Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Schritt für Schritt an die Grenzen der Optik
#1
Hallo,

gestern und heute konnte ich neben etwas Genussspechteln auch ein paar weitere Tests an meinem ACF vornehmen. Gestern bei Vollmond blieb die Luftruhe bescheiden, während heute die Sternabbildung am Anfang teilweise perfekt war.

Nach langer Zeit war es wieder einmal nötig, den SC sauber zu kollimieren. Es ist schon erstaunlich, wie sich die Schärfeleistung steigert, wenn alles passt.

Zuerst habe ich mir ein paar Doppelsterne vorgenommen. Epsilon Bootis, Gamma Leonis und Virginis sowie Kastor. Bei den hellen Sternpaaren sind bei Vergrößerungen um die 300x die typischen Spiegeloptikerscheinungen (franzelige Sterne) und zwei, drei Beugungsringe zu erkennen, in die die Lichtenergie geleitet wird. Der begrenzende Faktor ist eindeutig die Luftunruhe.

Trotzdem liegen die obigen Paare so weit auseinander, dass eine Trennung natürlich überhaupt kein Problem darstellt. An Epsilon Bootis, bei dem die Komponenten von der Helligkeit am unterschiedlichsten sind, war festzustellen, dass hier vorraussichtlich am ehesten die Grenzen für eine SC-Optik (große Obstruktion -> mehr Energie in die Beugungsringchen und Spiegel) liegen.

Ein ganz heller und ein recht schwacher Stern sehr dicht nebeneinander sind am schwierigsten zu trennen, da der hellere mit seinem Licht die schwache Komponente schluckt.

Omega Leonis ist mit zwei gleichhellen, schwächeren Sternchen ein ideales Testobjekt für die Grenzen des Auflösungsvermögens.

Um 21:40 Uhr zog gleißend hell die ISS ihre Bahn über den Himmel und dann gings los:

Bei 200x (Zoom-Oku) muss man schon genau hinsehen, ob es ein Doppelstern ist.
Ab 300x (Zoom-Oku) sind dann zwei winzige Sternlein zu sehen.
Mit 400x zeigt sich dann das Päärchen wunderschön ruhig (im 6mm Ortho Okular) mit einem hauch "Schwarz" dazwischen, einem Beugungsring und ganz schwachen weiteren Beugungsscheibchen.

"Prima, da müsste noch mehr gehen!", dachte ich.

Ich habe dann noch die 2xBarlow mit einem 10mm Plössel (vom Newton Set) aus dem Schrank geholt:

500x: Die Sternpünktchen stehen nun immernoch sauber auseinander, jedoch einen Tick weiter und erscheinen schon etwas blasser.

Zum Schluss wurde noch das 6mm Ortho in die Barlow gesteckt:

über 800x: Die Sternabbildung ist blass, aber immer noch sehr gut (kreisrund), die Beugungserscheinungen sind wunderbar zu sehen (Streulichtfranzen im Hintergrund erscheinen) und jetzt ist richtig Platz zwischen den beiden Sternen.

Ich hätte nicht gedacht, dass 800x überhaupt funktioniert. Ich bin total begeistert. Daumen hoch (tolles neues Smily!)

Im Anschluss an den Test habe ich mich ins Reich der Galaxien begeben. Die Durchsicht ist jedoch nur mittelmäßig, so dass ich jetzt nochmal auf Saturn losgehe.

Ach ja, im Bino bei ca. 170x sind die Doppelsterne fantastisch!!
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren
#2
Guten Morgen Uwe,

klasse Bericht! Du hast aber ganz vergessen den Lesern mitzuteilen warum gerade die Trennung von omega leonis dich zu solcher Begeisterung hinreißt: Der Abstand der Sterne beträgt 0,5" in Worten: null komma fünf Bogensekunden!!!
Bei einer Öffnung von 250mm liegt das ziemlich genau an der theoretischen Grenze des Auflösungsvermögens. Da du aber noch etwas dunklen Zwischenraum gesehen hast sollte vielleicht sogar noch ein Tick mehr gehen. Schon erstaunlich was mit so einer Strehlgurke alles geht Big Grin

viele Grüße

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
Zitieren
#3
Gratulation, Uwe,

solche Vergrößerungen hat man nicht immer.
Deine "Gurke" mausert sich zur "Blüte"....

