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Ceres unter der "Lupe" ;)
#1
BB vom 14.01.2013

Hallo,

gestern mittag verabredeten sich Frank und ich, in der Hoffnung auf eine Klare Nacht. Und das unglaubliche passierte. Gegen 19.00 Uhr war der Himmel sternenklar.
Der 10" ACF 073 (Strehl Wink) und der 4,5" LZOS TMB 083 (Serial No. Wink) standen schon vorgekühlt bereit und heute durfte auch wieder einmal die Vixen SXD / FS2 an den Start. Franks Kamera wollte schließlich geführt werden.

Die ersten einenhalb Stunden verbrachte ich bei munterem Teleskopwechsel zu Testzwecken an Jupiter und dem Trapez. Nach einem kleinen Reinigungsmalheur Sad am TMB wollte ich wissen, ob es zu Beeinträchtigungen kam. Zum Glück ist aber alles bestens. Der Apo zeigt sein gewohnt knackiges Bild ohne Abstriche.

Dann durfte wieder der 10" ACF zum Himmel blicken.

Die Durchsicht war perfekt und die Luftruhe gut, so dass an beiden Geräten Vergrößerungen bis 230x bzw. 300x förderlich waren. (Fst ca. 6,5)
Gegen 21.15 Uhr holte ich meine Zeichenutensilien. Frank traf ein und durfte mir noch ein wenig über die Schulter schauen. Gegen 21.30 Uhr war meine Zeichnung von Jupiter fertig. (siehe Zeichenboard) Es waren viele feine Details zu erkennen. Die bessere Auflösung des SC kann hier ein paar Punkte gegenüber dem starken Kontrast im TMB holen.

Anschließend wurde die Kamera an den ACF geflanscht und RGB - Aufnahmen mit jeweils 2000 Bildern geschossen. Die ersten Ansichten der Aufnahmereihen nach einer quick and dirty Bearbeitung während unserer Aufwärmpause gegen 23.00 Uhr verheißen gutes! Daumen hoch
Frank wird sicher noch berichten!

Unser Ziel war zunächst jedoch der Kleinplanet Ceres, den wir über die Koordinaten schnell eingestellt hatten. Mit hoher Vergrößerung (ca. 420x) konnten wir ein gelblich leuchtendes Scheibchen (ähnlich den Jupitermonden) erkennen. Er war definitv nicht stellar und wir verfolgten ihn begeistert. Unser erster Kleinplanet!!!

Die PN´s vom Samstag (NGC 2022 und PK 190-17.1) stellte ich auch ein, damit Frank sie sich ansehen konnte. Hier konnte sein OIII Filter sein first light feiern.
Neben dem Eskimo stellten wir noch M 46 mit dem PN im Haufen ein und erfreuten uns an NGC 2903, der hellsten Glx im Löwen. Zwischendurch wurde Castor im wahrsten Sinne des Wortes gewaltig auseinandergenommen. An solch einem Doppelsternbeugungsbild (wenn man das so nennen darf) kann man sich einfach erfreuen.

Ein anstehender Europadurchgang am Gasriesen musste um Mitternacht noch einmal mit der Kamera festgehalten werden und auch das Trapez des Orion blieb nicht verschont. Vielleicht kann Frank den G-Pu... äh... das G-Sternchen herausarbeiten.

Bei mittlerweile knackigen -7° C hatten wir noch nicht genug! Erstaunlich war, dass die Schmidtplatte immer noch durchhielt und klar war. Die Gerätschaften waren dick mit Eiskristallen überzogen. Nun wrude der 115/805 TMB mit und ohne Bino auf Jupiter losgelassen. Er hatte schließlich bis jetzt in der Kälte ausharren müssen. Der tolle Kontrast und das "warme" Bild mit den zahlreichen Feinheiten war wieder überwältigend. Es ist nicht mit der Abbildung des ACF zu vergleichen. Dieser hat ein viel helleres, einfach anderes Planetenbild. Durch die Möglichkeit höher zu vergrößern und dem Mehr an Öffnung hat der ACF was Detailerkennung betrifft die Nase vorne. Man muss sich aber genau Konzentrieren. Beim Apo ist alles was geht gleich sichtbar. Die Grenze liegt bei 230x aber die Ästhetik ist halt was besonderes.

