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Moonlight...die Nacht ist schön...
#1
Hallo miteinander,

heute riss die Wolkendecke bei uns gegen 19:00 Uhr auf und der Halbmond stand am noch hellen Abendhimmel hoch im Zenit.

Der ACF-Tubus wurde schon mal kühl gestellt und nachdem Erik und Mia ins Bett gebracht waren, ging´ s raus auf die Terrasse… nach exakt 13 Minuten war die Ausrüstung aufgebaut, die Montierung eingenordet, Pollux als Referenzstern eingestellt und mit wenigen Tastendrücken der Handsteuerung Mars angefahren.Rolleyes

„Das sieht doch recht vielversprechend aus!“, murmelte ich und genoss den Anblick des nun schon recht kleinen Marsscheibchens, das bei 312facher Vergrößerung deutlich die Phase erkennen lässt. Die Dunkeldetails und die Polkappe wären sofort skizziert gewesen, aber die Zeichensaison an Mars habe ich für mich beendet.

Nach mehreren entspannten Minuten wollte ich unseren Trabanten näher betrachten. Das Seeing ließ auch hier meine Höchstvergrößerung zu und der Terminator bereitete richtig Freude.

Gleich stach ein hell erleuchteter Zentralberg (ich denke des Kraters Arzachel) ins Auge. Die Schattenwürfe an den Mondalpen, das Alpental sowie die herrlichen Furchen und Rillen um den Krater Triesnecker und Hyginus wirken bei dieser schrägen Beleuchtung in der Nähe des Terminators wie bodenlose Canons und Schluchten. In Wirklichkeit sind es sehr flache nur einige hundert Meter tiefe Formationen…einfach imposant!!! …zum schwelgen.Sleepy

Nach einer halben Stunde hatte ich mich erst einmal satt gesehen und steuerte an den Osthorizont zu Saturn. Mit seinem feiner werdenden Ringsystem präsentierte er sich erhaben mit Titan, Rhea und Dione im Okular. Die anderen versteckten sich im sehr aufgehellten Himmel und waren von mir nicht auszumachen. (Vielleicht wurden sie auch vom Planet überstrahlt..)

Weiter im Osten steht wunderschön der Kugelsternhaufen M3, den ich weitgehend auflösen konnte. Doch brilliant ist etwas anderes… wenn der Himmelshintergrund tief schwarz die Sternlein wie Diamanten hervorstechen lässt.

Die Luft wurde zunehmend feuchter und die Schmidtplatte kämpfte mit dem Beschlag. Trotzdem wollte ich ein paar Galaxien ansteuern, um zu sehen was trotz Halbmond möglich ist.

Das Leo-Triplet und die Gruppe um M105 konnten….na ja, sie waren da!! Auch NGC 2903 und die Ufo-Galaxie in Lynx zeigten sich als schwaches nebliges Etwas. Selbst die Sombrero Galaxie und NGC 3115, die kleine Seyfert Sterneninsel, ließen sich durch den horizontnahen Dunst im Gesichtsfeld blicken. M51 war nichts tolles, aber heute galt nur Entspannung und Seele baumeln lassen.

Auch die offenen Sternhaufen im Zwilling und in der Auriga M35 – 38 wirkten durch das Mondlicht „gerupft“ (als hätte jemand die hälfte der Sterne einfach ausgeknipst). Es war ja nicht anders zu erwarten, doch nach einem arbeitsreichen Tag ist das völlig egal!! Wink
Unbeeindruckt davon machte hell und riesig der Orionnebel auf sich aufmerksam als wolle er beweisen, dass er das unumstrittene Objekt zu dieser Jahreszeit darstellt. Im Gegensatz zu den kleineren Saturnmonden versteckten sich die E- und F- Komponenten des Trapez im 31er Hyperion nicht und blitzen schwach hervor.

„Merkwürdig…ja gibt´s des“, dachte ich und war darüber doch sehr erstaunt! Huh

Die letzte Stunde bis um 23:00 Uhr widmete ich wie zu Beginn der heutigen Beobachtung unserem Sonnensystem. Der helle bräunliche Mars, dessen Oberfläche sich mittlerweile deutlich weiterbewegt hatte und auch Saturn mit gelblichen Bänderstrukturen und weitergewanderten Monden sowie unser kosmischer Begleiter in seinem strahlenden grau-weißen Gewand begeisterten mich noch einmal mit ihren knackscharfen Einzelheiten, so dass ich gut gelaunt meine sieben Sachen verstaute.

Ende der 15. Beobachtungsnacht 2010

Ihr wart doch hoffentlich auch alle fleißig im "Universum" unterwegs, oder???
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#2
Hallo Uwe,

du erstaunst mich immer wieder mit diesen Wunderschönen Berichten, solche wie dieser hier lassen mich richtig schwärmen. Smile

Nein, bei mir ist nichts mit einem Beobachtungsabend, dazu komme ich in dieser schönen woche nicht. Ich sitze am Vormittag bis Nachmittag in der Schule und schaue den lehrern zu. Man muss für seinen Beruf doch auch was lernen Sleepy.
Ich werde heute abend mal versuchen, was mit einem Fernglas so geht.
Mal schauen was daraus wird.

Lieben
Gruß Karsten
________________________________________
GSO 12" f/5 Dobson 300/1500mm
ED80 80/560mm auf Meade LXD75 Montierung
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#3
Hallo Uwe,

alles in allem wieder eine sehr schöne Nacht und wie gewohnt ein toller BB (geht runter wie Öl).

Ich war an dem Abend im Arbeitzimmer gesessen und habe meine Guggrohre auf die Aluplatte montiert (Bohren, Gewinde schneiden Zeug hin und her räumen).

13Minuten ist sehr schnell wenn man bedenkt das Stativ aufstellen und ausrichten, Optik drauf und und und… Gute Zeit! Hier macht sich halt die Vertrautheit im Umgang bemerkbar.

Grüsse
Christian
Grüsse
Christian
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#4
Hi Christian,

ja, wenn ich dann den Teleskopaufbau so schnell hinbekomme wie die Mechaniker der Formel 1 das Reifenwechseln, melde ich mich für das Guinnesbuch der Rekorde an.Wink

Deinen Bericht über das neue Equipment habe ich mit Interesse verfolgt. Da zeigt sich wieder mal, wie wichtig die richtige Investition (stabile, qualitativ hochwertige Monti) ist. Um für die Zukunft ausbaufähig zu bleiben sollte man diese Kosten nicht scheuen. "Billigposten sind häufig Durchlaufware", an der man nur kurz Freude hat.
Natürlich trauere ich mit, um deine 2x Barlow.
Der Refraktor wird sicherlich seine Stärken bei der Beobachtung an großflächigen Deep Sky Objekten zeigen (große planetarische Nebel), da bin ich mir sicher und gemeinsam mit dem ACF hast du schon mal eine gute Zusammenstellung die ein breites Feld abdeckt.

Ach ja, ich war gestern Abend wieder am Himmel unterwegs. Das Seeing war aber eine Klasse schlechter als am Montag. Bei 208x lag die Vergrößerungsgrenze. Darüber machte es kaum Sinn.

Trotzdem waren der Halbmond (Terminatrorkrater), Mars und Saturn dankbare Objekte. Deep Sky war mehr oder weniger "unsichtbar" bzw. nicht "sehenswert".

Zumindest konnte ich gut 2 Stunden entspannt und in aller Ruhe an der frischen Luft verbringen. Sleepy
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#5
Hallo Uwe,

genau so wie du es wahrgenommen hast (Mond und Deep Sky) war es bei uns auch. Mit dem Baader Zoom lag die Grenze irgendwo zwischen 12mm (167-fach) und 8mm (250-fach) im ACF.
Der Refraktor überzeugt nicht durch die Abbildung am Mond aber durch ein großes Gesichtsfeld (ebenfalls mit Zoom).

Ich habe ehrlich gesagt den Mond noch nie so gut durch mein 8“ gesehen wie gestern.

Das Equipment ist schon wichtig, das stimmt. Viel wichtiger ist aber der Spaß den man bei der Sache hat. Da kann man mit günstigeren Sachen unter umständen mehr haben wenn die Ansprüche geringer sind. Ist bei dem Refraktor genau so. Ich kann Farbe sehen, klar wäre ohne Farbe besser aber der Kosten nutzen Faktor ist mir bei einem 130 oder 150APO sehr unsympathisch.

Mit Barlow nachtrauernden Grüssen
Christian
Grüsse
Christian
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#6
Hallo zusammen,

Ich war gestern abend auch noch mal kurz draußen. Zunächst hatte ich wenig Erwartungen: Hohe, diffuse Bewölkung dämpfte die Sterne und wurde vom Mond angestrahlt, so dass der Himmel sehr aufgehellt war. Deep Sky habe ich gar nicht erst versucht (vielleicht hätte ich das doch tun sollen, wenn ich Uwes Bericht so lese...)

Mit dem 10" Lightbridge (Aufstellen in 38 Sekunden :-) habe ich dann den Mond ins Visier genommen. Schnell bemerkte ich, dass das Seeing ungewöhnlich gut war - lange, sehr ruhige Phasen wurden nur durch kurze Turbulenzen unterbrochen. Der Abend wurde zu einem der besten "Mond-Beobachtungsnächte". Beobachtet habe ich mit dem Hyperion Zoom 8- 24mm sowie einem 6mm Planetary in Verbindung mit einem Graufilter.

Entlang des Terminators waren in der ruhigen Luft in Verbindung mit günstigen Schattenverlauf unglaublich viele Details zu erkennen. Das Alpental war wie ausgestanzt zu sehen, und im Boden von Plato zeichneten sich die gezackten Schatten der Randberge ab. Die markante Dreiergruppe der Krater Ptolemäus, Alphonsus und Azrael war ebenfalls sehr detailliert zu beobachten.
Etwas südlich davon fiel eine lange,wie mit dem Lineal gezogene Schattenlinie auf: Die Rupes Recta, eine 114 km lange Verwerfungslinie. Durch den sehr flachen Lichteinfall wurde diese Verwerfung überdeutlich hervorgehoben. Eine absolute Premiere für mich, denn so gut konnte ich diese Formation noch nie beobachten.
Weiter am Terminator entlang bis zum Südpol waren ungewohnt viele feine Einzelheiten zu erkennen

Wegen der guten Bedingungen habe ich dann doch noch das LX 10 auf der CAM rausgeholt (deutlich > 13 Minuten) und einige Videoaufnahmen mit der ALCCD 5 gemacht. Zum ersten Mal kam dabei auch eine 2x Barlow zum Einsatz. Allerdings zeigte sich, dass diese Bedingungen (8"SC mit schweren Crayford-OAZ, 4m Brennweite) die CAM schon an das Limit bringen.

Insgesamt wanderten 39 Gb Avi-Videos auf die Platte des Netbooks. Damit wäre auch mal für die nächste Wolkenphase vorgesorgt :-)

Ein Video musste ich dann aber doch gleich mal bearbeiten: Plato mit dem dramatischen Schattenwurf der Randberge. Leider ist der Kraterrand aufgrund des sehr hohen Kontrastumfangs etwas ausgebrannt, aber die Schatten sind ganz gut zu erkennen.

[Bild: Plato-klein.jpg]

Bild in voller Auflösung

Viele Grüße, W.
Viele Grüße, W.

We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
https://wolfgangs-gartensternwarte.de
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#7
Hallo Wolfgang,

sehr schönes Bild, man kann sogar ein paar von den Kratern in Plato erkennen und der Schatten ist echt Klasse.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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#8
Hallo Wolfgang,

da ist dir ein schönes naturgetreues Bild gelungen. Die Rupes Recta ist mir so auch noch nicht unter die Augen gekommen. Sie war wirklich total auffällig.
Bei mir war die Luftruhe aber am Montag entschieden besser. Gestern war es nur ein besseres Durchschnittsseeing bei uns. Es ist festzustellen, dass die Voraussetzungen doch von Beobachtungsort zu Beobachtungsort enorm abweichen. Auch wenn wir global gesehen jetzt wahrlich nicht sehr weit auseinander wohnen.

Es war ja weiß Gott nicht schlecht, aber eben nicht hervorragend, so wie am Montag....komisch...UndecidedDodgy

Leider muss ich heute korrigieren, da bleibt keine Zeit um raus zu gehen. Na, der Mond wird im Moment zumindest nicht dünner.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#9
Ich stacke mich gerade durch die Videos, die ich in der Nacht vom 23.März aufgenommen habe. Hier eine Aufnahme der Kratergruppe aus Ptolemäus, Alphonsus und und Azrael östlich vom Mare Nubium.

[Bild: Ptolemaeus23.03.2010-klein.jpg]
Bild in voller Auflösung

Was mich daran endlos fasziniert, ist der Vergleich mit dem Mondatlas und ein Blick auf die Größenverhältnisse. Im Krater Ptolemäus (der nördlichste der Gruppe) sieht man zwei kleinere Krater. Der größere davon, Ammonius (2-Uhr-Position) hat lt. Virtual Moon Atlas einen Durchmesser von nur 9 km, und der kleinere davon (ca. 11-Uhr-Position) namens Ptolemäus D ist lediglich 4 km groß. Vereinzelt sind sogar noch kleinere Strukturen erkennbar.

Eigentlich unfassbar, dass man solche Details aus einer mittleren Entfernung von 384 000 km noch sichtbar machen kann. Und was würde die hiesige ACF / DMK-Fraktion noch rausholen... ;-)

Viele Grüße, W.
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#10
Noch ein kleiner Nachtrag zu der "Mondnacht" vom 23. März: Die Rupes Recta alias "Lange Wand".

[Bild: Rupes-Recta-Text-klein.jpg]

Viele Grüße, W.
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#11
Wunderschön getroffen Wolfgang!!!

Die Kontraste sind etwas hart, aber ich finde es kommt dem Anblick im Okular sehr nahe. Mein ACF bildet am Mond und den Planeten insgesamt ebenfalls sehr hell ab. Da wirken die Schatten an den Kratern wirklich stockfinster und tiefschwarz. Hellere Regionen können beinahe blenden. Leider besitze ich noch keinen ordentlichen Mondfilter.

Ich freue mich schon auf die nächsten Terminatornächte mit schönen waberfreien Schatten und Sonnenseiten Smile
Bilder sind natürlich erwünscht!!! Um unsere visuellen Eindrücke im PC (auf Papier macht ihr das ja nicht oder???) zu bannen.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#12
Hallo Wolfgang,

sieht doch super aus! Das weiß ist auf der rechten Seite ein klein bisschen "ausgebrannt". Finde die Kontraste und Schärfe aber gut!!!

Liebe Grüße
Fabian
Clear Skies!

Fabian

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