Im Moment komme ich nur dazu, ab und an mal in die Sonne zu gucken. Bei gutem Wetter bin ich unterwegs in Sachen Architekturfotografie und danach ist man abends zu müde. Aber es kommen auch wieder andere Zeiten.

Freue mich schon auf die nächste gemeinsame Beobachtung.

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
Zitieren
#4
Hallo Uwe,

das sind ja beeindruckende Beobachtungen. Eine Vergrößerung von 800x klingt auf den ersten Blick ja geradezu tollkühn :-)

Viele Grüße, W.
Viele Grüße, W.

We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
https://wolfgangs-gartensternwarte.de
Zitieren
#5
Hallo Wolfgang,

mit meinem früheren Meade 12" SC classic hatte ich mit dem 4,7mm Meade UWA 638x Vergrößerung. Mehr (an Okularen) hatte ich nicht.
Es ging, wenn auch in den ganzen Jahren nur 4-5 mal. Da hatte Uwe absolutes Glück mit dem Seeing, das hat man wirklich nur ein bis zweimal im Jahr. Dafür hat man dann einen Anblick, der einem zeigt, WARUM man dieses Hobby betreibt und immer wieder versucht, die Grenzen auszuloten.
- Finde ich einfach toll!

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
Zitieren
#6
Hallo zusammen,

ja das Seeing zeigte sich gestern wirklich gut! Aber man muss die Vergrößerung wahrscheinlich trotzdem relativ sehen!!

An Saturn war gestern wie schon so oft bei ca. 300x Schluss. An den helleren Doppelsternen machte die hohe Vergrößerung ebenfalls keinen Sinn.

Meine Vermutung:

Es liegt vielmehr daran, dass bei den schwachen Sternlein von Omega Leonis bedeutend weniger Lichtenergie ankommt und so auch die Beugungserscheinungen und störende Lichtreflexe (Stichwort: Spiegelstern) geringer werden. Erst dann funktioniert solch eine Übervergrößerung.

Interessant für mich war die Abbildung der Sternpünktchen und die Ausreizung des Zwischenraums zwischen den Komponenten. Beide Lichtpünktchen blieben rund und klar definiert, obwohl das Gesamtbild im Okular schond deutlich flau erschien. Der nun größere Zwischenraum (es hätte gefühlsmäßig fast noch ein Sternchen hineingepasst) und auch der Hintergrund war nicht mehr tiefschwarz, sondern gelblich aufgehellt.

Probiert es doch auch einmal aus. Ihr werdet sicher sehen, dass es funktioniert. Da muss das Seeing gar nicht hundertprozentig sein.

@Winfried: Deine Vergrößerung war am Planeten (Mars soviel ich mich erinnern kann) und ist nicht mit meinem Versuch zu vergleichen. Man will schließlich auch noch Strukturen auf dem Planet erkennen. Die gibt es an Sternpünktchen nicht!

Am Planeten bin ich im Moment mit dem 10" ACF bei knapp 420x (Saturn) am Limit gewesen. Ich glaube auch dass bei brillanten Seeingverhältnissen allerspätestens irgendwo zwischen 500x - 600x Schicht ist.

Also, einfach mutig ausprobieren und über ungewöhnliche Ergebnisse staunen.







the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren
#7
Hallo Uwe,

ich habe mal vor längeren einen Bericht über Grenzgröße und der förderlichen Höchstvergrößeung geschrieben. Es gibt bei Astronomie.de einen interessanten Bericht darüber. Es gibt auch eine Tabelle in Abhängigkeit der Öffnung und der Vergrößerung. Geht man über die förderliche Vergrößerung hinaus, werden die Sterne zu Scheibchen und das Auge nimmt flächige Objekte bessser war. Somit werden die schwächsten Sterne die die Öffnung erlaubt noch sichtbar. Allerdings ist ab einer gewissen Grenze dann Schluß und das Licht geht dann entgültig aus.
Doppeltsterne im Bino sind sehr schön, diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht.