Mit eisigen Fingern war der Wechsel der Gerätschaft nicht unbedingt leicht. "Was war das einfach, als ich am Newton nur drei Okulare hatte", schmunzelte ich. Heute braucht man einen ganzen Koffer und Okuarpäärchen!"

Um kurz vor 2.00 Uhr war dann Schluss. Glücklich und zufrieden gings ab in die Heia.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#2
Hallo Uwe,

wieder ein schöner Bericht von Dir.
Als wir nach Hause kamen, sah ich auch, daß der Himmel offen war. Aber wir waren Klamotten kaufen und das ist für mich immer Streß pur. Obwohl Würzburg um 19 Uhr fast menschenleer war, die Geschäfte auch.

Nach dem Essen war es für mich schon zu spät, um 23 Uhr wollte ich nicht mehr raus...

Aber es scheint sich ja eine leichte Besserung am Himmel zu ergeben, man sieht ab und an schon mal wieder klar und somit werde ich auch wieder öfter draussen sein, zumal meine Grippe am Ende zu sein scheint.

Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#3
Hallo Uwe und Frank,

ein toller Bericht, wie IMMER! Herzlichen Glückwunsch zu eurem ersten Kleinplaneten! Das ist bestimmt was ganz besonderes. Ich bin gespannt auf eure vorzeigbaren Ergebnisse!

Ich freue mich immer wenn ich ein paar Zeilen vom TMB von dir lese. Das ist schon echt ein feines Fernrohr. Die Schärfe und Farbreinheit ist das absolute Maximum was geht. Dazu noch den tollen Kontrast und alle Refraktorherzen schlagen höher. Das warme Bild hilft im Winter ungemein Wink

Schöne Grüsse
Christian
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#4
Hallo Winfried, hallo Christian,

danke für euer Antworten. Es war wirklich eine herrliche Nacht mit toller Durchsicht und ohne Wind. Der "LZOS TMB Serial No. 083" ist ja schon eine kleine Legende. Ich denke, dass es über keinen anderen TMB/APM so viele Berichte im Internet zu finden gibt, wie über meinen. Er ist bei mir in guten Händen!!

Da wir es nicht eilig hatten, war es total entspannt und wir konnten uns ganz speziell auf die wenigen Objekte konzentrieren.

Wir ließen uns gerade an Ceres viel Zeit... Rolleyes

Auf die Aufnahmen bin ich auch gespannt...
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#5
Hallo Uwe,

Schöner Bericht, das hört sich ja toll an. Ceres als Scheibchen zu sehen habe ich auch noch nicht probiert. Muß ich mal bei nächster Gelegenheit versuchen, aber ob das an meinem großen Dobson gelingt? Eher wohl mit meinem Mak Newton, mal sehn.

Gruß Philipp
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#6
Hallo Uwe!
Ich glaube es ja nicht! Ceres als Scheibchen??? das sind doch noch nicht einmal mikrige 0,7" Exclamation ging das wirklich???
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#7
Hallo Christoph,

als Uwe und ich das Scheibchen eindeutig sehen konnten, habe ich sofort gesagt: "das glaubt uns im Forum bestimmt keiner" Big Grin

Ich bin gearde an der Bildbearbeitung. Puuuh. Macht ganz schön Arbeit. Das bin ich als "visueller" noch nicht gewohnt...

CS!

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#8
Hallo Frank und Uwe!
Ok ok, wenn ich mich jetzt an diese eine Wahnsinnsbeobachtung von Ganzmed an einem 7"er erinnere, und bedenke, dass ich auf dem 1,6" Scheibchen eindeutig Einzelheiten ausmachen konnte, dann muessen auch 0,7" in einer ruhigen Nacht an einem 10"er erkennbar sein. Ich kann dafuer nur Daumen hochDaumen hochDaumen hoch vergeben! Angel
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#9
Hallo Uwe und Frank,

