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Heiße Nacht in badisch Sibirien ;)
#1
BB vom 06.08.2015

Hallo,

es wurde wieder einmal höchste Zeit die Gelegenheit zu nutzen, am Himmel spazieren zu gehen. Frank verabredete sich mit mir. Gegen 21.30 Uhr konnten wir Saturn tief am Südhorizont anpeilen. Die Steinplatten der Terrasse ließen es zu, in T-Shirt und barfüßig in den Genuss der Sternennacht zu kommen. Neben dem ACF stand noch mein 8" Dobson bereit.

Wenn man die Wärme doch nur für die kalten Winternächte speichern könnte... Rolleyes  Da sind es nicht selten gut 40° weniger, brrrr...
Als ich um 1.30 Uhr, nachdem der Mond noch abschließend genossen wurde, zusammenräumte stand die Quecksilbersäule noch auf 26,5 ° C.

Die Luft war anfangs noch sehr unruhig und der ab und an leichte, heiße Windzug tat sein übriges. Die Cassiniteilung war nur ab und an umlaufend zu erkennen. Frank probierte dann auch am ACF das Prisma gegen die atmosphärische Dispersion, was zu einer deutlichen Verbesserung der Abbildung führte.

Gegen 22.30 Uhr war es dann dunkel genug, um mit der Jagd auf schöne Deep-Sky-Objekte zu beginnen. Frank freute sich auch über den neuen Okularauszug am 8"er, der sichtlich Spaß bereitet. Das riesige Gesichtsfeld am f5-Gerät macht ihn zum idealen Richfielder.
M 27, 57, 71, der Cirrus-Komplex mit OIII - Filter (im 31er liegen die beiden Schalen des SN-Überrests nur ca. ein Gesichtsfeld auseinander) und M 15 sowie M 81/82 gemeinsam im Blick waren die Highlights im Newton. NGC 7331 spürten wir auch leicht auf.

Die ISS beobachteten wir zweimal beim Überflug über das Firmament und bei der ersten Tour, spielte ich die automatische Nachführung, während Frank die Station im Okular betrachten konnte. Leider ist sie immer verdammt schnell unterwegs... Sleepy

Ich machte mich später an die Fizzelchenjagd, während ich für Frank ein paar OH-Schmankerl suchte.
Harvard 20 in Sagitta nahe des M 71 KS und Biur2 mit einem hübschen Doppelstern im Zentrum am Hals des Schwans sind ja auch vollmundige Namen. Nun gut, ganz so berauschend war der Anblick dann doch nicht, aber beobachtet hatten wir die beiden OHs bisher noch nicht und ergänzen nun die Objektliste im Log.

Den Blue-Flash-Nebula konnten wir leider im Dobson irgendwie nicht ausfindig machen, während im ACF dieses Paradeobjekt an der Sternkette aufleuchtete. Daumen hoch

Die winzigen, lichtschwachen Galaxien, die der Stropek bietet waren dagegen wieder eine echte visuelle Herausforderung. Trotzdem war ich nach längerer Konzentration dann fündig. NGC 7042 war noch relativ leicht und wir meinten, dass sie ein Staubband haben könnte. Tatsächlich ist es wahrscheinlich der Zwischenraum zwischen zwei Spiralarmen, der die Glx nach Norden hin abzuschneiden scheint. Sie liegt Face-On im Raum, nahe eines helleren Sterns.

NGC 7013 ist hier sogar ein lohnendes Ziel gewesen.

NGC 7280 mit 13.3 mag und geringer Flächenhelligkeit wurde schon schwerer sichtbar, wobei das hellere Zentrum dann doch durchschimmerte.
NGC 7241 mit 13,8 mag Flächenhelligkeit war die härteste Nuss am Abend. Da die Glx nicht in der Steuerung abgespeichert ist, fuhr ich sie über die Koordinaten an. Es war aber nichts zu erkennen. Mit einer Aufsuchkarte auf dem Schoß machte ich mich ans Erbsen... äh Sternezählen. Mit wenig Erfolg. Das Problem der Poss-Aufnahmen ist die Sternfarbe. Manchmal sind dunkle Sterne, je nach Aufnahmespektrum hell und umgekehrt. Erst später, als Frank schon gegangen war nahm ich mir diesen Hauch von Nichts noch einmal vor. Und dann klappte es nach einer Weile. Vielleicht wurde der Himmel noch einen Tick besser oder die Luft trockener, so dass die Sterninsel, die in einem rechtwinkligen Dreieck von Vordergrundsternen liegt sichtbar. Dann konnte ich sie indirekt gut halten und die Lage der Edge-On sogar bestimmen.

Witzig finde ich immer die Hinweise: In einem Sterndreieck, bei dem der südlichste Stern der hellste ist usw... Ja Dreiecke gibt es ja im Gesichtsfeld immer!!! Egal, wie man es betrachtet. Darin das richtige zu finden ist eher das Problem. Cool  Man hat ja auch nur selten den richtigen Größenmaßstab, was die Sache zusätzlich erschwert. Einfacher sind Sternketten, Doppelsternchen oder besondere Konstellationen von gleichhellen Sternen.

Aber alles in allem war ich dann doch zufrieden. Ein paar Perseiden sausten auch schon über den Himmel und die Milchstraße spannte sich feinsäuberlich über den Zenit.

Nachdem ich mir das schöne Paar NGC 7332/7339 im ACF und M 31 im 8" Dobs als Absacker gönnte, wurde der Mond noch abgewartet und zufrieden das Feld geräumt.
Eine tolle warme Beobachtungsnacht mit einigen Highlights ging zu Ende.

Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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