Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Beobachtungsbericht Venustransit am Plattensee
#1
Beobachtungsbericht vom Venustransit am 06.06.2012

Meine Frau konnte mich im Februar überreden einen Großfamilienurlaub nach Ungarn an den Balaton für 10 Tage zu buchen.Das Ganze sollte ein Geschenk an meinen Schwiegervater zum 70. Geburtstag werden. Ich willigte ein, mit der Option meinen 90/600 APO mitnehmen zu dürfen. Der Venustransit stand ja vor der Tür. Am Tag vor der Abreise besorgte ich mir schnell noch eine gebrauchte Giro Mini um meinen Refraktor auf dem eigentlich stabilen Fotostativ zu befestigen.
So sind wir zu zwölft am 28. Mai 2012 in Balatonfenyives eingetroffen. Wechselhaftes Wetter, mit meistens strahlendem Sonnenschein, aber auch Wolken und Regen begleitete uns die erste Woche.
Am 05.06.2012 regnete es am Vormittag, ich gab die Hoffnung jedoch nicht auf. Nachmittags vertrieb der böige Wind die Wolken. Als ich um 4.00 Uhr aufgewacht bin war der Himmel sternenklar aber der Wind war immer noch da-vielleicht sogar noch stärker. Schnell wurde die Ausrüstung in den großen Garten getragen. Sofort war mir klar, h i e r wird das nix. Die Morgendämmerung wurde hinter dem Nachbarhaus ausgemacht. Ab, das ganze Geraffel in das Auto geladen und einen geeigneten Standort am Strand gesucht. Du musst an den öffentlichen Strand, denn das Südufer ist dicht mit Schilf bewachsen und der Zugang zum See erfolgt über lange Steege.
Am Strand musste ich meine Ausrüstung ca 150 Meter weit zum Ufer tragen. Nun gingen die Probleme los: Das mitgenommene Stativ erwies sich als totaler Wackeldackel, da am Ufer der Wind deutlich stärker blies, als in unserem Garten. Am Steeltrack-OAZ löste sich vermutlich duch die Erschütterungen während der Fahrt eine Inbusschraube. Dennoch konnte man die Mikrofokussierung benutzen. Dann sackte ein Bein vom Stativ ein. Die Klemmung versagte. Ich spreizte nun erfolgreich das Stativ-Bein sehr weit nach aussen um eine größere Spannung auf das Stativ zu bringen. Die Morgendämmerung war bereits sehr weit fortgeschritten. Ich versuchte am Mond zu fokussieren- Mist – ich kam nicht in den Fokus. Der Zenitspiegel musste dazwischen. Nun klappts. Der erste Sonnenstrahl schielte durchs Schilf. Schnell rübergeschwenkt und erste Versuche von Fotos. Naja scharf ist was anderes. Egal- weiter geht’s – Schärfepunkt finden mit nur einem Einstellrad. Das andere wurde mittlerweile in die Fototasche verbannt. Die erste Bilderserie ist im Kasten. Was ist das? Die Sonne sieht aus wie ein Ei. Erste Vermutung war der OAZ ist verkippt. Macht sich das so stark bemerkbar? Es wurde aber fleissig weiter geknipst. Eine Überprüfung der Speicherkapazität ergab, immer noch massig Platz, aber der Akku geht zur Neige. Der Erstzakku steckte im Ladegerät in der Ferienwohnung- wird schon reichen. Immer positiv denken! Von nun an aber mir Strom haushalten. Display abgeschaltet! Was ist denn da im Sucher? Der erste Ast einer großen Platane im Bild. Neuer Standort. 10 Meter weiter nach hinten. Weiter knipsen. Zwischendurch auch mal auf die Videofunktion umgestellt. Hier sah man wie alles wackelt. Ich positionierte mich mit ausgebreiteter Jacke schützend zum Teleskop- mit geringem Erfolg. Zwischendurch auch mal das Zoomokular rein für visuell. Boah das sieht ja deutlich schärfer aus. Granulation war in den Ansätzen zu erkennen. Dann weiter mit Fotos. Kurz vor dem Ende des Transites kam ein ungarische Frau mit Hund vorbei. Ich bot ihr an mal durch den Sucher zu schauen. Sieh sah nix. Ich aktivierte deshalb für Sie das Display und die Venus am Sonnenrand war deutlich zu erkennen. Sie zuckte nur mit der Schulter und lief weiter. Ich dachte, die hat ja keinen Plan was sie gerade sah und wird das auch niemals mehr sehen und konzentrierte mich weiter auf meinen Sucher, Plötzlich rief sie hinter mir: „Jo, jo Venus, super. Ist noch nicht vorbei?“. Nun hatte sie mich verstanden. Den 3.+4. Kontakt konnte ich auch noch knippsen. Der Akku hielt dann noch für ein paar Fotos von der Umgebung und der Ausrüstung. Nach ca 500 Bildern und Videos (etwa 4 gb) kam dann die Meldung: Speicherkarte voll. Der Akku hielt noch durch. Die rote Kontrolllampe blinkte bereits. Zufrieden fuhr ich beim Lebensmittelgeschäft vorbei und besorgte die Frühstücksbrötchen. In der Ferienwohnung schliefen die anderen noch.
Anbei noch einige Fotos.

