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nochmal raus...BB vom 12.02.2012
#1
Hallo,

gestern bot sich die letzte Möglichkeit vor dem herannahenden Tief ein Blick ins All zu werfen. Nach einem kurzen Telefonat mit Ralf standen wir um 19.00 Uhr in den Startlöchern... oder wie es der versierte Hobbyastronom gerne hat...in der Kuppel.

Die Temperatur schenkte den Vortagen nichts und wir richteten bei gewohnten Minusgraden (gegen Ende um die -11°) die feinen Optiken auf den Jupiter. Die Luftruhe blieb unter den Erwartungen. Trotzdem gefiel der Gasriese im Bino mit den 13mm Delos mit zarten Bändern und Dunkelregionen im NEB. Der Refraktor schlug gestern hier dem 16" ACF ein Schnippchen und präsentierte das etwas schönere Abbild.

Ich bin immer wieder über die Qualität von Ralfs Optiken überrascht. Auch die Sternabbildung ist unglaublich definiert und fein.
Nachdem Dunst aus dem Westen die Sicht beeinträchtigte wendeten wir uns unserem Hauptziel des Abends zu.

Mit der Webcam sollte das Trapez in seine "Bestandteile" zerlegt und dokumentiert werden. Also schwenkten wir die Aperatur gen Himmelsjäger. Die Transparenz war überraschend gut. Tausende von winzigen Sternchen waren bereits mit bloßem Auge am Himmel auszumachen.

Und dann überraschte uns M 42 mit einer Farbenpracht, wie ich sie selten gesehen habe. Wir brauchten erst mal einen Augenblick um das Gesehene sacken zu lassen. In ganz feinen Grüntönen im Zentrum und eher schmutzig, braunroten Ausläufern fesselte uns die Standardkerze am 16" ACF ans Okular. Daumen hoch

Das "filmische Ergebnis" zur Zentralregion wird Ralf sicher noch präsentieren und kommentieren. Für mich als Zeichner und Visuellen ist es jedesmal auf´s Neue unbegreiflich, wie man sich nachts mit dem Laptop (die eiskalten Finger mal außen vor gelassen) und der Technik herumschlagen kann. Trotzdem unterstützte ich Ralf nach Kräften.

Zwischenzeitlich verbesserte sich auch das Seeing und ich glaube das Filmchen, das wir mit der Web-Cam festgehalten haben lässt einiges erkenen Wink

Mit Hochvergrößerung schauten wir dem Eskimo in die "Augen" und erhaschten feinste Details der Schalen im indirekten Sehen. Der Einsatz hochwertiger Okulare bereitet bei solch einem Himmelsspaziergang zusätzlich Freude. Auch hier, an NGC 2392 hielten wir uns eine ganze Weile auf.

Der Planetarische Nebel in M 46 sprang uns auch förmlich an. Er wirkt wie ein Wattebausch im offenen haufen. Interessant ist ein Vordergrundstern direkt vor diesem PN.

Viel zu Schnell verging die Zeit und die Kälte bewog uns dazu den letzten Blick auf Mars zu richten. Trotz der Horizontnähe (etwas mehr Höhe hätte sicher gut getan) war es für mich das beste Bild in der diesjährigen Saison.

Die Polkappe und weitere bekannte Strukuren fielen sofort ins Auge. Wenn ich jetzt mein Zeichenbrett noch ausgepackt hätte...

Aber gut, seine Opposition kommt erst noch und an wärmeren Abenden zeichnet es sich leichter. Dann ist er fällig Sleepy

Ich freu mich schon auf den nächsten Besuch in der Lindelbacher Sternwarte bei Ralf. Die Gespräche beim Beobachten sind von amüsant bis informativ stets gut gemischt und geben solch einem Beobachtungsabend den letzten Kick Wink
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#2
Guten Abend Ihr Nachtschwärmer,
bei den gestrigen Temperaturen schwankt das Gemüt zwischen Begeisterung und dem Unbehagen ob den Außentemperaturen.

Zu den Farben in M42 möchte ich noch ergänzen dass auch mit 200mm Öffnung die Farben zu sehen waren nur blieben hier die Details und die Brillanz der feinen Nebelstrukturen wegen der kleineren Öffnung zurück.
Vor ettlichen Jahren hatte ich schon mal einen guten Farbeindruck an M42 mit dem Meniskas 180 genossen was danach nicht mehr so möglich war; auch nicht mit mehr Öffnung.
Ich machte die älter werdenden Augen verantwortlich.
Gestern war es in dem Punkt allerdings TOP und ich denke es war die trockene Luft mit bester Durchsicht was den Ausschlag für die Farberkennung gab.

Das Seeing war nicht in Bestform und innerhalb kurzer Zeit auch wechselhaft.
Trotzdem erschienen die Sterne brillant und das Trapez mit den 6 Sterne kein Problem. An Mars und Jupiter war das Seeing deutlicher zu sehen.

Wie Uwe schon sagte wurde die DFK bei 4400mm Brennweite angebaut und zwei Serien mit 1/4s und 1/8s belichtet. Bei 1/8 waren die Sterne E und F gerade noch sichtbar und das Seeing noch besser.
Bei 1/4sec waren die Bedingungen nicht mehr so gut, dafür aber mehr Licht vorhanden. E unf F haben gute 11mag Helligkeit bei 4 bzw. 4,1" Abstand.
Ich habe die 1/4sec Serie mit ca. 250Bilder durch Registax geschickt ohne genau zu wissen was ich da eigentlich mache. Vermutlich wurden die besten 5% also ca. 12 Bilder gemittelt. Mit den Farben geschieht da auch so einiges an Verschiebungen aber lange Rede....

