25.04.2011, 10:25
Hallo Freunde der "dunklen Seite",
heute scheibe ich hier unseren Beobachtungsbericht, der eigentlich auch im Testbereich stehen könnte.
Frank und ich sind stolze Besitzer baugleicher Optiken mit jedoch sehr unterschiedlichem Strehlwert und Glätte der Systeme.
In Wolfgangs Rohrs Forum entstand nach der Veröffentlichung darüber eine hitzige Diskussion hinsichtlich Qualitätskriterien guter Teleskope und Optikprüfung an sich. Das Thema wurde dann geschlossen, nachdem kein Konsens gefunden wurde.
In diesem Link sind hier für alle noch einmal die Ergebnisse auf der Bank nachzulesen:
http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=12674
Ob nun die Messergebnisse aus dem Labor unter Optimalbedingungen richtig oder falsch sind (darüber haben sich verschiedene Optikprüfer schon ausreichend geäußert) soll außen vor gelassen bleiben, denn uns geht es um den praktischen Einsatz der Teleskope im visuellen Bereich.
Erste gründliche Test konnten wir in den vergangenen Nächten durchführen. Gestern waren wir dann bei Ralf, der mit seinen Referenzgeräten (200 APQ und 16" ACF), seinem Fachwissen bzgl. Optik und der langjährigen Beobachtungserfahrung hilfreich zur Seite stand.
Von 9:30 Uhr - 2:30 Uhr widmeten wir uns dem Thema hinterm Okular.
Nebenbei lichtete Ralf mit seiner selbst entwickelten Astrokamera eine bekannte Galaxie ab, die er demnächst sicher veröffentlichen wird (mehr verrat ich jetzt nicht...). "Die Sternchen sind bis in den Rand wunderbar rund!"
Der Himmel zeigte sich bei stellenweise sehr ordentlichem Seeing, deutlich klar und mit schönerer Transparenz. Die Durchsicht war also besser als an den Vortagen.
Zum Testen benutzten wir natürlich an beiden ACF´s die gleichen Okulare (hauptsächlich die Ethos - Serie)
Im Intra- Extra- Fokalen Abbild am hellen Stern untersuchten wir ausgiebig die konzentrischen Ringerscheinungen (die im optimalen Fall sehr gleichmäßig erscheinen sollen - so wie beim 200mm APQ!! Auch im 16" ACF zeigte sich dies etwas definierter) und stellten hier nur minimale Unterschiede fest. Beide ACF lassen ein schönes Bild erkennen:
Gleichmäßige Ringchen, innen innerhalb der Obstrukion hauchfeine, am inneren Rand des Spiegelabbilds ein deutlicherer und am äußeren Rand nocheinmal zwei deutlichere (hell und dunkel, je nach Fokusstellung).
An Franks Gerät flackerte der Rand hier etwas franzeliger, was einen Rückschluss auf die rauhere Spiegeloberfläche sein könnte.
In der Sternabbildung und Objektabbildung die ja im Fokus ist, konnte davon aber überhaupt nichts festgestellt werden.
-> Sternabbildung absolut identisch!
Im Reich der Doppelsterntrennung, zerlegten wir bis zu einem Wert von ca. 0,5" (z. B. an Alpha Coma Berenices, HD 92323) im 6mm (über 400x) Okular in beiden Geräten die Komponenten sauber und deutlich - also mit ordentlich dunklem Weltraum dazwischen. Es kann aber für den Zweck auch 800x vergrößert werden.
Hier war Ralf dann doch überrascht, wie gut das beide Geräte schaffen.
Sein APQ (Auflösungsvermögen 0,7") zeigte eine "8" und der 16"er kämpfte mit er Luftruhe. Sie wird letztendlich der begrenzende Faktor in unseren Breiten sein.
-> Doppelsterntrennung absolut identisch! (theoretisches Auflösungsvermögen gut möglich)
-> Sternfarben unterschiedlich (siehe unten)
Saturn war prädestiniert um die Leistungsfähigkeit der Optiken am Planeten zu testen.
Ins Auge fiel sofort der Farbunterschied im direkten Vergleich zwischen meinem (bläulich-weißliches Bild) und Franks (gelblich - rötliches Bild). Das kann man an Wolfgangs Aufnahmen am künstlichen Stern bei 1200x auch erkennen. Ralf meint, dass es sich hier um Vergütungsunterschiede handelt.
Ralfs APQ lag in seinem harmonischen, total farbreinen Planetenbild dazwischen.
Die Cassiniteilung war hier wie da gleich gut wahrzunehmen. Auch auf dem Planeten konnten die Artefakte des Strums als Aufhellungen im gräulichen Nordteil oberhalb des dunkleren Bandes beobachtet werden. Den Mond Rhea sichteten wir ganz dicht an der Hellen Planetenscheibe als winzigstes Lichtpünktchen. Bei 200x im 13er Ethos stand der Ring messerscharf mit schwarzen Rändern vor dem Planeten. Auch bis 300x machte er gestern im Zoom-Oku eine sehr gute Figur.
