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Jupiter...1000x...24"...unbeschreiblich...
#1
BB vom 30.09.2011

Hallo ihr "Nachteulen",

die momentanen Bedingungen muss man einfach nutzen. Natürlich zehrt es an den Kräften, aber man wird mit unvergesslichen Momenten dafür entschädigt.

Bernhard und ich hatten schon länger wieder einmal vor mit dem Großgerät (24"Dobson) am Himmel zu surfen. Gestern war es so weit. Zwei weitere Sternfreunde aus Würzburg gesellten sich dazu und erfreuten sich am dunklen Großrinderfelder Landhimmel.

Prächtig spannte sich die Milchstraße über den tiefschwarzen Herbsthimmel und die Sterne flackerten nur minimal. Idealbedingungen bei relativ trockener Luft und hervorragender Transparenz.

Neben Bernhards "Lichtmaschine" waren noch mein 10 ACF und zwei Ferngläser, darunter ein älteres Beck 11x80 Fernglas, im Einsatz.

So, nun zu den, neben helleren Standards aufgesuchten "Highlights":

Zuerst nahmen wir uns die Picses Galaxienkette um NGC 383 vor. Hier konnte man mit dem 60cm Spiegel sofort die 5 Sterneninseln NGC 379/380/383/384/385 wahrnehmen. Im Hintergrund erschienen dazu noch weitere "Wattebäuschchen". Auch mit 250mm Öffnung erfreute diese schöne Fünferformation.

Danach wurde der PN Pease1 im Kugelsternhaufen M15 "verhaftet". Mit einer kleinen Aufsuchkarte konnten wir schnell die Position dieses 0III Objektes ausfindig machen. Im 24"er war er kein Problem, während ich im ACF nicht wirklich von einem Beobachtungserfolg sprechen kann.

In dieser Region liegen auch NGC 676 (mit einem deutlichen 10mag Vordergundfeldstern) und M 77. M2 diente als Erholungsobjekt, bevor wieder ein Quasar im großen Dobson in Angriff genommen wurde.

Mit 16mag sprang uns dieser sofort an. Auffällig und hilfreich zum Finden war die helle Sternenkette in direkter Nähe. PG 0117 in PSC liegt in ca. 9,3 Mrd LJ Entfernung.

Die Fernglasobjekte waren M31, H & Chi Persei, M 33, M 101 mit der auffälligen SN und der Ringnebel wurden nebenbei begutachtet.

NGC 281, NGC 6823, M74, NGC 7265/64 und NGC 7339/8 konnten wir ebenfalls auf den Beobachtungsnotizen festhalten.

Der Himmel wurde im Laufe der nacht noch einen Tick besser und wir wagten uns in 18mag-Bereiche.

Ein "Kreuz" war´s dann mit Einsteins Selbigem trotzdem. "Das Einsteinkreuz, auch Q2237+030 oder QSO 2237+0305, ist ein Gravitationslinsensystem im Sternbild Pegasus. Der Quasar QSO 2237+0305 steht von der Erde aus gesehen genau hinter dem Kern einer etwa 400 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie, die als Gravitationslinse wirkt und als Huchras Linse bekannt ist (nach ihrem Entdecker John Huchra). Durch die Gravitationslinse entstehen vier ähnlich helle Bilder in Form eines Kreuzes mit dem Galaxienkern im Zentrum. Der abgebildete Quasar ist etwa 8 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. Die gegenüberliegenden Bilder des Quasars im Einsteinkreuz haben einen scheinbaren Abstand von 1,6 Winkelsekunden." (Wikip.)

Nachdem Bernhard die Galaxie eingestellt hatte konnte ich bei ca. Steigerung auf 700fache Vergrößerung eine aufgehellte "Granulation" im Galaxienkern indirekt erkennen. Ich war auch der Meinung in den Randbereichen der Galaxie (wie Schalen) zwei Ausläufer erhascht zu haben.

Leider verloren wir dann das Objekt, da es sich hinter einen Baum "verdrückte".

Zum Schluss gaben wir dann nochmal richtig Gas zur Freude unserer Stäbchen im Auge.

Stephans Quintet sah ich selten in so einer Deutlichkeit so riesig, klar und mit viel Weltraum dazwischen Daumen hoch Um NGC 7331 standen die Begleitgalaxien im Okular. Die Vergrößerung lag bei ca. 300x.
Mit M1, M15 und Uranus blendeten wir dann langsam unsere Adaption kaputt.

Steigerung? Ja, bitte... vielleicht noch eine Sonnenbrille? O.k:

Jupiter bei 1000x (einäugig) und im Bino!!! Der GRF schob sich gegen 1.20 auf die Vorderseite der riesigen Planetenscheibe. Solch einen Kontrast und so viele Feinheiten, Wirbel und Wolkenbandstrukturen in den Momenten absolutem Spitzenseeings habe ich bisher noch nie gesehen. Einfach umwerfend. Da bekommt man beinahe Gänsehaut!! Am liebsten hätte ich meinen Bleistift gezückt. Aber bei diesem Detailreichtum wäre ich wahrscheinlich zwei Stunden gesessen Wink, das wollte ich Bernhard um kurz vor 2.00 Uhr nicht zumuten.

So endete eine wahnsinns Nacht. Viel Genuss an hellen "Bekannten", dazwischen Herausforderungen für unsere Sehapparate. Das ist die richtige Mischung für leidenschaftliche Astronomie. Ich freue mich schon auf heute abend!

Uranus,
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#2
Jo,

das war eine Nacht!
Zwar hatte ich mein Ziel, "bis Orion" aufzubleiben, nicht erreicht, trotzdem habe ich eine ganze Menge beobachtet.

Mit 24" und dem, was man damit sehen kann, kann ich leider nicht dienen. Trotzdem war`s schööön!

Den Bericht findest Du im gleichen Beobachtungsforum.

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#3
Hallo Uwe!
Ja, die Nacht war klasse, und Dein Bericht ist es auch. Er macht einfach Lust auf´s Schauen. Super, was Du vom Einsteinkreuz, Stephen´s Quintett und Jupiter schreibst! Daumen hoch
Bei mir ging es allerdings ohne 24" sondern nur mit 10" und auf dem CCD-Chip, das Ergebnis wird noch ein Weilchen brauchen. Das Seeing war leider auch nicht so toll in meiner Wiese. Aber die Nächte muß man einfach ausnutzen.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#4
Hallo Uwe
super Dein Bericht und der Schluss daraus dass große Öffnung durchaus Gewinn bringt.
Der heutige Himmel war selten durchsichtig und die Nacht dazu wohl grandios.
Leider konnte ich nichts machen, freue mich aber über Eure Beobachtung als Mitleser.

Gruß Ralf
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