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TAL 250K - Kompendium
Blend-Werk-Zeug-Loch
Die Mechanik ist das eine am Klevtsov, die Optik das andere. Die Korrektoreinheit und der HS müssen, in ihrem Winkel in dem sie zueinander stehen, sehr genau aufeinander ausgerichtet werden und die Toleranzen sind sehr gering. Ich habe mal nachgerechnet: Die erforderliche Genauigkeit in der Verkippung der Korrektoreinheit sollte unter 0,1 Grad liegen. Dafür gibt es eine Art interferometrisches Verfahren - zumindest werden Beugungserscheinungen der Korrektorlinsen, die ein HeNe-Laser erzeugt, dafür genutzt. Dazu muss der Laser aber exakt auf der optischen Achse des Teleskops liegen. Und genau darin liegt die Crux, denn diese Achse kann nur mechanisch, mit zwei Lochblenden (vorne und hinten am Teleskop) ermittelt werden
 
Und das ist regelmäßig schon mal weit ungenauer, als eigentlich benötigt. Da nützt die Ganze nachfolgende Interferometrie nicht mehr viel, wenn es bei der Basis schon im Argen liegt.
 
Also habe ich mir lange Gedanken dazu gemacht, wie ich das genauer als bisher hin bekomme.
Zwischendurch hatte ich auch ein paar rudimentäre "Prüfverfahren" um zumindest mal zu ermitteln, ob das völlig daneben ist oder nicht. Hier ein Beispiel:

   

Na habt ihr an dem Bild gesehen was das in echt war? Hier die Auflösung:

   

Für so eine "Quick & Dirty" Bestimmung der optischen Achse reicht sowas natürlich mal aus. Aber genau geht natürlich anders. Aus Novosibirsk kamen nur allgemeine Beschreibungen, man nehme dafür „pinhole bushings“ und „you have to try different materials, may be optical synthetics“. So ganz wollte man (so hatte ich den Eindruck) mit dem Know How nicht  rausrücken. Also weiter überlegen, testen, recherchieren, lesen  ...
 
Meine bisherigen Lochblenden war aus POM (Polyoximethylen). Schön zu drehen, aber milchweiß. Der Laser erzeugte da einen sehr großen Lichthalo und das ist genau das Problem, zentriere mal ein rund 10 mm großes diffuses, sich nach außen ausdimmendes Lichtscheibchen auf 0,1 Grad genau.

   
Hier ist noch die alte Blende mit 1 mm Löchern. Aber gleichzeitig sieht man auch den Lichthof den der Laser im Material selbst erzeugt, dass das kohärente Laserlicht stark streut. Man kommt so auf eine ordentliche Genauigkeit, aber man ist deutlich über der Toleranzschwelle.

Neben den neuen Schrauben haben mich diese Blenden viele Stunden an Gedanken gekostet. Am Ende war ich mir aber sicher etwas (für mich) sehr Geniales entwickelt zu haben. Für die planparallele Platte in der Blende wurde Polymethylmethacrylat verwendet (nein, dass ist keine neue Designerdroge, sondern gewöhnliches "Acrylglas") - hochtransparent und laserdurchgängig ... Der Rest der Blende musste wieder aus POM sein, denn Acrylglas könnte man zwar auch abdrehen, aber dann ist die Transparanz im Eimer. Also besteht nur die Mitte der Blende aus einer kreisrunden, 2 mm dicke Acrylglasplatte, die zwischen zwei zu verschraubenden POM-Teilen fixiert wurde, die dann insgesamt die Lochblende ergaben. Da das Acrylglas-Scheibchen quasi eingesetzt wurde, konnte die Blende zudem ganz variabel gehalten werden. Ich plante also gleich mal Acrylglasplättchen mit 0,6 mm / 1 mm / 1,25 mm Pinholes.

Wer weiß, welcher Lochdurchmesser in welchem Abstand, mit welcher Genauigkeit gerade ideal passt? So konnte ich jetzt einfach das Plättchen wechseln und hatte eine komplett „neue“ Blende. Um den Luxus komplett zu machen, wurde auch noch eine Blende mit einem weiteren 1 mm Pinhole, aber zusätzlich mit zahlreichen konzentrischen Kreisen und auf dem Acrylglas angefertigt. Davon erhoffte ich mir eine noch bessere Orientierung, weil die konzentrischen Kreise sicher die Beurteilung der Lichtverteilung vereinfachen würden. Also ein Grundkörper, aber vier Blenden.

Das Ganze brauchte ich aber doppelt: Einmal als 2“ Steckblende für den OAZ vorne und einmal als M42 Blende zum Einschrauben hinter die Korrektoreinheit. Also musste auch zwei Entwürfe für die Grundkörper her.

       
Das linke Bild zeigt die Schnittzeichnung der "vorderen" Blende, die als 2" Steckblende für den OAZ dient. Die rechte Schnittzeichnung ist die "hintere" Blende, die in das zentrale M42 Gewinde der Curved Spider Einheit geschraubt wird. Diese war etwas schwieriger zu konstruieren, da sie auch auf der Gewindeseite bündig sein musste. Für das Herausschrauben des Einsatzes braucht man dann auch einen "Zwei-Loch-Schlüssel", sonst kann man das nicht greifen. Geht aber auch ...

