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2016... die Saison hat begonnen :)
#1
BB vom 25.01.2015 (Eigentlich ist es eher ein Testbericht  Big Grin  ) 

Hallo,

während Andreas ja gerade noch von seinem neuen 7" Mirage träumt, konnte ich heute auch "einen kleinen Russen", den LZOS TMB an die frische, später furchtbar feuchte Luft lassen. Die Temperaturen fielen auf etwa 5°C. Die Luft war sehr ruhig, bei leichten Zirren und Nebelbildung.
Es wurde ja höchste Zeit, dass sich der Himmel mal gnädig zeigt. Am Wochenende war ich noch schnell in der Schweiz zum Skifahren weg und durfte am Sonntag schon mal ein Sonnenbad nehmen. Heute riss es dann gegen Nachmittag mehr und mehr auf, so dass der ersten Beobachtung nichts im Wege stand.

Meine 115/805 TMB-Optik No 83 hat ja mittlerweile schon einige Jahre auf dem Buckel. Sie ist mir sehr ans Herz gewachsen, hat sie mir doch zahllose herrliche Beobachtungsnächte bereitet. Gerade jetzt im Winter nimmt der kleine Refraktor gerne auf der MON2 Platz. Ganz ohne Strom ist er dann bei Eiseskälte in seinem Element.
Seit der Optiktestgeschichte 2014 mit dem unschönen komatösen Ende (ich hoffe für Andreas, dass sein Paket von der Post schonender behandelt wird bzw. es so verpackt ist, dass wirklich nichts passieren kann) konnte durch einen Besuch bei Wolfgang Grzybowski das Gröbste beseitigt werden. Manche erinnern sich bestimmt noch an dem Bericht mit der "Endoskopischen Operation". Damals verließen wir die optische Werkstatt mit einer so minimalen Restkoma, dass Wolfgang der Meinung war, es könnte am Himmel wahrscheinlich nicht mehr wahrgenommen werden. Dies war auch der Fall und ich war damit mehr als zufrieden.
Während weiterer Beobachtungen über das Jahr konnte ich dann aber bei sehr guten Bedingungen bei ca. 230facher Vergrößerung doch noch ein nicht hundertprozentig rundes Beugungsbild erkennen. Christoph konnte dies bestätigen. Wir dachten damals, dass es eventuell auch an der Auszugseinheit (Achsfehler) liegen könnte und schraubten engagiert am FT-Okularauszug herum. Eine richtige Verbesserung war aber nicht zu erzielen. Der Entschluss, dass das Gerät nochmals überprüft und justiert werden soll stand für mich von diesem Zeitpunkt an fest. Vielleicht war ja auch das gesetzte Plättchen wieder etwas verrutscht Huh  ??? Oder ist es einfach das russische Temperament der Optik - das eine Eigendynamik entwickelt hat. Wer weiß!?

So vereinbarte ich mit Wolfgang vor etwa 3 Wochen also erneut einen Justage-Termin - Schließlich soll ein tolles Gerät auch seine Leistung 100%ig bringen und apomäßige-nadelscharfe Sternchen zeigen. Nach gut 3 Stunden waren wir dann nach sehr akribischer Feinarbeit beide zufrieden. Wolfgang setzte feinfühlig nochmals Plättchen, während ich mit konzentriertem Blick im Doppelpass nach Perfektion haschte. Auch dieses Mal konnte die Koma über das Loch in der Fassung behoben werden.
Überrascht waren wir, dass es doch Unterschiede auf den beiden optischen Bänken gab. Hatten wir letztes Mal nur am liegenden Linsenpaket optimiert und dies für o. k. empfunden, zeigte sich bei gleicher Herangehensweise mit liegendem Tubus (die Fassung steht dann aufrecht) noch immer ein unrunder Stern. Wolfgang konnte sich dies aber auch nicht erklären. Nun gut, wir optimierten dann mit viel Geduld und Akribie im mit Tubus liegendem Zustand . Heute war endlich der Test am nächtlichen Himmel möglich. Ich war gespannt wie ein kleines Kind an Weihnachten.

Gegen 18.00 Uhr begann ich mit der Beobachtung des Orionnebels im 31er Nagler. Toll wie weit die Schwingen dieses Sternentstehungsnebel ins dunkle All ragen und dann hat man immer noch richtig viel Weltraum außenherum. Im Zentrum konnte ich gleich das Trapez fein aufgelöst erkennen.
Rigel war dann der "Teststern". Interessant war, wie sich der Tubus langsam an die Außentemperatur anpasste. Zuerst zuckten regelrecht Lichtblitzlein um den fokussierten Stern. Intrafokal zeigte sich der Lichtkreis auf einer Seite wie angeknabbert (dies war die warme Luft an der "Tubusdecke"). Fokussiert zeigte sich gegenüber dieser "Delle" in den Beugungsringen ein feiner Lichtreflex. Das "fehlende" Kreissegment wurde aber innerhalb einer Dreiviertel Stunde immer kleiner und jegliche "Franzelei" um den Stern beruhigte sich.
Nach gut einer Stunde war die Optik dann soweit temperiert, dass mit Höchstvergrößerung (3,5mm Nagler) ein wunderschön rundes Sternchen mit einem, manchmal zwei Beugungsringchen langsam außenherumkreisend im Gesichtsfeld stand. Knapp daneben blitzte bläulich die schwache B-Komponente des Doppelstern auf.

"Jetzt passt wieder alles perfekt!!!"  Daumen hoch   waren meine äußerst zufriedenen Gedanken. Erleichterung!! Meine Hoffnung liegt nun darin, dass sich nun nichts mehr verstellt und alles bleibt, wie es ist. (Die gesetzten Plättchen wurden von Wolfgang diesmal mit speziellem Silikon am Rande fixiert) Als finaler Schritt wäre dann eine "Voll-OP" der Fassung in Erwägung zu ziehen. D. h. Alle Linsen raus und komplett neu setzen. Dies ist aber eine sehr aufwändige Prozedur, die ich mir natürlich keinesfalls wünsche.

M 35 mit seinen Sternketten im Zwilling war mein nächstes Objekt, das ich länger betrachtete, bevor ich dann gegen 21.00 Uhr mit dem Mond endete. Er war im 22er Nagler und im 6mm Ortho am schönsten. Der Kontrast knallte brutal in die Sehzellen und die Schattengrenzen an den Mondkratern zeigten sich wieder einmal beeindruckend. Die drei Stunden unter klarem Himmel hatten sich also total gelohnt. Da freut man sich schon auf die kommenden, dann sicherlich entspannteren Beobachtungsabenden, mit noch viel mehr Genuss.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#2
Hallo Uwe!
Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen "first light" nach der OP und der ersten Beobachtung im neuen Jahr, das uns ja noch nicht wirklich mit Astroschönwetter verwöhnt hat! 
Deine Schilderung macht richtig Lust auch mal durch den neu gerichteten TMB zu linsen!   Daumen hoch 

Meinerseits hatte ich als Frühaufsteher schon mehrfach Gelegenheit in die Sterne sprich Kometen zu schauen - aber viel zu wenig! Immerhin reichte es mal für Jupiter und die Tage vor Mondaufgang für den flitzenden Asteroiden Felizitas. Ein animiertes Gif im Anhang bei dem man sehr schön die durchziehenden Cirren an den wechselnden Sternen sieht.


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Viele Grüße
Christoph

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#3
Hallo Christoph,

war die liebe Felizitas nicht eine eurer Klostermitbegründerinnen bzw. hatte etwas mit der Anfangszeit des Klosters Münsterschwarzach zu tun??
Da hast du dann ja das richtige Objekt ausgesucht Wink

Fleißig, fleißig, sag ich da nur. Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#4
Hallo Uwe!
(26.01.2016, 12:47)Uwe schrieb: war die liebe Felizitas nicht eine eurer Klostermitbegründerinnen bzw. hatte etwas mit der Anfangszeit des Klosters Münsterschwarzach zu tun??
Da hast du dann ja das richtige Objekt ausgesucht Wink

Felizitas ist unsere Klosterpatronin, die wir am 23.11. - ihrem Feiertag - einmal in die Mitte holen und sie gebührend feiern. Mich haben die meist weiblichen Namen von Asteroiden (ob das jetzt eine psychologisches Schlaglicht auf unsere Zunft wirft?) veranlasst, mal nach ihr am Himmel zu suchen und wurde sehr schnell fündig.

Der Himmelskörper ist von C. H. F. Peters am 9.10.1869 entdeckt worden, hat einen Durchmesser von etwa 90 km und ist aufgrund der elliptischen Gestalt ihrer Umlaufbahn derzeit relativ hell.
Peters hatte aber die römische Gottheit des Glücks im Sinne und nicht unsere Klosterpatronin. Dodgy  Sei´s drum! Tongue  ich hab sie jetzt einfach für unser Kloster übernommen. Angel
Viele Grüße
Christoph

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