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"first light" am Revue Refri...
#1
BB vom 29.02.2012

Hallo,

jetzt hat es doch tatsächlich noch aufgerissen. Also gings kurz nach 22.00 Uhr nichts wie raus mit dem 60/910er. Der Halbmond lachte vom Himmel und auch Orion und Mars standen günstig. Die Zeit zum "First-Light" am Neuen war gekommen. Wie gerne wüsste ich wann er tatsächlich das erste Mal Licht von den Sternen sammelte...

Ich war total gespannt, was mein "Klassiker" am Himmel so leistet.
Einige Minuten ließ ich das Gerät noch auskühlen und dann peilte ich mit dem 6x30 Sucher unseren nächsten Nachbarn an.

Das 40mm Übersichtsokular hinein und dann... der SCHOCK: "Was ist denn das für ein Farbring um den Mondrand - schrecklich!! Das gibt´s doch nicht", waren meine ersten Gedanken, denn etwas Vergleichbares bei so einer geringen Vergrößerung (22x) habe ich bisher noch nicht gesehen. Aber die Mondabbildung selbst war eigentlich knackig.
Als ich dann das 15mm Okular in das Zenitprisma steckte fiel mir ein Stein vom Herzen. Der gelborangene Farbsaum war am Mondrand komplett verschwunden und die Kraterwälle leuchteten weiß neben ihren schwarzen Schatten. Tongue Mondgenuss...

Der Anblick war großartig und auch im 10mm erstaunlich kontrastreich. Ich erfreute mich am Spaziergang über den Terminator. Mit der 2x Barlow zeigte sich die Vergrößerung in der Mitte des Gesichtsfeldes dann bis ca. 120x sehr gut. Zum Rand hin bildeten die Okulare nicht mehr hundertprozentig ab.

Das wäre ja was gewesen... "Ein unbrauchbares Sammlerstück"...

Dann lockerte sich leider am Zenitprisma eine Hülse. Da scheint das Gewinde hinüber zu sein. Auch verschlechterte sich die Abbildung durch dieses Teil, so dass ich anschließend "erfürchtig kniend" hinter dem Refraktor beobachtete.

Bei Hochvergrößerung machte sich nun die etwas lockere Dec-Achse schwingungsmäßig stark bemerkbar. Auch das Fokussieren ist eine kleine Herausforderung. Die Nachschwingzeit beträgt schätzungsweise 3 - 5 Sekunden. So etwas ist man halt gar nicht mehr gewöhnt Wink

Nach einem Schwenk zu Pollux konnte ich die Sternabbildung näher betrachten. Das Sternscheibchen war schön definiert und von einem hellen Beugungsring umgeben. Einen Farbsaum konnte ich nur ansatzweise erahnen. An der Optik gibt es nichts auszusetzen! Smile

Castor war das nächste Ziel. Der hübsche Doppelstern war eine Augenweide und das Beugungsbild gefiel mir sehr. Zwischen den Sternen war bei 90x noch deutlich Platz. Da geht noch vieeel mehr.

Mars war schnell eingestellt und zeigte beim Fokussieren einen leichten violetten Rand, der im Fokus verschwand. Den Schärfepunkt zu treffen, erforderte einiges an Geduld. Immer wieder ließ ich den Planeten durch das Gesichtsfeld laufen und konnte neben der Polkappe auch ansatzweise in ruhigeren Momenten dunkle Bereiche erkennen. Dies war aber schon Schwerstarbeit an der Grenze der Wahrnehmung. Wo ich sonst so gerne bequem hinter einem bombenfesten Tubus mit Luxus OAZ sitze, kniete ich nun ins Okular starrend mit vorsichtigsten Fokusbewegungen hinter einem schwingenden Liebhabergerät. Die Nachführwellen taten ihr Übriges zur Situation Undecided

Zum Schluss musste noch M 42, der Orionnebel herhalten. Dieser stand aber schon sehr tief. Trotzdem war das Paradeobjekt ansprechend. Das Trapez und die Sternentstehungsregionen mit ihren Nebelschwaden zeigten sich bei 90x am schönsten. Leider ist das Gesichtsfeld der Okulare doch sehr eingeschränkt, so dass die Pracht nicht so schön zur Geltung kommt, wie in heutigen Spitzenokularen.

ERGEBNIS:
Die Optik:

Der Refraktor bereitet auf seine Art und Weise Spaß und ist absolut Himmelstauglich. Die Abbildungsleistung ist mit heutigen, vergüteten Teleskopen nur schwer zu vergleichen, muss sich jedoch keinesfalls verstecken. Die Schärfe hat mich bei der heutigen Beobachtung überzeugt. Man muss auch die geringe Vergrößerung und die kleine Öffnung beachten. Da sieht man einfach weniger (Mars blieb ein klitzekleines, winziges Scheibchen).

Die Mechanik:

Mechanisch kann man an der Montierung sicherlich noch einmal Hand anlegen um sie noch etwas steifer in der DEC-Achse (hier hat sie etwas Spiel) und geschmeidiger in den Schneckengetrieben zu bekommen. Die Wellen, die ich zum nachführen in den Achsen benötige sollten für die Beobachtungspraxis durch Rädchen ersetzt werden. Das minimiert Schwingungen, denn die Nachschwingzeit beim Fokussieren ist nicht ideal.
Der Okularauszug läuft leichtgängig und sauber.

