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"Bortle 4... :)
#1
...zählt für viele Beobachter schon als gute und seltene Ausnahme und löst Begeisterung aus. Und selbst die Klasse 5 bedeutet für viele Beobachter 50km weit zu fahren, um aus Zone 6 bis 9 zu fliehen." (Zitat aus Stropek, Deep Sky Beobachteratlas)

BB vom 21.04.2015

Hallo,

ich musste natürlich nicht fliehen, denn bei uns ist zum Glück die Welt in Ordnung und ich erlebte eine weitere Nacht voller toller Eindrücke. Gestern startete ich nach einer Sitzung gegen 21.30 Uhr mit dem 8" Dobson auf meiner Terrasse. Die Luftruhe war gut und die Transparenz beinahe hervorragend. Schlusspunkt war gegen 1.00 Uhr Saturn.
Der Vorteil des Dobson ist nun eindeutig der schnelle Einsatz. Rausstellen und anfangen. Gut, ein wenig sollte die Optik schon auskühlen, aber das ist ja kein Problem. Bis es total dunkel ist, kann man auch hellere Sachen antesten.

Makarians Chain bspw. oder das Leo-Triplett sind dafür hervorragend geeignet. Nachdem man die Tage zuvor schon ausgiebig im Galaxienozean "gebadet" hat, muss man sich ein wenig um Abwechslung bemühen... Abwechslung für einen Goto-verwöhnten-Hobbyastronom ist dann das manuelle Aufsuchen der feinen Lichtkleckse! Bei tollen Voraussetzungen ging dies gestern aber einfacher als ich mir das vorgestellt habe. Den Stropek auf dem Schoß (um 180° gedreht), das 31er Nagler im Auszug und schon flutschten die M-Galaxien und die helleren NGC relativ einfach ins Gesichtsfeld.

Beim KS 5053 war schon deutlich mehr Anstrengung notwendig. Zitat aus dem Atlas:
"Trotz seiner 40 000 fachen Sonnenleuchtkraft hat dieser KS eine ausgesprochen geringe Flächenhelligkeit (14,3mag) und erfordert gute Durchsicht und wenigstens 8 Zoll Öffnung. Insgesamt ist er ein recht schwieriges Objekt... 53 TLj. entfernt. Durchmesser 160 Lj. Schwierig!"
Ich musste mich über hellere Sterne heranarbeiten und dann mit viel Ruhe und Geduld das "Bild" wirken lassen. Vom 31er Nagler wechselte ich schließlich auf das 18mm Ortho und erhaschte das hauchzarte, milchige Bällchen.

NCG 4762 / 4754 (Spindel und Wollknäuel) waren dagegen schon recht einfach aufzusuchen, da sie hell genug waren.

NGC 4880 sowie 4866 folgten und erforderten auf alle Fälle mehr Konzentration. Mehrmals tastete ich mich über Starhopping an die Regionen heran, um die Galaxien eindeutig zu identifizieren. Zwischendurch hat man dann doch eine hellere andere Virgo/Coma-Glx im Okular von der man sich nicht täuschen lassen darf.

NGC 4710 (Fliegende Untertasse) ist die verkleinerte Version von M104 (Sombrero) und zeigt feine Dunkelstrukturen.

NGC 4698 ist ab 6" erreichbar, recht klein und länglich. Zwei Feldsterne mit 11mag begleiten sie.

NGC 4694 konnte ich auch ausfindig machen, bevor ich mit der relativ großen NGC 4689 das letzte auf der Seite beschriebene Objekt erhascht hatte. Sie ist für den 8"er ziemlich lichtschwach beschrieben.

In zwei Stunden habe ich also die hier genannten "Neuen" aufgesucht und mich zufrieden an ihnen erfreut. Jedes kleine Erfolgserlebnis motiviert dann für das nächste Objekt und spornt an, weiter auf die Suche zu gehen, um die Optik auszureizen. Die visuelle Helligkeit der gestrigen Highlights lag bei bis zu 11,4 Magnituden, die Flächenhelligkeiten wie oben schon angedeutet zwischen 13 und 14,5 Magnituden. Ich war doch überrascht, wie gut es funktionierte. Mein kleiner 8" hat ganze Arbeit geleistet und ist als "Schnellspechtelgerät" wahrscheinlich gerade an etwas stressigeren Abenden noch viele Male im Einsatz. Wenn dann irgendwann noch der Fangspiegelsitz überprüft ist... Smile

Am Himmel wimmelten die Sterne und ich entschloss mich über die UMi-Grenzgrößenkarte die gestrigen Bedingungen auf meiner Terrasse nachzuvollziehen. Trotz Ortslampen, die ich natürlich weitgehend aus dem direkten Blick genommen hatte, waren direkt Sterne bis zur 6. Größenklasse gut zu sehen. Das Schwächste Lichtpünktchen notierte ich mir mit 6,33 mag in mein Log. Das ist ein super Wert, zumal hinterm Ort wahrscheinlich noch ein Tick mehr möglich ist. Bortle 4+ Wink!!!

Daumen hoch

P. S. Heute brauch ich eine Pause!!! Schönwetterkatastrophe halt!!! Mein Akku ist nun nach 4 Nächten am Stück weitgehend platt und der gefühlt eisige Wind lockt nicht unbedingt nach draußen... Warum um Gottes Willen muss das Wetter immer so extrem sein. Jeweils klare Wochenenden wären doch auch mal eine Alternative Rolleyes
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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Andreas Paul (22.04.2015), Andreas-TAL (22.04.2015), Christoph (23.04.2015), Florian B. (23.04.2015), Herbipollution (23.04.2015), marcmiller (23.04.2015), Simon (23.04.2015), Wolfgang.F (23.04.2015)
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#2
Hallo Uwe,

wehmütig lese ich Deinen schönen Bericht.
Derweil war ich in Mannheim, wie alle drei Wochen. Und verpasste zuhause wohl eine der besten Nächte. Aber auch am Wochenende kann ich nicht, da habe ich hier in der Halle einen Großbild-Fotografie Workshop. Aber angeblich soll es ja regnen, also ist Regeneration angesagt...

Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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