strich" vom Hintergrund abhebt. Ich schaue und schaue, fahre mit dem Blick an immer wieder an den Randbereichen entlang. Mein persönliches Highlight des Abends.

Eine Fülle von Eindrücken
Owohl es noch gar nicht so spät ist, beende ich an diesem Punkt meine Beobachtungen. Diese Fülle an Eindrücken möchte ich erst einmal etwas verarbeiten. Das 9.25 hat meine Erwartungen mehr als erfüllt und mir Beobachtungserfahrungen ermöglicht, die mir sicher noch länger im Gedächtnis bleiben werden. Fast etwas wehmütig nehme ich meine Handsteuerbox und wähle Utilites-Home Position-GoTo... aber ich komme bald wieder.

Viele Grüße, W.
Viele Grüße, W.

We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
https://wolfgangs-gartensternwarte.de
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#2
Hallo Wolfgang!
Mit Dir teile ich die gestrige Nacht bzw. Abend. "Eine Fülle von Eindrücken..." Danke für Deinen Bericht. Ja, die Technik ... und zum Glück gibt es Leute, die sich damit auskennen!
Einige der Objekte, die Du angefahren hast, habe ich gestern auch gesehen. Nur manchmal scheint sich die 2" größere Öffnung mehr auszuwirken und dann sind unsere Eindrücke wieder sehr ähnlich.
M108 habe ich - ähnlich wie M82 - wie eine längliche Zigarre mit Dunkelstrukturen beobachten können. M81 zeigte sogar Andeutungen seiner Spiralarme.
M97 nach längerem Hinsehen die "Dunkelwolken" des Eulenkopfes und auf der Südseite war das Nebelchen etwas schwächer.
M51 als wunderschön doppelter Nebel mit einem Halo um den helleren. Die Lichtbrücke zwischen beiden war sehr schön zu sehne. Die Spiralstruktur konnte ich nicht sicher sehen.
M101 stand noch zu tief für Einzelheiten. Ein großer, verwaschener Nebelfleck.
M 65, 66 und NGC 3628 habe ich mit Spannung angefahren nach der langen Belichtung vom Freitag. M66 zeigte in seiner länglichen Gestalt Struktur nach Süden und Norden. M66 als länglicher, großer Nebelfleck machte ein fast hellen Eindruck. Und im Vergleich verstand ich, dass Messier NGC 3628 nicht sah, er ist doch gleich um eine Ecke dunkler. Allerdings sah ich leicht die Dunkelwolken, die den Nebel teilen.
Das andere Leotriplet, M95, 96 und M105 zeigt in den Galaxien leider keine beobachtbaren Einzelheiten. NGC 3384 und 3389 waren als Begleiter von M105 zu sehen. Letztere allerdings ist schon fast an der Grenze des 7"ers.
NGC 2903 fand ich als "gespiegeltes Seepferdchen". Der Balken war deutlich zu sehen und oben und unten ein schwach ausgebildeter gekrümmter Fortsatz.
NGC 4559 war ein deutlich flächiges aber strukturloses Nebelfleckchen hingegen zeigte sich NGC 4565 in voller Länge und mit einer feinen Dunkelwolke in der Mitte.
Nach Deiner Beschreibung ist der "Hering" eine Nacht wert. Eine gute Anregung für eine fotografische Nacht.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#3
Hallo zusammen,

die gestrige Nacht scheint sehr gut gewesen zu sein. Leider war ich diesmal nicht draußen. Das werde ich heut nachholen.

Schöne Berichte übrigens. Die Objekte kenne ich auch (fast) alle und habe mich an ihnen schon öfter begeistert.

Viel Erfolg wünsche ich allen die wieder Aktiv sind.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#4
Hallo Wolfgang,

da hast du ja die große Tour gemacht.

Schöner Bericht.

PS. Ich seh schon wie Du deinen 10er verkaufst und dir dafür eine "gscheite" Montierung kaufst. Ohne integrierte Kaffeemühle. Wink
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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