-> Planetenabbildung identisch (bis auf die Farbnuancen)
Kontrast ist bei der Beobachtung von Galaxien und Nebeln gefragt. Wir suchten bewusst Objekte mit Struktur (M51, M104, M64, Ringnebel) heraus um eventuell Dunkelregionen / Staubbäner / Sternchen im Hintergrund-Vordergrund unterschiedlich deutlich zu erkennen... Fehlanzeige! Wir konnten im 21er Ethos eine übereinstimmede Abbildung bestätigen. Das dunkle Auge und das Staubband an M 104 waren bspw. deutlich direkt wahrnehmbar. Ralf meinte dass eventuell bei meinem Teleskop der Hintergrund einen Tick hellter im Okular erscheint.
Im Vergleich zum 16"er, der hier natürlich alles in den Schatten stellte, schlugen sich die 10"er trotzdem gut.
-> Galaxien / Nebelbeobachtung / Grenzgröße (Sternchen im Nebel) identisch
Was wir nicht mehr geschafft haben, waren Galaxien im Grenzgrößenbereich. Das können wir sicher noch nachreichen.
FAZIT:
ES IST BEI DIESEM TEST KEIN QUALITÄTSUNTERSCHIED IN DER VISUELLEN BEOBACHTUNG FESTSTELLBAR!!!
BEIDE 10" ACF BEREITEN GROßE FREUDE BEI DER BEOBACHTUNG UND BRINGEN SEHR GUTE ERGEBNISSE!!!
DIE MÖGLICHKEITEN DER OPTIKEN SIND UNTER UNSEREN BEDINGUNGEN KAUM AUSZUREIZEN: DAS SEEING IST DER BEGRENZENDE FAKTOR!!!
MESSWERTE AUF DER BANK SIND MIT GELASSENHEIT UND WEITBLICK DIFFERNZIERT ZU BETRACHTEN!! DIE BEOBACHTUNGSLEISTUNG AM HIMMEL IST LETZTLICH ENTSCHEIDEND!!
Ich hoffe dass mein Bericht in dieser Sachlichkeit alle Aspekte der vergangenen Nächte wiedergibt. Vielleicht wollen Ralf und Frank kurz noch ihre Meinung dazu äußern.
heute scheibe ich hier unseren Beobachtungsbericht, der eigentlich auch im Testbereich stehen könnte.
Frank und ich sind stolze Besitzer baugleicher Optiken mit jedoch sehr unterschiedlichem Strehlwert und Glätte der Systeme.
In Wolfgangs Rohrs Forum entstand nach der Veröffentlichung darüber eine hitzige Diskussion hinsichtlich Qualitätskriterien guter Teleskope und Optikprüfung an sich. Das Thema wurde dann geschlossen, nachdem kein Konsens gefunden wurde.
In diesem Link sind hier für alle noch einmal die Ergebnisse auf der Bank nachzulesen:
http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=12674
Ob nun die Messergebnisse aus dem Labor unter Optimalbedingungen richtig oder falsch sind (darüber haben sich verschiedene Optikprüfer schon ausreichend geäußert) soll außen vor gelassen bleiben, denn uns geht es um den praktischen Einsatz der Teleskope im visuellen Bereich.
Erste gründliche Test konnten wir in den vergangenen Nächten durchführen. Gestern waren wir dann bei Ralf, der mit seinen Referenzgeräten (200 APQ und 16" ACF), seinem Fachwissen bzgl. Optik und der langjährigen Beobachtungserfahrung hilfreich zur Seite stand.
Von 9:30 Uhr - 2:30 Uhr widmeten wir uns dem Thema hinterm Okular.
Nebenbei lichtete Ralf mit seiner selbst entwickelten Astrokamera eine bekannte Galaxie ab, die er demnächst sicher veröffentlichen wird (mehr verrat ich jetzt nicht...). "Die Sternchen sind bis in den Rand wunderbar rund!"
Der Himmel zeigte sich bei stellenweise sehr ordentlichem Seeing, deutlich klar und mit schönerer Transparenz. Die Durchsicht war also besser als an den Vortagen.
Zum Testen benutzten wir natürlich an beiden ACF´s die gleichen Okulare (hauptsächlich die Ethos - Serie)
Im Intra- Extra- Fokalen Abbild am hellen Stern untersuchten wir ausgiebig die konzentrischen Ringerscheinungen (die im optimalen Fall sehr gleichmäßig erscheinen sollen - so wie beim 200mm APQ!! Auch im 16" ACF zeigte sich dies etwas definierter) und stellten hier nur minimale Unterschiede fest. Beide ACF lassen ein schönes Bild erkennen:
Gleichmäßige Ringchen, innen innerhalb der Obstrukion hauchfeine, am inneren Rand des Spiegelabbilds ein deutlicherer und am äußeren Rand nocheinmal zwei deutlichere (hell und dunkel, je nach Fokusstellung).