schöner Beobachtungsbericht wieder.
Es geht nun doch wieder aufwärts mit dem Wetter und man kann wieder etwas beobachten. Egal ob Planeten oder Galaxien, alles wird aufgesaugt.
Das ihr den kleinplaneten Ceres unter die lupe genommen habt, ist schon ein schmankerl. Big Grin
Gruß Karsten
________________________________________
GSO 12" f/5 Dobson 300/1500mm
ED80 80/560mm auf Meade LXD75 Montierung
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#10
Hallo Uwe,
ich habe mich über den interessanten Bericht gefreut und wollte dann Wissen wie groß Ceres in Winkelsekunden am Himmel erscheint.
Nach einigem Suchen fand ich dann einige Beschreibungen, nach denen es auch mit großen erdgebebundenen Teleskopen bisher nicht möglich war Ceres als flächiges Objekt visuell zu erkennen.
Als Winkelmaß wurde 0,5" Durchmesser genannt.
Der mögliche Grenzdurchmesser ist ja bekanntlich das 2fache des Auflösungsvermögens. Dann muss das Teleskop mindestens 0,25" Auflösung zeigen können. Also wäre ca. eine 450mm große Öffnung und Weltraumsseing notwendig um tatsächlich eine Fläche erkennen zu können.
Natürlich schenke ich Deinen Beobachtungen vollen Glauben und überlege wie beides zusammenkommen kann.
Bei dem Durchmesser und 10" beobachten wir bereits die Beugung, die dann auch wieder flächig erscheint.
Trotzdem konntest Du offenbar einen Unterschied zwischen gleich hellen Sternen und Ceres erkennen.
Vielleicht hast Du oder jemand Anders eine Idee wie die Beobachtung vorstellbar wird?

Besten Gruß
Ralf


(15.01.2013, 08:43)Uwe schrieb: BB vom 14.01.2013

Unser Ziel war zunächst jedoch der Kleinplanet Ceres, den wir über die Koordinaten schnell eingestellt hatten. Mit hoher Vergrößerung (ca. 420x) konnten wir ein gelblich leuchtendes Scheibchen (ähnlich den Jupitermonden) erkennen. Er war definitv nicht stellar und wir verfolgten ihn begeistert. Unser erster Kleinplanet!!!
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#11
Servus.

Vielleicht hilft auch ein Beobachtungsbericht und die anschließende Diskussion im Astrotreff weiter:

Ceres und Vesta als Scheibchen

Viele Grüße
Gerd
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#12
Hallo Zusammen,
danke für den Link Gerd. Die Frage haben sich offenbar auch andere Beobachter gestellt. Das Thema wird gerade in astronmie.de und astrotreff auch behandelt.
Sichtungen sogar mit C9 wurden beschrieben und der Durchmesser von Ceres soll derzeit genau 0,66" betragen.
Das Phänomen der unterschiedlichen Darstellung von Stern und Planet im Grenzbereich ist offenbar bekannt.
Das war mir in der Forn nicht geläufig.

Besten Gruß
Ralf
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#13
Hallo Ralf,

danke für deine Hinweise. Den theoretischen Hintergrund kannte ich nicht. Ich wusste nur dass wir mit dem 10"er Doppelsterne bis 0,5" getrennt haben. Wenn dem so ist, wie du beschreibst, dann sehen wir also auch nicht die Jupitermonde als Scheibchen, sondern den Mond+Beugungserscheinungen, was ein scheibchenförmiges Abbild ergibt.

Und genau so sah Ceres aus. Wie ein kleines Jupitermöndchen. Auch die weiteren Beugungerscheinungen, die das flächige Zentrum "umkreisen?/langsam drehend begleiten?" waren mit denen von den Jupitermonden vergeleichbar.

Also... dann haben wir Ceres nicht als Flächiges Objekt erkennen können. Aber die Jupitermondes sind dann ebenfalls nicht als flächige Objekte beschreibbar und erkennbar, sondern nur nur eine Kombination aus Beugungsscheibchen und Beugungsbild.

Zumindest war er nicht mit einem Stern zu verwechseln.

