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Eine lange Beobachtungsnacht
#1
Am 25.5. waren die Bedingungen so gut wie selten zuvor.

Also raus mit dem Ulugh Beg. Ich wollte noch einmal Abschied von Virgo und co. nehmen, denn so langsam verschwinden sie hinter dem Haus gen Westen. Nur der Dicke stand draußen, die anderen Geräte durften mal ausschlafen.

Saturn kam natürlich zuerst an die Reihe. Beeindruckend die heutige Luftruhe, er stand wie eine eins! Heute ging sogar ausnahmsweise mal das Ethos 3,7mm. Satte 500x Vergrößerung, das geht selten.
Etwas verwundert war ich, als ich das große, ausgefranzte Wolkenband unter dem Ring sah. Lebt der Sturm auf Saturn wieder auf? Ich hatte den Einduck einer Veränderung zur letzten Beobachtungsnacht.

Dann aber rüber zu Coma und Virgo. Über M87/84/88 und 91, die allesamt heute herrlich und deutlich zu beobachten waren hinüber zu Markarians Galaxienkette. So spät im Jahr hatte ich sie mir noch nicht angeschaut und war anfangs etwas verwundert, daß die Kette nun fast senkrecht anstatt waagerecht stand, aber sie war ja auch schon ziemlich im Südwesten. Der Anblick heute war atemberaubend, teilweise neben der Kette noch 4-5 andere, kleinere Galaxien, die trotz ihrer schwachen Magnituden noch gut auszumachen waren. Die schwächsten, die ich im 13mm Ethos noch erahnen konnte, lagen bei mag. 14.5, so "tief" hatte ich noch selten geblickt.

Nachdem unser Hausdach langsam anfing, eine Gruppe nach der anderen zu verschlucken wandte ich mich UMA zu. M109 war heute sehr deutlich, auch in ihrer ausgeprägten Form, M108 gemeinsam mit der Eule (M97) im 17mm Ethos, wenn auch knapp. Dann Wechsel auf das 8mm und rein mit dem 0-III Filter. Ja, da waren sie, die beiden Augen der Eule. Ohne Filter sehe ich sie nur ansatzweise, mit Filter spingen einem die Augen nahezu an!
Nun rüber zu M51. Es hätte mir beinahe die Sprache verschlagen, aber es war eh niemand da, mit dem ich reden konnte.
Im 13mm Ethos ein Gedicht mit "2 Strophen"... Ausgebreitet lagen die Spiralarme vor mir, fein gewunden, dazwischen kleinere Sterne, wohl Vordergrundsterne. Drei Spiralarme konnte ich ausmachen. Beide Galaxien mit sehr hellem, dickem Kern. Die Materiebrücke war sogar ansatzweise zu sehen, aber nicht durchgehend. Wenn man weiß, daß sie da ist, dann glaubt man sie auch zu sehen, vielleicht ein Trugschluß, trotzdem, ich war begeistert.

Langsam wird es Sommer, Cygnus und Lyra geraten wieder ins Blickfeld. Sommer? Es war nun 23:30 und ich stand am Teleskop wie im Winter. Dicke Jacke, Wollschal und Russen-Fellmütze, dazu noch meine dicken Handschuhe. Es hat merklich abgekühlt, die Temperatur lag bei knapp 4 Grad. Und das Ende Mai...
M57, eindlich mal wieder der Ringnebel! Wieder hochgeschraubt bis 500x. Ja, heute konnte ich meine früheren Zeichnungen bestätigt sehen: Der Ring mit feinen Unterteilungen, oben zweigeteilt und etwas breiter und heller. Leider war`s mal wieder nichts mit dem Zentralstern, an sich hätte man ihn sehen müssen oder er ist mal wieder in seinem Minimum. Dieses "Glück" hatte ich schon mehrmals...
Cirrus. Gut, 0-III Filter in das 31er Nagler und draufgehalten. Wunderschön, man kann genußvoll den Bogen abfahren, überall feine, filigrane Fäden, oben die "Knochenhand" mit vielen Details. Wie im vergangenen Jahr, so konnte ich auch die schwachen Ausläufer des Nebels ausmachen. Hie und da ein kleines Nebelfetzchen, das sich deutlich vom schwarzen Hintergrund abhob. Ein erhabenes Gefühl macht sich breit, man vergisst die Welt um sich herum.

