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35. Frühjahrstagung der VdS in Würzburg - Rückblick
#1
35. VdS - Frühjahrstagung in Würzburg

Die allgemein bekannte Frühjahrstagung fand in diesem Jahr erstmals im Friedrich-König-Gymnasium in Würzburg statt. Das Gymnasium trägt den Namen des großen Würzburger Indistruellen, dessen Werk die Erschaffung der ersten Offsetdruckmaschine der Welt in Serienproduktion war. Noch heute produziert man Großdruckmaschinen für den Rollenoffset, aber auch den Bogenoddset und KÖBAU, wie man die Fa. Hier leibevoll nennt, ist auch heute noch der größte Produzent weltweit.

Die Schule hat auch in heutiger Zeit noch einen sehr guten Draht zu dieser Firma, so stammt z.B. die Kuppel ihrer gerade neu errichteten Sternwarte aus der Lehrlingswerkstatt von Köbau. Doch dazu später mehr.

Herr Lorey, Chemielehrer der Schule, organisierte mit gut und gerne 15 Schülerinnen und Schülern diese Veranstaltung von Schulseite, Otto Guthier von der VdS mit seinem Team tat dies von der Vereinigung der Sternfreunde aus.

Um 9:30 begann die Veranstaltung mit einem kurzen Grußwort unserer zweiten Bürgermeisterin, Frau Marion Schäfer. In kurzen Worten schaffte sie es einmal wieder, auf die wissenschaftliche Bedeutung dieses Gymnasiums hinzuweisen und deren gerade neu erbauten Sternwarte, nicht ohne dabei auch NICHT zu erwähnen, daß die Stadt Würzburg keinen Cent dafür zur Verfügung gestellt hat, - als große Leistung von Würzburg herauszuheben. – Langsam wird es peinlich.

Danach stieg man in die lange Vortragsreihe des Tages ein.

Es begann Prof. Dr. Karl Mannheim (Physikalisches Institut der Uni Wü) mit seinem Vortrag über das MAGIC Teleskopsystem auf La Palma. Ein wahrlich interessanter Vortrag, in dem jedem klar wurde, wie diese beiden Teleskope mit Spiegeln von 17 Metern Durchmesser, bestehend aus einer Wabenstruktur, von der jedes einzelne Spiegelsegment einzeln verstellbar ist, arbeiten. Harte Gammastrahlung wird hier gemessen, aufgrund des Eintritts auf den HS läßt sich die Ursprungsrichtung bestimmen und somit gezielt mit genaueren Teleskopen nach der Quelle suchen. Im Millisekundenbereich „leuchtet“ ein solcher Gammablitz nur kurz auf und würde mit den extrem genauen Großteleskopen gernicht eingefangen werden können. – So jedenfalls habe ich es als Laie verstanden.

Dr. Eberhard Bredner aus Dolberg war nun an der Reihe mit seinem Beitrag:
„Altes Fernrohr – neue Videotechnik, geht das wohl?“
Nun ja, es ging hier viel um die Videotechnik und die an diesem Tage oft wiederkehrende Bemerkung, daß Veränderlichenbeobachtung auch heute noch meist mit der analogen Videokamera stattfindet (unten mehr davon). Er sprach mehr über die Veränderlichenbeobachtung denn über das Thema Teleskope. Letztere wurden, - fast schon mehr beiläufig – am Ende doch gezeigt mit der Bemerkung, daß er seine Videoanlage mitten in Paris am Großrefraktor einsetzen durfte. Ebenso am großen Refraktor in Berlin Treptow, dem größten Refraktor der Welt, durch den auch ich schon einmal beobachten konnte.
Ergebnisse blieb er uns leider schuldig. Sein Vortrag ging in meinen Augen am gestellten Thema glatt und genau vorbei.

Frank Walter aus München setzte die Veränderlichenbeobachtung fort. Sein Thema: Epsylon Auriga – Beobachtungen von Veränderlichen.
Auf den Inhalt der nun folgenden Beiträge möchte ich nicht näher eingehen, das würde zu lange führen, ausufern und jeder hätte ja die Gelegenheit gehabt, zu kommen. – Platz war in der Aula des Gymnasiums nun wirklich genug, obwohl sie zumindest am Vormittag sehr gut gefüllt war (4/5 der Plätze belegt).
Franks Vortrag war sehr interessant und gespickt mit Informationen, wie und wo ich Informationen einhole, wo das Ereignis stattfinden wird und wie und mit welchen Geräten ich beobachten muß. – Ich habe sehr viel daraus gelernt. Einer der interessantesten Vorträge des Tages.

Danach nun Christian Lorey, Chemielehrer am Friedrich-König Gymnasium hier in Würzburg. Er war und ist Projektleiter des Baus der Schulsternwarte in Hettstatt, etwas außerhalb der Würzburger Dunstglocke gelegen, auch hoch und nicht im Talkessel mit all seinen Nachteilen. Sehr erfrischend, informativ und emotionsgeladen war sein Bericht über die Planung und den Bau dieser Sternwarte. Man fühlte und zitterte förmlich mit. Planung, Geldbeschaffung, Baugenehmigung, Ausführung. Und das alles in Eigenregie ohne einen Pfennig Geld. Die Stadt sperrte sich mal wieder (warum reden die in Bayern eigentlich immer über „IHRE“ Bildungspolitik und wie viel sie dafür angeblich tun??...).
Der Elternbeirat, der Schülerbeirat und Eltern, deren Kinder in dieser Schule sind und die einen entsprechenden Handwerksbetrieb betreiben, so wie Schlosser, Maurer, Elektriker, Architekturbüro etc. taten sich zusammen, der Bürgermeister von Hettstatt und deren Gemeinderat kauften für die gegründete Astro-AG ein Grundstück in der Gemeinde auf und ließen die Bauanträge schneller durch Landratsamt fließen.
Indem alle zusammenhalfen, konnte die Sternwarte noch im November, einem Monat vor dem Beginn des internationalen astronomieschen Jahres eingeweit werden. Ein C11 auf einer deutschen Montierung sowie ein 4 (oder 5“?) Refraktor obenauf dienen der Beobachtung, der Kuppelbau wurde in der Lehrlingswerkstatt der Fa. KÖBAU in Würzburg kostenlos gefertigt.
Interessant: Die Schülerinnen und Schüler mauerten, mischten Beton, pflasterten und überzeugten so die hinzukommenden Firmen von ihrer Eigenleistung, daß alle Firmen auf ihre Rechnung verzichteten!

Danach Mittagspause. Die meisten gingen ins Hofbräu, etwa 1/3 blieb in der Schule. Somit konnten Ralf Mündlein und ich, die einzigen anwesenden Firmen, ihre Produkte präsentieren.

Weiter ging es um 14 Uhr mit Helmut C. Bauer und seinem Vortrag der partiellen SOFI vom 14.1.2011, gefolgt von einem Vortrag von Dr.B.Stober, Allgemeinmediziner und Hobbyastronom, über die Echellspektrographie ("Leiterspektographie") und den Bau eines solchen Gerätes aus einem Märklinbaukasten.
Leider lief Herr Dr. Stober am Rednerpult hin und her und traf damit das Mikrofon bei jedem dritten Satz gut und gerne einmal, passend zu seinen Ausführungen. Von seinem sicherlich interessanten Thema kam leider nur ein Bruchteil bei den hinten sitzenden Zuhörern an und außer der Aussage, daß man das ganze sehr genau zusammenbauen muß, um es dann nie mehr verändern zu müssen, blieb nicht viel hängen. Der Vortragende versäumte es, die Zuhörer von einem solchen Projekt zu begeistern, da er kaum Informationen zum eigentlichen Bau aufzeigte (nur bruchstückweise) und uns eindeutige und aussagekräftige Ergebnisse vorenthielt.

M. Manthey aus Zürich berichtete anschließend über seine Erfahrungen mit der ASA 60 Montierung und dem photographischen 8“ ASA Newton. Ein interessanter Sachbericht, ohne als „Werbemaßnahme“ angenommen zu werden, neutral, sachlich und mit doch einigen Informationen, die man von Firmenseite eben so nicht erhält. Ein Praxisbericht, von dem ich mir auf dieser Veranstaltung einige mehr gewünscht hätte. – Ich hake ihn als sehr gut und informativ auf meiner Liste ab.

