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NGC 5907 und die Grenzen
#1
Liebe Astrofreunde,
das österliche Schönwetter machte eine 2nächtliche Belichtungsreihe von NGC 5907 möglich.
Fotografisch war das Seeing nicht so toll, aber brauchbar. Werte von 2,2" bis 3,0", im Mittel so bei 2,6". Nicht ideal für lange Brennweite, aber der richtige Zeitpunkt wenigstens ein Bild mit der Astrokamera zu versuchen.
Öffnung 250mm bei f/5,6 also 1400mm Brennweite.
Die Durchsicht war in Ordnung, der Himmel aber aufgehellt vielleicht von Staub in der Luft.
Freitag und Sonntag Nacht konnte ich 22x10min in Summe auf dem KAF8300 Chip in voller Auflösung belichten. Die Farbversion mit je 8x5min RGB in 2x2 reiche ich irgendwann nach.

Es flogen reichlich Flugzeuge durchs Bild, aber durch STD sigma reject lassen sich die Spuren gut beseitigen. Ohne Flats, Darks und Darks for flats lässt sich das Bild bei unserem aufgehellten Himmel und der Astrokamera mit Ihrer Empfindlichkeit nicht ordentlich darstellen.
Hier das Ergebnis in 90% Verkleinerung, damit ich gerade so unter die 1MB Grenze komme:

   



Die Astrokamera reagiert stark auf Fokusänderungen die immer wieder korrigiert werden müssen. Im Ergebnis hat mich die Feldkorrektur sehr gefreut. Dazu sind 2 große Eingangslinsen, zwei Spiegel und ein Feldkorrektor nötig gewesen.

Das eingentliche Ziel war es aber die intergalaktischen Schweife darzustellen, die sich wie eine Spirale um die Galaxie winden. Einfach mal NGC 5907 googlen und das erste Bild ist die Hammerdarstellung der Schweife. Kann ich mit meinen Mitteln und dem Himmel den Schweif darstellen? Zumindest den hellsten Bereich konnte ich erkennbar machen, aber das Flat war nicht gut genug und der Himmel ist wohl zu aufgehellt für solche Grenzbeoachtungen.

   

Die invertierte Darstellung macht es vielleicht etwas besser sichtbar.

   

Viele Grüße
Ralf



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#2
Hallo Ralf,

gestern habe ich bei dir wieder einmal live mitbekommen wie aufwändig sich die Astrofotografiererei gestaltet. Alleine wenn man das Kabelgewirr zwischen den einzelnen Gerätschaften sieht kommt man ins Grübeln. Und die kleinen Hürden hier und da, die auch aufgrund des Programms am Laptop entstehen, zu überwinden, ist schon eine Leistung.

Die ganze Ausrüstung muss gut beherrscht werden damit es nicht irgendwo zwickt.

Glück wenn man dann solch eine edle Astrokamera benutzen kann, die so ein Ergebnis liefert. Die Aufnahme zeigt viele Details und auch das ansatzweise getroffene Stück der Spirale um die Glaxie ist faszinierend.

NGC 5907 an sich ist wunderbar detailreich...ein Juwel am Himmel. Das aufs Bild zu bannen ist großes Kino.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#3
Hallo Uwe und Ralf,

für mich war es gestern abend nicht passent zu kommen und konnte erst spät nach Mitternacht raus zum Beobachten. Wollte das gute Wetter unbedingt nutzen und war dann bis 3:30 am spechteln.

Die NGC 5907 hatte ich unter vielen anderen Galaxien ebenfalls im Okular. Die Durchsicht war wirklich gut und ich konnte selbst bei mir zu hause unter aufgehellten Himmel viele schwache Objekte gut ausmachen. 13 mag Galaxien konnte ich sicher, vereinzelt fast 14 mag idendifizieren. Schätzte die visuelle Grenzgröße auf grob 5 mag. Ist schon gut für meine Vorstadtverhältnise. Unter richtig dunklen Landhimmel wäre das natürlich nochmal um eine ganze Klasse besser gewesen.