@Gerd, in A.de ist auch schon in diese Richtung geantwortet worden. Werde mal hierher verlinken! Danke auf alle Fälle für deine Mühe:

http://forum.astronomie.de/phpapps/ubbth...Post979753
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#14
Hallo Uwe,
restlos verstanden habe ich das Ganze noch nicht, aber bei dem Fall Ceres ging es ja um einen Durchmesser von unter 1".
Bei den Jupitermonden mit größeren Durchmessern sieht es ja wieder ganz Anders aus. Hier sind Details erkennbar, die kleiner sind wie die maximale Auflösung an Sternen.

Auch wenn hier immer viel gestritten wird, so sind die Erklärung von Gerd Düring immer sehr anschaulich:
http://forum.astronomie.de/phpapps/ubbth...Post974922

Wenn man sich überlegt das das menschliche Auge Stromleitungen noch in großen Entfernungen als Kontrastunterschied zeigt, weit unterhalb des theoretischen Auflösungsvermögens wie bei Sternen, dann ist auch klar dass am Mond auch sehr kleine Rillen noch gut erkannt werden können.

Im Fall Ceres ist aber das Beugungsbild eher größer als der reale Winkeldurchmesser und trotzdem ist die Abbildung anders als beim Stern.
Siohe hier:
http://astromaphilli14.blogspot.de/2013/...s-and.html

Die Beugungserscheinungen treten stark zurück bei Ceres.

Besten Gruß
Ralf
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#15
Hallo,

das ist natürlich ein interessanter Aspekt. Das wusste ich auch nicht. Man sieht also nicht den realen Planetendurchmesser, sondern das Beugungsbild als Scheibchen. Scheibchen bei den Jupitermonden habe ich auch schon des öfteren gesehen.
Nun ich denke wenn es keinen Unterschied beim visuellen Eindruck macht, so dürfte das den Beobachtungspaß auch nicht trüben, wenn man es nicht allzu genau nimmt. Natürlich ist es gut wenn man sich der Sache trotzdem bewust ist.

Gruß Philipp
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#16
Hallo!
Jetzt muss ich doch noch was dazu schreiben...
Ich meine, dass der reale Planetendurchmesser schon zu sehen ist, zumindest naeherungsweise und vor allem dann, wenn der Planet wesentlich groesser als die Aufloesung des Teleskops ist (ob ich jetzt 45,7" oder 46,7" sehe ist nicht so erheblich).
Bei kleinen Objekten kommt es schliesslich auch darauf an, mit welchem Typ von Teleskop ich beobachte: da sind Refraktoren bzgl. der Klarheit der Beugungsringe eindeutig besser als Reflektoren, wenn deren Fangspiegel im Lichtweg sind (also Kuttersysteme / Schiefspiegler einmal ausgenommen). Wenn der Fangspiegel im Weg ist, dann verstaerkt er zusaetzlich den ersten Beugungsring und verschlechtert damit das Aufloesungsvermoegen des Teleskops. Dann kommt es zu einer nicht zu vernachlaessigenden "Vergroesserung" des kleinen Planetendurchmessers.
Ich meine, dass ein bisher unerwaehnter Aspekt auch noch eine Rolle spielen koennte: es ist der Effekt, dass ein flaechiges Objekt ruhiger im Anblick erscheint (und auch tatsaechlich ist!) als ein punktfoermiges. Nachzupruefen an jedem Planeten im Vergleich zu Sternen. Es gibt allerdings seltene Ausnahmen: bei grosser Luftunruhe und wenn bei Venus der scheinbare Durchmesser gegen 10" geht, dann kann sie auch schon mal flackern wie ein Stern. Und wenn beide Dinge zusammen kommen: das ruhigere Aussehen und der nahe erste Beugungring, der etwas verbreitert ist, beides bringt das sicher ein mehr flaechiges Sehen von Ceres, was ja auch richtig ist!
Wenn das Seeing sehr gut ist, dann bleiben in einem solchen Fall die Sterne kleiner vom Beugungsscheibchen her und der erste Ring steht auch besser definiert und mit einem groesseren Abstand als bei einem kleinen Objekt. Damit sehen auch Sterne auch definitiv kleiner aus.
Am besten waere es gewesen, wenn jemand mit einem Refraktor bei Eurer Beobachtung nebenan gestanden haette und unter gleichen Bedingungen auf Ceres geschaut haette. Freilich haette der Refraktor am besten mehr als 8" haben sollen! Davon gibt es in unserem Forum nicht viele! Ich glaube, dort waere der Effekt des flaechigen Aussehens von Ceres nicht so deutlich gewesen wie im 10" ACF.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#17
Hallo Christoph,