Hier das Ergebnis:
   


Mit lucky imaging hat das schon zu tun, aber nicht so wie erhofft. Bei schwachen Sternen wird die Belichtungszeit dann so lange dass man kaum lucky sein wird. Dann kommt man an den Punkt wo das addierte Seeing limitiert. Bei kurzen Belichtungszeiten braucht es entweder helle Sterne oder große Teleskope. Aber immerhin kommt das Bildergebnis in der Auflösung dem visuellen Eindruck nahe, jedoch ohne Mehrgewinn.

Jedenfalls könnt Ihr die 6 Sterne ansehen ohne frieren zu müssen.

Danke an Uwe für die Unterstützung bei der Aufnahme.

Besten Gruß
Ralf




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#3
Hallo Ralf!
Jetzt muss noch eine Antwort her für Dein Trapez. Das kommt gar nicht so schlecht. Farben sind beim Stacken von Sternen immer so ein Thema. Allerdings kann Dir auch die athmosphärische Dispersion in das Bild gespielt haben.
Gestern Abend - noch in der Dämmerung um 18.00 Uhr - hatte ich mal so eine Luftruhe, die traumhaft war. Nicht nur Jupiter musste dran glauben, ich habe auch das Trapez in IR aufgenommen. Die ersten 1.000 Bilder waren zwar noch zu hell, aber dann ging es. Die Belichtungszeit war jeweils 1/11 sec. Aufgenommen hatte ich 5.000 Bilder.
Gestackt habe ich eine Kombination von 300 und 50 schärfsten Bilder. Der hellste Stern im Trapez hat eine FWHM von 0,7" und das bei 680 nm! Im fertigen Bild habe ich etwa 0,1" pro Pixel. Das Airy-Scheibchen und der erste Beugungsring sind exakt richtig in ihrer Größe. Selbst die 11mag-Sternchen kann man erkennen.
LUCKY-IMAGING!


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Viele Grüße
Christoph

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#4
Hallo!
Noch 100 Bilder á 0,5 sec dazu, damit die schwachen 11 mag Sternchen besser raus kommen und die hellen Sterne aus der scharfen Aufnahme übernommen. Aber gegen 19.30 Uhr war das Seeing leider nicht mehr so toll...


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Viele Grüße
Christoph

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#5
Hallo Christoph,

ich find das "großes Kino" was ihr Fotoexperten da produziert! Erstaunlich ist schon, wie gut es unser Auge im Vergleich dazu in Echtzeit hinbekommt.
Die feinen Sterne kommen sauber daher, obwohl "Artefakte"?? mit etwas Abstand um die Sternscheibchen mit Beugungsring stärker hervortreten.

Heute, als ich um 18.30 Uhr kurz nach dem Aufbauen im 10" ACF mit dem 22er Nagler das Goto eingerichtet hatte und kurz auf das Trapez steuerte, konnte ich sofort alle 6 Komponenten erhaschen. Und das, obwohl es noch gar nicht richtig dunkel war.

Später nach der Abendmesse war das Seeing leider deutlich schlechter geworden. Dieses "Phänomen" habe ich schon häufig beobachtet. In der Dämmerung ist die Luftruhe meist erstaunlich gut, bevor es dann zum "Nachtseeing" übergeht.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#6
Hallo zusammen,

habe gestern auch aufs Trapez gehalten, erst mit einem 12er Newton bei einem Bekannten, dann mit meiner 10er GSO Blechbüchse.

Das Seeing war bei uns in Niederbayern so grottigggggg.... bei halbwegs gescheitem Seeing sieht man die E- Komponente eigentlich sofort, F mit dem geringeren Abstand habe ich noch nicht so oft gesehen. Aber gestern - keine Chance.
Es liegen noch Schneereste, Tagsüber waren es in der Sonne 10° plus und ein Haufen Dunst in der Luft, und abends -2° - da hat es dann ruckzuck (ähh. frängisch ruggsssugg) die Sicht geblockt.

Aber - poor seeing is far better than no seeing - oder war das nicht so???

Trotz allem habe ich gestern auch ein paar tolle neue Objekte kennen gelernt, z. B. den Galaktischen Wanderer NGC2419 im LYN (wobei der für mich eher zu den Zwillingen gehört, von Kastor aus findet man Ihn einfach).
Erst mal denkt man... OKOK so ein schwacher Kugelsternhaufen, aber wenn man überlegt daß der nun etwa 304.000 LJ entfernt ist (bei einem Durchmesser der Milchstrasse von etwa 120.000 LJ ? korrekt ?), dann ist das wiederum ganz imposant, daß man den dann so locker auflösen kann.

Vor 3 Wochen hatte ich G1, den zur Andromeda GX gehörenden Kugelsternhaufen gefunden (der aber nur stellar als kleines Pünktchen erscheint), so weit draußen von der Gx muss das dann doch auch so ein eingefangener Wanderer sein - oder ?

Beste Grüße, Rainer
Aktiv bei: http://www.sternwarte-kreuznach.de/

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#7
Hallo Uwe!
Die Artefakte kommen entweder vom doch noch unruhigen Seeing oder der Lucy-Richardson-Algorithmus in Lynkeos produziert das mit seinen Eigenheiten. Was mich selbst beeindruckt hat, waren die Beugungsringe, die ich schon im Roh-Stackingbild sah.
Ich habe auch mal das Bild in mein schon bestehendes M42-Zentrumbild eingearbeitet. Freilich, da wird es langsam eher künstlerisch bis künstlich. Hier sind gehen die Beugungsringe in den aufgedrehten Sternen unter.


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Viele Grüße
Christoph

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