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Tropennacht, oder: Saturn spielt Hula Hoop
#1
Hallo!
Die warmen Nächte zur Zeit wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Rolleyes

Ein Saturn-Termin mit Ralf platzte aber, nachdem von Westen her immer dichtere Wolken gen Lindelbach zogen. Aber um den schönen Abend noch zu nutzen ging ich gegen 21.30 Uhr ans Teleskop weil es bei uns "im Osten" nicht gar so schlecht aussah. Zwar waren ein paar dünne Wolken unterwegs, aber das könnte sich ja von selbst erledigen, bis der Spiegel sich an die Temperatur angepasst hätte. In der Sternwarte hatte ich noch 36° und außen waren es kühle 29°C. Cool
Selbst das blanke T-Shirt war schon eine Zumutung! und beim Denken geriet ich ins Schwitzen. Big Grin


Die ersten Beobachtungen an Sternen wie Arktur waren richtig ermutigend: ich sah am Newton sogar zeitweise Beugungsringe (!) drum herum.
Im Westen waren noch Venus und Jupiter relativ nah beieinander zu bestaunen. Im 12x60 Feldstecher konnte ich auch wieder die Sichelform der Venus und das Scheibchen von Jupiter gut sehen. Ohne optische Hilfsmittel war eine Sichtung von Jupiter lange Zeit nicht möglich, da am Westhorizont die Cirren immer stärker wurden.

Nur Saturn bzw. die Wolken davor ließen mich lange warten. Eigentlich hatte ich gedacht, die paar dünnen Dinger sind gleich weg. Aber nein, sie wurden immer mehr! Dodgy  Endlich gingen sie mal weg, bis dato hatte ich das Gefühl, dass sich das gute Seeing zusehends verschlechterte.
Der nur phasenweise mögliche Blick Saturn war leider auch sehr ernüchternd: ein extrem waberndes Planetenbild das mit seinem Ring Hula-Hoop spielte! Ein Gegentest an den Sternen zeigte mir: das Seeing war innerhalb kürzester Zeit komplett im Eimer!

Es zogen zu meinem Trost auch mehr und mehr Wolken auf, sodass ich meine Sternwarte schloss. Das war also die erhoffte Tropennacht unter Sternen...
Nur heute morgen um vier, da war es wieder ganz toll klar! Sleepy
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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Andreas Paul (05.07.2015), Andreas-TAL (05.07.2015), Uwe (05.07.2015)
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Folgenden 3 Usern gefällt Christoph's Beitrag:
Andreas Paul (05.07.2015), Andreas-TAL (05.07.2015), Uwe (05.07.2015)
#2
Hallo Christoph!
Vielen Dank für deinen Bericht, der zur rechten Zeit kommt. Ich wollte nämlich gerade fragen, ob jemand die Seeing Kalkulationen von Meteo Blue bestätigen kann, die ja in der Hitzephase durchgehend nachts bei unter einer Bogensekunde lagen oder ob das alles nur Schönrechnerei eines Algorithmus ist.

Meiner Erfahrung nach ist es nämlich gar nicht so einfach im "Höchstsommer" tolle Seeingbedingungen zu haben.  Die viele thermische Energie die im Laufe des Tages die Sonne in die Atmosphäre und den Boden pumpt, macht Nachts beim Abkühlen doch genau dieselben Kapriolen, nur rückwärts, oder?

Oder verhalten sich Tropennächte wo der Temperaturgradient vielleicht nur 10° beträgt, da anders?

Für die Optik ist es sicher angenehm. Ich kann mich an einen Bericht von M. Ludes erinnern, der für eine südkoreanische Uni (glaube ich zumindest) einen einen 10 Zoll (?) APO Refraktor fertigte und dem Stöhnen der Zuhörer, dass das Teil mit der Abkühlung in der Nacht doch nicht hinterher kommt bis der Tag wieder anfängt, entgegenhielt, dass dort viel geringere Temperaturunterschiede herrschen sind und sie mit dem  thermischen Gleichgewicht der Optik wenig Probleme haben.

Andreas-TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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#3
Hallo Andreas!
Da ich mitten im miesen Main-Tal sitze Undecided  habe ich den Eindruck immer schlechtes Seeing zu haben.

Die Seeing-Prognose von meteoblue stimmt meistens für meinen Standort nur sehr grob: wenn es grottenschlecht vorhergesagt ist, dann ist es auch meist grottenschlecht. Wenn es gut bis sehr gut sein soll, dann könnte es sein, dass es besser ist.
Durchziehende Jetstreams versauen mir das Seeing auch recht zuverlässig.

Meist habe ich in der Dämmerung das beste Seeing (um Sonnenuntergang herum!). Dann ist die Frage ob es danach zum Schlechten kippt oder nicht. Von Lindelbacher Seeingverhältnissen kann ich sowieso nur träumen.

Profitiert habe ich in jedem Fall gestern Abend vom niedrigen Temperaturgradienten. Da habe ich manchmal 15°C und mehr Differenz zwischen innen und außen meiner Sternwarte.
Immerhin hatte ich Beugungsringe um Sterne im Newton beobachten können - das ist sehr sehr selten! Das Teleskop kann es jedenfalls gestern Abend nicht gewesen sein, das Saturn mit seinem Ring tanzen ließ!
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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