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TAL 250K - Kompendium
#31
Hallo Lesende, hallo Ralf!

Ich habe mir etwas Zeit gelassen für eine Rückantwort. Zum einen wollte ich noch etwas genauer recherchieren, zum anderen rennt mir grad die Zeit weg ...
Heute habe ich aber ein bisschen Luft - und habe mich mal reingehängt und einen längeren Beitrag (schrittweise) verfasst, den ich jetzt einstellen kann!

Zunächst mal: Ich habe einen einen Mordsrespekt vor Leuten die zwei(!) 10" Linsen verbauen können und das auch noch machen. WOW! Ich habe mir schon beim ersten Blick auf Euer Design gedacht, dass das eine richtig "irre" Konstruktion ist.

Deinen Gedanken mit dem ersten deutschen TAL-250K treffen finde ich cool Cool - OK, so sei es! Ein denkwürdiger Tag! Wir müssen noch das Wort "offiziell" davor setzen, weil ich schon mit "Optikbastler" aus A.de ein paar mal zusammen gesessen bin, aber so was hatten wir gar nicht im Blick. Spätestens wenn die beiden TAL-250K im März mit anderen Teleskopen nebeneinander stehen ist das erste Treffen komplett.

Ich bin mit meinem TAL-250K eigentlich nur visuell unterwegs (bis auf hin und wieder ein paar WebCam Einsätze). Deswegen konnte ich die Frage nach dem Backfokus + Reducer nicht so aus dem Ärmel beantworten und habe bei Rüdiger S. (ehemaliger TAL-250K Besitzer) nachgefragt. Da ich weiß, dass er diesen Thread mitliest auch von hier aus nochmal vielen Dank an Rüdiger für die freundliche Hilfe und Bereitschaft. Daumen hoch
Die nachfolgenden Bilder und Infos zum Reducer kommen im Wesentlichen von ihm. Er hat da wirklich Pionierarbeit geleistet.
Ich wusste aus dem Stehgreif, dass der Reducer auf einen Arbeitsabstand von 45,5mm ausgelegt ist - das ist auch de facto seine Baulänge (44mm ) und dann 1,5mm Anschluss EOS-Bajonett. Aber du fragtest ja in Richtung OAG. Da Problem ist ja da "irgendwie" einen OAG dazwischen zu kriegen

Ich zitiere also mal Rüdiger:
Zitat:Also, der Reducer hat ja kameraseitig ein M 42x1 Gewinde, passend zu den alten SLR-Kameras mit diesem Anschlußgewinde, ergo ist der Abstand zum Chip entsprechend dem Auflagemaß dieser Kameras = 45,5 mm. Mit dem Original-Reducer konnte ich dann keinen Off-Axis-Guider verwenden, da dieser ja auch ca. 10 mm optischen Weg braucht und damit der Abstand nicht mehr passt. In den Focus kam ich schon, daraufhin hatte ich ja ein neues Gehäuse für den Reducer machen lassen welches eben genau diese 10 mm kürzer baute und ich konnte mit OAG guiden und der Abstand passte.

Mit Zustimmung zeige ich noch mal Bilder. Hier der geöffnete Reducer und der Reducer im neuen Gehäuse und als letztes das Originalteil:
               

Der Backfokus selber ist ausreichend, wobei die TAL-250K da offenbar auch eine gewisse Streuung aufweisen (siehe deine 2" ZS Probleme). Ich weiß von mindestens einem TAL-250K was rund 50mm mehr hat als bei Dir, ohne den Korrektor tiefer zu setzen zu müssen.

Normalerweise liegt der Backfokus in dieser Spanne:
Von der OK des CCD-Chips zur OK Okularauszug rund 75mm.
Je nach Okularauszug kann man nochmal rund 50mm Bauhöhe (bis zur Adapterplatte an der Tubusrückwand) addieren.

Hier nochmal ein Bild des Setup (noch mit dem "normalen" Reducer):
   

Zu Ralfs Daten - ich rechne mal das Ganze kurz für einen TAL-250K durch:
Eine CANON EOS (z.B. 350D) hat z.B. eine CCD-Größe von 3456 × 2304 Pixeln und das Gesichtsfeld des TAL-250K mit Reducer beträgt rund 40 Bogenminuten. Das ergibt dann rechnerisch 0,7" pro Pixel (ein Pixel des EOS hat 6,4 Mikrometer). Das ergibt bei der Verteilung auf zwei benachbarte Pixel 1,7" (als maximale Seeingvoraussetzung) und einen 12,8 µm Spot. Das passt ziemlich gut den Eckwerten des TAL-250K.

