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Astronomietag in Gerchsheim, ein Rückblick
#1
Astronomietag am 9.4.2011

Der Tag begann mit Kaiserwetter. Klarer Himmel, kein Wölkchen zu sehen. So sollte es bis 17:30 bleiben. Dann zog eine kleine Wolkenwand durch, die ab 19 Uhr wieder verschwunden war.

Wir veranstalten diesen Astronomietag nun schon seit drei Jahren und um anderen mal zu erläutern, wie wir vorgehen, ein etwas ausladender Bericht dazu:
Die Vorbereitungen zu solch einem Tag:
Die Presse muß informiert werden, das wohl wichtigste. Also kurze Berichte geschrieben über das, was war und das, was geplant ist und speziell, was zu sehen sein wird.
Dann Prospekte drucken. 1200 waren es, sie wurden dem Amtsblatt der Gemeinde beigelegt.
Plakate kleben. Die von der VdS geschickten Plakate wurden an den umliegenden Schulen verteilt, ebenso das Jahresprospekt der VdS. Da muß natürlich zuvor die Direktion der Schule gefragt werden.
Essen und Trinken für die Besucher mußte organisiert werden. „Auslagern“ war angesagt, denn um die Verpflegung konnten wir uns selbst nicht kümmern. Damit konnte sich ein befreundeter Student aus dem Ort etwas hinzuverdienen, Studenten brauchen auch Geld. Er übernahm das in Eigenregie, denn unsere Veranstaltung sollte kostenlos bleiben.
Das Essen und Trinken der Helfer geht auf meine Kappe. Also Kartoffelsalate und Gemüsesalate vorbereiten, Würstchen besorgen, die werden in rauhen Mengen gebraucht (bei 12 Mithelfern und einer Aktion von rund 8 Stunden Dauer).
Biertischgarnituren bestellen und abholen. Kann man zumindest bei uns direkt am Ort erledigen. Da man sich kennt und seine Getränke dort besort, erließ man mir die Leigebühr. Straße absperren. „Geimeinderennen“: erst zur Gemeinde, dann aufs Landratsamt nach TBB, Bescheinigung holen, zurück in die Gemeindeverwaltung, einen „Formlosen Antrag“ stellen und warten. – Nach 2 Tagen kam das o.k., die Kosten werden uns erlassen, da eine Veranstaltung ohne Gewinn und zur Bildung der Öffentlichkeit. – Danke an beide Verwaltungen nochmals, klappte super!

Um 14 Uhr am Samstag dann die Straße sperren. Die Gemeinde hatte uns bereits die Sperren gebracht. Dann der Aufbau. Erst die Tische, dann ein Teleskop nach dem anderen. Meine Frau schälte derweil noch mal einen Pott Kartoffeln, könnte eng werden...

Gegen 15 Uhr trudelte ein Helfer nach dem anderen ein und um 15:30 waren wir komplett. Die Besucher konnten kommen. Die Helfer, das waren natürlich Hobbyastronomen aus der näheren, mit Gaggenau aber auch weiteren Umgebung (Danke Heinz für Dein Kommen).

Doch am Nachmittag blieb es beunruhigend ruhig. 20-30 Leute insgesamt, da hätten wir mit mehr gerechnet. – Aber wir hatten uns zum Glück VERRECHNET. Je später der Abend, desto zahlreicher die Besucher. Ab 21 Uhr konnte man sie nicht mehr zählen, jeder war am Teleskop beschäftigt, um Fragen zu beantworten und neue Objekte einzustellen.

Am Nachmittag war die Sonne die Nummer eins. Ich war selbst überrascht, wie viel man heute auf der Sonne trotz magerer Flecken sehen konnte: aber das hatte seinen Grund. Seit 3 Jahren liegt mein Sonnenfilter für den 14“ Dobson im Schrank. Die feste Halterung fehlte und die hatte ich nun endlich angebracht. – Ein völlig neues Seherlebnis!
Der Mond wurde schon ab 16 Uhr beobachtet, später kam natürlich Saturn hinzu. Nun begann das Teleskoprennen für die Kinder. Jeder wollte durch jedes Teleskop schauen. Buben und Mädchen huschten einem um die Beine, mal stieß einer an den Dicken, was zur Folge hatte, daß ein Beobachter vom Teleskop mal „eine auf die Nase“ bekam. Aber wir konnten die Kids auch wieder etwas beruhigen. Es wurde viel diskutiert, verglichen, gefragt.

Die Nach wurde kühler und Ralf, unser Student, freute sich über den vermehrten Zuspruch seiner Bratwürste und des Kaffees, den am Nachmittag niemand wollte. Auch der Kuchen ging langsam zur Neige. – Selbstgebackener natürlich.

Nun gesellten sich zu Mond und Saturm immer mehr Deep Sky Objekte, denn im Vergleich zum vergangenen Jahr (hochstehender Halbmond) ging heute erheblich mehr. Über offene Haufen und M3 samt „Brüdern“, über H+Xi bis zu den Gala-Galaxien M81/82, dem Leo-Triplett und M64, der Black Eye Galaxie reichte das Repertois.
Schwächere Galaxien wollten wir den Besuchern nicht zumuten.
Dafür Castor A+B als Beispiel eines Doppelsternsystems, das eigentlich ein 8x System ist. Gut, daß ich vorbereitet war, die entsprechenden Fragen zu beantworten. Größe, Helligkeit, Entfernung, Oberflächentemperatur, man glaubt nicht, nach was man alles gefragt wird. Schön konnten mir dann einige Besucher die Helligkeitsunterschiede bestätigen.

Höchst erfreulich war, daß neben den ganz kleinen von 5-8 Jahren, die mit den Eltern kamen (manche sogar zweimal), auch die Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren mit ca. 60% den Großteil der Besucher ausmachten. Hier hatte wohl der Aushang an den Schulen seine Wirkung gezeigt. Weniger erfreulich war deren Grundwissen (Realschule und Gymnasium), wofür sie allerdings selbst nichts konnten. Wird halt nicht gelehrt! Das Grünewaldgymnasium in TBB hat dach dem Weggang des entsprechenden Physiklehrers den gerade erst begonnenen Astronomieunterricht wieder eingestellt. Ein Rückschlag, finde ich.
Aber der Wissensdurst war groß und so konnten einige grundlegende Fragen geklärt werden.
Interessant dabei auch, daß meine Vermutung (bei Nachfrage) richtig war, daß die Mädchen die Initiatoren des Kommens waren. Sie hatten ihre Freunde oder Klassenkameraden einfach mitgeschleift! So zog sich der Abend und die Nacht bis um 01 Uhr hin. Ab Mitternacht waren wir fast alleine, nur noch wenige absolut wissenshungrige hielten noch durch und durften sich dann noch die Highlights des Coma- und Virgohaufens ansehen. Hier ist Markarians Galaxienreihe mein Lieblingsobjekt.

Bis kurz vor 02 Uhr war dann die Straße wieder geräumt, alle Teleskope in den Autos bzw. meiner Sternwarte verstaut und wir begaben uns ins Haus an den Kachelofen, den meine Frau. – wissend warum, schon mal 4 Stunden zuvor angeheizt hatte. – Wir konnten`s vertragen und genossen nun unser „Abendessen“ aus Mitgebrachtem und Selbstgemachten.
Heinz aus Gaggenau übernachtete bei uns, der Rest machte sich gegen 3 Uhr auf den Heimweg. – Schön war`s, bis 2012 dann wieder...

Liebe Grüße
Winfried

P.S.: Fotos auf Astro-Foren.de
Ich selbst kam nicht zum Fotografieren.

Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#2
Hallo Winfried,

schöner und ausführlicher Bericht mit vielen Tipps fürs nächste Jahr.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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#3
Hallo Winfried,

ein schöner Bericht. Ich muss sagen, ihr habt wirklich großen Aufwand gemacht für den Tag. Biertische, Essen und Trinken selber besorgen müssen und dann noch zur Gemeinde rennen wegen Erlaubnis für die Straßensperre. Das 2 Tage zuvor.
Nur gut, dass wir ein Vereinsheim haben. Big Grin So konnten wir dem Vereinsheim ein wenig unter die Arme greifen.
Immer hin ein gelungener Abend für uns alle.
Gruß Karsten
________________________________________
GSO 12" f/5 Dobson 300/1500mm
ED80 80/560mm auf Meade LXD75 Montierung
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#4
Hallo Ulf, Hallo Karsten,

natürlich macht so eine Veranstaltung Arbeit. Aber das Endergebnis zählt und wenn man dann in leuchtende Kinderaugen schaut, dann weiß man, daß man sich diese Arbeit nicht umsonst angetan hat! Ich denke, den Mitwirkenden wird dieser Tag noch lange in Erinnerung bleiben.

So langsam kristallisiert sich das als ein kleines Teleskoptreffen heraus. In der "Zeit der Ruhe" - vor dem Ansturm und auch danach gab es viel Gelegenheit, Teleskope, Sucher, Okulare und anderes miteinander zu vergleichen.