ja das glaube ich auch, dass der Fangspiegel einen erheblichen Einfluß auf das Beugungsscheibchen bzw. ersten Beugungsring hat. Ein direkter Vergleich unter gleichen Bedingungen von einem 7" oder 8" APO mit einem 8" oder 10" ACF wäre bestimmt Aufschlußreich. Newtons denke ich sind aufgrund des nicht ganz wegzukriegenden Tubusseeings schlecht geeignet, deshalb glaube ich würde das mit meinem 14" Dobson erst recht nicht gehen.

Gruß Philipp
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#18
Hallo,

dass durch unsere Beobachtung solch eine Diskussion angestoßen wird, hätte ich nicht gedacht. Zu Christophs Ausführungen:

"Wenn der Fangspiegel im Weg ist, dann verstaerkt er zusaetzlich den ersten Beugungsring und verschlechtert damit das Aufloesungsvermoegen des Teleskops."

nur noch einen Hinweis: Dies gilt nicht für Doppelsterntrennung. Doppelsterne lassen sich mit Teleskopen, die eine Obstruktion haben sogar besser trennen. Hier gibt es schon Untersuchungen, die das belegen.

An sich ist meiner Meinung nach die visuelle Wahrnehmung das entscheidende Moment. Ceres reflektiert ja das Licht ähnlich einem Planeten. Dieser Anblick unterscheidet sich von dem eines Sterns insofern, als dass das Objekt an sich "ruhiger" im Okular steht.

Planeten flackern auch weniger als Sterne, wenn man in den Himmel sieht. "Seeing" tritt also bei stellaren Objekten deutlicher hervor als bei angestrahlten Körpern, obwohl das eigentlich vorrangig nicht logisch erscheint. Ob es darüber wissenschaftliche Arbeiten gibt, die uns weiterhelfen weiß ich nicht.

Fakt ist, dass unterstützt durch diesen Effekt, der auch bei Planeten und an ihren Monden wahrgenommen wird eben auch Ceres sofort als Scheibchen wahrgenommen wird. Theoretisch sollte das jedoch nicht funktionieren.

Was letztendlich aus den Beobachtungen für Schlüsse gezogen werden müssen, interessiert nicht nur mich brennend. Dodgy
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#19
Hallo Philipp und Uwe!
Grundsaetzliche Zustimmung!
(20.01.2013, 19:35)Uwe schrieb: "Wenn der Fangspiegel im Weg ist, dann verstaerkt er zusaetzlich den ersten Beugungsring und verschlechtert damit das Aufloesungsvermoegen des Teleskops."
nur noch einen Hinweis: Dies gilt nicht für Doppelsterntrennung. Doppelsterne lassen sich mit Teleskopen, die eine Obstruktion haben sogar besser trennen. Hier gibt es schon Untersuchungen, die das belegen.
====} aber nicht weil sie besser aufloesen, sondern weil das erste Minimum sich verstaerkt, das heisst dunkler wird und dadurch enge Doppelsterne (das heisst, wenn sie den richtigen Abstand fuer das Teleskop haben!) besser trennen koennen. Aber nur in diesem Spezialfall!

Ob das Licht reflektiert ist oder nicht, spielt keine Rolle. Viel mehr, ob es von einem flaechigen Objekt ausgesendet wurde und sozusagen als Lichtbuendel in die unruhigen Luftzellen unserer Atmosphaere gelangen und deshalb nicht so anfaellig fuer das Seeing sind.

