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Astrourlaub am Großglockner...
#1
...der auch ein Wanderurlaub wurde.

Hallo Leute,

hab jetzt endlich Zeit gefunden einen Bericht über unseren Astrourlaub letzte Woche zu schreiben. Lange schon geplant und zuvor noch intensiv darauf vorbereitet, stellte ich unter anderem eine zwei DIN A4 seitige Beobachtungsliste zusammen. Neben den Standartobjekten vor allem ausgewählte Objekte für dunklen Himmel. Für den Idealfall von max. sechs Nächten. Angefangen von West über Süd, hoch zum Zenit, nach Nord und runter nach Westen. Verteilt über mehrere Nächte. Doch es sollte anders kommen...

Schon zwei Wochen vorher zeichnete sich wie ja allseits bekannt eine schwierige Wetterlage ab. Ständiger südlicher Durchzug von Tiefdrucksystemen über Mitteleuropa lässt einfach kein beständiges sommerliches Hochdruckwetter aufkommen. So war es auch kurz vor Abreise völlig unklar, ob wir überhaupt eine gute Change für Spechtelwetter haben. Zu allem Übel brach ein Kälteeinbruch in den Alpen ein. Schneemeldung ab 2000 m machte keine gute Hoffnung.Confused

Wir fuhren Sonntag den 24.07. dennoch los Karsten mit Stefan aus Reichmannshausen und Konstantin mit mir. Am Alpen Nordrand angekommen strömender Regen um an der Mautstelle der Glocknerstr. zur Freude auch noch Schneeketten anlegen zu müssenDodgy. Schraubten uns dann die vielen Kehren hoch bis die ersten Schneefelder kamen , alles schön weis und teilweise Nebel. Von den Bergen praktisch nichts zu sehen. Furen in 2500 m Höhe durch den kurzen Hochtortunnel und erreichten dann nach ein paar Kurven das Wallackhaus in 2300 m Höhe auf der Alpensüdseite.

Das Wallackhaus ist ein großer konfortabler Alpengasthof in hochalpiner Lage mit schönen Ausblick. Allein in schöner Natur gelegen, keine Ortschaft mit störenden Licht. Heiligenblut liegt 1000 m tiefer. Steile Bergflanken gehen in die Tiefe, vom Tal ist aus unserer Position nichts zu sehen.
Die ersten beiden Nächten boten überhaupt keine Beobachtungsgelegenheit und heftige Fallwinde vom Hochtor fegten über das Haus. Ich bangte schon bei der Vorstellung bei solchen Wind zu Beobachten.Huh Doch in den restlichen Nächten war dann weitgehend Ruhe.

Am Dienstag Abend stellte sich endlich Wetterbesserung ein und der Himmel begann immer mehr aufzuklaren. Aufbruchstimmung macht sich am Abend breit.Smile Gegen 21:30 kommen endlich die Geräte raus. Baue meine 14" Dobson auf, Konsantin mit 8" Dobson und Karsten seinen ED 80 APO, des weiteren noch mein 15x70 Fernglas.

Mit fortschreitender Dämmerung zeichnete sich bereits die Milchstrasse am Himmel ab. Erinnerungen an Namibia weren in mir wach.Sleepy Dort war sie noch etwas früher zu sehen. Es sah vielversprechend aus. Es ist noch nicht vollständig dunkel und halte den 14"er mal auf M3, M13 und M15 drauf. Die Kugelhaufen stehen bombig im Okular. Schön scharf die Sterne, der Dobson ist bereits längst der Umgebungstemperatur angepasst und zeigt eine herrvorragende Sternabbildung, die ich bereits beim Kollimieren am Polarstern bemerkte.

