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Herschelkeil: Kurzes "First Light"
#1
Hallo zusammen,

Der Gebrauchtmarkt von Astronomie.de hat mir einen Herschelkeil von Intes vor die Tür geschwemmt. Heute morgen konnte ich ein kurzes "First Light" veranstalten.

Herschelkeil?
Wer's nicht kennt: Ein Herschelkeil wird zur Sonnenbeobachtung verwendet. Ein Prisma lenkt rund 95% der einfallenden Strahlung ab, der Rest wird zum Okular geleitet. Verwendbar ist ein Herrschelkeil nur in Verbindung mit einem Refraktor, da die volle Energie der aufgefangenen Sonnenstrahlung in das Teleskopinnere gelangt und Spiegel binnen kurzer Zeit beschädigen würde. Zusätzlich empfielt es sich, ein IR-Sperrfilter sowie Graufilter zu verwenden.

Viel zu hell!
Natürlich ziehen gleich wieder Wolken auf, während ich den Orion ED 80 aufbaue, aber noch ist das Wolkenloch groß genug. Vorsichtshalber nutze ich nicht gleich die volle Öffnung des Refraktors, sondern setze die Tubuskappe auf und öffne nur die kleine Abdeckung darauf (Öffnung ca. 60mm). Zum Aufsuchen verwende ich zunächst das einfache 25mm WidevView von Skywatcher, an dem ich bereits ein IR-Schutzfilter angebracht habe. Als die Sonne noch unscharf im Gesichtsfeld erscheint, sehe ich gleich, dass das Bild noch immer gleisend hell ist. Erst ein variables Graufilter (Kombination aus 2 Polfiltern) dämpft die Helligkeit im ausreichenden Maß.

Strahlend weiße Sonne
Schließlich ist der Fokus gefunden. Die Sonnenscheibe füllt etwa 1/3 des Gesichtsfelds und erscheint in strahlendem Weiß. Die Bildschärfe ist deutlich besser als bei der Verwendung des Objektiv-Sonnenfilters. Gestochen scharf zeichnet sich der Rand ab; zum Rand hin wird die Scheibe etwas dunkler, was ein sehr plastisches Bild ergibt. Die Sonnenoberfläche ist wie blankgeputzt, Sonnenflecken sind auch diesmal nicht zu erkennen. Ich meine, andeutungsweise die Granulation zu erkennen, bin aber nicht sicher.

EOS 1000: Wo ist mein Fokus??
Anschließend versuche ich, das Bild mit der EOS 1000D festzuhalten. Leider muss ich schnell feststellen, dass der optische Weg zu lang ist und mir wenige Millimeter Fokusweg fehlen. Das Bild lässt sich nicht scharfstellen. Einige improvisierte Versuche mit anderen Zubehörteilen schaffen keine Abhilfe. Da muss ich wohl noch eine geeignete Lösung suchen.

Schneller Blick durch das Zoom
Die Wolkenlücke geht langsam zu. Ich schraube IR- und Graufilter an das Hyperion Zoom und beobachte damit weiter. Bei 8mm und 75x Vergrößerung füllt die Sonnenscheibe das fast gesamte Gesichtsfeld aus. Andeutungsweise kann ich Strukturen auf der Oberfläche erkennen, doch bevor ich Näheres sehen kann, ziehen Wolken darüber. Ein Blick an den Himmel zeigt, dass sich gerade eine mächtige Wolkenbank vor die Sonne schiebt. Das war's dann für heute...

Fazit: Das könnte was werden :-)
Ich habe den Eindruck, dass der Herschelkeil weitaus bessere Bilder liefert als mein bisheriger Sonnenfilter. Mit einem konstraststeigerndem Filter (ich denke da an den Solar Continuum von Baader) eröffnen sich interessante Beobachtungsmöglichkeiten. Zu lösen bleibt noch das Fokusproblem mit der DSLR. Ach ja, und ein paar ordentliche Sonnenflecken wären mal wieder cool... ;-)

Viele Grüße, W.
Viele Grüße, W.

We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
https://wolfgangs-gartensternwarte.de
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#2
Hallo Wolfgang,

interessante Sache, ich hoffe es ergibt sich bald eine Gelegenheit das ich da auch mal durchsehen kann.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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#3
N´abend Wolfgang,

das mit dem Herschelkeil ist ja eine interessante Geschichte. Ich persönlich kann im Moment beim Thema Sonnenbeobachtung nicht mitreden. Bei Ralf hab ich einmal durch einen Refraktor mit einem Lunt-Filter oder Solar Max??? gesehen. Das war ein wirklich tolles Sonnenbild. Schöne rote wabernde Strukturen, aber ansonsten für mich nicht sehr motivierend. Bin da halt kein Experte. Die Sonnenoberfläche und die "Korona" zeigten sich in satten Rottönen, während er Rest der Sonne goldgelb waberte.

Für alle Sonnenbeobachter ist der Herschelkeil sicherlich eine tolle Sache.
Ich beschränke mich auf weiter entfernte Sonnen, bzw. Planeten und Deepsky-Objekte.

Vielleicht können wir an einem der nächsten Treffen bei dir mal durchsehen. Meist baut man ja auf, wenn die Sonne noch am Himmel steht. So nutzt man wenigstens sinnvoll die Zeit bis zur Nacht.

Vorausgesetzt, du kannst dabei sein.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#4
Hallo Wolfgang,

ein Herschelkeil *träum*. Früher oder später werde ich auch einen mein eigen nennen dürfen, da mir die Sonne es schon immer ein wenig angetan hat. Ein Sonnenfilter zeigt ein sehr klares und kontrastreiches Bild, davon durfte ich mich selbst schon mehrfach überzeugen. Mit gewissen Filtern erreicht man dann Oberflächenstrukturen die mit visuellen Folienfiltern nicht mehr erreicht werden.

Trotzdem möchte ich die Folienfilter nicht schlecht reden. Ein ordentlich (!) und homogen gefasster Folienfilter bringt bei ca. vier Zoll nämlich schon eine ganze Menge. Die Mittagswärme lässt bei Sonnenbeobachtung häufig schon diese Optik-Größe nicht mehr zu, da das Seeing sehr schlecht ist. Der beste Beobachtungszeitraum ist meist am Morgen, da die Sonne die Umgebung noch nicht soweit erwärmt hat, dass warme Luftpakete aufsteigen. Außerdem ist der Folienfilter für alle anderen Teleskoptypen das Mittel der Wahl, wenn es um Sonnenbeobachtung geht, da der Herschelkeil lediglich den Refraktoren vorbehalten ist.

Schaltet man dem Objektiv-Sonnenfilter am Okular noch einen zusätzlichen Farbfilter (grün) nach, so wird man feststellen, dass der Kontrast nochmals etwas angehoben wird. Dieser Grünfilter hat aber entgegen dem bekannten Solar-Continuum-Filter aber einen breiten Durchlass und ist nicht speziell auf die Sonne optimiert und kann deshalb auch nicht dessen Leistung erbringen.

Man sollte um ein kontrastreiches Sonnenbild zu erhalten immer darauf achten, dass der Folienfilter nicht zu lapprig in der Fassung angebracht ist. Im Gegenzug bewirkt ein zu fest (v. a. in einer Richtung) gespannter Filter, dass die Abbildungsqualität wiederum leidet. Und wie ich auch schon im leidigen Selbsttest erfahren habe, verträgt der Folienfilter überhaupt keine Fingertappen oder gar Schmierfilme. Gerade in der Sternwarte Schweinfurt merkt man sofort, wenn die Schüler den Folienfilter wiedermal mit den Händen „angeschaut“ hatten.

Viel Spaß mit Deinem Herschelprisma! Bei Gelegenheit werde ich mir den Intes mal anschauen. Bisher kenne ich nur die weitverbreiteten Baader-Prismen. Ich hoffe die Sonne zeigt sich hinter den Schneewolken wieder einmal.
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