Die vordere 2“ Blende wollte ich aber auch unabhängig vom OAZ nutzen und verwenden. Die Öffnung des Teleskops am Tubus beträgt sehr exakte 64 mm. Also wurde zusätzlich noch ein Steckring gefertigt mit der ich die 2“ Blende auf 64mm erweitern konnte. So war es möglich alle 4 Einsätze auch direkt am Teleskop (ohne OAZ) zu verwenden.

Tja, und so schaut das dann aus, wenn es in der Realität auftaucht:

   
Hier die verschiedenen Acrylglaseinsätze. Die größeren sind für die "vordere" Blende, die kleineren passen in die hintere Blende. Die eine grünliche, beschriftete hat noch die Schutzfolie auf dem Acrylglas haften.

Hier die Einsätze mit den Blendenkörpern. Links ist wieder die große Blende (2") und rechts die kleine (M42 Gewinde).
       

Und noch ein bisschen Kino:
         
Links ist die hintere Blende mit dem 2-Loch-Prinzip, rechts dann die Varianten um aus einer Blende 4 verschiedene zu machen.

       
Hier ist auf beiden Bildern die vordere Blende zu sehen und auf der rechten Seite bereits in Aktion, nämlich in den Tubus eingesetzt. Die 2" Blende steckt dazu in einem Ring mit Außendurchmesser 64 mm. Der passt exakt in die Rückwand des Teleskops. Auf den OAZ kann daher verzichtet werden.

Was ein System, sehr komplex, aber das Prinzip „Design two - get twelve“ überzeugt - auch in der Praxis. An der Stelle muss ich noch mal ein Kompliment an Horst Becker loswerden, der es schaffte diese Blenden so präzise und exakt zu fertigen, dass die Toleranzen trotz des modularen Aufbaus tatsächlich fast bei Null liegen. Alle wechselbaren Acryl-Einsätze beispielsweise fügen sich saugend in die Grundkörper ein. Wow ...
 
Aber auch hier wieder - alles graue Theorie. Es passte zwar und sah auch nett aus ... aber wird sich die Realität auch so verhalten? Ist ja bisher alles nur in meinen Gedanken drin. Gemacht hat das noch keiner ... 
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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Florian B. (03.07.2019)
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Florian B. (03.07.2019)
Das Licht lacht immer über das Werk der Dunkelheit
(Sprichwort aus den baltischen Staaten)

Licht an, die Show beginnt: Was soll ich schreiben?
Im Vergleich zu den Vorgängerversionen sind diese Lochblenden eine enorme Verbesserung. Die Lichthöfe um die Bohrungen, die Schattenwürfe und Kringel sind eine wahre Augenweide (wenn man so drauf ist, dass man Lichtreflexe und so‘n Zeug geil findet) und zeigen eine enorme Schärfe.
Eher per Zufall habe ich entdeckt, dass man nun auch vor die Teleskopöffnung, so in 1 m Abstand einen weißen Karton im 90 Grad Winkel stellen kann. Darauf werfen die Blenden und Pinholes durch den Laser diverse Schatten und Reflexe. Das ist wie eine zusätzliche Zoomstufe in der Darstellung: Das bedeutete eine große Hilfe in der genauen Positionierung des Lasers. Auch auf der M42 Blende zeigte sich ein hochfeines Muster konzentrischer oder eben nicht konzentrischer Kreise.
 
Es war fast ein Spaß immer wieder zwischen den verschiedenen Locheinsätzen zu wechseln, mit den verschiedenen konzentrischen Schatten, die die Blenden, die konzentrischen Kreise, die Bohrungen auf diesen Karton warfen, zu spielen und so (das ist ja alles ein iterativer Prozess) die Ausrichtung des Lasers auf die tatsächliche optische Achse des Teleskops immer weiter zu steigern. Die Bilder zeigen nur Ansatzweise die feinen Strukturen. Das menschliche Auge ist weitaus empfindlicher wie eine Smartphone Kamera, die das Ganze hier nur sehr unvollkommen und „grob“ abbilden kann.
 
       
So sieht der Schattenwurf auf dem weißen Karton rund 100cm von der Teleskopöffnung entfernt aus. Die Smartphone Kamera ist hoffnungslos überfordert die sehr feinen und detaillierte Bildbereiche in so einer Totale wiederzugeben. Das menschliche Auge ist da viel sensibler unterwegs und kann, vor allem mit den starken Helligkeitsunterschieden, besser umgehen. In echt war gerade der Kern in der Mitte (der hier einfach überbelichtet ist) sehr detailliert zu sehen. Auf dieses Bild konnte man den Laser unheimlich genau einstellen.

Der Lichtkern ist der Laser, der die beiden Blendenöffnungen passiert, der innere Halo ist das Licht, dass durch die Acrylglasblenden gestreut wird und das Teleskop dann nach vorne gerichtet verlässt. Der große, äußere Ring ist der Lichtreflex des HS, da die Korrektoreinheit den Laserstrahl an den Linsenkanten bricht und einen geringen Teil wieder Richtung Tubusrückwand reflektiert. Ein Teil davon passiert das Blendrohr und bildet die sog. "Newtonschen Ringe" die um einen Projektionsschirm um den Laser herum sichtbar werden (die braucht man dann zur Justage der Korrektoreinheit), der größere Teil wird vom HS wieder Richtung Tubusöffnung gespiegelt und erzeugt diese große Lichtfläche in der die "Curved Spider" ihren Schatten werfen.