Visuelle und CCD Photometrie von Kometen, so lautete der nächste Vortrag meines Freundes Uwe Pilz aus Leipzig. Ein Vortrag mit viel Mathematik und Formeln. Der Grund: die visuelle Beobachtung und die CCD-Beobachtung driften um bis zu 2 mag auseinander. Bernhard Häussler (Maidbronn) und Uwe Pilz erarbeiteten ein mathematisches Ausgleichssystem, das beide Beobachterarten auf einen Nenner bringt. Grafiken und Diagramme belegten die Funktionsweise dieses Programms auf eindrucksvollste Art. Wo vorher starke Differenzen auftraten, zeigten die Lichtkurven nach dem Durchlauf durch das (kostenlose) Programm eine extrem gute Übereinstimmung.

Oliver Klös aus Frankfurt/Main, Kameramann beim ARD und Hobbyastronom, berichtete über seine Ergebnisse der ROMA-Bedeckung und anderen Sternbedeckungen. Wie zuvor schon von Frank Walter erklärte er uns plausibel die Verwendeung analoger Videoanlagen mit time-coding, einem Verfahren, das sehr genau die Zeit auf Millisekunden angibt, speichert und im Bild anzeigt, wozu kein GPS-System und kein Computersystem heute bislang in der Lage ist. Die Bedeckungskurven zeigte er uns eindeutig nicht nur in Form von Tabellen und Grafiken, sondern auch in mit sehr viel Beifall bedachten Videosequenzen eines Freundes aus CS, dessen Namen ich mir leider nicht aufgeschrieben habe. Ein außergewöhnlich interesanter Vortrag.
Man kann mit etwa 35-60 Beobachtern, weltweit verstreut, somit z.B. die Form und Größe eines Asteoroiden bestimmen. Und das auf einige Meter genau!

Noch einmal kam Uwe Pilz an die Reihe mit seinem 2. Vortrag über unseren Nachdruck der Uranometria von 1603. Da es sich hier um ein Werk unseres Verages handelt, übergehe ich die Kommentierung hier.

Uwe Reimann aus Leonberg berichtete danach über 4 Sonnenfinsternisse (1998-2006), die er mit der Videokamera dokumentierte und damit, beginnend mit seiner ersten Sonnenfinsternis 1998 und ungeschnittenem Videobaterial auch die Stolpersteine der Beobachtung unter Zeitdruck aufzeigte. Da gab es natürlich auch einige Lacher unter den Zuschauern, die vom Vortragenden sicherlich auch so gewünscht waren. Nicht immer geht halt alles gut, da klemmt auf einmal an der Russentonne der Sonnenfilter, genau zu dem Zeitpunkt, an dem man ihn eigentlich entfernen müsste, - in Wut und Verzweiflung dann endlich getrennt (wohl unter Einsatz von Gewalt) landete er schließlich im Swimmingpool der Hotelanlage...).

Damit endete die 35. Würzburger Fühjahrstagung der VdS.

Otto Guthier dankte der Organisation, die erstmals erhobenen Eintrittsgelter von 5 Euro bzw. 7 Euro für Nichtmitglieder wurden der Sternwartengruppe der Schule überreicht und jeder Schüler erhielt einen kompletten Satz des VdS Journals der vergangenen 4 Jahre.

Ein ereignisreicher und sehr informativer Tag ging damit zu Ende.
Den Abschluß bildete ein gemeinsames Abendessen in den Hofbräu-Gaststätten, an dem wir allerdings nicht teilnahmen. Wir zogen uns mit Maike und Uwe Pilz in die Riemenschneider-Gaststuben zurück, um unter uns sein zu können.

Vor 2 Stunden haben sie wieder die Heimreise nach Leipzig angetreten.

Winfried Berberich
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#2
Hallo Winfried,

Informative Zusammenfassung.

