30.01.2012, 17:12
5“ Öffnung, reicht das?
Der Öffnungswahn bei Teleskopen greift seit etwa 15 Jahren um sich. War ein 16 oder 18“ Dobson auf dem Teleskoptreffen 1986 noch dicht umlagert und man stand Schlange, so mehrten sich diese Öffnungen von Jahr zu Jahr, es wurden immer mehr, sie wurden aber auch immer größer. 20“ Dobsons dominieren heute fast die Astroszene bei Teleskoptreffen, umlagert sind an sich nur noch Geräte über 30“.
Ich bin zwischenzeitlich den umgekehrten Weg gegangen, habe mich, anstatt mich zu vergrößern, - verkleinert. – Und habe seither fast noch mehr Spaß am Hobby.
Nicht, daß ich Großgeräte völlig ausschließe, mein 14“ Lomo-Dobson bleibt im Deep Sky Bereich immer noch erste Wahl, aber ich habe festgestellt, daß ein guter 5“ Refraktor, in meinem Falle eine ED Optik, sehr viel Freude bereiten kann, zumal er handlicher ist und für uns „Flachlandtiroler“ in dicht besiedelten Gegenden oftmals schon fast eine Grenze der Öffnung darstellt. Für viele von uns sind 8-10“ die Grenze dessen, was Himmelshelligkeit, Luftturbulenzen und das Seeing hergeben. Nun wohne ich in ländlichem Gebiet, betreibe eine eigene Sternwarte und habe schon die Möglichkeit, bei guten Bedingungen meinen 14“ Newton auszureizen.
Doch seit dem Kauf eines 127mm Ed`s auf einer GOTO Montierung hat sich dies geändert. Es macht wieder Spaß, genau, ja, genauer hinzuschauen, Dinge zu finden statt einfach nur zu sehen, ein neues Seherlebnis.
Gerade am Planeten stellten meine Freunde und Mitbeobachter mit mir fest, daß Jupiter, Saturn oder Mars im kleineren Gerät oftmals schärfer abgebildet wurden, bedingt durch das Seeing oder auch durch die bei uns im Flachland meist vorherrschenden Turbulenzen in den verschiedenen Luftschichten. Zudem nervt hier im Hochvergrößerungsbereich das dauernde Nachschubsen des Dobsons, das einem einen Großteil der Konzentration auf das Wesentliche nimmt. Vergrößerungen zwischen 180x und 250x sind an den Planeten ideal und das schafft auch ein (guter) 5-6-Zöller. In den meisten Fällen brachte der 14“ Dobson kein Mehr an Informationen, Ausnahmen bei absolut ruhiger Luft einmal abgesehen, wo man auch einmal mit 600x Vergrößerungen beobachten konnte. Aber das hat man in unseren Breiten leider nur wenige male im Jahr.
Im Deep Sky Bereich genügen oftmals Vergrößerungen zwischen 50x und 120x, genau das, für das ein 5-6“ Gerät geradezu prädestiniert erscheint.
Beobachtungen am Jupiter:
Zu dritt beobachten wir häufig Planeten, aber auch Deep Sky. Ich schildere hier einmal die Beobachtungen mit 3 Geräten, mit denen wir häufig beobachten:
TMB 115mm Apo
Explore Scientific 127mm ED
Meade ACF 10”
Alle drei Geräte stehen auf einer Deutschen Montierung, die eine GOTO-Funktion hat. Gut, GOTO ist bei Planeten nun wirklich nicht notwendig, - schaden kann es aber auch nicht.
Jupiter im 115/127mm Teleskop:
Vergrößerungen gewählt zwischen 180 und 220x. Alle bekannten Strukturen sind auf Jupiter zu sehen. Die Bänder (bis zu sechs Stück), der große rote Fleck und die Durchgänge von Monden als Schatten sowie auch als Mond selbst. Hier sei zu bemerken, daß die Monde an sich recht schwer zu beobachten ist, da sie hell gegen einen hellen Hintergrund des Jupiters stehen. Man muß sich gehörig anstrengen, um den Mond direkt sehen zu können. Da wiederum ist es im 14“ Dobson etwas leichter möglich.
10“ ACF:
Hier ist es aufgrund der nun doch größeren Öffnung einfacher, auch den Mond selbst klar erkennen zu können. Aber das sehe ich unter dem Begriff „Beobachtererfahrung“, da man ihn im 5“ Refraktor nun auch sehen kann. Der 14“ Dobson ist hier bei entsprechenden Bedingungen überlegen. – Aber eben nicht immer, denn sind die Bedingungen NICHT optimal, dann habe ich im 14“ Dobson/Newton auch kein besseres Bild.
Vergrößerungen waren hier bis etwa 500x möglich.