Die Ausrichtung des Lasers mit diesem Teststand und den Mikrometereinheiten ist sehr senibel.

   

Hier sieht man das Bild eines leicht abweichenden Laserstrahls. Die Abweichung hier beträgt (wenn der Laser seitlich zur Achse versetzt wäre) rund 0,15 mm. Wäre stattdessen ein leicht „schiefer“ Winkel in dem der Laser abstrahlt die Ursache, wäre das eine Abweichung von 0,008 Grad. Die hohe Genauigkeit kommt durch den langen Abstand zwischen Laserkathode und dem oben sichtbaren Punkt - hier über 300 cm. Also wirklich super sensibel - mit dem Nachteil, dass es eigentlich nie so absolut perfekt passt. Nicht weil es so ungenau ist, sondern weil es eigentlich zu genau ist.

   


Und hier passt jetzt tatsächlich alles! Luft anhalten, nicht mehr sprechen, nichts berühren und gaaanz langsam den Raum verlassen.

   
Das ist auch wieder das Schattenbild wie es auf der Acrylglasplatte hinter der Korrektoreinheit zum Liegen kommt (wie oben). Der innere weiße Punkt ist das 1 mm große Pinhole dieser Blende. Der größere weiße Punkt ist das 0,6 mm große Pinhole der Blende, die in der Tubusrückwand des Teleskops steckt (der ist dennoch größer, weil sich der Laserstrahl der dieses Pinhole passiert, aufweitet). Die weiteren Kringel außen herum sind die Beugungserscheinungen, die sich durch das Passieren des Laserstrahls durch die Pinholes ergeben. Entscheidend sind die beiden hellen Ringe/Punkte, da diese die zentrisch positionierten Pinholes vorne und hinten am Teleskop repräsentieren.
Fazit: Beide Kringel zueinander zentrisch = Laserstrahl geht exakt mittig durch das Teleskop = der Stahl ist jetzt "identisch" mit der optische Achse des Teleskops. Der Schatten-Licht Reflex auf diesem Bild ist übrigens (in Originalgröße und gemessen inkl. dem schwach sichtbaren roten Ring außen) nur 8-9 mm groß. Der innere schwarze Kringel hat 0,15 mm Dicke. Das ist die Sensitivität, die ich brauche. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


Kontrolle: So sah das nicht auf der Acrylglasplatte, sondern 100 cm weiter dahinter, auf dem weißen Karton aus. Immer noch zentrisch und mittig. Der Abstand wirkt ja wie ein Zoom auf das Bild. Passt!
Astrofotografisch gesehen könnte man zu dem Ergebnis sagen: Summenbild aus insgesamt 10 Stunden Belichtungszeit ...


   

Natürlich gab es eine Art Lernkurve meinerseits: Anfangs mühevolle Schritte verbesserten sich immer weiter, zu einem sehr fixen „Workflow“, so dass diverse Neustarts (weil man sich in einer Sackgasse glaubte) nicht weiter tragisch waren, da ich dann den letztbesten Zwischenstand sehr schnell reproduzieren konnte. Dennoch zog sich das Ganze rund 14 Tage hin, wobei sich darin aber eben „nur“ 3 oder 4 Tage verbergen, an denen ich jeweils so 2-3 Stunden mit dem „Erkunden“, „Ausprobieren“, „Spielen“ beschäftigt war, bis der Laser (meiner Einschätzung nach) mit der erforderlichen Genauigkeit, auf der tatsächlichen optischen Achse herumlaserte ...
 
Ein großer Wurf war es auch, den OAZ zunächst demontiert zu lassen und das Ganze erst über die eingesetzte Blende in der Tubusrückwand laufen zu lassen. Das hat dann den zweiten Schritt, nämlich mit angebauten OAZ (und dann der Blende im OAZ drin) zu schauen und zu prüfen, enorm beschleunigt. Außerdem konnte ich auf diese Weise (der OAZ ist über seine Adapterplatte justierbar) sehr genau die Verkippung des OAZ herausjustieren und mir war sehr bewusst, welche Abweichung von der optischen Achse, auf wessen Konto ging.
 
       
Mit einer anderen Pappscheibe justierte ich dann, in einem weiteren Schritt die Adapterplatte des OAZ so, dass dieser maximal genau auf der Achse lief. Hier musste ich einen kleinen Kompromiss eingehen, weil das Auszugsrohr eine hauchfeine "Welle" aufwies (so um die 0,1 mm). Die extrem starke Verkippung, von der ich in einem anderen Beitrag berichtete war weg (auch auf den letzten 10mm des Einfahrens). Ich vermute jetzt, dass ich ehemals mit den OAZ eine leicht schief festgelegte optische Achse kompensieren wollte und dass dann (notwendigerweise) auch schief einfahrende Auszugsrohr, auf den letzten Millimetern in Kontant mit der Seitenwand des Blendrohres kam und dann dem verdrückt wurde. Die Abweichung, die hier zu sehen ist (Lichtpunkt nicht exakt auf Fadenkreuz), war die maximale Ablenkung zwischen komplett eingefahrenen und ausgefahrenen Einzugsrohr, nachdem ich den Fehlerbetrag gemittelt hatte.