Ngc7000, den Nordamerikanebel, habe ich heute nur schwach gesehen. Im 31mm paßt gerde mal die Bucht von Mexiko hinein, man verliert etwas den Überblick. Der kommt das nächste mal dran, wenn ich mit dem neuen Refraktor beobachte, denn dann habe ich ja den 120/600mm als Sucher nebenan. Und darin ist er immer noch am schönsten.

Um 2 Uhr morgens beschloß ich diese wunderschöne Nacht. So viele Objekte in einer Nacht beobachte ich selten.

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#2
Servus Winfried.

Schöner und interessanter Bericht!

M 51 hatte ich am Montag beobachtet, ich habe mit 8 Zoll zwei Arme auflösen können.

Am 25. war ich nach der Spätschicht auch draußen. ich hatte in dieser Nacht wirklich gute Bedingungen. Ich kam allerdings erst um halb vier nach Hause.

Das Highlight für diese Nacht war M 101, bei der ich Arme auflösen konnte und die H II Regionen beobachten konnte.

Meinem Beobachtungsplatz habe ich dieses Jahr geändert, um der Lichtglocke von Nürnberg und Dietenhofen zu entkommen. Nur muss ich jetzt 15 Minuten länger fahren...

Zwei Nächte liegen noch auf meinem Schreibtisch, wenn ich Gelegenheit habe, tippe ich die mal ab...

Gruß
Gerd
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#3
Hallo Gerd,

es ist immer interressant zu lesen, wie andere Beobachter die Objekte sehen.
Also spitze den Bleistift oder hacke auf die Tastatur!
Zwei Spiralarme im 8", das ist schon eine Leistung, sauber. Muß ich auch mal probieren, wieviel ich darin sehe, habe ja auch noch den Galaxy.

Dir ein schönes Wochenende, ich werde am Sonntag nach Gedern zum ITV fahren. - Eine Woche entspannen!

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#4
Hallo Winfried,

sehr schöner Bericht.

In dieser Nacht hätte ich auch gerne beobachtet aber wenn es erst richtig dunkel ist wenn ich schon fast ins Bett gehe und ich um 06:00 aufstehen muss hoffe ich das auch mal am Wochenende solche Bedingungen mal wieder sind.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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#5
Hallo Ulf,

die kommenden "schwierigen" Nächte stehen vor der Tür. In Gedern auf dem ITV kommt man vor 4 Uhr morgens selten ins Bett - und will es auch garnicht.
Einfach nur herrlich, die halbe Nacht lang auf zu sein, dann um 4 Uhr ins Bett und "morgens" (um 11 Uhr) stehen die frischen Brötchen vor dem Wohnwagen. Ich freue mich schon, wenn ich dort wieder wegfahre, auf das kommende Jahr.

Aber man muß die guten Nächte einfach nutzen, sie sind zu selten. Nachdem ich auch gestern wieder bis um 2 Uhr draussen war, bin ich sogar jetzt noch müde, eigentlich bin ich heute den ganzen Tag über überhaupt nicht richtig wach gewesen. Daher schiebe ich jetzt auch die Decke über den Kopf und schlafe mal vor...

Die Beobachtung gestern war an sich keine Beobachtung, sondern ein Sterntest, der mit viele neue Erkenntnisse gebracht hat. So u.a. auch, daß man selbst an einem Referenzgerät wie dem Takahashi Farbe sieht, wenn man emsig danach sucht. (Siehe den Nachtrag zum 127-ED Bericht). Aber der ES war nicht viel schlechter, wenn man da überhaupt von "schlecht" reden kann. Ein wirklich perfektes Gerät, ich bin von ihm überzeugt.
Einzig die Rohrschellen sind einen Tick zu groß, das Gerät rutscht langsam durch. Da muß noch eine Lage Filz drauf, dann passt alles.

Nochmal zu den Bedingungen, die sind in der vergangenen Zeit recht seltsam. entweder es geht garnichts oder der Himmel ist zauberhaft klar und transparent. Ich hatte in diesem Jahr schon mehr tolle Nächte als im verregneten vergangenen Jahr!

Beste Grüße und gute Nacht,
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#6
Hallo Winfried,

ein toller Bericht den du uns hier zeigst. Das mit den schwierigen Nächten stimmt allerdings. Bei mir reicht es immer nur für Saturn =O)
Bis es jetzt „richtig dunkel“ (wenn man das überhaupt so sagen kann) wird, ist es schon Mitternacht. Und um kurz nach 4 wird es schon wieder hell. Das sind harte Zeiten….

Danke und Grüsse
Christian
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