Bei mir hat es leider nicht geklappt, meine Frau musste den ganzen Tag arbeiten so hatte ich "Kinderdienst". Ich habe die Zeit aber Sinnvoll genutzt und an meinem Astro-Gartenhaus weiter gebaut.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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#3
Hallo Ulf,

für mich war es in erster Linie, - genauso wie bei Ralf, - ein "sich zeigen in der Szene". Ralf hatte in der Mittagspause die Segel gestrichen, zu wenig Interessenten der meist theoretisch orientierten Zuhörern aus ganz Deutschland und der Schweiz (einige). Das war dann wohl mehr mein Vorteil, ich konnte einige Bücher verkaufen, speziell die von Uwe Pilz, obwohl darüber garnicht gesprochen wurde. - Waren halt (am Vormittag) viele Lehrer da, die selbst Astrogruppen in ihren Schulen leiteten.

Die Vorträge waren, um es ehrlich zu sagen, für eine Vereinigung wie der VdS manchmal etwas sehr mager. Da hätte ich mehr erwartet. Manchmal Selbstdarstellungen (...ich habe in Paris und in Berlin Treptow durch die größten Fernrohre geblickt...) und so weiter. Darum ging es in einem Vortrag, der Video an alten Geräten zum Inhalt hatte. Davon kam nunmal garnichts rüber ausser ein paar Fotos, wie er seine Videokamera am Pariser 68cm Rafraktor anschloß. - Mehr war nicht. Keine Äußerung darüber, was er gesehen hat (oder seine Videokamera), kein Kommentar, wie gut oder schlecht das Gerät zu heutigen Geräten einzuschätzen ist u.s.w. - Mager eben.

Dann aber der Vortrag von Oliver Klös über die Roma-Bedeckung. Das war Amateurastronomie pur. Mit tollen Grafiken, den Erläuterungen der Schwierigkeiten der Bedeckungsbeobachtung, der Vorbereitungen, der Zusammenarbeit mit Amerikanern, Australiern und anderen Ländern. Das war Super.

Insgesamt war es recht gut und lehrreich.

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#4
Hallo Winfried,

ich konnte ja selbst kurz einen Eindruck erhaschen. Schön, dass auch Frank den Weg dorthin gefunden hatte. Ein kurzer Plausch mit Ralf, und zwei Vorträge (Leiterspektographie und ASA-Montierung) waren dann auch ein "Blitzlicht" der Veranstaltung.

Leider konnte ich Uwe Pilzs´ Vortrag nicht mehr mitnehmen. Die Familie hat im Moment etwas Vorrang. Die Stippvisite hat sich auf alle Fälle gelohnt.

Gerne hätte ich Uwe auch persönlich kennen gelernt, aber das klappt bestimmt irgendwann noch.

Bis die Tage...
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#5
Hallo Winfried,

sehr treffender Bericht! Von den Vorträgen die ich gehört habe, war der von Prof. Mannheim der interessanteste.
Problematisch finde ich immer, wenn die Vortragenden bei einer Fachtagung trotzdem immer bei Adam und Eva anfangen und zum Schluß wenn es eigentlich interessant werden sollte, die Zeit nicht mehr reicht. Z.B. der Spektroskopie-Vortrag, bei dem 2/3 der Zeit mit "was ist ein Prisma" und "Fraunhofers tolle Entdeckung" etc. zugebracht wird, statt Praxis und Ergebnisse zu präsentieren.
Trotzdem war es ein informativer Tag, der hoffentlich in Zukunft wieder regelmäßig stattfindet.

viele Grüße aus Wü

Frank

Hallo Frank,
da war alles dreimal. Ich hab die zuvielen mal weg gemacht.
Ulf
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#6
Hallo Uwe/Frank,

Uwe: Du wirst ihn schon noch mal treffen, im Sommer sind sie wieder hier, da wollen wir die Jagst mit unseren Booten unsicher machen.

Frank:
Stimmt, zudem waren 3 Vorträge so etwas von schlampig in der Rhetorik, daß so etwas nicht zum hochgesteckten Ziel einer Frühjahrstagung passte.
Natürlich sind wir (fast) alles Amateure. Aber wenn ich einen Vortrag halte, dann doch bitte nicht so wie zuhause vor Opa und Oma und mit einem wortmäßigen Gestackse eines 10-Jährigen! Das empfand ich stellenweise schon als peinlich.

Naja, im kommenden Jahr werde ich mich zu den "Gestacksern" gesellen und ebenso einen Vortrag halten. Thema wird erst kurz zuvor bekanntgegeben, bin noch am Schreiben...
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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