Einige Schluesse ziehe ich schon jetzt positiv aus Eurer Beobachtung: gutes Seeing kann nur durch besseres Seeing ersetzt werden! Und es braucht auch geeignete Beobachter, die das wahrnehmen koennen. Einer meiner Lieblingssprueche dazu: wir erkennen deshalb so wenig, weil wir es verlernt haben, unsere Augen auf etwas ruhen zu lassen. Insofern: Eure Wahrnehmung ist einfach Daumen hoch weil ihr Euch Zeit lasst fuer eine Beobachtung eines an sich uninteressanten Kleinplaneten (ausser halt, dass man das Ding am Himmel gefunden hat).
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#20
Hallo Christoph und Philipp und alle Miteinander,
wenn Ihr hier das Ceres und Vesta Bild hier angesehen habt:

http://astromaphilli14.blogspot.de/2013/...s-and.html

und auch die Berichte dazu wird ja besonders erwähnt dass die Beugungserscheinungen weniger ausgeprägt sind oder wie es Reiner auf astronomie.de geschrieben hat; " stark verminderte fringes in den Speckles"

dann kann die Lichtverteilung von Airy disk zu den Beugungsringen von Refraktoren versus obstruierten Spiegeln nicht die schlüssige Erklärung bringen. Obige Bilder wurde ja mit der gleichen Optik gewonnen!

Wegen den ruhigeren Planeten: Das steht ja in vielen Büchern nur habe ich den Zusammenhang immer so im Gedächtnis dass mit dem "unbewaffneten" Auge beobachtet wird.

Mit Teleskop hatte ich bisher nicht das Gefühl die Jupitermonde ruhig bebachten zu können wenn die Sterne durch Seeing zappelten.

Venus ist vermutlich auch wieder ein Sonderfall weil keine Oberflächendetails sichtbar sind woran man sich orientieren kann.
Bei Jupiter verschwinden Details unter Seeing sehr schnell auch wenn immer etwas zu sehen ist und nur bei richtig schlechtem Seeing pumpt der ganze Planet. Da kann Er schon mal bei größeren Optiken differenziell zerissen werden.

Für das blose Auge bleibt Jupiter unterhalb der Auflösung des menschlichen Auges und damit ein Punkt. Hier könnte es helfen wenn das Spektrum rötlich ist, weil diese Wellenlänge in der Atmossphäre weniger gestreut wird.

Mein persönlicher Favorit in der Erklärung der flächigen Ansicht von Ceres ( kleiner 1" !) und Unterschied zu den Sternen sind allerdings die verminderten Beugungsringe, bzw. deren Fehlen. Dazu noch folgende Gedanken:

Beim Beobachten von Sternen mit hoher Vergrößerung ist der Beugungsring
das erste Detail das Verloren geht. Die schwächeren Beugungsringe lasse ich mal weg weil wir diese eh kaum Sehen können.
Dann fängt der Stern an sich zu Verändern, schließlich wird Er zerissen und zu einem Speckle.

Nun Beobachten wir mit dem bloßem Auge. Wenn sich das Licht des Sterns durch Seeing auf eine größere Fläche verteilt, so nehmen wir das als Helligkeitsschwankung war.
Wenn nun ein Planet als viele kleine Lichtpunkte betrachtet wird so kann das Licht hier kaum verloren gehen. Einige Gebiete werden kurzzeitig heller, andere dunkler, aber in Summe bleibt Er gleich hell und ist meiner Meinung nach für die "Ruhe" verantwortlich. Nur das kann das blose Auge wahrnehmen während im Teleskop bei flächigen Objekten in den Details sofort Kontrastverluste hinzunehmen sind. Sonst könnten wir ja bei schlechtem Seeing gut Planeten beobachten.
Den Gedanken übertragen wir nun auf Ceres im Teleskop und Jupiter mit dem blanken Auge und nehmen dafür ein sehr gutes Auge an.

Ich will das Thema ja nicht überstrapazieren, ich denke sozusagen nur laut nach um es besser zu verstehen.Rolleyes

Clear sky
Ralf
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#21
Hallo zusammen,

ich finde es klasse, das wir hier eine Truppe von Hobbyastronomen sind, die sich zu so einem Bericht ihre eigenen Gedanken machen. Das außergewöhnliche daran aber ist, das die Beobachtung von Uwe und Frank nicht einmal angezweifelt wird! Jeder kennt die beiden und weiß genau, das sie nur das schreiben würden, was sie auch gesehen haben. GANZ DICKES LOB HIERFÜR AN ALLE Daumen hoch

Noch besser finde ich es, das man dann noch versucht das gesehene zu verstehen und nachzuvollziehen. Dies dann noch auf theoretischem Weg oder mit praktischer ErfahrungDaumen hoch

Ich freue mich auf unseren Stammtisch!
Grüsse
Christian
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#22
Hallo Ralf,

so wie du es in deinem letzten Beitrag beschrieben hast, denke ich, kommt man dem Phänomen nahe. Bei den Jupitermonden im obstruierten ACF fehlt der helle erste Beugungsring und das zentrale Scheibchen zittert und verformt sich mit dem Seeing. Die Helligkeit des Scheibchens ist zudem ziemlich gleichbleibend. Ein gleich heller Stern zeigt dagegen das typische Beugungsbild mit hellem ersten Beugungsring und das Szintillieren. Der winzige Flächenanteil beim Kleinplaneten führt offenbar zu einem gewissen "Herausmitteln" oder Relativieren des Seeings.

Wenn der Eispanzer von der Kuppel wieder abgetaut ist, mußt du das mal am 16-Zöller nachvollziehen.
Wink

viele Grüße

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#23
Hallo!
... und ich wuerde mich als Versuchskaninchen am 8" Refraktor zur Verfuegung stellen... Smile
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#24
Guten Abend zusammen,
mir sind gestern noch ein paar Gedanken zu dem Thema eingefallen.

Ausgegangen sind wir von Uwe´s 10" ACF

Erste Falle ist ja das Auflösungsvermögen des 10"ers mit 1,22*206264,8*(0,00055mm/254mm) =0,54" nach Raleigh

Der Durchmesser des Beugungsscheibchens beträgt allerdings vereinfacht
d = 276/254 = 1,08"

Ceres hat nun 0,66" und ist damit kleiner als das Beugungsscheibchen, was die Frage aufgworfen hat warum von einem Stern unterschieden werden kann.

Wir haben ja das Model der point spread function im Kopf:
   

Allerdings gilt diese Grafik nur für eine idealisierte punktförmige Abbildung wie eben ein sehr weit entfernter Stern. Ceres ist aber flächig, wenn auch klein und damit wird die Punktspreizfunktion hier nicht anwendbar sein. Damit passt aber der Lösungsvorschlag mit den Beugungsringen von Obstruktion und Obstruktionsfrei nicht.

Auch hilft es nicht sich einen Doppelstern mit 0,66" vorzustellen:
   
Hier wäre noch das Beugungsminimum an den Rändern deutlich zu sehen.

Gedanklich habe ich mir nun einen Sternhaufen mit 0,66" Durchmesser vorgestellt, der nicht auflösbar ist. Die vielen PSF´s der Sterne müssten sich ähnlich der Grafik hier überlagern:

   

In dem fiktiven Sternhaufen wären die Sterne nur Bruchteile einer Bogensekunde groß und relativ lichtschwach. Alle Sterne zusammen leuchten so hell wie Ceres. Die Miniaturbeugungsringe der Randsterne des fiktiven Haufens die sich zu einer Randaufhellung zusammenfügen wäre sehr klein und praktisch nicht sichtbar.
Eine Spitze wie beim Stern sollte es auch nicht geben, sondern eine Fläche oder Kuppe mit 0,66" Durchmesser.
Damit würde sich die Abbildung schon von einem Stern unterscheiden, auch wenn der Durchmesser von Ceres unterhalb der Airy-Disk liegt.
Ob das Gedankenmodell nun passt weiß ich nicht, so ist es aber für mich gut vorstellbar.Idea

Wenn jemand von Euch den Abberator, ein Simulationsprogramm bedienen kann zur Nachstellung des Gedankens, würde mich das freuen. Die PSF gibt es dort per Knopfdruck. Ich bekomme "allerdings Ceres nicht hinein"Huh

Ich habe die Grafiken gegoogelt und hier eingestellt. Wenn das nicht erlaubt ist, bitte löschen!Angel

Besten Gruß
Ralf
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