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Endlich klarer Himmel
#1
Hallo ins Forum,

nachdem ich schon befürchtet habe, dass diese Neumondphase wieder keinen klaren Himmel bringt, wurde ich vergangene Woche doch positiv überrascht (wenn auch nur für wenige Sunden). Ich wollte endlich mal ein paar "vernünftige" Aufnahmen mit der SW Starlight Xpress machen, die ich im Herbst gebraucht gekauft habe.

Aber der Reihe nach:
Mit Hilfe von Google Earth und einer Lichtverseuchungskarte habe ich in der freien Weihnachtszeit nach dunklen Beobachtungsplätzen gesucht und auf ihre Erreichbarkeit (Verbotsschilder usw.) und Eignung (auch nach Regentagen) geprüft. Ich wohne 10km nördlich von Würzburg im Maintal. Dem Bodennebel kann ich auf den Hochfeldern ein Schnippchen schlagen, aber den Hauptschalter für die Würzburger Beleuchtung habe ich noch nicht entdeckt.

Zwei Plätze in ca. 15min Entfernung habe ich ausgesucht: Der 1. nördlich des Gramschatzer Waldes bei Binsfeld ( 49°57'5.66"N , 9°54'16.10"E) und der 2. bei Duttenbrunn (49°53'51.26"N , 9°43'6.65"E).
Mit dem Platz am südlichen Ortsrand von Duttenbrunn habe ich mich sofort angefreundet, weil er sehr leicht zu erreichen ist und nicht so abgelegen auf einer Waldlichtung liegt - kann es sein, dass ich im Dunklen Angst habeundefined

Am letzten Mittwoch (3.2.) konnte ich dort das erste Mal den 10"-Newton aufbauen. Allerdings war es etwas windig mit einzelnen, recht starken Böen. Im Windschatten einer großen Scheune ging es aber einigermaßen. Die Sicht war jetzt nur noch bis ca 240 Grad frei (was aber egal war, denn die Wolken waren sowieso vorher da. Zum Glück haben sie keinen Graupel mitgebracht wie bei Uwe, aber Schnee im Tubus hatte ich ja auch schon diesen Winter.)
Der Aufbau, das Einrichten und Einstellen von Kamera und Autoguider hat schnell und problemlos geklappt. Und den Orion habe ich auch nicht suchen müssen. Aber von Südwest kamen die Wolken rasch herangezogen.

Und das kam schließlich heraus: je eine RGB Aufnahme mit 5min und 3 Luminanzbilder ebenfalls 5min - gesamt gerade mal eine halbe Stunde!

Seht selbst:
   

Gestern am Samstag sah es noch viel besser aus. Und ich hatte die selbe Idee wie Christoph: Der Pferdekopfnebel.
Ich war gut vorbereitet, hatte mir eine Kanne Tee gekocht und meine wärmsten Klamotten ins Auto gepackt.
Und bin ganz stolz auf meine Idee, mir ein "Negativbild" der Region um den Pferdekopfnebel auszudrucken, damit ich mich bei der Auswahl des Bildausschnittes schnell zurechtfinde und keine langen Belichtungs- und Wartezeiten fürs Einstellen brauche.

Ich war schon vor 17:50 Uhr am Platz und habe gemütlich ausgepackt. Bei meinem 1. Kontrollblick nach Norden (weil Sirius schon hell im Südosten zu sehen war) konnte ich Polaris schon ausmachen. Es war gerade mal 18:02Uhr, also noch über eine Stunde Zeit bis zur astronomischen Dämmerung. Und da Rigel gegen 1:30Uhr untergeht dachte ich, ich hätte Zeit zum Fotografieren bis der Akku Schlapp macht. (Da kamen mir solche Ideen wie Ha-Aufnahmen machen usw.)

Trotzdem war ich vorsichtig und habe erstmal 2 Rot-, dann 2 Grün- und 2 Blau-Aufnahmen mit je 10min gemacht. (Der Lacerta M-Gen lässt mich hier nicht im Stich und sorgt dafür, dass die Sterne rund bleiben). Also war die 1. Stunde schnell rum. Jetzt 1 Stunde Luminanzaufnahmen eingestellt = 6 x 10 min. Blick nach Südwest: alles klar! (Wortspiel) Genug Zeit zum Abendessen.

Nach 2 Stunden (es war gerade erst 21:20Uhr) alles wieder von vorn: je 2x RGB und dann 6 x L. Und dann noch Ha-Aufnahmen bis der Orion versinkt. Denkste! Nach gerade 2 weiteren Luminanzbildern war um 22:45Uhr Schluss! Der Autoguider hat den Leitstern zwar nicht verloren, es ist nach einer halben Stunde auch wieder klarer geworden, aber für weitere Aufnahmen hat es halt nicht gereicht.

Es kamen also je 40min RGB und 80min Luminanz zusammen, gesamt 200min, bzw. 3 Std 20min.

Und so sieht das dann aus: 
   
Warum das Bild im rechten Teil unscharf ist, hab ich noch nicht herausgefunden. Im linken Teil ist alles scharf und die Sterne sind rund. Der Komakorrektor ist nicht der Grund, denke ich.

Gestackt habe ich die Einzelaufnahmen übrigens mit DeepSkyStacker, danach mit Fitswork erst zu RGB, dann zu LRGB zusammengesetzt. Mit Photoshop PS2 (zur Zeit kostenlos bei Adobe) habe ich den Rest erledigt.

Schlussendlich bin ich aber doch zufrieden, dass es mit den Aufnahmen noch geklappt hat. Gestern Abend habe ich mir aber ein paar mal gedacht: Lass den Christoph die Bilder machen und beobachte selbst. (Ich hatte immerhin auch ein Fernglas dabei.)

