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TAL 250K - Kompendium
#67
Auch in diesem (vorletzten) Teil der Diskussion ging es nochmals über die sphärische Aberration und deren Messung. Als Grundlage diente hier mein TAL-250K, bzw. dessen interferometrische Auswertung. Vladimir geht hier darauf ein, dass (ich hoffe ich gebe das richtig wieder) die Auswertung der Interferometrie-Daten mit Programmen wie OpenFringe o.a. nicht einfach die "reinen Werte" der LSA/HSA (Lower/Higher Spherical Aberration) liefert, sondern immer eine Gesamtschau auf das System ist.

(Hier habe ich mich am weitesten vom englischen Text entfernt, weil das inhaltlich schwierig zum Übersetzen und für mich zum Verstehen wurde. Ich hoffe ich habe keine grundsätzlichen Verständnisfehler eingebaut. Falls das für jemand von Interesse ist, kann ich demjenigen gerne den englischen Originaltext zukommen lassen.)

"Das Problem ist, dass der Zerniketerm für die sekundäre sphärische Aberration nicht die reine sekundäre sphärische Aberration wiedergibt, sondern bereits die entgegengesetzte primäre sphärische Aberration (die ja die sekundäre wieder reduziert) enthält.
Blickt man nur auf die Zerniketerme ist man nicht in der Lage zu sagen, was das tatsächliche ("reine") Verhältnis von sekundärer zu primärer Aberration ist, also wie gut ausbalanciert die Restaberration höherer Ordnung ist.

Aber was wir wissen ist, dass die Restaberration höherer Ordnung den RMS Fehler der reinen sekundären sphärischen Aberration um den Faktor 6 reduziert und wenn wir annehmen, dass das Designminium ungefähr 0.04 RMS Wave ist, können wir darauf schließen, dass die reine (unkorrigierte) sekundäre sphärische Aberration etwa 0.25 RMS Wave beträgt. Daher hat Dein TAL-250K wohl bereits rund 90% der möglichen Korrektur. Es ist nur ein geringer Beitrag an Überkorrektur notwendig um die theoretisch möglichen 100% zu erreichen, aber es gibt keinen leichten Weg dahin."

Anschließend schildert Vladimir Sacek nochmals den schon vorher gemachten Vorschlag zur Radiusveränderung an der Manginlinse um die sphärische Aberration zu beinflussen. Nur ist der Korrekturbeitrag (da die sphärische Aberration geringer ist) auch geringer, nämlich 2.5mm Radiusänderung.

"Als einfachster Weg erscheint es die verspiegelte Seite der Maginlinse etwas schwächer (also mit größerem Radius) auszuführen. Nach OSLO wären es r=377mm statt 374.5mm, oder wenn das möglich ist, diese Manginlinse präzise zu vermessen und neu anzufertigen.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Steigerung an Leistungsfähigkeit diesen Aufwand rechtfertigt - wohl eher nicht."

Nun bin ich wahrlich kein Experte im Linsenschliff - noch nicht mal theoretisch - aber ich kann mir vorstellen, dass eine Brennweitenänderung (Umschleifen) von +2.5mm (oder 0.7%), bei gleichzeitiger Einhaltung der Sphäre mit wohl mindestens notwendigen 1/4 Lambda Wave (wohl eher genauer, weil sich die Fehlerbeiträge ja tendenziell aufsummieren) nicht gerade einfach zu bewerkstelligen ist.

Zumal das ja eine komplette Zerlegung der Korrektoreinheit einschließt - und den Korrektor müsste man ja danach auch wieder perfekt zusammensetzen.

Auch hier wieder: Minimale Änderungen mit maximalen Folgen.

Rückblickend muss man NPT-Optics auch irgendwie Respekt zollen, für ihre Kühnheit sich an die Fertigung eines so sensiblen Designs gewagt zu haben. So ist es vielleicht nachvollziehbar, dass sich kein anderer großer Teleskop-Hersteller ernsthaft mit diesem Design beschäftigt hat. Zu gut funktionieren die SC's im Massenmarkt, selbst wenn das TAL-250K m.E. ein gutes Stück näher an ein "All purpose Telescope" herankommt als die SC.

VIXEN ist ja mit seinen VMC tendenziell (auch recht zeitgleich) in diese Richtung gegangen - vielleicht auch um keinen Trend zu verpassen - aber der große Wurf waren sie nicht. Sehr oft wird von Problemen bei der thermischen Stabilisierung berichtet, die weit länger dauert als beim TAL-250K. Ein australischer VMC-260L Besitzer, mit dem ich den ein oder anderen Plausch hatte, erzählte mir recht frustriert, dass das VMC manchmal die ganze Nacht nicht "hinterherkommt".

Wenn die wenigen Schnittzeichnungen im Netz stimmen, dann verwendet VIXEN wohl auch zwei Linsen und einen Spiegel im Korrektor (mehr thermisch sensible Elemente), deren Spiegel scheint zu allem Unglück flächig verklebt zu sein und das zwischen den beiden Linsen und dem Spiegel eingeschlossene Luftvolumen ist erheblich größer, was das Auskühlverhalten natürlich weiter verzögert. Dann kommen durch die geraden und notwendigerweise dicken Korrektorstreben auch visuell sichtbare Spikes dazu. Und dann ist das leidige Thema der Hauptspiegelfokussierung ...

So scheint das Klevtsov-Design tatsächlich momentan etwas Singuläres auf der Teleskopbühne zu bleiben. Ein 12"-14" TAL-Klevtsov kam bei NPZ-Optics, die sich ja gerade aus dem Teleskopmarkt zurückziehen, nie über die Planungsphase hinaus und ein anderer ambitionierter russischer Teleskophersteller für Amateuroptiken ist nicht zu sehen.

Klingt so ein bisschen nach: "Die richtige Idee, aber zur falschen Zeit". Nun ja, dann muss es halt warten bis die Sterne günstiger stehen ... In der Welt war es ja schon einmal - was zu dokumentieren ist Smile

Andreas-TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
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Christoph (11.08.2015), Uwe (11.08.2015)
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TAL 250K - Kompendium - von Ralf - 23.12.2013, 18:36
RE: TAL 250K das etwas andere Teleskop - von Andreas-TAL - 10.08.2015, 19:57
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 30.06.2019, 19:22
RE: TAL 250K - Kompendium - von Christoph - 30.06.2019, 20:04
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas Paul - 30.06.2019, 23:17
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 01.07.2019, 02:29
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 01.07.2019, 23:31
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 01.07.2019, 23:32
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 02.07.2019, 16:14
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RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 03.07.2019, 18:51
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 04.07.2019, 21:55
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RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 10.02.2020, 22:04
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 08.03.2020, 12:31



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