Und - wie sollte es auch anderes sein, habe ich für die Justage der Adapterplatte des OAZ wieder ein spezielles Werkzeug gebraucht. Die kleinen Madenschrauben, die hier zu sehen sind, drücken gegen die Tubuswand, die Senkkopfschrauben in die entgegensetzte Richtung. Damit kann man also die Adapterplatte (inkl. daran hängenden OAZ) genau und stabil justieren. Nur sind natürlich wieder einige der Madenschrauben im engen Zwischenraum zwischen OAZ und Adapterplatte gelandet. Aber dazu musste nur ein Inbusschlüssel etwas gekürzt werden. Sieht seltsam aus die Krücke, geht aber perfekt.

   
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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Bis an die Grenze ... und darüber hinaus
Das Kuriose: Dieser ganze Aufwand mit Blenden und Laser und vielen anderen mehr hatte bisher noch nicht dem geringsten Einfluss auf die Justage des Teleskops. Der einzige Grund für diesen Aufwand ist eine sehr exakte Bestimmung der optischen Achse des Teleskops.
 
Das ist aber unabdingbare Voraussetzung für die Justage der Korrektoreinheit. Denn, werden nun im nächsten Schritt die Blenden aus dem Teleskop entfernt, wechselt der Schauplatz des Geschehens in Sekundenbruchteilen auf die andere Teleskopseite zum Ausgangspunkt des Laserstrahls. Dort tauchen auf einem Schirm, der direkt um den Laser herum liegt, unzählige konzentrische Kreise auf. Das interferometrische Phänomen wird „Newtonsche Ringe“ genannt und diese sind jetzt die Orientierung für die Justage der Korrektoreinheit. Diese wird dann solange über ihre sechs Justageschrauben in ihrer Position verändert bis diese Newtonschen Ringe (die ja durch den Positionswechsel der Korrektoreinheit ebenfalls ihre Position ändern), möglichst zentrisch um den Laserstrahl (=Achse) liegen.
 
Mittlerweile war ich aber in einem Genauigkeitsbereich und bei einer Sensitivität im Aufbau angelangt, der deutlich über die technisch mögliche Genauigkeit hinausging. Der Klevtsov war zum Beispiel (extrem fest, das war nicht das Problem) auf einer Werkbank befestigt, aber diese Werkbank war eben nicht mit dem Boden verschraubt oder stand auf einem Betonestrich, sondern auf Lärchendielen mit OSB-Platten und Schüttung darunter. Schon allein das genügte, um beim Justieren der Korrektoreinheit mit einem Ringschlüssel, den Teleskoptubus einen Hauch in seiner Position zu verändern - und mein Teststand bzw. die Lochblenden und ihre Schattenwürfe schrieen umgehend: „Alarm, Alarm ... !“
 
   
Ziemlich primitiv versuchte ich ein bisschen mehr Stabilität zu gewinnen. Wozu Gegengewichte nicht alles gut sind
 
Irgendwann kam ich dann zu dem Schluss, dass der Fehler, den ich selbst immer wieder einbringe in etwa gleich hoch war, wie der Fehler, den ich aktuell korrigiere. Ergo versuchte ich mich irgendwann aus diesem Spiel (das kann man - wenn man Spaß daran hat - ja endlos weitertreiben) zu verabschieden und schlich mich, durch immer kleiner werdende gegenseitige Korrekturen, langsam aus dem System heraus. Bis man eben den Punkt erreicht hat an dem man konstatiert: Fertig!
 
Das hier ist links der Schirm der um den Laser herum positioniert ist. Der kleine Punkt in der Mitte ist die Öffnung für den Laserstrahl. Das Fadenkreuz ist die Vorlage an der man sich beim justieren orientieren kann, wenn man die dann zu sehenden Newtonschen Ringe zentriert. Idealerweise fallen die Vorlage und diese Ringe "ineinander".

       

Auf der rechten Seite sieht man, wie sich diese Newtonschen Ringe über den Schirm ausbreiten. Im äußeren Bereich (also ab dem ersten breiteren, dunkleren Ring), sind sie sehr exakt auf der Achse. Diese Ringe werden von der Meniskusline erzeugt und dienen zur Einstellung. Die inneren, feinen, dünnen Ringe stammen vom Luftspalt zwischen Meniskus- und Manginlinse und von der Manginlinse selbst. Diese sind nicht zentrisch, was eher ungewöhnlich ist. Das zeugt davon, dass die Manginlinse nicht exakt genauso ausgerichet ist, wie die Meniskuslinse. Die Moskauer ATM´ler hielten das für bedenklich, da die Linsen üblicherweise unter interferometrischer Kontrolle im Korrektor eingebaut und dann in ihrer Position versiegelt werden. Die inneren Kreise würden zwar nie absolut exakt in der Mitte liegen, aber soviel wäre ungewöhnlich.
Der Meister himself, Yuri A. Klevtsov, schrieb mir, dass ich die Ausrichtung nicht nach den inneren Ringen machen darf, sondern nach der Meniskuslinse, also den großen, breiteren Ringen und dass die erforderliche Genauigkeit der Zentrierung der Ringe bei 0,5 - 1 mm liegt. Allerdings geht Yuri A. Klevtsov von einem Abstand des Lasers zum Teleskop von 50 cm aus. Für ihn war es schwierig sich stärkere Laser, die bei größeren Abständen noch ausreichend helle Ringe erzeugten, in Privathand vorzustellen.
Ich habe den Abstand gleich mal vervierfacht - rund 200 cm. Damit konnte ich die Genauigkeit in der Zentrierung weiter steigern und das war auch die Erklärung für die stärkere Abweichung der mittleren Kreise.
Der Versatz zeigt eine Verkippung der Manginlinse von max. 0,15 Grad an, das macht auf diese Entfernung rund 5mm aus. Bei 50 cm Abstand, würde der Versatz nur noch 1,3 mm betragen. Das ist dann wieder völlig in der Toleranz.