Es ist jetzt dunkel. Hell und reich strukturiert leuchtet die Milschstrasse zu uns herab. Auffällig hell die Schützenwolke. Schütze und Skorpion eindruksvoll zu sehen. Fahre die geamte Region im 15x70 FG ab Die bekannten Sternaufen und Nebel sind leicht zu erkennen und fallen auf.
Schön und groß die "Sternenwolke" M24 mit ihren vielen Dunkelhöhlen, die ich auch letzten Sommer in den Hassbergen geniesen konnte.
Jetzt aber zu M8 den Lagunennebel, ist schon ohne Filter der Nebelkomplex zu sehen, im OIII dann eine Wucht. Deutlich die "Lagune" als dunkler Schlauch der die Wolke teilt und zahlose Sterne eingebettet, einfach schön. Etwas hoch zu M20 Triffidnebel, mühelos ist die Dreiteilung erkennbar. Die Radial verlaufenden Dunkelschläuche teilen den Nebel auf. Ist ohne Filter fast am besten zu sehen. Weiter nach Norden zu M17 Omeganeb. Total hell und kontrastreich hebt sich der Nebel brutal vom Dunklen Hintergrund ab. Zahlose Nebelstrukturen sind bei höherer Vergrößerung auszumachen.Daumen hoch
Die Zeit drängt, es ist für nächsten Tag schon wieder schlechteres Wetter gemeldet. So wird das ganze Beobachtungsprogramm stark komprimiert und beschränkt sich auf die Prominenten und ein paar ausgewählten Objekten.
Weiter zu M16 Adlernebel, gut aber nicht so auffällig ist der Nebel im Sternhaufen zu sehen. Hatte ich mch letztes Jahr visuell an den berühmten Staubsäulen versucht. Extrem schwierig. Hat man schon mal so gute Bedingungen für südliche Objekte durfte auch nicht M22 der hellste Kugelsternhaufen für die Nordhemmisphäre fehlen. Hell groß und leicht oval steht er im Oku und erinnert mich an seinen gigantischen Bruder omega Zentauri in Namibia.Rolleyes
Andere Region: Hoch den Dobson auf den Nordamerikanebel, und klasse ist der "Golf von Mexiko" zu sehen etwas daneben der zarte Nebelkomplex des Pelikannebels. Dunkler Himmel ist eben durch nichts zu ersetzen. Wie ist erst die Sicht bei idealer Wetterlage mit 7 mag? denke ich mir.Tongue Schätze wir hatten bestenfalls 6,5 mag. Jetzt natürlich zum Cirrusnebel: Traumhaft der Sturmvogel und die Hand der Hexe im 26er Nagler mit OIII Diese vielen schönen Nebelfilamente machen Spaß zu beobachten. Ich kann allerdings nicht genau sagen, ob ich wirklich mehr sehe als im letzten Jahr in den beiden Supernächten in den Hassbergen. Doch beim Crescentnebel bin ich mir sicher. Jetzt unter diesen Alpenhimmel sehe ich die ovale Nebelblase noch deutlicher und so gut wie noch nie. Das ist auch das Ziel und der Grund für den ganzen Aufwand, das ganze Potential von 14" auszuschöpfen. Und Potential ist vorhanden, das merke ich jetzt was ich noch bei M33 und M31 sehen werde.
Alarm!Sad Von Westen ziehen Wolken auf. Wieder beeilen Zeitdruck, schade.
Erinnere mich noch an M51 mit der SN Schnell mal hin und kann die SN noch sicher ausmachen. Die Spirararme sehe ich allerdings nicht viel besser, als sonst. Kann sein, daß die Durchsicht allmählig von Westen her nachlässt, noch mehr Grund zu Beeilung. Schwenke zum Herkules und halte auf den Galaxienhaufen mit NGC 6166 (schon öfter Berichet) ist gut mit zwei, vielleicht drei Satellitengalxien auszumachen. Auch NGC 7631 mit dem Stefansquintett wird noch angepeilt, beschränke mich aber nur auf NGC 7631, für das Quintett ist jetzt keine Zeit mehr. Der Westhimmlel ist bereits zu. Es auch schon ziemlich feucht geworden und die Geräte sind nass.
West Nordwest ist die Welt noch in Ordnung und so ist jetzt M33 an der Reihe. Ja was soll ich sagen: Sie ist einfach schön und klasse wie noch nie zu erfassen, diese große ausladende Spiraleund sehr hell das Sternentstehungsgebiet am Rand. Es steckt noch Leistungspotential im Spiegel die sich jetzt unter diesen Bedingungen ganz klar entfalten können. Wenn M33 sich so schön offenbahrt, da natürlich ebenso M31 unsere große galaktischen Nachbarin. Fast blendend hell der Kern und weit ausladend die zarte Lichtspindel der Spiralarme, was auch im 15x70 FG gut zu sehen ist. Jetzt natürlich auffällig die zwei dunklen Staubbänder die sich bogenförmig um den inneren Bereich winden und sich schön klar absetzen.
Eindrucksvoll und hell die Begleiter M32 und M110.Rolleyes

Es ist schon spät der Himmel ist überwiegend bedeckt und wir packen zusammen. Ich hatte noch ein paar Aufnahmen gemacht. Unter anderem ein Strichspurbild vom Haus mit dem Hochtor. Müde aber froh dass es doch noch geklappt hat gehen wir zu Bett.


Nächster Morgen Mittwoch: Zur Freude alle blauer Himmel mit ein paar Wölkchen. Also nach dem Frühstück wieder Geräte raus vor dem Haus und Sonnenbeobachtung. Filter drauf und die Sonne über volle 14" Am Ostrand ein paar Flecken, die ja mitlerweile über den Globus gezogen sind. Recht gutes Seeing zeigte viele Details und die Granulation. Gebe mich damit aber nicht zufrieden und baue den Hauptspiegel 100 mm vor um mit dem Bino ohne Glaswegkorrektor in den Fokus zu kommen. Nach kurzer Kolimation geht es dann Binolular weiter, Was für ein Genuss... Herrlich die Flecken und Fackelgebiete quasi in Stereo. Wie ja bekannt, zwei Augen sehen mehr. Sehr eindrucksvoll die Granulation, die erst bei der Binobeobachtung so richtig zur Geltung kommt. In ruhigen Momenten dann knackscharf zu sehen, mit immer wieder winzigen einzelnen Flecken.Rolleyes
Das PST kommt auch zum Einsatz. Ist aber im h alpha an diesem Tag nichts umwerfendes los. Ein oder zwei Filamente und nur kleine Protuberanzen.

Die Bewölkung nimmt stark zu und wir beenden gegen Mittag die Beobachtung. Sind froh das wir die Wetterchance genutzt hatten, denn das war es dann auch gewesen.

Trotz dem wurde es eine schöne Urlaubswoche. Das Wetter war tagsüber nicht so schlecht , dass man gar nichts hätte machen können. Wir unternahmen jeden Tag schöne Wanderungen in der Bergwelt, was bei idealen Astrowetter vor Müdigkeit in diesem Umfang nicht zu denken gewesen wäre.

Fazit: Trotz schwieriger Wetterlage war uns wenigstens eine Beobachtungnacht und Vormittag gegönnt und es zeigte sich wieder, was bei guten dunklen Himmel mit guter Durchsicht möglich ist, Ganz gleich welches Teleskop und wie groß. Ich konnte zumindest teilweise eine Leistungssteigerung an meinem 14" Dobson erfahren. Solche Teile brauchen mit hochgeöffneten System brauchen eben dunklen Himmel. Für die eigentlichen Spezialtäten die an die Leistungsgrenze führen sollten war keine Zeit. Die wären bei guten beständiger Wetterlage auf dem Plan gekommen. Da hatte ich einiges herrausgesucht, unter anderem natürlich auch Quasare...

Dennoch wir waren alle zufrieden und ich kann mir gut vorstellen noch mal zum Wallackhaus zu kommen und sei es "nur" zum Wandern. Daumen hoch

Hier noch ein paar Bilder, ich hoffe es klappt mit dem anhängen.


Spechtelgrüße von der Großglocknerfraktion

Philipp Wink





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#2
Hallo Philipp,

ein schöner langer Bericht, der deutlich macht was in den Alpen möglich ist. Wie lange wäre der Text geworden, wenn ihr 5 klare Nächte gehabt hättet?? Big Grin

Es ist immer ein Glückspiel mit dem Wetter, das man leider nicht mitbuchen kann. Trotzdem habt ihr neue Erfahrungen sammeln können und das ist die Hauptsache.

Da freust du dich sicher schon auf den nächsten Urlaub in den Bergen.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#3
Hallo Phillip,

Daumen hoch darauf hatte ich noch gewartet. Ein schöner Beobachtungsbericht von unseren Spechtelabend in Österreich.
Das stimmt, wir hatten unseren Spaß. Auch wen die Wetterlage nicht perfekt war.
Gerne bin ich nächstes Jahr wieder dabei. Big Grin
Gruß Karsten
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GSO 12" f/5 Dobson 300/1500mm
ED80 80/560mm auf Meade LXD75 Montierung
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