Das Zubehör:

Das Zenitprisma muss repariert werden. Es mindert die Transmission augenscheinlich.
Das "bunte" 40mm Übersichtsokular ist gewöhnungsbedürftig aber nötig.
Die 15mm und 10mm Okus mit kleinem Gesichtsfeld sind in Ordnung, die Barlow auch.
Den Mondfilter benötigt man eigentlich nicht. Die Helligkeit hält sich bei 60mm Öffnung in Grenzen.
Der Sonnenfilter ist zu gefährlich und bleibt in der Kiste

FAZIT:
Der Quelle Optik Revue 60/910 Refraktor ist ein tolles "Einsteiger-Teleskop / Schnellspechtelgerät / Schmuckstück / Liebhaberklassiker", den ich sicherlich gut pflegen und nicht mehr hergeben werde. Vor gut 40 Jahren war er immerhin eine große Optik für die Hobbyastronomen, die auf alle Fälle ausreichend für bekannte Doppelsterne, Planetenbeobachtung, helle Nebel und hauptsächlich für die Mondbeobachtung geeignet ist.









the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#2
Hi Uwe,

das hört sich ja nach einem richtigen Teleskop auf einer richtigen Montierung an. Meine ersten Gehversuche habe ich vor etwa 30 Jahren auf einem Danubia 60/700 gemacht, mit einem 5*24 Sucher (nix Finder) und einer azi-Gabelmontierung, welche sich immer verstellt hat.

Kein Wunder, daß ich dann irgendwie 25 Jahre lang nix mehr mit Astronomie zu schaffen hatte... das hat einem doch echt den Spaß verdorben...
Beste Grüße, Rainer
Aktiv bei: http://www.sternwarte-kreuznach.de/

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#3
Hallo Uwe!
Egal ob 2,4" oder 24": Deine BB sind immer spannend zu lesen.
Ja, vor 32 Jahren bin ich mit einem ähnlichen Gerät auch über den Himmel gewackelt und war ganz stolz auf die 60 mm. Das zeigt wieder: jedes Gerät hat seinen Himmel!
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#4
Gratulation zum First-light!

Scheint ja nicht so schlecht zu sein, das Röhrchen.
Bin mal gespannt auf meinen ersten Durchblick durch die Rarität. Auf jeden Fall das nächste mal mitbringen (dann brauchst Du wohl den Kombi...

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#5
Hallo Uwe,

das hört sich doch nach einer gemeinsamen Session: "Montierung gängig machen und Spiel heraus justieren" an! Den Bildern nach zu urteilen sollte die Monti gut einstellbar und auch stabil genug sein. Ich freue mich schon drauf.

Ach ja, der Onkel Doktor sagt, daß mein Nachwuchs einen Meniskus mit 127mm Durchmesser haben wird...

viele Grüße und bis bald

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#6
Hallo Frank,

...dann machen wie mal ne "Leistungschau" bei uns!
Wäre auch nett, ihr würdet die Geräte zum Astronomietag mitbringen. Ich habe heute alles in die Wege geleitet:

- Die Straße wird wieder abgesperrt
- Die Lichter gelöscht
- Biertischbänke besorge ich (die wollen zwischenzeitlich eine Gebühr, denen helfe ich...!)
- Eigenversorgung, denn unser Student ist mitlerweile in Wien an der Uni (Studiengebühren...)
- Zusagen von allen Seiten, warte noch auf Uissigheim, hoffe, er liest mit.

Poster sind noch vorhanden, ebenso unsere "Einladung" in A4. Wer möchte kann welche haben, ich bringe sie zum Stammtisch mit. Kann auch jederzeit noch welche drucken, wer mehr braucht.

Liebe Grüße
Winfried

Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#7
Hallo Winfried,

wo und wann findet denn Dein Aatronomietag statt
-> kann man da auch kommen?

Gruß
Thomas
www.astroexcel.de
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#8
Hallo Thomas,

der Astronomietag findet am 24.03.2012 in Kitzingen, Gerchsheim und Volkach statt.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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#9
Hallo Thomas,

der findet in 97950 Gerchsheim in der Margeritenstraße statt. Kreuzung Renzenbergweg und dann die Verlängerung an unserer Halle hochfahren bzw. davor parken, da der Weg gesperrt wird. Leute mit Ausrüstung können aber bis in die Dämmerung hochfahren zum Ausladen.

Ich rechne mit rund 10 Hobbykollegen, die mit Ihren Geräten kommen werden. Aus der Umgebung und sogar südlich von Stuttgart aus dem Remstal! (Heinz aus dem weißen Forum, der kommt immer). Im vergangenen Jahr hatten wir über 200 Besucher, das wollen wir toppen. Habe gerade die Poster und Prospekte fertig, die werden nächste Woche ausgelegt. Dann wird auch die Presse informiert werden und mit Bildern zugeschossen...

Gäste mit und ohne Teleskop willkommen!

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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