Die einzige Gabe die man dann noch haben muss ist „Fertig“ auch fertig sein zu lassen“ - melden sich doch (zumindest bei mir) umgehend so kleine Einflüsterungen wie: „Ja, aber ob es jetzt auch noch passt?“ oder „Hmm, könnte man nicht doch noch genauer ...“
Aber ich schaffte es  standhaft zu bleiben -  wohl wissend, dass mich diese Versuchung bei der Kollimation des Hauptspiegels bald wieder einholen würde. Jetzt aber passte die Justage der Korrektoreinheit sehr genau.
 
Die Abweichung der Korrektoreinheit betrug noch rechnerische 0,02 Grad. Die Zahl kann man recht einfach aus der noch vorhandenen Toleranz der Newtonschen Ringe zur Vorgabe und den Abständen und Längen des Systems ermitteln (behauptet jedenfalls Pythagoras). Damit war also viel „Luft nach oben“. Am Ende brachten stärkere Veränderungen der Raumtemperatur und vor allem die Temperaturunterschiede der Laserröhre selbst (die wird bis zu 65 Grad warm) einen 4-5x größeren Fehler ein, als meine Justageungenauigkeiten. Also: Fertig!

Oder ... ? Na ja, der HS steht noch aus.
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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"Weißt du wieviel Sternlein stehen ...“
Die letzte Hürde war dann die Kollimation des HS am Stern. Jetzt kam es darauf an: Sekt oder Selters ...
Denn, ob die Justage der Korrektoreinheit „absolut exakt“ ist, nur „exakt“ ist oder vielleicht auch nur „genau“ bemerkt man visuell ehrlicherweise auf dem Niveau nicht. Das Bild bleibt halt einen Hauch unschärfer, oder die Waveletfilter bei den Summenbildern der Planeten müssen einen Ticken aggressiver und größer ausfallen. Aber man hat ja nie den Vergleich zwischen „so könnte es sein“ und „so ist es jetzt“.

Das alles kann und wird man, auch um des eigenen Seelenfriedens Willen, auf das Seeing, den nicht ausgekühlten HS, die Dächer, die Straße, den Jetstream, die eigenen Augen, die Anstrengung der Augen, die Nackenmuskulatur und was weiß ich noch alles (vorher nicht gegessene Blaubeeren sind auch immer eine Überlegung wert) schieben ... Aber: Ob die neuen Kollimationsschrauben funktionieren und ob der HS in Position bleibt, würde sich sofort, klar und eindeutig zeigen, indem der Korrektorschatten im defokussierten Sternscheibchen zentrisch ist oder eben nicht.

Um es (auch hier) vorwegzunehmen: Es war eher Sekt, was mir mein TAL-250K servierte, wenn man die nächsten Tage mit dazu nimmt, dann gerne auch Crémant ... Von Champagner wage ich nicht zu schreiben, dass sollte Ralfs AOM Teleskopen vorbehalten bleiben.

Wie es der Zufall wollte, fiel die erste Kollimationrunde (insgesamt habe ich drei gebraucht) auf den Tag der Sommersonnenwende. Wenn das kein Zeichen ist ... bedeutsamer Tag jedenfalls.
Ich startete mit dem "Wächter des Himmels" (ḥāris as-samāʾ / Arktur), der von meinem Balkonplatz, wie alles in der westlichen Hälfte des Himmels gut zu sehen war. In der Summe lief alles ziemlich rund, ich mache das ja nicht zum ersten Mal. Nur die Bedingungen selbst waren sehr mäßig. Das 3,8 mm Eudiaskopic Okular (idealerweise macht man die Kollimation ja bei gewaltiger Übervergrößerung) fand keine Verwendung und das defokussierte Sternscheibchen machte seinen Namen alle Ehre: faserige Scheibe mit Loch, sonst nix: Keine einzelnen hell-dunklen Ringe in der Scheibe, ein völlig irre herumtanzendes Gummiband (wenn man näher an den Fokus kam), das sich von einer horizontalen Ellipse in 10tel Sekunden zu einer vertikalen Ellipse wandelte, dann wieder zurück um zwischendurch wie Gischt an einem Felsen zu zerstäuben, um sich dann aufs Neue zu formieren und wieder tanzend wie ein Derwisch den Windgeistern zu huldigen.
 
Aber Arktur war wenigstens schön hell, so dass er auch gut durch einige Zirren hindurch kam, die hin und wieder sogar mehr Ruhe brachten, so dass ich das (meinem Eindruck nach) das recht passabel hinbekam. Aber - den Einflüsterungen (siehe vorher) sei Undank - natürlich nicht so, dass ich mir selber sagen konnte: Passt!

Und so kam es wie es kommen musste: Nach einem Schwenk auf Mizar (der Himmelswächter hatte sein Reich mittlerweile an ein heranziehendes Wolkenband verloren) und dem Versuch noch einen „Hauch“ an den Schrauben nachzustellen, war der Korrektorschatten wieder außermittig und es kamen Wolken. Ärgerlich ...

                 
Man kann es drehen und wenden wie man will, es passt nicht ganz. Der gelbe Pfeil zeigt so grob die Richtung des Versatzes an.

Zwei Tage später sollte sich dann, bei etwas besseren Bedingungen, die nächste Gelegenheit ergeben. Ich wechselte in dieser Nacht gleich zu Pherkad, also Gamma Ursae Minoris (Richtung Arktur war ganz mieses lokales Seeing - wahrscheinlich von der Teerfläche der Bundesstraße und diversen Metalldächern in dieser Richtung). Schritt für Schritt arbeitete ich mich an einen Zustand heran, den man (unter diesen Bedingungen) als Optimum beschreiben könnte. Schrittweise änderte ich die Vergrößerungen und damit das Aussehen der Sternscheibchen: von klein und scharf begrenzt, zu weichgezeichnet groß und wieder retour, ging in den Fokus (was sinnfrei war, da der Stern bei Übervergrößerung viel zu matschig aussah, orientierte mich knapp außerhalb des Fokus an der Lichtverteilung und den Helligkeitsausbrüchen im Ringelchen um den Korrektorschatten und übte mich darin die Kollimationsschrauben des HS schrittweise im langsamen Reigen (also eher wie in einer Sarabande) immer fester zu ziehen (das waren immer so 5-10 Grad Drehungen mit dem Gabelschlüssel). Mal die eine, mal die andere, dann wieder gegenüber, dann die benachbarten Schrauben und dann wieder ganz anders und neu ...
 
   
Der Gabelschlüssel passte völlig problemlos zwischen OAZ und Schrauben, so dass die Kollimation in der Hinsicht kein Problem war.

Ziel dieses "Tanzes" war es den HS in einer optimalen Position wirklich fest zu bekommen, ohne dass eine der Schrauben die Position des HS verzieht - das ist ein lang andauerndes, ganz sachtes Austarieren, wie bei einem Mobile an das man immer mehr hängt, aber ohne dass es kippt.

Irgendwann hatte ich dann den Punkt erreicht an dem ich konstatierte: Fertig es ist!

           
So sahen die Sternscheibchen abschließend aus. Die Bilder zeigen es jeweils verschieden stark defokussiert.

 „Fertig ist fertig, ist fertig ...
 
Einen weiteren Tag später wollte ich die sich abzeichnenden wolkenlosen Bedingungen noch einmal nutzen. Eigentlich ging es mir vor allem darum zu prüfen, ob der HS in Position geblieben war. Dementsprechend gespannt war ich natürlich, als ich Dubhe (weil schön hoch) ins Blickfeld nahm. Wow - keine Veränderung! Der Korrektorschatten war nach wie vor sehr schön zentrisch und es gab nichts auszusetzen. Trotz der durchwachsenen Bedingungen war die Kollimation erstaunlich gut gelungen, also faktisch gut „gemittelt“. Nachdem heute alles viel ruhiger im Okular stand, nahm ich natürlich die Gelegenheit wahr  (jetzt zum dritten Mal) hier und da noch einen Hauch zu korrigieren, den HS (ohne dass er sich von seiner idealen Position fortbewegt) noch ein Stück fester anzuziehen und das Ganze noch mit verschiedenen Okularen zu prüfen.
 
Zwischendurch genoss ich (ich war der Sternscheibchen - egal ob es der maisgelbe Arktur, der viel zarter, eher wie Elfenbein daherkommende Pherkad oder der kaltweiße Dubhe war - jetzt wirklich überdrüssig) schöne Blicke auf den Kugelsternhaufen M3 und auf M51. Grade der sehr fein und definiert im Okular stehende Kugelsternhaufen beruhigte mich sehr,  zeigte er mir doch, dass ich bei der Überarbeitung des Klevtsov vieles richtig gemacht hatte.
 
Natürlich trug die Erleichtung jetzt am Ziel zu sein, das ihre dazu bei, damit ich diesen Eindruck genießen konnte. Aber auch ohne das ist es einfach ein wunderbares Gefühl zu sehen wie sich das Universum und seine unzähligen Wunder in einem Teleskop spiegeln.

"Hier bin ich wieder, schien mein TAL–250K dem unendlichen Kosmos zuzuflüstern. Kennst Du mich noch ...?"
 
                     
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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Florian B. (06.07.2019)
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Florian B. (06.07.2019)
So, hier endet auch meine Darstellung, meine Dokumentation, meine Erzählung, meine Exkursion, meine …
Die Beiträge bilden eine fast fünfmonatige, stellenweise recht intensive Beschäftigung mit dem Teleskop ab, dass ja üblicherweise sonst nur Werkzeug und Hilfsmittel für etwas anderes ist.
 
Nachdem sich gleich zu Beginn andeutete, dass das eine "größere Hausnummer" wird, fasste ich zügig den Entschluss, den Weg (wohin auch immer ...) entsprechend zu dokumentieren. Natürlich weiß ich, dass es nicht wirklich viele Klevtsov-Besitzer gibt, die davon profitieren werden, aber vielleicht liegt der Profit auch ganz woanders.
 
Zum einen bei mir (da bin ich ganz Egoist), weil ich merke (das ist auch bei den Beobachtungserzählungen so), dass ich das Geschehen noch einmal viel intensiver und bewusster reflektiere, wenn ich es auf diese Art und Weise nachbereite. 
 
Zum anderen hat aber vielleicht auch der Leser / die Leserin, einen Profit schon einfach dadurch, dass das Interesse geweckt wurde, er oder sie sich ermutigt fühlt etwas auszuprobieren (oder tunlichst die Finger davon zu lassen), oder es war eine Gelegenheit einfach nur einmal in ein anderes Teleskop "einzutauchen". So á la Fotosafari ... genug Bilder waren es ja.
 
Ich hoffe es hat gefallen. Es war mir ein Vergnügen. 

Andreas-TAL 
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                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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Martin.F (08.07.2019), Ralf (06.07.2019), Rupert Stitzinger (05.07.2019), Ulf (05.07.2019)
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Martin.F (08.07.2019), Ralf (06.07.2019), Rupert Stitzinger (05.07.2019), Ulf (05.07.2019)
Nachdem mittlerweile 7 Monate ins Feld gegangen sind und das TAL-250K bei ausreichend Gelegenheiten wieder astronomisch genutzt wurde, kann ein kleines Zwischenfazit gezogen werden:
  • Die neuen Kollimationsschrauben und das teilweise neu entwickelte System zur Kollimation des HS ist stabil, zuverlässig und leicht zugänglich. Vor der Stabilität her wie eh und je, von der Praktikabilität her gesehen eine deutliche Verbesserung zum originalen System. Wer hätte gedacht, dass ich Novosibirsk hier überholen kann ...
  • Die HS-Reinigung (als Synergieeffekt des Umbaus) hatte keine negativen Folgen. Keine elektrostatische Aufladung durch FirstContact, keine Beeinträchtigung der Schutzschicht —> Oxidation o.a. Freilich war die Staubauflage auch so gering, dass der visuelle Effekt auf das Bild nicht beobachtbar ist.
  • Die Fangspiegelhalterung hat ihre Position auch nach diversen, teilweise sehr großen, Temperaturunterschieden nicht verlassen. Die originale Position konnte also zuverlässig reproduziert werden.
  • Die Mattierung des Tubus und des Blendrohres mit Black 2.0 ist weiterhin stabil und unempfindlich. Es traten keinerlei negative Effekte (Abrieb, Ablösung, hygroskopisches Verhalten, aufgehellte Stellen ...) auf. Ganz im Gegenteil: Subjektiv wurde ein geringeres Streulichts um sehr helle Sterne wahrgenommen, bzw. ein dunklerer Himmelshintergrund.
  • Der Umbau der OAZ Adaption brachte einen Gewinn von ca. 8mm an Backfokus. Das erleichtert die Adaption diverser Anbauteile teilweise deutlich.
In der Summe gibt es aktuell nichts, was sich bei dem Umbau nachfolgend noch als problematisch, oder als mit unbedachten Spätfolgen verbunden, herausgestellt hat.

Das nur als Ergänzung zu der vorhergehenden umfangreichen Schilderung der Veränderungen am Teleskop. Oftmals findet man ja im Netz Umbaudokumentationen wo genau dieses, zeitlich nach hinten versetzte, Feedback fehlt. Vielleicht eben auch, weil es auf lange Sicht doch nicht erfolgreich war ...

Hier kann man bisher „grünes Licht“ geben ...

Andreas.TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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Man glaubt ja immer, dass hier im Kompendium nix mehr geschrieben werden kann oder muss, weil doch irgendwann man eigentlich alles gesagt ist ... aber es kullert doch noch immer wieder mal was nach.
Ursprünglich ist das ein Beitrag, den ich erstellt habe um ihn im schwarzen Forum (A.de) zu publizieren, weil es da - selten genug - wieder mal um ein TAL-250K ging. Aber nachdem das hier ja wirklich als „Kompendium“ (Nachschlagewerk) angelegt ist, macht es ja wenig Sinn die Informationen in verschiedenen Foren zu „zerfleddern“, sondern eben auch hier eigenständig einzustellen. Der Text selbst ist aus einem Dialog mit Y.A.Klevtsov (dem „Designer“ des optischen Systems) entnommen, bei dem es um die Abbildungsleistung des TAL-250K ging. Y.A.Klevtsov hat hier die Spotgrößen im visuellen und fotografischen Bereich zusammengestellt.

Interessant finde ich, wie konsequent er das durch die verschiedenen Varianten des Teleskops „durchdekliniert“. Das passt, an den Punkten die ich selbst überprüfen kann, sehr exakt zu meinen Beobachtungen.

Das 22mm VIXEN LVW arbeitet z.B. absolut optimal am Klevtsov. Es bildet auch exakt die 40’ Gesichtsfeld ab (exakt 40’ 22”), die vor Y.A.Klevtsov unten erwähnt werden. Ebenso sticht immer wieder das 7mm BGO hervor. Es vereinigt exakt die maximal möglichen 9’ beugungsbegrenztes Gesichtsfeld (exakt 9’ 52”) in seiner Abbildung. Es gibt noch weitere Korrelationen, aber hier geht es ja primär um die Korrespondenz. Also, hier ist sie:

Die Abbildungsleistung eines TAL-250K auf der Achse und im Feld unter Berücksichtigung des Reducers MK-II

1. Leistung im visuellen Bereich

a) Auf der Achse

Der Durchmesser des Beugungsscheibchens im Spektralbereich von 460-660nm beträgt 10,7 µm und beinhaltete 62,3% der Lichtenergie, die die Bildebene erreicht.

