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"...the lion sleeps tonight"...
#1
BB vom 08.04.2015

Hallo,

"In the jungle, the mighty jungle..." beschreibt den Galaxienjungel treffend, den ich gestern im Löwen unter die Lupe nahm. Der Löwe schläft zwar (im Lied), aber der Uwe war hellwach!!!

Zum Glück, denn die Nacht war gestern deutlich überdurchschnittlich. Gegen 20.00 Uhr glänzte die Venus ruhig im Okular und beim Schwenk auf Jupiter glänzten dann auch meine Augen, denn die Detailfülle und der hereinziehende Europa gaben ein herrliches Schauspiel ab. Ich konnte gestern im Bino bei ca. 275x zahlreiche Feinheiten erkennen. Die riesige beinahe plastische Scheibe stand minutenweise still. - Einfach ein Genuss.
Durch das SEB zog sich gewaltig ein weißes Wolkenband und die Braun- und Rottöne kamen in den Bändern schön zur Geltung.

Auch an Ganymed konnte ich wieder eine hellere Stelle und auch dunkle Stellen erhaschen. Halten konnte ich das aber nicht - eine Zeichnung hätte mich gereizt... Rolleyes Beinahe eine halbe Stunde konnte ich mich sattsehen am Planet der Saison.

Es wurde dann zunehmend dunkler. Bei angenehmen Temperaturen und einem tief schwarzen Himmel konnte die Jagd mit dem 10" ACF auf die Frühjahrsobjekte starten. Fizzelchen im Löwen standen auf dem Programm. An manchen Stellen wimmelt es im oben erwähnten Galaxienjungel förmlich von Hintergrundnebelchen.... und man erfreut sich an den guten Bedingungen. Zuvor sollte aber NGC 3344 auf´s Papier gebracht werden. Die Galaxie ist mir vorgestern im 8"er aufgefallen und erscheint als Spiralgalaxie (ähnlich unserer Milchstraße) doch schwierig in den Details. Die Arme waren auch im Zehnzöller nicht eindeutig zu erkennen, doch der etwas elongierte Kern und die im indirekten Sehen doch deutlich größer erscheindende Aufhellung erschien unregelmäßig. Ein paar helle Feldsterne umspielen die Sterninsel und gaben ihre besondere Note.

Das Ergebnis sieht auf den ersten Blick nicht berauschend aus, aber die Tatsache des Gesehenen und die Übung in den Details standen im Vordergrund. Gezeichnet habe ich von 150x abwärts zu 70facher Vergrößerung. Erstaunlich ist dass Details bei höherer Vergrößerung gut zur Geltung kommen. Die gesamten Ausmaße der Galaxie aber erst aus der "Ferne" im indirekten Sehen erscheint... Sleepy

Wieder war ruck zuck eine halbe Stunde um und dann stürzte ich mich auf die M´s, die NGC´s und HCG Gruppen aus dem Stropek.

Die Gruppe um NGC 3227 gefiel mir auch sehr gut, zumal hier die hellen Begleiter gar nicht eingezeichnet waren. Erst im Text erfährt man mehr dazu. Hier die kleine Liste:

NGC 2903/2905
NGC 3245/3245A
NGC 3277
NGC 3254
NGC 3190/3193 (HCG 44)
NGC 3301
NGC 3239
NGC 3370
NGC 3454/3455
NGC 3507/3501
NGC 3626
NGC 3607
NGC 3681
NGC 3655
NGC 3666 (hübscher, heller Stern in der Nähe)
Genießen musste ich auch das Leo-Triplett und die Gruppe um M 95 (5 Galaxien)

M3 und M53 sowie Makarians Chain sind an einem solchen Abend natürlich Pflichtprogramm. Einfach quer durchstreifen. Die Transparenz war beinahe optimal und die Luft ordentlich ruhig. So kann man sich an den hellen Krachern wie NGC 4565, NGC 4631/4627 und Konsorten in die Ferne des Alls entführen lassen.

Über die Einzelheiten im Coma-Haufen lasse ich mich nun nicht aus, sonst komm ich zu spät zum Astrostammtisch heut Abend.

Über "Gerd" (Cor-Caroli) bin ich dann auch noch gestolpert... ich hab ihn auf meiner Jagd natürlich nicht erschossen Wink
Da kam der Gedanke auf noch ein kleines Testdoppel in der Nähe anzufahren. Zeta Bootis kam da gerade recht. Bei ca. 700x waren die beiden 4,6mag Komponenten als schönes Pärchen sichtbar.

Ein weiter Schwenk führte mich über M 64 und M 104 hinüber zu Jupiters Geist NGC 3242... lange nicht gesehen...
Die "Antennen" waren dann in Horizontnähe nur ein blasser Schimmer. Aber immerhin!

Die Galaxienkette von M51 - gestern wirklich wieder ein "Schleudergang" Daumen hoch ließ ich mir auch nicht entwischen:

NGC 4220
NGC 4217
M 106
NGC 4449
NGC 4490/4485
M 94 zu M 63

und kehrte zurück in den Galaxien-Urwald...und tobte mich voller Freude aus...

Am schwierigsten M- Objekt: M91 war dann der Moment gekommen an dem irgendwie kaum noch etwas zu erkennen war. "Ach, der Mond!", er war zwar noch nicht aufgegangen, aber die Himmelsaufhellung genügte bereits, um den schwachen Nebel beinahe unsichtbar zu machen. Hier erkennt man dann, wie wichtig eine gute Transparenz ist und was ein dunkler Himmel ausmacht. Es entscheiden Nuancen über Sehen und Nichtsehen. Für unsere Gegend dürfen wir hier wieder einmal einen Dank aussprechen.

Gegen 1.00 Uhr zog dann Saturn westlich des Mondes über den Horizont und gestern wartete ich dann noch geduldig bis der Herr der Ringe ordentlich an Höhe gewann. Um 2.00 Uhr stand er majestätisch, ruhig, nur durch stetige, ganz langsame, wellenförmige Luftbewegungen irritiert im Okular.
Dieses Jahr könnte man sich sicher auch mal an die Encke-Teilung wagen. Dazu muss man aber noch länger wach bleiben und meine Äuglein waren doch schon recht strapaziert während der abendlichen Galaxien-Safari.
Bis 250x konnte ich gehen. Die Cassiniteilung war umlaufend gut zu erkennen. Der Ring ist weit geöffnet und Enceladus, Thetys und Rhea begeleiteten den Star der Planeten.

Für mich hieß es dann: "Halali ins Bett!" Die Jagd ist aus.

Daumen hoch was´ne Nacht schon wieder Wink !!!
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Folgenden 6 Usern gefällt Uwe's Beitrag:
Andreas-TAL (09.04.2015), Dyskolos (09.04.2015), Florian B. (13.04.2015), Gerhard (09.04.2015), Karsten (12.04.2015), marcmiller (13.04.2015)
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