Uwe, ich habe mal die Galaxien im Kasten von Uma die du vor einigen Tagen beschrieben hattest aufgespürt. Nach kurzen Suchen war die NGC 3690 im 26er Nagler. Bei 320x und 480x konnte ich dann deutlich die beiden wechselwirkenden Galaxien A u. B erkennen. des weiteren auch die Dreiergruppe NGC 3998, 3972 u 3982 sowie einige mehr.

Spechtelgruß PhilippWink

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#4
Hallo Ralf!
Das Ergebnis von NGC 5907 mit Gezeitenschweif finde ich klasse. Gerade bei den nicht ganz optimalen Nächten über Ostern ist Dir da ein tolles Bild gelungen. Die Abbildungsleistung der Kamera ist bis in die Ecken scharf und die NGC 5907 zeigt viele Details. Und wenn ich mir die vielen schwachen Sterne anschaue, dann vermute ich, dass viele keine Sterne - sondern weit entfernte Galaxien sind. Der Schweif ist schon auf Deinem ersten Bild zu sehen, wenn man weiß, wo er sein soll...
Spontan hätte ich gedacht, dass Du mit der Astrokamera mehr vom Schweif auf den Chip bekommst (nach meinen Erfahrungen an M94 bzw. dem galaktischen Cirrus, obwohl die ja "heller" sind). Ich vermute, dass der Blütenstaub in der Luft da zu viel Streulicht in den Himmel bringt.
Vielleicht wird es ja noch einmal etwas am kommenden Wochenende und wir bekommen etwas Regen, der die Luft etwas säubert.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#5
Hallo Ralf,

da ist es ja mal Zeit geworden das du dich mal hinter deine Astrokamera klemmst Daumen hoch
Ich denke die Brennweite ist genau die Richtige für die Fotografie. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Dazu noch das schnelle Öffnungsverhältnis und die sehr gute Geldkorrektur.

Zur Aufnahme kann ich Christoph nur zustimmen. Da sind so einige Galaxien zu sehen und vermuten. Toll finde ich in der Galaxie wie sich das Staubband im Oberen Teil seinen weg durch die GX bahnt. Zudem bin ich immer wieder fasziniert welche Objekte du dir aussuchst.
Auch ich kann den Schweif in der ersten Aufnahme ausmachen wenn man weiß wo er sein soll hilft das schon. Um diesen aber nur annähernd so gut wie auf der Google Aufnahme sichtbar zu machen braucht es schon die Jahrhundert Nacht (wie bei deiner M63 Aufnahme vorletztes Jahr).
Dazu waren die Bedingungen über die Ostertage einfach nicht so toll. Aber gerade deswegen ist es sehr beeindruckend das er doch leicht zu sehen ist.

Glückwunsch zu der tollen Aufnahme und ich freue mich schon auf die Farbversion!

Bleib dran an der Astrokamera!


Grüsse
Christian
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#6
Hallo Zusammen,
danke für Eure Rückmeldungen. Interessant dass Ihre die Schleife auch auf dem großen Bild sehen könnt! Mein Bildschirm gibt das nicht her.

Die Schleife ist die Materie einer Zwergalaxie die sich aufgelöst hat und nun Ihre Bahn um NGC5907 zieht.

Ich bin ohne Erwartungshaltung an das Projekt gegangen. Nun habe ich die wenigen Bilder im Netz mal genauer angesehen. Das Kürzeste waren 4h bei F/3 in Kreta um die Spiralen ordentlich darzustellen. Ein Photograf mit 120mm Refrator hat mit knapp unter 24h Belichtungszeit in den Alpen die Schleifen darstellen können.

Die Daten vom APOD Bild konte ich nicht in Erfahrung bringen, nur dass es mit einem robotischen Spiegelteleskop in NewMexico gewonnen wurde. Dort wurden noch mehr solcher Bögen um Galaxien entdeckt. Neben langer Belichtungszeit ist Top Durchsicht und Seeing der Schlüssel zum Erfolg.
Keines von den Dreien konnte ich beisteuern, wobei 22x10min für mich schon die Hemmschwelle darstellt.