Der Durchmesser des Beugungsbildes, in dem 80% der Lichtenergie (auf der Bildebene) versammelt sind, weist eine Größe von 17,2 µm auf.

b) Im Feld bis 11mm

Innerhalb eines Feldes mit einem Radius von 5,5 mm von der optische Achse ausgehend, beträgt der Durchmesser des Beugungsbilds (im fotografisch relevanten Spektralbereich von 400 - 700 nm) maximal 20 µm. Ich möchte betonen, dass das sowohl für die Achse selbst, wie auch für diesen Rand (in 5,5 mm Abstand zur Achse) gilt - 80% der Lichtenergie sind in maximal 20 µm großen Spots konzentriert.

c) Im Feld bis 17,5mm

Der maximale Felddurchmesser beträgt 40 Bogenminuten, begrenzt durch das Blendrohr des Teleskops und kann in der Bildebene vollständig abgebildet werden. Am Rand dieses Feldes hat das Beugungsbild folgende Größen.

Daten für den Spektralbereich 460 - 660 nm: 116 µm × 40 µm.

Daten für den Spektralbereich 400 - 700 nm: 135 µm × 40 µm.

Dieses Feld ist frei von direktem* Streulicht und kann genutzt werden, um mit langbrennweitigen Okularen, die maximal möglichen Austrittspupillen zu erreichen, um Großfeldbeobachtungen, beispielsweise bei der Beobachtung und Suche von Kometen durchzuführen. Jedoch ist es, aufgrund seiner niedrigeren Qualität, nicht mehr für eine fotografische Nutzung geeignet.

* Y.A.Klevtsov differenziert zwischen „streifenden“ Streulicht, also das Licht, was bei einem fast achsparallelen Einfall von Strahlen in den Tubus in den Tubus entsteht (typischerweise wenn eine sehr helle Lichtquelle (Mond, heller Stern) knapp außerhalb des Gesichtsfeldes liegt) und „diffusen“ Streulicht, das aus allen Richtungen in den Tubus einfällt oder von dort in alle Richtungen gestreut wird.

d) Im Allgemeinen zur visuellen Beobachtung

Der Feldradius, bei dem ein Bildpunkt (Spot) nicht von seinem Beugungsbild zu unterscheiden ist (also innerhalb der Beugungsgrenze [Strehl=0,8] liegt), entspricht in etwa 4 mm, oder 8-10 Bogenminuten [exakt gerechnet 9,1 Bogenminuten]. Es ist recht einfach zu überprüfen, dass das Auge während Nutzung des Teleskops (nahe der Auflösungsgrenze) und mit orthoskopischen Okularen (Gesichtsfeld 40º - 50º) nur ein Gesichtsfeld von 7 - 9 Bogenminuten nutzen kann.
Infolgedessen hat das Teleskop TAL-250K bei visueller Nutzung (mit den o.g. Parametern) im gesamten Bildfeld eine sehr gute Abbildungsqualität.

2. Leistung mit Reducer im Spektralbereich 400 - 700 nm

Hier müssen vier unterschiedliche Zonen in der Bildebene erwähnt und unterschieden werden.

a) Auf der Achse mit Reducer

Auf der Achse beträgt der Durchmesser des Beugungsbildes (400 nm bis 700 nm), in dem 80% der Lichtenergie versammelt sind, normalerweise 12,5 µm.

b) Bei einem Felddurchmesser bis 17,5 mm mit Reducer

Bei einem Feld mit 17,5 mm Durchmesser**, das entspricht einem Gesichtsfeld von 40 Bogenminuten (siehe oben), welches durch direktes Streulicht nicht betroffen ist, steigt der Durchmesser des Beugungsbildes an den Rändern dieses Feldes durchschnittlich auf 15 µm.

** Achtung hier wird der Durchmesser genannt, an anderen Stellen werden die Feldgrößen oft mit dem Radius genannt - nicht verwechseln.

c) Bei einem Felddurchmesser bis 29,2 mm mit Reducer

[Bei einer maximal erreichbaren Feldgröße von 1,1º (darüberhinaus wird das Bildfeld durch das 2“ Auszugsrohr des OAZ vignettiert), beträgt der lineare Felddurchmesser 29,2 mm und der Durchmesser des Beugungsbildes steigt auf durchschnittlich 17,5 µm.

d) Bei einem Felddurchmesser bis 34,8mm mit Reducer

Wird kein standardmäßiger 2“ OAZ verwendet, beträgt der maximal erreichbare, lineare Felddurchmesser 34,8mm*** oder 1,3º. Der Durchmesser des Beugungsbildes beträgt dann an den Rändern dieses Feldes dann am Rand bis zu 18 µm.

*** Y.A.Klevtsov geht hier darauf ein, dass die Kamera auch (ohne limitierenden OAZ) direkt am Teleskop adaptiert werden kann. In dem Fall begrenzen ausschließlich die Öffnung in der Hauptspiegelhalterung und der Adapterplatte am Tubus das Bildfeld.

Hinweis: Wenn die Feldbereiche von 1,1º und 1,3º genützt werden sollen (siehe oben, Punkte c und d), muss der obere Teil des Blendrohres am Teleskop TAL-250K abgeschraubt werden.
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                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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Christoph (08.03.2020), Florian B. (09.03.2020), Herbipollution (10.03.2020), Ulf (08.03.2020), Uwe (08.03.2020)
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