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Sonne, Mond und Mars
#1
Ein ungewohnter Anblick: Nach gefühlten 6 Monaten Dezember-Wolkensuppe zeigt sich ein strahlend blauer Himmel!

Und wieder keine Sonnenflecken... (ED 80)
Es ist anderthalb Jahre her, seit ich mir mit Baader-Solarfolie einen Sonnenfilter gebaut habe. Bislang konnte ich damit stets eine absolut fleckenfreie Sonne beobachten. Klappt es diesmal mit Sonnenflecken? Ein kurzer Blick auf die Webseite des Kanzelhöhe-Observatoriums stimmt nicht optimistisch. Die letze Fleckengruppe ist anscheinend schon wieder verschwunden. Das Livebild zeigt einige hellere Stellen auf der Sonnenoberfläche -kann ich die evtl. mit meiner Ausrüstung (ED 80) sehen?

Eine Stunde später weiß ich: Nein. Weder visuell noch mit Fotographie sind irgendwelche Strukturen auf der Sonnenoberfläche auszumachen.

Eine kleine Mondrunde (Lx10)
Abends ist der Himmel noch immer einigermaßen klar, doch aufziehende Schleierwolken, die der Mond hell anstrahlt, machen Deep Sky-Beobachtungen sinnlos. Eine kleine Runde am Mond-Terminator ist aber allemal drin. Bei Plato ist der Lichteinfall schon recht steil, so dass kaum feinere Strukturen erkennbar sind. Das Alpental ist erkennbar, aber wirkt mangels Schattenwurf flach und unauffällig. Südlich des Mare Imbrium finde ich Copernicus in idealer Beobachtungsposition. Die tiefen Schatten modellieren die Struktur sehr detailliert heraus, während Erastothenes in der Nachbarschaft wenig Details offenbart. Weiter Richtung Süden bietet die Region um Clavius einen fantastischen Anblick: Lange Schatten lassen die von kleineren Kratern überformte Wallebene sehr plastisch hervortreten. Ich mache eine Reihe vom Videos mit der Alccd5.

Aufwärmen bei Bildbearbeitung
Kalt ist's geworden, und die Alccd5 hat einige Gigabyte Daten auf den kleinen Netbook geschrieben. Die könnte man doch gleich im Warmen mal auswerten...
Schnell merke ich, dass das Seeing für die Beobachtung zwar in Ordnung war, aber für Aufnahmen relativ schlecht. Das erste Video wabert derart, dass Registax nur 7 von 2000 Frames haben mag. Das hat so keinen Sinn...
Immerhin, bei einem Video war die Luft ruhiger gebleiben. Mit ein paar Kompromissen (Qualitätsschwelle 85%) finden sich noch 69 brauchbare Frames. Hier das Ergebnis:

[Bild: clavius-klein.jpg]
Clavius: Volle Auflösung (105 KB)

Ein frostiger Mars
Klappt das noch mit einer Aufnahme vom "Goldenen Henkel" ab 1.00 Uhr? Ich gehe nochmal raus und sehe schnell: Das wird nix. Die Schleierwolken haben sich ausgedehnt, so dass der Mond nun einen ausgedehnten Hof zeigt. Und das Teleskop....Dodgy

[Bild: lx10frost.jpg]

Vor dem Abbauen werfe ich noch einen schnellen Blick auf den Mars, der im Osten durch eine Wolkenlücke strahlt. Der neue Crayford-Auszug am LX 10 ist jetzt allerdings festgefroren und rührt sich kaum noch.
Der Mars hat mich dann doch erstaunt. Bei der letzten Mars-Opposition hatte ich ihn überwiegend als strahlend hellrote "Erbse" ohne erkennbare Strukturen gesehen. Während ich mich langsam an den Fokus herantaste, merke ich schon, dass er noch sehr klein ist. Als ich das Objekt dann endlich scharf habe, kann ich bei rund 200x tatsächlich Details erkennen. Die Polkappe ist zu meiner Überraschung recht deutlich als weißer Klecks zu sehen, und auf der Oberfläche sind zumindest blickweise unterschiedliche Farbtöne auszumachen.

War diese Saison schon jemand "am Mars" und kann diese Beobachtungen bestätigen?

Viele Grüße, W.
Viele Grüße, W.

We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
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#2
Hallo Wolfgang,

warst du auch zu Werke? Schöner Bericht. Ich saß ebenfalls (bis 3:00 Uhr) hinter dem Okular! Hier mein Bericht:

Beobachtungsbericht vom 26.12.09

Ich war seit 19:00 Uhr "draußen". Seeing hin oder her....nach der langen Auszeit muss jede Gelegenheit genutzt werden. Heute bin ich, wie gestern schon auf der Terrasse geblieben. "Schnellspechteln" ohne Strom und Goto, weil das Wetter in den letzten Wochen unberechnbar war. Da geht´s heute mit der "Handsteuerung" schneller, denn es sind durch den Mondschein sowieso nur hellere Objekte sichtbar. Letzte Nacht hat mir´s auf das Teleskop genieselt, und der Wind war fürchterlich. Anschließend klare Nacht und Frost. Da hatte ich aber schon wieder zusammengeräumt.