An Franks Gerät flackerte der Rand hier etwas franzeliger, was einen Rückschluss auf die rauhere Spiegeloberfläche sein könnte.
In der Sternabbildung und Objektabbildung die ja im Fokus ist, konnte davon aber überhaupt nichts festgestellt werden.
-> Sternabbildung absolut identisch!
Im Reich der Doppelsterntrennung, zerlegten wir bis zu einem Wert von ca. 0,5" (z. B. an Alpha Coma Berenices, HD 92323) im 6mm (über 400x) Okular in beiden Geräten die Komponenten sauber und deutlich - also mit ordentlich dunklem Weltraum dazwischen. Es kann aber für den Zweck auch 800x vergrößert werden.
Hier war Ralf dann doch überrascht, wie gut das beide Geräte schaffen.
Sein APQ (Auflösungsvermögen 0,7") zeigte eine "8" und der 16"er kämpfte mit er Luftruhe. Sie wird letztendlich der begrenzende Faktor in unseren Breiten sein.
-> Doppelsterntrennung absolut identisch! (theoretisches Auflösungsvermögen gut möglich)
-> Sternfarben unterschiedlich (siehe unten)
Saturn war prädestiniert um die Leistungsfähigkeit der Optiken am Planeten zu testen.
Ins Auge fiel sofort der Farbunterschied im direkten Vergleich zwischen meinem (bläulich-weißliches Bild) und Franks (gelblich - rötliches Bild). Das kann man an Wolfgangs Aufnahmen am künstlichen Stern bei 1200x auch erkennen. Ralf meint, dass es sich hier um Vergütungsunterschiede handelt.
Ralfs APQ lag in seinem harmonischen, total farbreinen Planetenbild dazwischen.
Die Cassiniteilung war hier wie da gleich gut wahrzunehmen. Auch auf dem Planeten konnten die Artefakte des Strums als Aufhellungen im gräulichen Nordteil oberhalb des dunkleren Bandes beobachtet werden. Den Mond Rhea sichteten wir ganz dicht an der Hellen Planetenscheibe als winzigstes Lichtpünktchen. Bei 200x im 13er Ethos stand der Ring messerscharf mit schwarzen Rändern vor dem Planeten. Auch bis 300x machte er gestern im Zoom-Oku eine sehr gute Figur.
-> Planetenabbildung identisch (bis auf die Farbnuancen)
Kontrast ist bei der Beobachtung von Galaxien und Nebeln gefragt. Wir suchten bewusst Objekte mit Struktur (M51, M104, M64, Ringnebel) heraus um eventuell Dunkelregionen / Staubbäner / Sternchen im Hintergrund-Vordergrund unterschiedlich deutlich zu erkennen... Fehlanzeige! Wir konnten im 21er Ethos eine übereinstimmede Abbildung bestätigen. Das dunkle Auge und das Staubband an M 104 waren bspw. deutlich direkt wahrnehmbar. Ralf meinte dass eventuell bei meinem Teleskop der Hintergrund einen Tick hellter im Okular erscheint.
Im Vergleich zum 16"er, der hier natürlich alles in den Schatten stellte, schlugen sich die 10"er trotzdem gut.
-> Galaxien / Nebelbeobachtung / Grenzgröße (Sternchen im Nebel) identisch
Was wir nicht mehr geschafft haben, waren Galaxien im Grenzgrößenbereich. Das können wir sicher noch nachreichen.
FAZIT:
ES IST BEI DIESEM TEST KEIN QUALITÄTSUNTERSCHIED IN DER VISUELLEN BEOBACHTUNG FESTSTELLBAR!!!
BEIDE 10" ACF BEREITEN GROßE FREUDE BEI DER BEOBACHTUNG UND BRINGEN SEHR GUTE ERGEBNISSE!!!
DIE MÖGLICHKEITEN DER OPTIKEN SIND UNTER UNSEREN BEDINGUNGEN KAUM AUSZUREIZEN: DAS SEEING IST DER BEGRENZENDE FAKTOR!!!
MESSWERTE AUF DER BANK SIND MIT GELASSENHEIT UND WEITBLICK DIFFERNZIERT ZU BETRACHTEN!! DIE BEOBACHTUNGSLEISTUNG AM HIMMEL IST LETZTLICH ENTSCHEIDEND!!
Ich hoffe dass mein Bericht in dieser Sachlichkeit alle Aspekte der vergangenen Nächte wiedergibt. Vielleicht wollen Ralf und Frank kurz noch ihre Meinung dazu äußern.
the sky is the limit
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
http://www.the-night-black-white.de
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
http://www.the-night-black-white.de