Gruß
Gerhard
                           
   
Folgenden 1 User gefällt Gerhard's Beitrag:
Simon (18.03.2018)
Zitieren
Folgenden 1 User gefällt Gerhard's Beitrag:
Simon (18.03.2018)
#2
Hallo Gerhard,

das ist doch klasse!! Was so ein Familienurlaub für Vorteile haben kann. Hier bei uns auf´m Rinnerfelder Berg war nichts zu holen.

Und dafür, dass du noch wenig Erfahrung mit der Fotografie hast, sind deine Ergebnisse toll! Hier sieht man mal wieder auf was da alles zu achten ist und wo es überall klemmen kann. Aber alleine schon die Tatsache den Transit live erlebt zu haben ist sicher unbeschreiblich. Ich freu mich für dich und bin gespannt, wenn du uns das Ganze beim Stammtisch schildern kannst.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren
#3
Hallo Gerhard,

ein sehr schöner Bericht und Klasse Fotos. Daumen hoch
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
Zitieren
#4
Hallo Uwe / Ulf

Danke für eure Kommentare. Ich habe an eure Verabredungen gedacht und wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welche Bedingungen bei euch waren. Später erfuhr ich von meinem Vater, dass es in Unterfranken eher bewölkt war. Schade, ich hätte es euch gegönnt.
Für mich war es der erste Transit und es war schon spannend. Nachdem bei mir die ersten Stolpersteine auftraten, dachte ich an die Berichte der Fotografen, die im Feld mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten. Mit den Fotos bin ich nun zufrieden. Zunächst dachte ich an Fehler im Aufbau, als ich die ersten Fotos prüfte, denn die Sonne erschien mir nicht rund genug und am Rand total ausgefranzt. Im Vergleich zu anderen Fotos im Netz sind meine aber ähnlich. Anscheinend hat der ausgefranzte Rand mit den Zirren zu tun. Ich kann ja meine Speicherkarte/Foto mal zum Stammtisch mitbringen, denn die Videos kriege ich auf meinem Rechner noch nicht zum Laufen.

Bis denne
Gerhard
Zitieren
#5
Hallo Gerhard,

trotz Murphy haste tolle Bilder mitgebracht.
Danke für den tollen Bericht.

Liest sich ja wie ein Krimi...Big Grin

Gruß
Daniel
Zitieren
#6
Tolle Geschichte und super Bilder Daumen hoch
Gruß Karsten
________________________________________
GSO 12" f/5 Dobson 300/1500mm
ED80 80/560mm auf Meade LXD75 Montierung
Zitieren




Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste