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Blick mit großem auf kleines
#1
Hallo,

Gestern Früh-Abend rief Bernhard an, er würde gerade seinen 24" Dobson rausstellen. Dies wollte ich mir doch nicht entgehen lassen, war ich doch gerade in meiner Sternwarte und ziemlich gefrustet.
Hatte mir eine herrliche Venussichel am Taghimmel angeschaut. Es ist ja toll, wenn man einfach die Montierung anschalten kann und per Knopfdruck das Objekt anfährt, ohne ein Alaigment machen zu müssen. Doch dann passierte es: Handbox zu weit nach hinten gezogen, Stecker draussen, alles futsch. Ergo: neues Alaigment fällig!

Da kam Bernhards Anruf gerade recht. Gegen 22:30 war ich im Nachbarort. Uwe war auch schon da und so begaben wir uns auf Fitzelchen-Jagt. PK-1 im Kugelsternhaufen war das Ziel. Aber trotz bester Aufsuchkarten und Fotos, wie konnten ihn auch im 24" Dobson nicht dingbar machen, er blieb selbst Uwe`s Argusaugen verborgen.
Leicht gefrustet (schon wieder...) begaben wir uns an die Standardkerzen wie M13, M92 u.a.

Star gestern Abend war auf jeden Fall der Cirrus-Komplex mit Sturmvogel und Knochenhand. Im Sturmvogel hatten wir beim Einstellen nich das hochvergrößernde Okular drinnen, ich tippe mal auf 800x Vergrößerung. Wir alle waren erstaunt, so hatten wir visuell die gewundenen Ausläufer noch nie gesehen. Wie ein geflochtener Zopf zeigte sich die lang ausgedehnte Molekülwolke. Das gleiche dann an der Knochenhand, die man dank motorischer Nachführung wunderbar mit der Handbox abfahren konnte. - Ich war froh, ihn schon gezeichnet zu haben. Hier am 24" hätte ich aufgrund der Fülle an Details mindestens 2-3 Stunden gebraucht.

Zu bemerken sei noch, daß die Milchstraße hervorragend über uns stand und den gesamten Himmel überdeckte.
Kurz nach 2 Uhr sahen Uwe und ich einen extrem hellen Satelliten, der für etwa 1,5" den Boden unter uns grell erleuchtete. Ein Iridium wohl, den wie auf eine Magnitude von ca. -5 bis-6 schätzten. Könnte sogar noch heller gewesen sein. (Soeben habe ich noch mal nachgeschaut. Für den 11.7. ist nur einer angegeben, mag. -6,4, allerdings um 19:36, der kann`s wohl nicht gewesen sein, am 10.7. sollte einer um 5:xx Uhr mit einer mag von -8,4 zu sehen sein). Obwohl die Zeit nich stimmt, aber das könnte er durchaus gewesen sein. So einen grellen habe ich zuvor nur einmal in Gedern auf dem ITV gesehen.

Zwichendurch ging unser Blick noch Richtung Schütze auf M17, den Adlernebel. Auch hier nur ein verdutztes Gesicht von mir. Aha, so sieht er also wirklich aus! Irre. Der Anblick in meinem Ulugh Beg mit seinen "lächerlichen" 14" Öffnung schien mir dagegen wie der Blick durch einen 60mm Refraktor! Auch hier hätte meine Zeichnung erheblich längere Zeit in Anspruch genommen.

Zwischenzeitlich war es 2:30 Uhr geworden und ich begab mich wieder nach Gerxe, die Sternwarte war noch offen und ich wollte das Teleskop wieder neu einrichten, was ich dann auch tat. Zum Glück war das in 5 Minuten erledigt und ich schaute "so mal kurz", ob auch alles funktionierte und steuerte genau die zuvor gesehenen Objekte mit dem Refraktor an. Es galang. Ein kurzer Blick auf die Uhr und ich wusste, warum die Objekte immer flauer wurden. - Es begann schon zu tagen. So schloß ich die Warte gegen 4:20 ab und verzog mich in die Horizontale.

Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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Andreas Paul (11.07.2015), Andreas-TAL (13.07.2015), Christoph (11.07.2015), Simon (14.07.2015), Uwe (12.07.2015)
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#2
Hallo Winfried, "but have you seen the kickboxing Gorilla?" Wink

vielen Dank für deinen Bericht. Ich komme leider jetzt erst dazu, zu antworten. Die Nacht war wirklich toll. Leider hatte Bernhard das Problem mit dem Alignement, so dass die Objekte nicht richtig angesteuert wurden. Erst später, als er es noch einmal durchführte, haute es wirklich richtig hin. Das sind halt die Dinge, die manchmal an einem die Beobachtungsnacht etwas anstrengend erscheinen lassen.
Ich selbst konnte mich auf den Abend nicht richtig vorbereiten, da ich den ganzen Tag unterwegs war. Den Stropek hatte ich leider auch nicht dabei. Gestartet sind wir mit Saturn, der aber schon so ungünstig stand dass wir von Anfang an "Asti" Wink hatten. Das war dann nicht das erwartet knackige Bild und wir wechselten zum Südhimmel. 

Danach konnten wir einige fantastische Momente erleben. Allen voran der Blick auf den Cirrus Komplex. Wie filigran und strukturreich dieser Nebel daher kam... einfach ein Augenschmaus. Alleine hier hätten wir gut und gerne eine halbe Stunde oder mehr staunen können. M 57 haben wir ja auch noch angesehen. Der Zentralstern sprang mich förmlich an. Hier ist die Helligkeit des Objekts schon so gewaltig, dass es richtig unwirklich erscheint. Die Vergrößerung lag bei etwas mehr als 700x !!!