NPZ hat mir die folgenden Spotgrößen mitgeteilt:
Spotgröße auf der Achse 5 µm
Spotgröße 7.4mm neben der Achse 10 µm
Spotgröße 11.1mm neben der Achse 14 µm
Spotgröße 13.3mm neben der Achse 16 µm
In den Bildecken sollen (da gibt es ja eine Vignettierung) nicht weniger als 90% des Lichts im Vergleich zum unvignettierten Feld ankommen.

Das korrespondiert gut mit dem Seeingvoraussetzungen und den rechnerisch möglichen Beugungsscheibchen (Airy-Scheibchen) von 11,6 µm (ohne Reducer) nach der Formel
dairy = 2,44 λ * f / D (alles bei 560 nm Wellenlänge=λ)

In der Theorie ist das alles recht stimmig - und da kommt der Klevtsov (im Kleinen) auch einigermaßen mit der AK mit. Über das APS-C Format hinaus gibt es aber keine Spotdaten.
Zitat:Everything that happens outside of the field of view is not calculated and studied, respectively anything definite on this point we can not say.
Vollformat kann der TAL-250K nicht ... wobei das nicht so ganz stimmt:

Yuri Klevtsov hat mir geschrieben, dass er den Reducer von NPZ für ziemlichen Murks hält und dass er einen 3linsigen Reducer gerechnet hat, mit dem man weit größere CCD-Chips am TAL-250K einsetzen könnte.
Wenn ich ihn richtig übersetze dann, wären das:

1) Bei ein Gesichtsfeld von 40 Bogenminuten und kompletten Blendrohr - Spotgröße von 15µm bei einem Chip-Durchmesser von 17,5mm.
2) Bei einem Gesichtsfeld von 1,1 Grad mit abgeschraubten oberen Teil des Blendrohres und 2" Okularauszug - Spotgröße von 17.5µm bei einem Chip-Durchmesser von 29,2mm.
3) Bei einem Gesichtsfeld von 1,3 Grad mit abgeschraubten oberen Teil des Blendrohres und OAZ größer als 2" - Spotgröße von 18µm bei einem Chip-Durchmesser von 34,8mm (also fast Vollformat!)
Man braucht für 3) halt irgendendeine Art von Fokussierlösung, weil die OAZ Auszugsrohre nicht mehr IN den TAL-250K reinpassen.

Das sind dann solche Varianten:

           
Das ist das TAL-250K von Anton Drokin (Russland), der nur fotografisch unterwegs ist.

Das wäre dann schon etwas. Man hat aber Mehraufwand um das Streulicht, das unvermeidlich durch das verkürzte Blendrohr auf den Chip fällt, wieder rauszurechnen.

Yuri Klevtsovs Schreiben endet damit, dass NPZ diesen Korrektor nicht auf den Markt bringen will (FRUST) und dass er offen ist für Vorschläge und nichts dagegen hat wenn ich oder wer anderes sein Projekt durchführt und testet. Das übersteigt nun aber meine Fähigkeiten und meine Möglichkeiten bei weitem ...

Ein Bild mit einem KAF8300 Chip habe ich nicht, aber Rüdiger S. hat mir dankenswerterweise ein Bild mit seiner CANON EOS 1000D zur Verfügung gestellt. Die Pixelzahl kommt ungefähr hin (die EOS hat ein bisschen größere Pixel, dafür ist der KAF-Chip etwas kleiner). Das Originalbild hat 20 MB - ist also nichts für hier - aber hier sind zwei JPEG´s (1x unbearbeitetes komplettes Bild, 1x mit reingezogenen Ecken). Da sieht man, dass das TAL-250K (präzise Einrichtung vorausgesetzt) mit dem APS-C Feld gut zurecht kommt.
   
   
Aufnahmedaten:
offener Sternhaufen M39 / NGC 7092
TAL-250K bei f/6 mit PF-6 Reducer,
EOS 1000D, ASA 800
30 Sekunden
© Rüdiger S.
Hier ist auch die Vignettierung die der 2" OAZ verursacht wahrnehmbar.

Nun, soweit erst mal. Hoffe es hat das Lesen gelohnt ... Smile

Grüße, Andreas
____________________________________________________

Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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TAL 250K - Kompendium - von Ralf - 23.12.2013, 18:36
RE: TAL 250K das etwas andere Teleskop - von Andreas-TAL - 16.01.2014, 20:50
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 30.06.2019, 19:22
RE: TAL 250K - Kompendium - von Christoph - 30.06.2019, 20:04
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas Paul - 30.06.2019, 23:17
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 01.07.2019, 02:29
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 01.07.2019, 23:31
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 01.07.2019, 23:32
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 02.07.2019, 16:14
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 02.07.2019, 21:16
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 03.07.2019, 18:51
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 04.07.2019, 21:55
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 05.07.2019, 15:33
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 05.07.2019, 15:36
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 10.02.2020, 22:04
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 08.03.2020, 12:31



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