Also, heute wieder die kleine Ausrüstung aufgestellt: 8" f5 Newton auf die MON2 und Berlebach gepackt und raus an die frische Luft. Der Mond ging ganz ordentlich und auch h und chi Persei, sowie M 35, M 37 und natürlich unser Orionnebel M42 waren eine Pracht, trotz aufgehelltem Himmel. M 31 mit seinen Begleitern musste dann auch herhalten. Man ist ja nicht mehr verwöhnt.

Gegen 22:00 Uhr hatte ich dann endlich mein persönliches und lange erwartetes first Light an Mars. Bisher hat das Wetter mir immer einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt lag schon leichter Reif auf dem Tubus und dennoch... Mars bei 200fach (Polkappe und Strukturen waren angedeutet) macht Laune. Ich bin wirklich begeistert und klebe eine Weile am Okular.

"Soll ich... oder soll ich nicht??... ich könnte doch den 10" ACF auch auf die MON 2 draufpacken. Es ist absolut windstill...dann wird´s schon funzen!!!" Normalerweise gehört das Meade auf die Sphinx SXD, dort schnurrt es wie ein Kätzchen, aber darauf will ich heute keine Rücksicht nehmen.

Gesagt getan und dann ging doch (nach ca. 45 Min. Auskühlungszeit) tatsächlich trotz aufkommendem Hochnebels Mars bei 318facher Vergrößerung. Jetzt zeigt er sich nicht nur ein kleines "Kügelchen", sondern als ordentliche Scheibe. Die Polkappe ist deutlich abgezeichnet und die dunklen Flächen strukturreich abgebildet. Natürlich hab ich ganz schön an der Nachführung zu hantieren, aber wo ein Wille ist, ist auch ein... tolles Himmelsobjekt!! Immer wieder läuft Mars hellorange mit seinen Merkmalen durch das Hyperion Zoom Oku... klasse.

Hurra!! Was für ein toller Abend!! Wenn ich an mein Beobachtungstagebuch denke... viele Wochen nur Schmalkost. Und heute trotz ... naja... Hochnebel.. einfach´ne Wucht!!

Nachher ist am Mond eventuell noch der goldene Henkel im Sinus Iridum (war übrigens ein Tip von dir) zu sehenn.

Also, mit dem Mond war´s nix mehr der stand zu tief und im Hochnebel „versoffen“. Dafür kommt Mars wunderbar raus. Er steht jetzt sehr hoch. Und das Sahnehäubchen für diese Beobachtungsnacht:

Saturn am Osthorizont. Endlich wieder mal im Okular!!! Er erscheint zwar etwas blass durch, aber seehhr ruhig.

Macht´s gut bis dann
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#3
Guten morgen Ihr beiden Frostbeulen,

da habt ihr ordentlich was auf die Augen bekommen. Gestern war ich - typisch für den 2. Weihnachtsfeiertag - Verwandschaft besuchen und kam am Abend heim. Schon auf der Autofahrt dachte ich mir, das könnte heute mit Beobachtung was werden. Als ich aber schließlich daheim war, konnte ich vor lauter Hochnebel (oder wie der Fachmann das nennt) den Mond nur noch schemenhaft erkennen. Im Laufe des Abends wurde es danach noch schlechter. Ich glaube, dass ich mal aus meinem Dorf raus muss wenn wieder mal halbwegs Himmel ist. Bei uns hält sich anscheinend die undurchsichtige Brühe besonders gerne auf. Es ist ja nicht das erste Mal, dass tolle Beobachtungsberichte hier auftauchen und hier bei mir nur Misthimmel herrscht.
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#4
Hallo,

klasse Berichte von euch.

Sehr interessant fand ich das Bild vom Wolfgangs LX10.
Was machst Du eigentlich mit den Teleskop wenn es so zugefroren ist?
In die warme Wohnung bringen wäre, denke ich, das schlechteste. Das sich sofort bildende Kondenswasser würde wohl große Schäden anrichten (Rost, Flecken). Langsam auftauen im Kelle (4-8°) müsste gehen.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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#5
Zitat:Was machst Du eigentlich mit den Teleskop wenn es so zugefroren ist?

Zum Glück habe ich ein ungeheiztes Gartenhaus (ehemalige Telefonvermittlungsstelle von Langenfeld), wo ich es erst mal langsam temperieren kann.

Kritischer finde ich da eigentlich noch Netbook und Kamera mit ihrer Elektronik. Die werden dann auch über mehrere Stufen (Keller, Treppenhaus, Wohnung) langsam wieder aufgewärmt, um Kondenswasser zu vermeiden.

W.
Viele Grüße, W.

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