Gruß PhilippSmile
Zitieren
#8
Hallo Philipp,

ich komme gerade von draußen und meine Beobachtungen von gestern haben sich bestätigt. Kannst du mir einen Link zu dem Bericht geben? Das macht das Finden leichter. Es ist nämlich ein hochinteressantes Thema.

Ich denke dass:

Grenzgröße - Höchstvergrößerung im Zusammenhang zu sehen sind. Das heißt dann, dass die maximal sinnvolle Vergrößerung die ist, bei der ich auch die schwächsten Sterne, die das Teleskop noch abbilden können sollte auch wahrgenommen werden. Vergrößert man noch höher sinkt die Grenzgröße, oder??

Zum Trennen von Doppelsternen und zur Feststellung vom Auflösungsvermögen ist die "Übervergrößerung" jedoch hilfreich.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren
#9
Guten Morgen Philipp,

ich glaube ich habe zwei Artikel dazu entdeckt:

http://www.astronomie.de/bibliothek/arti...-objekten/

http://www.astronomie.de/bibliothek/arti...piel-m-13/

Passt das?
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren
#10
Und noch ein kurzer Nachtrag:

Ich habe mich mit Frank ausgetauscht. Wir müssen den Abstand von Omega leonis auf 0,7" korrigieren. Das ist trotzdem eine gute Leistung gewesen, zumal das Seeing sehr ordentlich, aber nicht perfekt war. Saturn ging nur bis ca. 300x. 400fach hatte ich schließlich auch schon.

Gestern konnte zudem ein neues Objekt:

Doppelstern Alpha Coma Berenices

geknackt werden. Abstand 0,6 Bogensekunden und eine Helligkeit um die 5mag beider Sternchen. Gemeinsame Helligkeit 4,3mag

Es musste schon bis nach 1:00 Uhr gewartet werden, ehe die Luftruhe die Auflösung ermöglichte. Dann standen die beiden Sternscheibchen bei 800facher Vergrößerung deutlich getrennt nebeneinander im Okular.


Hier ist immer noch ein bisschen Luft nach oben!! Tolles Gefühl Rolleyes


the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren
#11
Hallo Uwe,

du bist mir zuvor gekommen in der Berichtigung von Omega leonis auf 0,7". Jetzt, nachdem die 0,6" auch schon geknackt sind und offensichtlich "noch was geht", mache ich mich mal auf die Suche nach möglichst gleich hellen 0,5" Doppelsternen Daumen hoch

viele Grüße aus Wü

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
Zitieren
#12
Interessantes Hobby ;-) Bin gespannt, wie viele Doppelsterne ihr noch auseinanderlegt...

W.
Viele Grüße, W.

We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
https://wolfgangs-gartensternwarte.de
Zitieren
#13
Hallo Wolfgang,

mit etwas mehr Zeit wäre das auch mein Hobby.
Es ist hochinteressant, Doppelsterne zu beobachten.
Nach nun gut 20 Jahren habe ich für mich festgestellt, daß Epsylon Lyrae sich stark verändert hat. Das untere Paar ist seit etwa drei Jahren viel weiter auseinander und damit besser zu trennen, während das obere Paar konstant bleibt. - Da hilft aber nur extreme Langzeitbeobachtung. Schade, daß ich dies nie fotografisch dokumentiert habe, wäre sicherlich eine schöne Sequenz gewesen.

Besonders schön sind Doppelsterne mit ungleichen Paaren, so wie Albireo. Davon gibt es weit mehr als allgemein bekannt ist. Schon den Farbunterschied mit dem Teleskop zu sehen ist ein Gedicht für sich.

Macht mal, wenn ich nach Ostern wieder Zeit habe, mache ich bei Uwe gerne mit!

