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no risk, no fun...
#1
Hallo Sternenfreunde,

...ganz Franken war von Schleierwolken "besetzt". Ganz Franken? Nein, ein kleines trotziges Dörflein, umgeben von den lichtdurchfluteten Lagern Würzburgum, Kitzingum und dem im Westen liegenden Heuchelhofum ließ sich nicht unterkriegen. Die beiden "Krieger" Ralf und Uwe rüsteten sich im Kampf gegen die Bedrohung in den oberen Luftschichten...

Natürlich wurden sie für ihren Einsatz belohnt!!!

Ich habe es ja bereits erwähnt: Es hilft kein Jammern, wenn es um die knallharte Astronomie geht. Raus ans Okular, lautete die Devise!!! Smile Wir hatten eine wunderbare, sternenklare Nacht. Das Seeing war o. k. und die Transparenz sehr gut. Trotzdem erschien der Himmel etwas aufgehellt.

Unsere "Waffen":

200mm Schiefspiegler-Spezialanfertigung
250mm ACF
200mm APQ und 16" ACF

Schnell war mein 10" SC in Stellung gebracht und nachdem wir das weiße 36kg "Monster" auf die Gartensäule mit TAK-Monti gewuchtet hatten, konnten wir starten.

Beide Geräte zeigten im direkten Vergleich hübsche, feine Sternchen, wobei der Schiefspiegler etwas refraktormäßigere Lichtpünktchen in die Okulare warf. Dafür könnte man der Justage der Optik noch den letzten Schliff verpassen, damit feinste "Schwänzchen" herauskorrigiert würden.

An Saturn hatte das Seeing das Letzte Wort. Sekunenweise erschien der Ringplanet messerscharf und einfach nur hübsch (Vergrößerung: 200x).

Um zu wissen was möglich war, wurde die Sternwartenkuppel aufgeschoben und die Referenzgeräte mit ins Spiel gebracht. Durch die große Öffnung hatte der 16"er die Nase vorne und zeigte feinste Details und ein Möndchen, das wir dann nach längerer Konzentration auch in den kleineren Geräten erhaschen konnten. Auch der APQ überzeugte hier.

Der Himmel war mit verschwindendem Mond zunehmend besser und Galaxien auch schwächerer Sorte wurden leicht "verhaftet".

Die Supernova in NGC 3972 sprang uns förmlich an und auch die Galaxie (13mag) selbst mit ihren Begleitern waren deutlich im Okular zu erkennen. Kein Vergleich mit Vorgestern. Daumen hoch

So gehts!

Nach 2 Stunden Test und Vergleich fiel das Fazit für den Schiefspiegler sehr gut aus.
Unser Eindruck: Er zeigt im Grenzbereich ähnlich viele Sterne wie der 10"er (kompensierte hier die kleinere Öffnung), hat an Nebeln geringfügig weniger Helligkeit (logisch!)

Um 0:00 Uhr brachen wir die "Zelte" im Garten ab und gaben uns dem absoluten Genusssechteln in der Sternwarte hin.

Objekte waren zahlreiche Galaxien (die Standards durften hier natürlich in ihrer Pracht nicht fehlen) von Löwe bis Lyra und hauptsächlich um UMa (Zenit), die Kugelsternhaufen M5, 3, 13, 92 waren absolute Kracher. Highlights waren für uns auch die Eule mit ihrem aufblitzendem Zentralstern und der Ringnebel, der diesen ebenfalls immer wieder Preis gab.

Natürlich wurde auch viel philosophiert, gewitzelt, alte Weisheiten ausgetauscht und in Erinnerungen geschwelgt. Einfach Entspannung pur.

So einen Himmel, das hatten wir uns wirklich verdient!!

Das letzte beeindruckende Objekt bildete mit gleichzeitiger Sternwartehalteposition der Teleskope das Dreiergalaxienpaar im Draco (NGC 3985 usw.).

Um 2:15 Uhr hieß es dann: Deckel drauf, Dach zu und Feierabend!!

the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#2
Hier noch zwei Bildchen zur Vervollständigung. Deutlich ist die Größe des Schiefspieglers zu erkennen, der mobil eigentlich nicht das optimale Gerät wäre. Die Schlepperei sollte man sich nicht regelmäßig antun.



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the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#3
Hallo Uwe,
danke für den flüssig geschriebenen Bericht.
Gerne möchte ich für die Leser ein paar Details hinzufügen.

Der Schiefspiegler ist streng genommen kein Schiefspiegler sondern ein Zweispiegelsystem. Nur zwei asphärische Spiegel mit 205mmm Durchmesser werden benötigt um ein ebenenes korrigiertes Feld von 30mm Ausleuchtung zu erreichen. Das Gerät ist sowohl für Fotografie wie visuelle Beobachtung geeigent. Diese Version hat f/8 , also 1600mm Brennweite.
Und wie beim Refraktor ist auch die Baulänge der Brennweite entsprchend.
Der hintere Spiegel ist mit 30mm durchbohrt, also nur 15% Obstruktion, folglich ist die Abbildung einem Refraktor sehr ähnlich. Die Bildhelligkeit ist durch zwei hochreflektierende Spiegel einem 8" Refraktor praktisch gleich.
Wie Uwe schon geschrieben hat entspricht die Grenzgröße dem 10" ACF recht gut; in der Flächenhelligkeit macht die 30mm Felddurchmesergrenze und eben die begrenzte Öffnung den Unterschied zu dem 10" ACF nicht mehr wett.

An Punktobjekten war Mond Encleadus knapp über dem Saturnring für den 8" und den 10" trotz 11,8mag schon grenzwertig aber bei gutem Seeing blitzte Er in den 8" und 10" Geräten immer wieder auf. Im 16" mit Bino war der Mond dauerhaft zu sehen.

Auch an M13 lagen der Zweispiegler und der 10" ACF nahe beieinander.
Die Fangarme die aus M 13 herausragten, waren gestern besonders auffallend. Das Seeing unten auf der Wiese war nicht so wirklich gut, trotzdem war ein 1,3" Doppelstern in jedem Gerät klar getrennt.
An Saturn zeigten die Geräte in der Kuppel mehr Details, die weit überhalb der unruhigen Bodenschicht gegen das All blicken.

Uwe zeigte mir ein paar tolle Galaxien, die ich noch nicht beobachtet hatte.
Eine NGC 4XXX im großen Wagen stand fast formatfüllend bei 200x im 16" als Edge on Galaxie. Ich weiß die Nummer leider nicht mehr, aber es nicht die bekannte NGC 4565 die wir natürlich auch betrachtet haben.

M 64 zeigte sein dunkles Auge auch mit 8", was ich vorher mit der Öffnung noch nicht bemerkt hatte. M 51 machte dem Namen "Feuerrad" alle Ehre und auch die Verbindungsbrücke war nach Monduntergang zu erkennen.
M101 zeigte bei 200x deutllch zwei Spriralarme die sich nach Außen weit über das Gesichtsfeld hinaus wanden.
M 81 hatte Dunkelnebel quer zum hellen Bulge ganz ähnlich wie in Marokko zu sehen war. Der Himmelshintergrund ist bei uns natürlich heller, aber dennoch war an Details praktisch das Gleiche zu sehen.
Der Zentralstern in M97 war für mich auch Premiere und zumindest konnte ich Blickweise den Stern sicher ausmachen.Big Grin Meine Augen zeigen vermutlich eine halbe Magnitude weniger als Uwes Linsen.
Nach vielen anderen Objekten landeten wir bei M57 dessen Ring mit feiner Struktur erschien, also keine zarter Rauchring sondern eher als grießeliger Ring mit sichtbar hellem Innenbereich.
Der Zentralstern blieb mir Verborgen und völlig entkräftet habe ich Uwe schon angewinselt die Tore zu schließen worauf Uwe mich ausgerichtet und neu "alignet" hat. Das war auch gut so weil ich sonst das Galaxientrippelt in Draco verpasst hätte.
Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen das von Aufnahmen bekannte Trio anzusehen weil ich es für zu schwach gehalten habe.
Völlig falsche Annahme: Alle drei Galaxien passen ins Gesichtsfeld und zeigen wie auf der Aufnahme Ihre Struktur und Form. Selbst die Egde on NGC 5981 Galaxie war klar zu erkennen. (Uwe ich glaube hier hast Du die Wechselstaben verbuchselt)

Wobei mir die gestrige Beobachtung auch mit dem nackten Auge in Erinnerung bleibt. Den unteren, linken Kastenstern des Kleinen Wagens konnte ich als Doppelstern erkennen; der Nachbar war für mich Grenzwertig während Uwe auch diesen leicht trennen konnte.
M 13 mit bloßem Auge sichtbar, da ist die Welt in Ordnung.

Spechtelgruß
Ralf



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#4
Hallo Ralf,

danke für die Ergänzung. Heute Mittag war etwas Trubel um mich herum und ich hatte meine Unterlagen noch im Auto. NGC 4424 heißt das "Brett" in UMa und hier die Koordinaten des schwächsten NGC Objekts (16,4mag), das uns bei dir noch in der Sammlung fehlt:

NGC 4042 in Coma Berenices
12h 2m 47s
20°09´51"

Wär doch was für heute abend, oder Big Grin ??



the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#5
Hallo Leute,

tia so ist das mit dem Wetter. Habe mich abend auch von der Wetterprognose und den Schleierwolken beeinddrucken lassen. Und ein Beobachtungstreffen mit Florian sausen lassen (schade), um dann um ein besseres belehrt zu weden.
Egal ich ging dann letzte Nacht gnadenlos raus bis 3:30. Wie schon Ralf geschrieben hat, das Seeing war anfangs nicht gut, aber die Durchsicht hervorragend. Selbst bei mir unter aufgehellten Himmel konnte ich Galaxien bis 14 mag lokalisieren. Großes Galaxieneinsammeln war wieder angesagt. Bekannte so wie auch neue im Bootes. Hier habe ich ein schönes eng zusammenstehendes Galaxiengrüppchen gefunden. NGC 5350, 5353, 5354 11,4 bis 11,5 mag dazu noch ein paar schwächere bis 14 mag.
Die Supernova hat wie erwartet noch mal deutlich an Helligkeit zugelegt (schätze bis 12 mag) und die 13 mag Glx NGC 3972 konnte ich nur mit Mühe erkennen. Das Auge wird von der SN abgelenkt. Die schwachen Sterne Nr 4 u 5 auf dem Bild das ich im letzten Bericht reingestellte habe konnte ich in dieser Nacht schwach erkennen.
Beobachtete überwiegend wieder in der Kombination des 2" 26er Nagler mit 2" ED Barlow 122x 3200 mm f9,2 im Wechsel mit dem Hyperion Zoom Oku bis max 400x Ein Genus die Galaxien vom Uma über canis venatici, coma Berinices Virgo bis Bootes.
Das wechselwirkende Glx Päärchen NGC4490 / 4485 stand wunderbar hell im Okular. Hier hatte ich vor zwei oder drei Jahren meine erste Sn beobachtet.
Auch bei M82 dem Klassiker konnte ich bis 400x mühelos die Staubstrukturen studieren.
Der Quasar 3C 372 im Virgo (2,5 Mrd Lj) ist mit rund 13 mag auch für 10" ein Klacks und konnte locker idendifiziert werden.
Zwischen durch wie immer zur Entspannung die Kugelsternhaufen M3 M5 und M13 bis 400x, der Kracher. Das Seeing war mittlerweile besser geworden.
Das Seifert Sextett blieb in dieser Nacht auch nicht verschont und konnte die rund 200 Mio Lj entfernte Galaxiengruppe als ganz schwache Flecken erkennen.
Kann für Ralf mit seinen 16" ACF vielleicht die Glx NGC 6166 (13,3 mag) im Herkules empfehlen. 550 Mio Lj ist das zwei Mio Lj durchmessende Monstrum entfernt und bildet die zentrale Hauptgalaxie des Abell Haufens 2199 im Herkules.
Ich konnte sie ohne Anstrengung in meinem 14"er erkennen. Sie zeigt trotz der gewaltigen Entfernung noch eine stattliche Ausdehnung im Okular und ich konnte letzten Sommer unter dunklen Landhimmel sogar zwei drei Begleitgalaxien schwach ausmachen. Auf tiefen Aufnahmen tummeln sich viele kleinere Glx wie ein Bienenschwarm um das riesige Teil. So ab 20" aufwärts wird das dann richtig beeindruckend diesen Glx Haufen live zu sehen.
Zog mir zum Schluß noch den Ringnebel M57, Dumbelnebel M27 und Cirrus Nebel mit OIII Filter bei 122x rein. Der Hantelnebel war im Nagler bei 122x einfach Klasse und bildete einen schönen Abschluß in dieser ergiebigen Beobachtungsnacht. Der Randbereich zeigte viele faserige Strukturen und der ganze Nebel stand groß und wie ausgestanzt im Okular. Da machen 14" Spaß.

So jetzt wurde aus meiner Antwort doch noch ein Beobachtungsbericht daraus.

Gruß Philipp Smile

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#6
Hallo Spechtler!

(08.05.2011, 21:06)Philipp schrieb: Und ein Beobachtungstreffen mit Florian sausen lassen (schade), um dann um ein besseres belehrt zu weden.

Als ich losfuhr hatte der Mond noch einen schönen Hof außenherum. Da ich nach Philipps Absage aber nur meinen "Hausberg" aufgesucht hatte, dachte ich, dass ich schnell wieder zu Hause wäre, falls der Himmel doch dicht machen sollte. Glücklicherweise verzogen sich nach der Dämmerung die Wolken und ich wurde mit klarem Himmel belohnt.

Meine beobachteten Objekte decken sich nur teils mit den Euren, ich muss dazu sagen, dass ich mich zeitweise etwas am Himmel verloren hatte. Der 12er zeigt doch eine ganze Menge feiner Galaxien. Im Gegensatz zur Montierung, die immer sehr zielgerichtet die für die Beobachtung gewünschten Objekte anfährt, tippt man den Dobson nur mal kurz an und da ist dann schon wieder eine Galaxie, und nebenan noch eine, und noch eine ...
Einige typische Objekte waren uns natürlich gleich ;-)

Mal schauen, was das Wetter die nächsten Tage für uns übrig hat, der Mond wird nun auch wieder gnadenlos hell...
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