Auch der Schwannebel / Omeganebel war ein überwältigendes Objekt des Abends. Was da alles zum Vorschein kommt... "Es wäre schön, wenn das, was wir visuell erkennen können auch so fotografisch festgehalten werden könnte!", meinte Bernhard. Und da hat er vollkommen recht. Astrofotografien sind wirklich super, aber der visuelle Anblick ist und bleibt ein anderer.

Daumen hoch

In M 13 wollten wir ja Pease 1 erhaschen. Hier hätten wir besser mit dem OIII Filter blinken sollen. Das steht so im Stropek. Dann kann man den winzigen PN zwischen den Sternchen herausfischen. Alles andere hatte ja keinen Erfolg.
"Gesehen" haben wir ihn sicher, nur nicht "wahrgenommen" Wink... siehe oben...

Während Ralf die Fotonen in seiner Sternwarte an der Kamera sammelte, konnten wir mit eigenen Augen die benachbarte Galaxie NGC 6207 betrachten. Sie liegt nur einen kleinen Schwenk vom KS entfernt.

Stephans Quintett ist im 60cm Spiegel natürlich ein einfaches Unterfangen. Man kann die 5 kleinen Galaxien deutlich getrennt voneinander aufzählen. Was im 10" ACF nur ein granuliertes, helleres Fleckchen zu sein scheint, erkennt man bei ca. 200x schön die einzelnen Sterneninseln. NGC 7331 diente als Wegweiser dorthin, da wie oben beschrieben zuerst das Alignement nicht passte.

M 11 zeigte sich als Atemberaubender Sternhaufen, der mit dem rötlichen "Zentralstern" und den dunkleren Außenbereichen ein eindrucksvolles Objekt darstellt.
Tatsächlich ging gegen 1.30 Uhr förmlich "das Licht an"!!! Ich weiß nicht wie hell, aber ich sah plötzlich meinen Schatten am Boden und als ich hochblickte wurde ich von einem beinahe gleißenden, weißen Lichtpunkt geblendet. Dann verblasste er zunehmend und  wanderte etwa zwischen Adler und Lyra Richtung Zenit als kleiner Satellit davon.
Als Winfried sich verabschiedete wollten wir doch noch dem ursprünglichen Plan des Abends, PN´s aufzuspüren nachkommen.

Vorher wurde M 31 mit ihren zwei Dunkelbändern, die die Galaxie förmlich zerschnitten als Schmankerl angesteuert. So kannte ich M 31 bisher nur von Gerhards 15"er in der Ausnahmenacht vor zwei Jahren.

Bei Abell 72 konnten wir dann recht einfach das PN-Scheibchen erkennen. Auch NGC 6894 durften wir noch bestaunen. Gegen 3 Uhr endeten wir unseren Abend. Während der klaren Nacht sausten immer wieder schnelle Schnuppen über den durch die wolkige, deutlich strukturierte Sommermilchstraße geteilten Sternenhimmel.

Es bleibt wie es ist. Die Nächte bei Bernhard sind selten, aber jedes mal, wenn es klappt, ein besonderer Genuss, den man so schnell nicht vergisst. Tongue  Ich freu mich schon auf die nächste Gelegenheiten.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#3
Hi Winfried und Uwe,

das hört sich alles sehr phantasieanregend an, was ihr am großen Dob erlebt habt. Daumen hoch

Gestolpert bin ich nur über Pease 1. Der ist in M15 und nicht in M13. Habt ihr im falschen Kugelsternhaufen gesucht??? Angel

viele Grüße

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#4
Hallo Frank,

Uwe hat sich da verschrieben.
In M13 bzw. etwas daneben haben die die "Begleitgalaxie" angeschaut.
Bernhard und ich haben den PK1 nicht gesehen, Uwe wohl erst, nachdem ich wieder nach Hause gefahren war. Er hat halt mal wieder nicht locker gelassen.
Geht doch nicht, daß er etwas nicht sieht, was doch vorhanden ist....

Zugegeben, das Ding ist `ne harte Nuß. Dank Aufsuchkarten, sehr oder besser extrem nah, die nur den Haufen zeigt, haben wir alle Konstellationen wie Rechtecke und Dreiecke gefunden und wussten also, wo er sich versteckt. Trotzdem war es später wohl nur Uwe möglich, ihn dingbar zu machen.

Die Nacht war aber schon toll, endlich mal wieder die Milchstraße in ihrer gesamten Entfaltung gesehen. Schade nur, daß die südlichen Objekte hinter den Bäumen standen. Ist das gleiche wie bei mir, hier stört entweder die Wand der Warte oder der Nußbaum, wenn wir mit dem Ulugh Beg von der Terrasse aus beobachten. - Beidesmale Pech!

Lieben Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#5
Hallo zusammen,

ja da ist mir ein kleiner Zahlenfehler unterlaufen. Pease 1 ist in M 15.
Auch ich habe ihn nicht gesehen. Dazu hätten wir mit OIII "blinken" müssen. Das haben wir aber nicht gemacht.

Gesehen haben wir ihn sicher, gefunden aber nicht...d.h. er müsste im Blickfeld gewesen sein. So habe ich das gemeint.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#6
Hallo Uwe,

das beruhigt mich nun aber, daß Du ihn auch nicht gesehen hast.
Besser gesagt, daß wie ihn nicht haben dingfest machen können. GESEHEN haben wir ihn bestimmt. Ich habe gerade die Daten nicht zur Hand, aber ich vermute, daß er doch recht klein ist. Soweit ich weiß, steht er im Stropek auch als recht schwieriges Objekt.
Naja, vielleicht das nächste mal...

Lieben Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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