Mein Bericht soll auch eine Anregung dafür sein, wie man das aufziehen kann und was man dabei beachten muß. Ich habe mich vor 3 Jahren noch nicht getraut, auf`s Landratsamt zu gehen und nach einer Sperrung der Straße nachzufragen.
Erst als diese Veranstaltung zu groß wurde, merkte ich, daß es so nicht mehr gehen kann. - Und es war einfacher als gedacht. Behörden bestehen auch nur aus Menschen und manchmal haben sie auch Einsehen mit solchen Wünschen.

Diese Veranstaltung wird auf jeden Fall so bleiben und ich denke, daß wir sie sogar ausweiten werden.
Zu einem anderen, zweiten Termin außerhalb des Astronomietages werden wir mal ganz besonderen Besuch bekommen. Gerd hat sich mit seinen Backnangern und dem riesigen 30" Dobson schon angesagt, wenn`s mal nicht zum Astronomietag oder einem anderen offiziellen Termin stattfinden sollte.

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#5
Hallo Winfried,
Dieses kleine Teleskoptreffen war finde ich außerordentlich erfolgreich. Es wurd viel beobachtet, erklärt und und mit alten Bekannten gefachsimpelt. Was ich sehr interessant fand, war die Strehl-Dikussion mit dem Ergebnis, dass nicht nur dieser das einzig ausschlaggebender Wert ist und das letztendlich der direkte Vergleich auf dem Feld zählt.
Ebenfalls war ich vom Anteil der Jugendlichen/Kinder und vor allem von deren Intersse überwältigt-genauso wie die vom Anblick des Mondes durch das Teleskop. Das hätte ich so nicht erwartet.

Endlich konnte ich auch mal mit einem Dobson beobachten (insbesondere dem 14"er)-Ist ein ganz anderes Erlebnis als mit einem parallaktischem Gerät (will jetzt aber die FS2 nicht missenCool).

Alles in allem ein sehr gelungener, interessanter und lustiger Abend.
Vielen Dank dafür nach "Gerxe".Smile

Gruß
Simon
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#6
Hallo Winfried,

ich kann mich nur anschließen und zusätzlich vielen Dank für das nächtliche "souper" sagen.

Man ist teilweise überrascht, wie wenig die Leute über den Himmel wissen, z.B. wie die Mondphasen entstehen, oder dass andere Planeten auch Monde haben etc. Um so wichtiger ist es solche Veranstaltungen durchzuführen!

bis bald

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#7
Hallo Frank,

bei den Erläuterungsversuchen um die Mondphase warst Du ja, so glaube ich in der Dunkelheit erkannt zu haben, dabei.
Mich hat`s fast aus den Socken gehauen, daß ein ca. 16 jähriges Mädchen keine Ahnung davon hat, wie das geschieht. Die hat doch glatt gefragt, ob der nicht immer rund sei...
Mein Gott, da braucht man manchmal wirklich sehr viel Mut und Gelassenheit, um nicht hell herauszulachen.

Aber dafür sind wir ja da. Könnte mir auch ganz gut vorstellen, daß die uns Sachen sagen, die denen völlig klar sind, wobei wir wiederum nicht wissen, was sie meinen. Sind schon auch Generationsunterschiede.

Aber Sonne und Mond, das gehört schon zur Allgemeinbildung.

Liebe Grüße, hier schifft`s....
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#8
Hallo,

ja das sind so aussagen die immer wieder kommen wie zB. die Sonne ist ein Planet.

Bei uns war einer der hat felsenfest behauptet letztens den Südpol des Mondes und vor längerer Zeit den Nordpol Fotografiert zu haben. Auch nach längeren versuchen ihm zu erklären das er niemals von oben auf den Süd- oder Nordpol des Mondes sehen kann ging er nicht davon ab.
Außerdem war er der Meinung das er auch schon die Rückseite des Mondes Fotografiert habe. Zu meiner Frage wie er das den gemacht habe ohne Raumschiff sagte er, er habe einfach eine Mondsichel so wie heute (Samstag) fotografiert und da war sie zu sehen, die Rückseite. Ob er mir geglaubt hat das er da nicht die Rückseide sondern die unbeleuchtete Vorderseite Fotografiert hat, weiß ich nicht, ausgesehen hats zumindest nicht danach. Wink

Tja - so sind se. Aber wir machens ja gerne. Smile
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

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Benjamin Franklin
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#9
Hallo Ulf,

ja, solche Dinge passieren nun eben mal. Grausam...
Aber lies mal meinen Vorschlag, habe gerade ein mail von den Backnangern bekommen. Das wäre doch mal was.

Wird zwar wieder in Arbeit ausarten, aber vielleicht können wir da zusammenarbeiten. Zumindest muß ich dann keinen Kartoffelsalat mehr machen, das wird ausgelagert...

LG
Winfried
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#10
Hallo Winfried,

hab dir schon geantwortet, bin dabei.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

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