Deswegen zeigen mir solche Objekte im Vergleich die Grenzen auf. 20h möchte ich nicht investieren; zudem gibt es bei uns kaum vier Nächte top Nächte am Stück.

Die Abbildungsleistung( (G)eldkorrekturWink) über das Feld habt Ihr gelobt - Danke - genau das hat mich am Bild am Meißten gefreut.

Die AK schafft es gerade so die Hintergrundgalaxien darzustellen; der 16" tut sich hier leichter. Die ST10XME hatte hier auch mehr Tiefe gebracht um den Preis von grausigem Blooming.
Zur Ansicht ein Crop aus dem 100Prozent Bild in 150% Darstellung.
Es sind rechts von NGC5907 mehr Galaxien als Feldsterne zu erkennen.

   

Photonenhaltige Grüße
Ralf
P.S. Der Himmel ist gerade in der ReinigungRolleyes

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#7
Hallo Ralf!
Zu den Grenzen...
Ich denke, dass das Seeing bei Deiner Aufnahme ein wesentlich begrenzender Faktor war. Der 8300er Chip ist zwar nicht ganz so empfindlich, wie der von der ST10Xme, aber das macht keine halbe Größenklasse aus.
Wenn mein Formalismus mit dem Streuscheibchen stimmt, so macht beim 1er Binning die Differenz von einer FWHM von 2" zu 3" eine satte Größenklasse weniger! Bei den beschriebenen Bedingungen von einer FWHM von 2,6" hätte es sich also gelohnt auf nur 2xBinning zu fahren - mit zwar weniger Auflösung in der Gx - aber mit einem etwa doppelt verbesserten (also weniger) Hintergrundrauschen, was in etwa auch einer Größenklasse entspricht. Denn bei einem solchen Seeing hast Du letztendlich nichts anderes als Oversampling, was im Grunde nicht mehr an Information auf den Chip bringt.
Nichts desto weniger ist Dir ein Klasse Bild gelungen und ich werde (wohl erst im nächsten Winter, Frühjahr...) mal meine Grenzerfahrung an NGC 5907 machen...
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#8
Hallo Christoph,
Du schreibst hier passend zur Überschrift und Deine Gedanken kann ich nachvollziehen und sehe es genauso.

Das Erbgebnis kannte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht und habe mir auch keine großen Gedanken gemacht.
Bei der Objektwahl gab es nicht so viel Auswahl für eine längere Aufnahmeserie am Himmel ohne Umschwenken zu müssen. Das erste Bild seit Langem mit AK und dazu mit den Astonomikfiltern 31mm ohne Fassung.
Bisher hatte ich ja Vignettierung bei den gefassten Astrodon Filtern, die nun so gut wie nicht mehr vorhanden ist.

Der Himmel war aufgehellt, aber die Durchsicht war gut. Bei der AK zeigte sich ohne Flatabzug eine Aufhellung in der Mitte im Summenbild. Völlig unbrauchbar für die Spiralen um die Galaxie.
Die Flatkorrektur ist leider nicht perfekt gelungen. Mit entsprechendem Programm ließe sich der Hintergrund besser glätten und schwache Details besser herausarbeiten. Z.B. Gradient XTerminator.
Ein Refraktor bildet mit seinem Blendsystem von Haus aus sauberer bzw. gleichmäßiger ab. Ich halte neben den von Dir genannten Rahmenbedingungen und empflindlicheren Einstellung auch diesen Punkt für wichtig. Bei einem normal dargestellten Bild kommt das gar nicht so zum Tragen, nur beim extremen Hochziehen des Bildes.
Deswegen traue ich Deinem Equipment bei diesem Objekt nicht weniger zu als der an sich lichtstärkeren und größeren Astrokamera.
Bin gespannt.

Liebe Grüße
Ralf
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#9
Ich bins schon wieder,
gerade habe ich eine erste Farbversion gebastelt. Die Dunkelbilder für die RGB hab ich gerade gesammelt, bin aber nicht auf die nötigen -20° C gekommen.
Ab dem 4 Dark war es zu warm.

Die Farbversion ist ein Ausschnitt ( crop ) aus dem Farbbild mit 100% Auflösung. Nun sind die Hintergrundgalaxien farblich als rote Fleckchen zu sehen.

   

Clear sky
Ralf
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#10
Hallo Ralf, tolle Aufnahme! Es ist immer wieder beeindruckend auf den Bildern Objekte zu sehen, die man im Okular nicht mal ansatzweise entdecken kann. Und dann noch in Farbe.
Darin liegt finde ich der Reiz der Astrofotografie. Glückwunsch zu dem gelungenen Bild!

viele Grüße Michael
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#11
Hallo Ralf,

wow, in Farbe wirkt die Aufnahme auch mich gleich irgendwie tiefer (auch wenn es ja eigentlich das gleiche L Bild ist). Die Farbe macht es einfach Daumen hoch

Die vielen kleinen Galaxien kommen durch die rötliche Abstufung schön durch und in der GX selber sind die Übergänge schön farblich getrennt.

Da freue ich mich schon auf die Endversion! Glückwunsch und Grüsse
Christian
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#12
Hallo Ralf!
Jetzt bekommt das Bild durch die Farbe noch eine eigene Tiefe. Vor allem die "roten" Hintergrund-Gx. Wie lange hast Du die RGB´s belichtet?
Wenn ich wach werde, werde ich heute Nacht einen Grenzversuch an NGC 5907 machen.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#13
Hallo Christoph,
die Farbbilder wurden je 8x5min in 2x2 bin belichtet. In Summe 2h RGB.
L gleich 22x10min; Gesamt 320min.

Die L-Bilder habe ich neu und auch besser aligned. Als Summe "mean" gewählt, weil im Summenbild Artefakte aufgetreten sind. Die Farbbalance habe ich geändert und Blau mit Faktor 2, Grün 1 und Rot 1,1 gesetzt.
Die Blauaufnahme liegt doch ziemlich hinten und musste angepasst werden.
Hier muss ich mit den Astronomikfiltern erst das Optimum herausfinden.
Zur Vollständigkeit das Bild mit ca. 70% Darstellung in der aktuellen Version.
Ohne Rauschfilter usw. nur Flat, Dark, Schärfung und DDP. Mal sehen ob es irgendwann eine Photoshopversion geben wird. Mit CCD Stack 2 komme ich nicht weiter und sehe das Bild erstmal als Ergebnis.

   

Gruß Ralf
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#14
Hallo!
Seit dem letzten Stammtisch haben Ralf und ich mal die Rohdaten nochmals bearbeitet. Das dauerte nur, weil jeder von uns nicht so viel Zeit hatte, wie er gerne gehabt hätte.
Mich fasziniert einfach die Tiefe an der Aufnahme. Nicht nur, dass der Gezeitenschweif drauf ist, sondern auch unzählige Galaxien, bis in eine Entfernung von 5 Mrd. Lichtjahren. Die Galaxie selbst ist schon klasse und hat ihren Namen als "Splittergalaxie" ganz zu recht.
Wegen der 1MB-Grenze habe ich mich für einen 80% Ausschnitt entschieden.


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
   
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#15
Hallo Christoph und Ralf,

das ist ein wahnsinns Ergebnis. Es ist schier unglaublich, was da an Galaxiengewusel sichtbar geworden ist. RESPEKT!! Auch die Galaxie selbst weckt in mir den "Blick aus dem Raumschiff"... man kommt sich vor als stünde man direkt davor.

Die Unendlichkeit lässt grüßen! Daumen hoch

Das habt ihr einfach toll hinbekommen. Eure Arbeit hat sich absolut gelohnt.

Gruß Uwe
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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