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
Zitieren
#14
Dann postet mal munter weiter, das sind immer sehr interessante Anregungen, selbst mal das eine oder andere Objekt zu beobachten.

Viele Grüße, W.
Viele Grüße, W.

We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
https://wolfgangs-gartensternwarte.de
Zitieren
#15
Hallo Winfried,

versuche / benutze mal Data Mining. Soll heißen das alles was es zu beobachten gibt irgendwo im Netz ist. Es gibt bestimmt jede menge Bilder von e Lyra zum vergleichen.

Als farbenfrohen Doppelstern empfehle ich Almak in der Andromeda.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
Zitieren
#16
Hallo,

Izar (Epsilon Bootes) ist mit einer hellen geblichen Komponente und einem 5mag blauen Begleitersternchen ebenfalls sehr hübsch.

the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren
#17
Hallo Uwe,

genau der untere Link, das war der Artikel über Grenzgröße.

Kompliment über eure Doppeltsterntrennungen. Hab ich auch mal eine Zeit lang gemacht, aber das Tubusseeing meines 14"ers war meistens zu stark. Hatte allerdings das noch nie auf dem Feld bei besseren Bedingungen ausprobiert. Vor lauter Deep Sky immer vergessen. Sollte ich auch mal machen bei Höchstvergrößerung (640x), wenn alles gut ausgekühlt und das Seeing stimmt.

Gruß PhilippShy
Zitieren
#18
Hallo Philipp,

das Problem wird wahrscheinlich die Nachführung bei solch hohen Vergrößerungen, oder?? Wir hatten schon genug zu tun, die Okulare zu stöpseln,immer wieder fokussieren und auf den richtigen Augenblick zu warten.

Das Thema ist allerdings wirklich Neuland für mich und der Artikel hat mir sehr geholfen. Danke für den Hinweis noch einmal und toll, dass du dich mit der Materie schon so intensiv befasst hast.

Wir werden die nächste Zeit dahingehend weiterarbeiten Daumen hoch



the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren
#19
Hi,

bei den Doppelsternen werde ich nach Ostern mal mitmischen. Wohl mit dem Ulugh Beg.

Im Moment hänge ich gerade an der Sonne und bin am Zeichnen. Die erste Sequent war am 17.4. (bereits eingestellt), die zweite am 21.4. und heute, am 23.4. kam nun die 3. Sequenz dazu. Daneben noch eine Detailzeichnung von der südlichen Gruppe, die ist verdammt filigran und detailreich. Die Bilder stelle ich dann am Diensteg ins Netz.

Frohe Ostereier!
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
Zitieren
#20
Hallo Uwe,

wenn der Focus mal genau getroffen ist muß man nur den Stern oft genug durchs Okular wandern lassen. Das geht schon, dauert nur einiges länger, als mit Nachführung.

Gruß PhilippSmile
Zitieren
#21
Hallo Philipp,

gestern hatte ich dann ein AHA-Erlebnis mit dem 3,7 Ethos Okular von Bernhard. Die Vergrößerung war genau richtig 675x. Das ist nicht zu hoch für unsere Seeingbedingungen und zeigt doch genügend Hochvergrößerung.

Alle von uns vorgenommenen Doppelsterne bis 0,5" konnten wir in kürzester Zeit zerlegen. Da ist echt noch Restpotential vorhanden...Smile

Eine Viertelstunde ersetzte gut 2 Stunden Steck- und Fokussierarbeit vom Vorabend. Ganz zu schweigen vom angenehmen Einblick.
Ins Ortho muss man da schon fast hineinkriechen. Tja, wenn man halt die schönen Okus hätte...

Aber es ging auch mit hohem Aufwand mit nicht so hochwertigem Zubehör! Da kann man auch ein wenig stolz auf die harte Arbeit am Gerät sein.

Dein 14"er müsste eigentlich 0,3" schaffen...wenn die Luftruhe stimmt!
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren
#22
Hi Uwe,

können wir ja mal ausprobieren. Kommende Woche ab Diensteg bin ich wieder frei von Familienpflichten.

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
Zitieren




Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste