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0,5" Auflösungsgrenze...
#1
Hallo,

gestern war das Seeing einen Tick besser als an den Beobachtungsabenden vorher. Die Durchsicht zumindest von 23:00 Uhr - 1:00 Uhr sehr gut! Galaxien haben richtig Spaß gemacht. Besonders gut fand ich M 61 (mit angedeuteten Spiralarmen), M 64 (Black-Eye) mit deutlichem Dunkelbereich und die helle M 104 (Sombrero). Später in Uma wollte ich sogar das Zeichnen anfangen, NGC 4631 (mit Nachbargalaxie 4627) sah wunderschön aus... aber dann wollte ich mich nach der Doppelsterngeschichte nicht nocheinmal dermaßen konzentrieren und legte nach wenigen Bleistiftstrichen das Zeichenbrett beiseite.

So, nun zum Doppelsternchen HD 92323 mit 0,5" im Löwen, den Frank als möglichen Kandidaten aus dem Washington Double Star Catalog herausgefunden hat. Er liegt südwestlich von der Glx.-Gruppe M95/96... und war schnell entdeckt.

Die Trennung wurde dann allerdings gur Schwerstarbeit. Tatsächlich nicht zu vergleichen mit den Doppelsternobjekten der Vortage. Eine ganz andere Hausnummer!!

Vergrößerungstechnisch war er bei 400x gerade so als Doppelsternchen zu erkennen. Durch die bessere Transparenz konnte die schwächere Helligkeit von ca. 8 - 9 mag etwas kompensiert werden. In kurzen Momenten ploppte aus dem wirklich schwachen Sternpünktchen (7,84mag) in der Mitte das zweite etwas kleiner und noch lichtschwächer (8,98mag) auf ca. 4 - 5 Uhr heraus.

Erst nachdem dieser Doppeleffekt (das plötzliche Erscheinen des zweiten Sternchens) mehrmals beobachtet war fuhr mir ein:

"Klasse, geschafft!!" durch den Kopf.

Sie hingen wirklich fast noch zusammen. So wie eine Acht, ich konnte da nur einen hauch Zwischenraum ausmachen. Das erste Beugungsringchen war dann ab und an gerade so zu erahnen. Von sehen möchte ich nicht wirklich sprechen. Dazu reicht die Lichtenergie wahrscheinlich nicht aus, dass man es ordentlich wahrnehmen könnte. Dafür waren die Störlichtreflexionen deutlich stärker und waberten im Okular.

Aber ich wollte sie ja richtig auseinander nehmen!

Jetzt fehlte mir natürlich ausgerechnet das 10mm Oku, das ich Frank mal mitgegeben habe, um auf gut 500x zu steigern. Das wäre vielleicht die Richtige Vergrößerung gewesen. Also musste ich gleich auf 800x.

Mit dem 6mm Ortho in der 2x Barlow bin ich nun fast verzweifelt.
Ich sah erstmal nur einen nebligen, schwachen, hüpfenden Fleck mit einem helleren Kerngebiet (sah aus wie eine hüpfende rundlichgefranzte Glx Confused ), den ich irgendwie versuchte scharfzustellen. Man findet aber nicht den Fokus. Also gefühlsmäßig den 1:10 Auszug millimeterweise bewegt und dann einfach warten...

Und dann geschah es... zwei matte Scheibchen blitzen auf. Das Hellere war zuerst zu sehen, dann hüpfte wie zuvor auf 4 - halb 5 Uhr ein zweites schwächers Scheibchen hervor...und weg... "Ähhh, bitte nocheinmal", dachte ich. Aber das dauerte dann schon wieder, denn nun waberte wieder der Lichtklecks im Oku. Und so ging es weiter und weiter. Aber man ist ja sportlich Big Grin !!

In einer guten Stunde dauerte es immer sehr lange zwischen den Sekundenbruchteilen in denen ich die Trennung des Sternpäärchens erblickte. Sie war definitiv zu erkennen!!!!. Jedoch nur so kurz, dass sich die Freude sofort in Gedanken wie: "Mensch jetzt bleib doch mal kurz ruhig, damit ich etwas mehr erkennen kann" floss. - echt Verzweiflungsfördernd. Man sitzt am Okular und weiß genau, dass es funzt! Der Doppelstern zeigt sich, aber es fehlt die Sekunde zum großen "Boah" und zum halten der Abbildung.

Stolz war ich natürlich trotzdem, auch wenn der Anblick total anders war als am Tag zuvor am Alpha Com Berenices.

Wenn mich meine "jungen" Äuglein nicht täuschten, empfand ich den Abstand während der Trennung bei 800x ähnlich groß wie bei Alpha Coma Berenices. Es liegt vielleicht daran, dass die Sterne schwächer sind und deswegen nicht so große Scheibchen bilden?? Oder wirkt es durch den wesentlich (eigentlich kaum wahrnehmbaren) schwächeren Beugungsring "getrennter". Komisch, aber so hat´s ausgesehen. Hab auch keine andere Vermutung.

Fazit:
Hurraaa!!! Mein Gerät schafft das theoretische Auflösungsvermögen - 0,5 Bogensekunden!!! Daumen hoch

Bitte das Ganze noch einmal mit 500x - 600x!!!


Dann passt das Verhältnis: Seeing (Abbildungsruhe) - Helligkeit der Lichtpünktchen (Beugungsscheibchen) - Trennung besser

zu: hüpfender grauer Nebel / flaue Lichtscheibchen / ...und weg.

Nach einem ausgiebigen Lichtbad in Kugelsternhaufen M 3, 5, 13, 92 und den oben genannten Galaxien baute ich zufrieden ab und schnappte mir für den Chill out Ralfs Dekarem 10 x 50, mit dem ich die hellen Galaxien rund um Uma aufsuchte. Nach 2:00 Uhr war der Mond dann so hell, dass ich meine Beobachtungsnacht beendete.



the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#2
Hallo Uwe,

Wie immer ein spannender und interessanter Bericht. Ich habe immer geglaubt, daß Doppelsterne anschauen wohl das Langweiligste in der Hobbyastronomie ist. Jetzt hat mich aber das Doppelstern-Fieber, nicht zuletzt wegen der ganzen Strehl- Auflösungsvermögen- und Spiegelrauhigkeitsdiskussion, auch voll erwischt!
Das ganze gleicht einem Kampf mit dem seeing und dem Equipment. Bei 800 facher Vergrößerung wandert z.B. Der Stern beim fokussieren mit dem Hauptspiegel (SCT) einmal komplett durchs Gesichtsfeld. Ohne externen Fokussierer wäre man aufgeschmissen. Ohne motorische Nachführung sowieso.
Um so beglückender wenn man dann den kurzen Augenblick erhascht, an dem alles passt...

Weiterhin cs wünscht

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#3
Hallo Oberspechtler Uwe,

Gratulation zu deinem Erfolg. Hast du so gutes Seeing bei dir zu Hause? Falls wir uns mal Treffen, wäre ein Vergleich zu deinem ACF ganz interessant. Mein Dobson hat mit seinem offenen Tubus meistens zumindest am Anfang zu viel Luftunruhe.
Abr wie schon gesagt, ich werde es mal bei passender Gelegenheit ausprobieren.

Gruß PhilippSmile
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#4
Hallo Philipp,

ich denke das Seeing ist auch nicht besser oder schlechter als bei dir. Wie geschrieben musste ich die Sekündchen schon sammeln...Dodgy

Es sind halt die Momente zwischen der Luftunruhe, die es auszusitzen gilt. Frei nach dem Motto: "Mühsam nährt sich das Eichhörnchen".

Mit Genussspechteln hat das dann recht wenig zu tun. Das ist eher die Herausforderung an die Grenze zu gehen. Eine dreiviertel Beobachtungsnacht nur auf zwei Lichtpünktchen zu warten und in ein wabbeliges Nebelgeflimmer zu blicken ist nicht unbedingt als Dauerzustand zu wünschen.

Im Herbst gibt es eine Möglichkeit im Füllen (Equuleus) die hellere Komponente von Epsilon Equ, die wiederum ein Doppelstern ist zu knacken. Sie dürfte bei 0,4 Bogensekunden liegen, aber mit 6mag deutlich heller und daher besser zu erkennen sein. Mal sehen...

Im Moment gilt es höchstens den Rekord noch einmal bei besseren Bedingungen zu bestätigen.

the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#5
Hallo Ihr Sternenspalter, Hallo Uwe,
ich habe Uwes Doppelsternbeobachtungen gerade nachvollzogen.
Also das Seeing war die letzten Nächten nicht so toll, aber blickweise ging es und gerade war es gleichmäßig "mäßig".
Saturn erschien heute recht weich in der Abbildung während gestern das Bild manchmal doppelt erschien und sehr schnelle Änderungen zeigte.

Trotzdem war der Doppelstern Omega Leonis relativ leicht im 16"er zu trennen( 440x); die ungleichen Helligkeiten fallen sofort auf. Ein reizvoller Doppelstern - danke für Tipp Uwe; Im Refraktor zeigte sich die Abbildung im 6mm Okular bei 333x als zwei tanzende Scheibchen, während sich im Spiegel zwei helle Punkte mit Halos drumherum im Rytmus bewegten.

Der 92323 war schon schwieriger und beide Komponenten erschienen mir gleichhell. Im 16"er am Besten bei 440x; bei 730x wurde das Bild zu verwaschen und die Trennung gelang hier nicht mehr sicher.
Am Refraktor bei 333x keine Trennung zu sehen; Erst bei 500x eine "8" zu sehen, die scheinbar etwas über den Durst getrunken hat.
Am Spiegel gelang die Trennung trotz dem schlechten Seeing leichter, jedoch ohne Beobachtungserfahrung und dem Wissen wie ein Stern bei der Vergrößerung normalerweise aussieht wäre die Sichtung nicht sicher zu erkennen gewesen.

Ich möchte die Freude an der Auflösungsgrenze des 10" nicht schmälern, aber meine Zeiss Experten sagten mir mal dazu dass ein Teleskop schon wirklich schlecht sein muss wenn es die Auflösungsgrenze nicht erreicht.
Demnach ist die Auflösung kein echtes Qualitätskriterium aber anderseits auch der Beweis dass nichts Grob daneben liegt.

Uwe, hast Du noch einen 0,4" oder 0,3" Doppelstern für den Sommer?
Bei den kleinen Abständen ändern sich die Werte oft sehr schnell , vielleicht hast Du aktuelle Daten.

Tschüss
Ralf



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#6
Guten Morgen Ralf,

dass ich mich so sehr geplagt hatte, lag an der für unser Seeing zu hohen Vergrößerung. Aber wie du sicher bemerkt hast, ist 400x eben manchmal zu wenig um sie richtig auseinander zu nehmen.

Okulartechnisch bin ich da halt noch zu dünn besetzt, um die Zwischenvergrößerungen zu erreichen. Aber für alles gibt es eine Lösung! Morgen meld ich mich mal bei dir (ich hab da noch ein paar Doppelsternkandidaten die wir uns schon aufnotiert haben) und hier im Forum wird sicherlich auch von der heutigen Beobachtungsnacht noch etwas zum Thema erscheinen!!

An sich bin ich durch Zufall auf diese "Testreihe" im Hochvergrößerungsbereich gestoßen. Zuerst war es Erstaunen, dann Begeisterung und schließlich wurde es doch zur Herausforderung. Meist liegt diese wie oben beschrieben am Seeing.

Auffallend war ja für mich gestern, dass selbst bei dem 0,5" Sternpaar der Platz dazwischen recht groß erschien. Also sollte noch wesentlich mehr möglich sein.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#7
Hallo Uwe,

also den Doppeltstern im Löwen mit 0,5" muss ich auch mal versuchen, aber mehr traue ich meinem 14" Dobson nicht zu. Der offene Tubus ist, denke ich nicht so günstig für die Trennschärfe. Zu mindest muss ich das nach ca. zwei Stunden am ausgekühlten Gerät versuchen und das auf dem Feld.
Trotzdem interessant mal an die Auflößungsgrenze zu gehen. Grenzgröße für Helligkeit hatte ich ja schon anhand der Teststerne um M57 in der Leier (wie schon berichtet und Bild gepostet) gemacht. War auch der Test für die Quasarbeobachtungen.

Gruß PhilippSmile
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#8
Hallo Uwe,

den Doppeltstern omega Leonis hatte ich heute nacht im 14"er. Das Gerät war zwar ausgekühlt, aber er stand gegen 3:00 bereits abgesekt im Westen und das Bild war katastrophal.Confused An Auflösung war gar nicht zu denken. Es flackerte und waberte nur so. Der offene Tubus macht es auch nicht leichter.
Ich muss dafür wirklich raus aufs Feld bei guten Seeing und nach zwei Stunden in Kulminationshöhe das noch mal genau testen. Villeicht habe ich da mehr Erfolg.
Hast du vielleicht eine Liste von engen Doppeltsternen die du dir für deine Beobachtungen ausgesucht hast?

Gruß Philipp Shy
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#9
Hallo Philipp,

im Prinzip haben wir uns auf wenige gleich helle (nicht schwächer als 9mag) Sterne beschränkt.

Wenn man mit Omega Leonis (Abstand 0,7") beginnt, könnte man mit Alpha Coma Berenices (Abstand 0,6") bzw. Eta Corona Borealis (Abstand etwa 0,55") weiterarbeiten.

Dann wäre da HD 92323 im Löwen mit einem Abstand von 0,5" und für den Herbst könnten wir im Pegasus / Füllen angreifen.

72 Pegasi (Abstand 0,5") müsste etwas leichter sein, da die Komponenten mit knapp 6mag wesentlich heller sind als die von HD 92323.
Interessant ist dann Epsilon Equ (Füllen) mit einem Abstand um 0,4 Bogensekunden. Epsilon Equ ist ein Doppelstern mit gut 10". Die hellere Komponente ist dann ebenfalls ein Doppelstern mit den oben erwähnten 0,4". In den nächsten Jahren nimmt dieser Abstand dann kontinuierlich ab, so dass man sich jedes Jahr daran messen könnte, bis nichts mehr geht.

the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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