ED 127mm/952mm
Die Daten entsprechen dem des 115mm APOs, mit Ausnahme der Höchstvergrößerung, die hier bei 250x liegt. Ein großer Unterschied zum 115mm TMB ist allerdings nicht zu erkennen, beide Geräte bilden gleich gut ab. – Vielleicht sogar ein Vorteil des etwas größeren ES-127, da er immerhin fast nur die Hälfte kostet als der TMB. Dafür sieht man an Wega u.a. Sternen der mag. 1 einen leichten Blausaum, der allerdings ab mag. 2 verschwindet. – Dies nur zur Erläuterung.
Galaxien und Nebel
Hier zeigen alle Geräte zwangsbedingt einen Lichtabfall. Während der ACF mit seinen 10“ Öffnung trotz großer Obstruktion noch schwache Galaxien über mag 12.8 zeigt, blenden die beiden Refraktoren hier gnadenlos ab. 12 mag sind noch gut „drin“, 12,5 – 12,8 mag gehen „gerade so“, danach ist Ende. Ab hier beginnt der Einzugsbereich des großen Dobsons.
Im 14“ geht das hoch bis fast mag 15, das erreicht kein Refraktor unter 6“, der dabei wohl (nicht probiert) wohl schon ein APO sein sollte.
Bei Nebeln ist das so eine Sache: sehen oder nicht sehen. Dazu gehören neben einem guten Gerät auch Erfahrungen im Beobachten. Der ungeübte Laie wird weder im großen Dobson und schon gar nicht im kleineren Refraktor Nebel „richtig“ erkennen. Aber Übung macht den Meister!
M42 ist kein Problem, den sieht jeder. Der Geübte sieht aber im 5“ Refraktor nahezu das gleiche wie im 14“ Dobson. – Gut, zugegeben, im 14“ sehe ich mehr, erhalte aber trotzdem nicht mehr Informationen, nur eben deutlicher.
Die Plejaden zeigen Nebelstrukturen, - auch im 5“ Refraktor. Viele PNs sind sichtbar, oftmals aber nur im 0-III Filter, während ich ihn im 14“ Dobson auch ohne erahnen oder auch sehen kann, je nachdem, welcher Art er ist.
Es hat Spaß gemacht, Unterschiede zwischen diesen Geräten herauszukitzeln. Mein Ergebnis lautet, - rein persönlich, - ein guter 5“ Refraktor (oder Reflektor) ersetzt zwar keinen 14“ Dobson oder höher, aber er gibt ein herrliches Bild unseres Universums ab, Man sieht mit 5“ bei etwas Erfahrung mehr, als man zuvor gedacht hat oder man uns laufend vorgaukelt.
Nachsatz: liege derzeit mit Grippe im Bett, kann also nicht gleich antworten!
Liebe Grüße
Winfried
Der Öffnungswahn bei Teleskopen greift seit etwa 15 Jahren um sich. War ein 16 oder 18“ Dobson auf dem Teleskoptreffen 1986 noch dicht umlagert und man stand Schlange, so mehrten sich diese Öffnungen von Jahr zu Jahr, es wurden immer mehr, sie wurden aber auch immer größer. 20“ Dobsons dominieren heute fast die Astroszene bei Teleskoptreffen, umlagert sind an sich nur noch Geräte über 30“.
Ich bin zwischenzeitlich den umgekehrten Weg gegangen, habe mich, anstatt mich zu vergrößern, - verkleinert. – Und habe seither fast noch mehr Spaß am Hobby.
Nicht, daß ich Großgeräte völlig ausschließe, mein 14“ Lomo-Dobson bleibt im Deep Sky Bereich immer noch erste Wahl, aber ich habe festgestellt, daß ein guter 5“ Refraktor, in meinem Falle eine ED Optik, sehr viel Freude bereiten kann, zumal er handlicher ist und für uns „Flachlandtiroler“ in dicht besiedelten Gegenden oftmals schon fast eine Grenze der Öffnung darstellt. Für viele von uns sind 8-10“ die Grenze dessen, was Himmelshelligkeit, Luftturbulenzen und das Seeing hergeben. Nun wohne ich in ländlichem Gebiet, betreibe eine eigene Sternwarte und habe schon die Möglichkeit, bei guten Bedingungen meinen 14“ Newton auszureizen.
Doch seit dem Kauf eines 127mm Ed`s auf einer GOTO Montierung hat sich dies geändert. Es macht wieder Spaß, genau, ja, genauer hinzuschauen, Dinge zu finden statt einfach nur zu sehen, ein neues Seherlebnis.
Gerade am Planeten stellten meine Freunde und Mitbeobachter mit mir fest, daß Jupiter, Saturn oder Mars im kleineren Gerät oftmals schärfer abgebildet wurden, bedingt durch das Seeing oder auch durch die bei uns im Flachland meist vorherrschenden Turbulenzen in den verschiedenen Luftschichten. Zudem nervt hier im Hochvergrößerungsbereich das dauernde Nachschubsen des Dobsons, das einem einen Großteil der Konzentration auf das Wesentliche nimmt. Vergrößerungen zwischen 180x und 250x sind an den Planeten ideal und das schafft auch ein (guter) 5-6-Zöller. In den meisten Fällen brachte der 14“ Dobson kein Mehr an Informationen, Ausnahmen bei absolut ruhiger Luft einmal abgesehen, wo man auch einmal mit 600x Vergrößerungen beobachten konnte. Aber das hat man in unseren Breiten leider nur wenige male im Jahr.
Im Deep Sky Bereich genügen oftmals Vergrößerungen zwischen 50x und 120x, genau das, für das ein 5-6“ Gerät geradezu prädestiniert erscheint.
Beobachtungen am Jupiter:
Zu dritt beobachten wir häufig Planeten, aber auch Deep Sky. Ich schildere hier einmal die Beobachtungen mit 3 Geräten, mit denen wir häufig beobachten:
TMB 115mm Apo
Explore Scientific 127mm ED
Meade ACF 10”
Alle drei Geräte stehen auf einer Deutschen Montierung, die eine GOTO-Funktion hat. Gut, GOTO ist bei Planeten nun wirklich nicht notwendig, - schaden kann es aber auch nicht.
Jupiter im 115/127mm Teleskop:
Vergrößerungen gewählt zwischen 180 und 220x. Alle bekannten Strukturen sind auf Jupiter zu sehen. Die Bänder (bis zu sechs Stück), der große rote Fleck und die Durchgänge von Monden als Schatten sowie auch als Mond selbst. Hier sei zu bemerken, daß die Monde an sich recht schwer zu beobachten ist, da sie hell gegen einen hellen Hintergrund des Jupiters stehen. Man muß sich gehörig anstrengen, um den Mond direkt sehen zu können. Da wiederum ist es im 14“ Dobson etwas leichter möglich.
10“ ACF:
Hier ist es aufgrund der nun doch größeren Öffnung einfacher, auch den Mond selbst klar erkennen zu können. Aber das sehe ich unter dem Begriff „Beobachtererfahrung“, da man ihn im 5“ Refraktor nun auch sehen kann. Der 14“ Dobson ist hier bei entsprechenden Bedingungen überlegen. – Aber eben nicht immer, denn sind die Bedingungen NICHT optimal, dann habe ich im 14“ Dobson/Newton auch kein besseres Bild.
Vergrößerungen waren hier bis etwa 500x möglich.
ED 127mm/952mm
Die Daten entsprechen dem des 115mm APOs, mit Ausnahme der Höchstvergrößerung, die hier bei 250x liegt. Ein großer Unterschied zum 115mm TMB ist allerdings nicht zu erkennen, beide Geräte bilden gleich gut ab. – Vielleicht sogar ein Vorteil des etwas größeren ES-127, da er immerhin fast nur die Hälfte kostet als der TMB. Dafür sieht man an Wega u.a. Sternen der mag. 1 einen leichten Blausaum, der allerdings ab mag. 2 verschwindet. – Dies nur zur Erläuterung.
Galaxien und Nebel
Hier zeigen alle Geräte zwangsbedingt einen Lichtabfall. Während der ACF mit seinen 10“ Öffnung trotz großer Obstruktion noch schwache Galaxien über mag 12.8 zeigt, blenden die beiden Refraktoren hier gnadenlos ab. 12 mag sind noch gut „drin“, 12,5 – 12,8 mag gehen „gerade so“, danach ist Ende. Ab hier beginnt der Einzugsbereich des großen Dobsons.
Im 14“ geht das hoch bis fast mag 15, das erreicht kein Refraktor unter 6“, der dabei wohl (nicht probiert) wohl schon ein APO sein sollte.
Bei Nebeln ist das so eine Sache: sehen oder nicht sehen. Dazu gehören neben einem guten Gerät auch Erfahrungen im Beobachten. Der ungeübte Laie wird weder im großen Dobson und schon gar nicht im kleineren Refraktor Nebel „richtig“ erkennen. Aber Übung macht den Meister!
M42 ist kein Problem, den sieht jeder. Der Geübte sieht aber im 5“ Refraktor nahezu das gleiche wie im 14“ Dobson. – Gut, zugegeben, im 14“ sehe ich mehr, erhalte aber trotzdem nicht mehr Informationen, nur eben deutlicher.
Die Plejaden zeigen Nebelstrukturen, - auch im 5“ Refraktor. Viele PNs sind sichtbar, oftmals aber nur im 0-III Filter, während ich ihn im 14“ Dobson auch ohne erahnen oder auch sehen kann, je nachdem, welcher Art er ist.
Es hat Spaß gemacht, Unterschiede zwischen diesen Geräten herauszukitzeln. Mein Ergebnis lautet, - rein persönlich, - ein guter 5“ Refraktor (oder Reflektor) ersetzt zwar keinen 14“ Dobson oder höher, aber er gibt ein herrliches Bild unseres Universums ab, Man sieht mit 5“ bei etwas Erfahrung mehr, als man zuvor gedacht hat oder man uns laufend vorgaukelt.
Nachsatz: liege derzeit mit Grippe im Bett, kann also nicht gleich antworten!
Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"