… die Lücke im Stropek!!! BB vom 19.04.2015
Hallo,
der gestrige Abend stand bei mir Ganz im Zeichen der Galaxienjagd. Nach der gegenseitigen Mondbedeckung der Jupitermonde Io und Europa nutzte ich die sehr ordentliche Himmelsqualität, um in Virgo / Coma-Berenice den 10“ACF mit Photonen zu füttern. Bei leicht windigem Wetter war die Luft sehr trocken und kalt. Die Winterkleidung darf im Moment noch nicht fehlen.
Die Transparenz war etwas besser als am Samstag und die Luftruhe ebenso. Das merkte ich gleich an Venus und auch am Gasriesen, die beide ruhig im Okular auch höhere Vergrößerungen vertrugen. Bei etwa 13,5 mag lag die Wahrnehmungsgrenze im Teleskop, je nach Flächenhelligkeit (In Spitzennächten gehen auch mal 14 – 15 Magnituden).
Galaxien in Kantenlage oder in seitlicher Ansicht (richtige „Nadeln“ für ein 250mm Gerät gibt es freilich nicht ganz so häufig) finde ich in Sternfeldern besonders reizvoll. Gezielt machte ich mich danach mit dem Stropek auf die Suche. Natürlich gönnte ich mir zwischendurch auch Makarians Galaxienkette die hellen KS sowie die bekannten Messiers wie M 65 (Gruppe), M 101 und M 51. Auch der Glx-Haufen Abell 1367 (zwei Glx NGC darunter 3842 konnte ich direkt erkennen, mehrere wimmelten granuliert mit) lag zwischendurch auf dem Plan.
Aber nun zu den speziellen Objekten des Abends. Die Liste, die ich erstellte liest sich wie folgt:
Startpunkt war die Sombrerogalaxie M 104 und anschließend M 98 (die gestern richtig eindrücklich im Okular erschien!!!) NGC 4845, NGC 4762/4754, NGC 4666, NGC 4517, NGC 4656!!! (immer wieder ein „wow!“ wert), NGC 4527, NGC 4536, NGC 4419 die recht klein, NGC 4710 mit sternförmigem Zentrum und hübschem Feldstern in der Nähe, NGC 4064, NGC 4173 (winzig aber recht hell), NGC 4274 (doch eher rundlich in der Erscheinung), NGC 4448, NGC 4631 (Walfischgalaxie!!!), das Paar NGC 4656/4657 und NGC 4559 (auch eher rundlich aber hübsch von Sternen umrahmt).
Das Paar: NGC 4222 und NGC 4216 (die hellere von beiden) wollte ich unbedingt für mein Logbuch festhalten. NGC 4216 zeigte schön die zentrale Aufhellung - beinahe Sternförmig - und helle Ausläufer in die Flanken. So stelle ich mir ein Edge-On- „Brett“ vor
. Also machte ich mich ans Werk. Merkwürdig fand ich die Lage der beiden Galaxien zueinander. Sie passte nicht mit der Karte im Stropek überein. Laut FS2 war ich natürlich richtig. „Na, ja, vielleicht ein Druckfehler. Das kann ja bei den vielen Kreisen und Elipsen im dicken Wälzer mal vorkommen!“, dachte ich. Zumindest sah mein Ergebnis anders aus, als auf der Vorlage.
Nach etwa 20 Minuten waren alle Feldsterne und die beiden Edge-On-Galaxien auf dem Papier. Noch schnell die Zeichnung beschriftet sowie Größen und Helligkeiten eingetragen und schon wieder wunderte ich mich, denn die schwächere „NGC 4222“ erschien mir viel größer als angegeben. Sie wirkte beinahe so groß wie NGC 4216 , jedoch deutlich Lichtschwächer. Gegen 0.00 Uhr habe ich dann meine Beobachtungsnacht beendet.
Neugierig wie der Mensch natürlich ist, wollte ich am PC noch mal prüfen, was ich da nun „falsch“ oder anders gesehen hatte. Also schnell NGC 4216 eingegeben und …. „Hoppla, da sind ja drei Galaxien beieinander“. Zwei davon passten genau zu meiner Skizze! Und die dritte, die kleinste Galaxie (halb so groß wie NGC 4216) entsprach der Stropekkarte. Das war NGC 4222. Größe und Lage stimmte jetzt mit dem Deep-Sky- Beobachteratlas überein. Sowas, diese winzige Sterninsel habe ich gar nicht wahrgenommen. Mit weniger als 13 mag lag sie von der Helligkeit wahrscheinlich gerade so im „Unsichtbaren“ bzw. ich habe gar nicht genauer danach gesucht, denn ich hatte ja zwei Galaxien im Gesichtsfeld.
Ich hatte statt NGC 4222 die Galaxie NGC 4206 erkannt. Das war die Sterninsel neben NGC 4216. „Dass diese deutlich hellere Galaxie im Stropek fehlt“, grübelte ich, „darf doch wohl nicht wahr sein!“ Sie hat immerhin 12,2 mag und das ist für den Stropek doch ein richtiger „Knaller“. Hat sich hier doch tatsächlich eine Lücke in die "Deep-Sky-Bibel" eingeschlichen!!! - zumal die schwächere Glx 4222 neben NGC 4216 eingetragen ist und nur etwa genauso weit entfernt davon im Raum schwebt. Als akribischer Fizzelchenjäger erlebt man doch immer wieder seine Überraschungen.
Ach ja, die Zeichnung zur Geschichte findet ihr im Zeichenboard.
Hallo,
der gestrige Abend stand bei mir Ganz im Zeichen der Galaxienjagd. Nach der gegenseitigen Mondbedeckung der Jupitermonde Io und Europa nutzte ich die sehr ordentliche Himmelsqualität, um in Virgo / Coma-Berenice den 10“ACF mit Photonen zu füttern. Bei leicht windigem Wetter war die Luft sehr trocken und kalt. Die Winterkleidung darf im Moment noch nicht fehlen.
Die Transparenz war etwas besser als am Samstag und die Luftruhe ebenso. Das merkte ich gleich an Venus und auch am Gasriesen, die beide ruhig im Okular auch höhere Vergrößerungen vertrugen. Bei etwa 13,5 mag lag die Wahrnehmungsgrenze im Teleskop, je nach Flächenhelligkeit (In Spitzennächten gehen auch mal 14 – 15 Magnituden).
Galaxien in Kantenlage oder in seitlicher Ansicht (richtige „Nadeln“ für ein 250mm Gerät gibt es freilich nicht ganz so häufig) finde ich in Sternfeldern besonders reizvoll. Gezielt machte ich mich danach mit dem Stropek auf die Suche. Natürlich gönnte ich mir zwischendurch auch Makarians Galaxienkette die hellen KS sowie die bekannten Messiers wie M 65 (Gruppe), M 101 und M 51. Auch der Glx-Haufen Abell 1367 (zwei Glx NGC darunter 3842 konnte ich direkt erkennen, mehrere wimmelten granuliert mit) lag zwischendurch auf dem Plan.
Aber nun zu den speziellen Objekten des Abends. Die Liste, die ich erstellte liest sich wie folgt:
Startpunkt war die Sombrerogalaxie M 104 und anschließend M 98 (die gestern richtig eindrücklich im Okular erschien!!!) NGC 4845, NGC 4762/4754, NGC 4666, NGC 4517, NGC 4656!!! (immer wieder ein „wow!“ wert), NGC 4527, NGC 4536, NGC 4419 die recht klein, NGC 4710 mit sternförmigem Zentrum und hübschem Feldstern in der Nähe, NGC 4064, NGC 4173 (winzig aber recht hell), NGC 4274 (doch eher rundlich in der Erscheinung), NGC 4448, NGC 4631 (Walfischgalaxie!!!), das Paar NGC 4656/4657 und NGC 4559 (auch eher rundlich aber hübsch von Sternen umrahmt).
Das Paar: NGC 4222 und NGC 4216 (die hellere von beiden) wollte ich unbedingt für mein Logbuch festhalten. NGC 4216 zeigte schön die zentrale Aufhellung - beinahe Sternförmig - und helle Ausläufer in die Flanken. So stelle ich mir ein Edge-On- „Brett“ vor
. Also machte ich mich ans Werk. Merkwürdig fand ich die Lage der beiden Galaxien zueinander. Sie passte nicht mit der Karte im Stropek überein. Laut FS2 war ich natürlich richtig. „Na, ja, vielleicht ein Druckfehler. Das kann ja bei den vielen Kreisen und Elipsen im dicken Wälzer mal vorkommen!“, dachte ich. Zumindest sah mein Ergebnis anders aus, als auf der Vorlage. Nach etwa 20 Minuten waren alle Feldsterne und die beiden Edge-On-Galaxien auf dem Papier. Noch schnell die Zeichnung beschriftet sowie Größen und Helligkeiten eingetragen und schon wieder wunderte ich mich, denn die schwächere „NGC 4222“ erschien mir viel größer als angegeben. Sie wirkte beinahe so groß wie NGC 4216 , jedoch deutlich Lichtschwächer. Gegen 0.00 Uhr habe ich dann meine Beobachtungsnacht beendet.
Neugierig wie der Mensch natürlich ist, wollte ich am PC noch mal prüfen, was ich da nun „falsch“ oder anders gesehen hatte. Also schnell NGC 4216 eingegeben und …. „Hoppla, da sind ja drei Galaxien beieinander“. Zwei davon passten genau zu meiner Skizze! Und die dritte, die kleinste Galaxie (halb so groß wie NGC 4216) entsprach der Stropekkarte. Das war NGC 4222. Größe und Lage stimmte jetzt mit dem Deep-Sky- Beobachteratlas überein. Sowas, diese winzige Sterninsel habe ich gar nicht wahrgenommen. Mit weniger als 13 mag lag sie von der Helligkeit wahrscheinlich gerade so im „Unsichtbaren“ bzw. ich habe gar nicht genauer danach gesucht, denn ich hatte ja zwei Galaxien im Gesichtsfeld.
Ich hatte statt NGC 4222 die Galaxie NGC 4206 erkannt. Das war die Sterninsel neben NGC 4216. „Dass diese deutlich hellere Galaxie im Stropek fehlt“, grübelte ich, „darf doch wohl nicht wahr sein!“ Sie hat immerhin 12,2 mag und das ist für den Stropek doch ein richtiger „Knaller“. Hat sich hier doch tatsächlich eine Lücke in die "Deep-Sky-Bibel" eingeschlichen!!! - zumal die schwächere Glx 4222 neben NGC 4216 eingetragen ist und nur etwa genauso weit entfernt davon im Raum schwebt. Als akribischer Fizzelchenjäger erlebt man doch immer wieder seine Überraschungen.
Ach ja, die Zeichnung zur Geschichte findet ihr im Zeichenboard.
the sky is the limit
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
http://www.the-night-black-white.de
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
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