Und der Jupiteraufgang mit bloßem Auge war auch sehr schön ...


Viele Grüße und Helau!
Georg
Folgenden 6 Usern gefällt Georg's Beitrag:
Christoph (08.02.2016), Florian B. (08.02.2016), JohnnyB (08.02.2016), Karsten (10.02.2016), Martin.F (09.02.2016), Uwe (07.02.2016)
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Christoph (08.02.2016), Florian B. (08.02.2016), JohnnyB (08.02.2016), Karsten (10.02.2016), Martin.F (09.02.2016), Uwe (07.02.2016)
#2
Hallo Georg!
Freut mich, dass es bei Dir geklappt hat!
Vor allem, dass Deine Nachführung so gut läuft. 10 min Frames traue ich mir für die volle Auflösung nicht zu. Kann es sein, dass deshalb die Sterne bei M42 nicht so rund sind? In jedem Fall sind die Nebelausläufer klasse! Und das Zentrum - damit kannst Du Dich Monate beschäftigen, bis das einigermaßen rüberkommt.  Rolleyes

Das Pferd ist freilich der Hingucker mit dem hellen Alnitak, seinen weiten Spikes und noch der Flammennebel drauf. Daumen hoch

Da hast Du ja schöne Beobachtungsplätze in Deiner Nähe ausgesucht! Ich würde ja die Nähe Binsfelds bevorzugen, aber das hat mehr mit meiner Heimat zu tun. Ganz ähnlich sind die Bedingungen auf meiner elterlichen Terasse von Stetten aus. Und das mit der Sicherheit kann ich verstehen. Aber ich glaube, Du bekommst eher Besuch von Füchsen, Wildschweinen oder streunenden Katzen als von Zweibeinern. Wink
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#3
Hallo Christoph,

danke für das Lob! (Ich hab´das gebraucht undefined)
Von den M42-Frames habe ich wegen des Windes viele aussortiert, aber bei den verwendeten macht er sich immer noch bemerkbar.
Dass das Zentrum so ausgebrannt ist hat mich auch gewundert, obwohl ich 5-Sekunden-Frames gemacht habe. (Du hast Recht, da kann ich sicher noch was verbessern, vor allem an den folgenden Schlechtwetterabenden.)

Mit den Farben beim Pferdekopfnebel hab´ ich es vielleicht etwas übertrieben (ich hab´ das Bild am Tag bearbeitet). Andererseits heißt der Flammennebel ja nicht umsonst so (ich weiß, er heißt so wegen seiner Gestalt). Die Unschärfe auf der rechten Bildseite beschäftigt mich aber noch am meisten.

Viele Grüße
Georg
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#4
Hallo Georg,

ist doch gut geworden :-)
Man kann sehr viele Ausläufer von dem Nebel entdecken!
Beim Pferdekopfnebel könntest Du ja nochmal den s/w Punkt setzen, evt kommt dann der leichte Rotstich aus dem Bild raus.
Wegen der rechten Seite könnte es eine leichte Bildfelddrehung sein. Passt deine Poljustage? Falls nicht gibt es auch bei perfektem Guiding eine Bildfelddrehung!


Viele Grüße, Michael
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#5
Hallo Michael,

danke für deine Tipps. Obwohl ich beim Einnorden sehr sorgfältig war (hab´die "PolarFinder"-App auf dem Smartphone und auch die Sternbilder im Polsucher verglichen) fällt mir auch nur eine ungenaue Poljustage als Grund  für die verzogenen Sterne ein.

Den leichten Rotstich habe ich in Kauf genommen, weil ich sonst diesen "blauen Fleck" im Bild hätte.
Ich hab´ mir jetzt nochmal die Rohbilder genau angesehen und die Reflexion war nur auf den 4 blaugefilterten (und ganz schwach auf den Luminanz-) Bildern zu sehen.
Das hat bestimmt was mit dem Fangspiegel zu tun).

Naja, ich werd´s rauskriegen. Wahrscheinlich ist die Antwort ganz einfach nur ich steh´ wieder mal auf´m Schlauch.

Hier hab´ ich mal ein Bild angefügt:
   


@ Christoph: Das mit der Angst vor der Dunkelheit war nicht so ganz ernst gemeint. Ich war im letzten Jahr mal allein in der Rhön am schwarzen Moor, da war es auch nicht schlimm. Naja, da haben aber auch die Sterne heller geleuchtet...


Viele Grüße
Georg
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#6
Hi  Georg,

ich find die Farbgebung vom Flammenebel "geil"! Gefällt mir. Daumen hoch Wie du gesagt hast, er heißt ja nicht umsonst so. Den Rotstich hätte ich genauso gemacht. Künstlerische Freiheit, oder?  Big Grin

Die Unschärfe konzentriert sich, wenn mich meine Augen nicht täuschen, eher rechts oben, also beim Pferdekopfnebel und oberhalb zur Bildecke hin. Für mich sieht das so aus als wäre da eine leichte Verkippung drin, oder? Ja, eine leichte Rotation könnte auch drin sein. Aber das erzeugt nicht so eine Unschärfe - die Grenze der Unschärfe verläuft in etwa diagonal durchs Bild.
Der Flammennebel darunter ist ja echt gestochen scharf. Ich bin kein Newton-Spezialist. Vielleicht melden sich nochmal ein paar Veteranen die das besser Analysieren können.


Grüße,

Florian
Astrobin
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Astronomie, einer der schönsten Gründe, nachts nicht schlafen zu gehen!
(Zeiss-Werbung)
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#7
Hallo!
M. E. ist der blaue Flecken vom Komakorrektor - falls einer eingesetzt wurde.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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