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16“ ACF am Limit… BB vom 22.03.2012
#1
…oder: Grenzgang der visuellen Beobachtung

Hallo,
gestern Abend trafen kurz nach 20.00 Uhr Frank und ich bei Ralf in der Sternwarte ein, um gemeinsam den Himmel unsicher zu machen. Bevor es losging fachsimpelten wir noch einmal über unseren Refraktortest und andere technische Sachverhalte, z. B. die Installation / Firstlight des 50cm Spiegels in der Sternwarte Hettstadt. Ralf war am Mittwoch bei der offiziellen Eröffnungsfeier dabei.
Der Himmel erschien aufgehellt. Wahrscheinlich wurde dies durch hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt, die dann das Würzburger Stadtlicht reflektierte. Später verschwand dieses Phänomen weitgehend. Die Transparenz war jedoch nicht erstklassig.

Vom Seeing konnten wir uns an Mars in der ersten guten Stunde ein Bild machen. Im Refraktor erschien er in meinen Augen insgesamt kontrastreicher und durch die geringere Öffnung war das Planetenscheibchen etwas dunkler (dies kann auch kontrastfördernd sein, denn im hellen „Lichteimer“ werden evtl. Hell-Dunkelabstufungen etwas überstrahlt) . In Momenten der Luftruhe allerdings war der 16“er kaum zu toppen. Das Bild war so gut, dass ich eine Zeichnung davon anfertigen musste Wink. Im Zeichenboard könnt ihr sie euch betrachten.
Um der Lichtglocke zu entfliehen wählten wir, nach dem Versuchbei NGC 3227/3226 die Lichtbrücke zu entlocken, ein Objekt im hochstehenden UMa. Zu Hause bei den Vorbereitungen bin ich im Stropek auf die GLX 3079 gestoßen. In ihrer Nähe befindet sich der „Doppelquasar“ QSO 0957+561 A/B

Ich habe heute mal im Internet recherchiert und bin bei astronomie.info im Deep-Sky Corner fündig geworden:
„Bekannt unter dem Namen Twin Quasar (Zwillingsquasar) wurden sie im Jahre 1979 entdeckt. Die Zwillinge zogen schnell die Aufmerksamkeit der Fachastronomen auf sich, handelt es sich hier doch um einen der ersten sichtbaren Beweise einer gravitationellen Lichtablenkung, wie sie 1915 von Albert Einstein in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie beschrieben wurde. Wir sehen den Quasar doppelt, weil sein Licht auf dem Weg zur Erde durch das Gravitationsfeld einer großen lichtschwachen Vordergrundgalaxie (nicht NGC 3079!) derart abgelenkt wird, dass jenes der südlicheren Komponente B einen kleinen Umweg von etwa einem Lichtjahr macht. Die scheinbare Helligkeit variiert etwa um 0.1 Magnituden pro Monat 16.4 und rund 17 mag. Der Clou der Sache: Wegen des unterschiedlichen Lichtwegs, welcher die beiden Bilder zu uns zurücklegen, erreichen uns Helligkeitsschwankungen der nördlicheren Komponente A ca. ein Jahr vor dem Licht der südlicheren Komponente.
Das Licht verließ die Quasare bevor unser Sonnensystem und die Erde (vor rund 4.6 Mrd. Jahren) entstand!“

Von der hellen strukturreichen Edge On Galaxie 3079, die mit drei hellen Feldsternen im 21er Ethos ein wunderbares Bild abgab, machten wir uns anhand einer Aufsuchkarte daran, das verwaschene Lichtpünktchen (trennbar übrigens erst ab 20“) zu lokalisieren. Dies gestaltete sich deutlich schwerer als angenommen. Hier wird Hobbyastronomie sportlich. Denn ohne Karte ist man mehr oder weniger hilflos. Wir wussten auch nicht, welche Helligkeit dieser Doppelquasar hat, und ob wir ihn überhaupt schaffen können. Nach ca. einer Stunde konnten wir bei hoher Vergrößerung indirekt ab und an ein feines Glimmen wahrnehmen. Ob wir nun die Sichtung bestätigen sollen weiß ich nicht. Die genaue Position hatten wir gefunden, die Eindrücke waren jedoch so schwach und das Lichtpünktchen nur selten sichtbar, so dass wir evtl. noch einmal dran gehen werden, wenn die Bedingungen besser sind.

Im Anschluss an diesen Gewaltakt genossen wir noch ein paar hellere Galaxien wie NGC 3718, 3726 (groß erscheinend, S-förmig/evtl. ein schönes Fotoobjekt), 3738 und 3877 (knotiger Halo, feines Staubband indirekt)
Den hellen, deutlich bläulich schimmernden PN Jupiters Geist erlegten wir (schöne Schalen und feiner Zentralstern) noch auf dem Weg zu Saturn.
Der Ringplanet konnte auch gestern nicht gänzlich überzeugen. Er steht vor Mitternacht einfach zu tief. Trotzdem war er als Abschluss ein würdiges Objekt, das stellenweise scharf in beiden Geräten erfreute.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#2
Hallo Uwe, da hattet ihr ja einen tollen Abend.
Ich durfte ja auch schon bei Ralf in den Genuß des 16ers kommen. Das Bild vom Orion Trapez mit dem hell aufgelösten Nebel drumherum ist noch heute sehr gut in meinem Gedächtnis...

PS: Deine Marszeichnung hats wieder mal in sich Daumen hoch

viele Grüße, Michael

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