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Auftakt in den astronomischen Herbst
#1
Ich komme gerade von draußen und hatte einen schönen, erfolgreichen Auftakt in die astronomische Beobachtungssaison im Herbst.  Nachdem ich für Freitag etwas wackelig aussieht, wollte ich die Schönwetterphase auf jeden Fall noch nutzen und bin bereits heute in den Odenwald gefahren. Nach dem Aufbau gab's die (leider) üblichen  Probleme mit der NEQ6 und dem Alignment.  Dummerweise war wohl Wega gerade beim Meridiandurchgang und die Ungenauigkeit beim Anfahren hat die Montierung und das Rechenmodell durcheinander gebracht, so dass es immer "Alignment failed" hieß. 15min später ging es dann, bei genau denselben Sternen, problemlos.

Zunächst habe ich mich mit meinem TAL-250K mal in der Leier herumgetrieben, Epsilon Lyrae 1/2 waren schon im 18mm BGO (118x) klar getrennt mit schönem dunklen Zwischenraum. Weiter ging es mit Zeta und Delta Lyrae, zwei Doppelsterne mit weitem Abstand, aber schön anzuschauen.  Eine echte Überraschung war der offene Sternhaufen NGC 6709 der im 22mm LVW (96x) wunderschön kompakt, trotz schwacher Sterne anzusehen war. Nicht leicht zu finden dieser Sternhaufen, fast wie ein zartes Nebelwölkchen, aber es lohnt sich.

Weiter ging es mit M71 einem Kugelsternhaufen, der fast als offener Haufen durchgehen könnte, weil er nicht allzu dicht ist.  Ich hatte tatsächlich auch ein paar Zweifel ob ich beim richtigen Objekt gelandet bin oder nicht zufälligerweise einen anderen offenen Sternhaufen erwischt hatte. War er aber schon.

Klassisch war  natürlich auch M13 von der Partie. Immer wieder eine Bereicherung und auch heute wieder bis 200x vergrößerbar ohne dass das Bild zusammenbrach, oder zu dunkel wurde. Schon mal bei Kugelsternhaufen gelandet, wurden gleich die nächsten Objekte beobachtet: M92 (viel kompakter, so dass er nicht komplett aufgelöst werden konnte - hier konnte man schön mit den Vergrößerungen spielen), M10, M12, M14 (alle drei kamen sehr schwach daher, was vielleicht aber auch an Zirren gelegen haben könnte, die gerade hereinzogen ).

Also wieder ein Schwenk zu anderen Beobachtungsobjekten: Doppelsternen. Der erste war Ras Algethi, der ein wunderschönes Farbenspiel aufwies. Die helle Komponente war goldgelb, der schwächere Begleiter schimmerte oliv-grünlich. Erstaunlicherweise traten die Farben in den LVW's deutlicher hervor als beim Wechsel auf die BGO's von Baader. Die beiden recht gleich hellen Komponenten von 95Herkulis zeigte sich elfenbeinfarben, während Albireo wieder sein blau-gelbes Farbenspiel aufwies.

Die Orthos noch im OAZ wechselte ich wieder die Objekte: Planetarische Nebel. Der CatEye Nebel war das erste Ziel.  Das beste Bild zeigt tatsächlich das 18mm BGO, das den Zentralstern deutlich erkennen ließ und in kleinen Nebelfleckchen eine Andeutung der differenzierten Schalen außen herum. NGC6543 habe ich aber schon deutlich kontrastreicher gesehen, insgesamt nahm die Transparenz jetzt auch etwas ab. Aber für den Auftakt war das schon mal sehr gut. man muss sich ja auch erst mal wieder "einsehen".

Der planetarische Nebel mit dem netten Namen "Blauer Schneeball"  bleibt mir aber ein Rätsel. Außer der wirklich schönen blauen Farbe sehe ich bei dem Teil nicht den Hauch einer Struktur nur etwas fluffiges, leicht länglich-ovales Fleckchen.

Nun denn, auf zu Galaxien. NGC6503 war in der Nähe und nach einigem Suchen kam die spindelförmige Galaxie ins Sichtfeld. Eine wirklich Struktur war auch hier nicht zu sehen, höchstens eine Seite der Galaxie erschien etwas stärker konturiert. M102 hatte eine deutlich andere Form (Linse), aber das Staubband in ihrer Mitte blieb ebenfalls verschwunden. Kurioserweise ist sie dafür (glaube ich) im Kernbereich wohl zu hell.

Planeten sind momentan Mangelware, also nahm ich mit dem rund 20° über dem Horizont stehenden Uranus vorlieb. Strukturen waren nicht zu erhaschen, aber als fluffige blaue Kugel ist auch er einen Blick wert.  Dabei fällt mir ein, dass ich früh am Abend auch noch Saturn im Okular hatte - ebenfalls nicht viel höher und noch stärker tanzend. Die Cassini Trennung tauchte nur ansatzweise für kurze Momente auf und auch ansonsten sah es eher so aus als würde Saturn mit seinem Ring Hula-Hoop Übungen machen. Hatte aber auch was ...

Nachdem auf südlichen Seite des Himmels sich plötzlich etwas Dunst ausbreitete, was für schwache Nebel die Bedingungen weiter verschlechterte, wandte ich mich wieder den offenen Sternhaufen zu. In dem Fall NGC 457 (Eulenhaufen).  So langsam kann ich den Namen für dieses Objekt nachvollziehen. Die beiden hellen Sterne bilden die Augen der Eule und die anderen Sterne des Haufens den Körper mit den ausgebreiteten Flügeln. Interessant sind hier für mich aber vor allem die unterschiedlich farbigen Sterne auf so engem Raum.

So langsam wurde ich müde und die Augen ebenso. Aber bevor ich endgültig einpackte schwenkte ich natürlich noch zur Andromedagalaxie, die aus dem Dunst von vorhin wieder klar und deutlich auftauchte. Zwei Staubbänder waren zu sehen eines davon recht deutlich, das zweite eher ansatzweise. Aber insgesamt war der Himmelshintergrund zu hell, es war doch viel Feuchtigkeit in der Luft. Trotz allem ist die Galaxie aber ein beeindruckender Anblick wenn ich sie im 42mm LVW mit ihren beiden Begleitern komplett im Gesichtsfeld habe.

Den vom Kontrast her besseren Eindruck hinterließ M33 ganz in der Nähe. Selten habe ich die Galaxie so "groß" gesehen. Ich konnte tatsächlich klare Strukturen der Spiralarme wahrnehmen. Irgendwie passten hier Vergrößerung, Hintergrundhelligkeit und Gesichtsfeld grade sehr gut ineinander.

Und ganz zum Schluss gab es natürlich noch einen Blick auf h und chi Persei, die im 42mm LVW (50x) ebenfalls komplett ins Gesichtsfeld passen. Ich habe den Doppelsternhaufen auch schon mal mit höherer Vergrößerung beobachtet (22mm / 96x),  aber irgendwie braucht man auch die leere Umgebung außen herum um einen plastischen Gesamteindruck zu bekommen.

Ein gutes Stück nach Mitternacht war ich jedenfalls hundemüde so dass ich, obwohl sich die Bedingungen zunehmend besserten und auch die Transparenz  immer mehr zulegte, zusammenpackte. Außerdem war es - völlig wider Erwarten - noch alles noch ohne Tau und so hatte ich die Gelegenheit noch im Trockenen zusammen zu packen und die ganze Ausrüstung muss nicht zuhause zum Abtrocknen ausgebreitet werden. Auch schön, weil Zeitersparnis.
Irgendwie war die Nacht wie ein Gang durch den Süßwarenladen, wo man von jedem Glas naschen durfte. Aber man muss höllisch aufpassen, dass man sich dabei nicht überfrisst. Deswegen eben auch: Stopp! Es reicht für heute!

Bleibt nur zu hoffen, dass der Freitag (Teleskoptreffen) wettermäßig noch funktioniert.  Leider sagt ausgerechnet die Prognose, der ich am meisten vertraue, dass es spätestens um 22:00 Uhr ziemlich trüb werden müsste. Na, mal abwarten…

Andreas-TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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Andreas Paul (11.09.2015), Christoph (15.09.2015), Karsten (12.09.2015), Ulf (11.09.2015)
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