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First light am 7" STF
#1
O, Endlich hat es geklappt!
Ich gestehe ja, dass ich zwischendrin ein paar Gelegenheiten verstreichen habe lassen, die einen irgendwie klaren Himmel, aber nur mäßige Bedingungen boten. Irgendwie wollte ich, dass mein STF nicht gleich beim ersten Mal irgendwo in der ganz unten in der Atmosphäre "hängen bleibt".

Edit: Wenn dass kein Streich der Astronomie war auf meinen Beitrag "I don't like Mo(o)ndays" - ausgerechnet ein Montag war es, der das First Light ermöglicht hatte, mein erstes sinnvolles Beobachtungsobjekt war der Mond (siehe unten) und es war eine Nacht in der Jupiter fünf Monde hatte (siehe ebenfalls unten). Als wolle einen das Universum dezent darauf hinweisen, dass man doch nochmal über seine Ansicht nachdenken solle. Also gut: "I like Mo(o)ndays, too ..." Man sollte echt aufpassen was man schreibt  Blush .

Heute hat es dann endlich geklappt. Den ganzen Tag über war schon strahlend blauer Himmel mit einer wunderbaren Transparenz, die durch ein paar Wolken am Spätnachmittag kaum gemildert wurde. Entgegen der ersten Vorhersage sollte es aber nicht die ganze Nacht über klar bleiben, sondern von Süd-Westen gegen 23:00 Uhr zuziehen. Das genügte mir aber.

Am Spätnachmittag legte ich meinen 7" STF schon einmal nach draußen, damit er schon etwas auskühlen konnte. Kurz vor 21:00 machte mich auf den Weg zum Weinberg gegenüber (luxuriöse 5 Minuten). Obwohl ich CEM60 (wegen der ganzen Schlechtwetter-Kapriolen) nicht wirklich oft aufgebaut habe, ging das richtig zügig.

Gegen 21:00 Uhr war der STF montiert und ich machte ein "One Planet Alignment" auf Jupiter Wink Klappte problemlos - war fast mittig im Sucher und fertig war die Ausrichtung.

Ein Blick durchs Okular zeigte aber, dass in der Atmosphäre ich noch richtig viel los war (und im Tubus wahrscheinlich ebenso). Dementsprechend lies ich mir etwas Zeit, schwenkte um fast 150° in Richtung Mond und ging bei niedriger Vergrößerung am Terminator spazieren. Auch hier war das Bild so das man fast den Eindruck hatte irgendwo taucht demnächst wie eine Fata Morgana in der Wüste eine Oase auf, so flirrte das Bild. Hat dennoch Spaß gemacht ...

Auf dem Rückweg zu Jupiter machte ich noch einen kleinen Stop bei dem kurz über dem Horizont stehenden Trapez in M42. Wow - Las Vegas war nichts dagegen: Es blinkte in allen Farben - rot - blau - grün - gelb Smile

Bei Jupiter verbessert sich so ab 21:30 langsam die Situation. Schon vorher hatte ich den ganz nah bei der Jupiterscheibe stehenden Calisto wahrgenommen. Nun ließ er sich wesentlich ruhiger und deutlicher vom großen Jupiter trennen. Auch auf dem Jupiter tauchten immer mehr Bänder auf. Natürlich die beiden dunklen Äquatorbänder, nördlich/südlich davon dann die helleren Pendants dazu. Aber auch im Polbereich waren im Norden und Süden zwei dunkle Bänder jeweils zu erkennen. Das Bild blieb aber nicht ruhig genug um wirklich präzise Details, Wolkenschleppen und dergleichen zu erkennen. Nur in Sekundenbruchteilen konnte man so etwas erahnen.


Lustig war, dass in der Nähe von Jupiter (also auf der anderen Seite der Jupiterscheibe) ein kleiner Stern um die 4-5 mag. in perfekt passender "Mond"Position stand, der wie ein fünfter Mond wirkte. Welcher Stern das war, muss ich nochmal im Nachlauf simulieren, bis jetzt kam ich nicht dazu.
Nachdem noch immer nicht wirklich hohe Vergrößerungen möglich waren (150x ging sehr gut, jenseits von 200x wurde es schwierig), die Transparenz aber wunderbar war, machte ich mich auf den Weg zu sehen was mit 7" im DeepSky Bereich möglich war.
Der Löwe stand wunderbar perfekt am Himmel und damit eine ganze Menge Galaxien.


Zwischendrin verlor meine CEM 60 ihr Alignment, weil die Rutschkupplung der Motoren auslösten, da ich das Schneckenspiel einen Ticken zu fest eingestellt hatte. Ich verzichtete auf ein neues Alignment, sondern brachte die Montierung nur in die ZeroPosition, teilt ihr mit, dass sie in der Nullposition steht und startete einfach wieder mit dem Goto. Und siehe da ... alle Objekte waren beim 17mm LVW präzise in der Mitte.

So schwenkte ich auf M65, M66, NGC3628. Die beiden Messier Galaxien standen beeindruckend hell im Okular. Ehrlicherweise kaum ein Unterschied zum 10", allerhöchstens in den Details, da natürlich etwas weniger Struktur zu erkennen war. Aber das Triplett war zunächst ein Doublett ...  Huh  Mit dem 42 mm Okular war der Himmels-Hintergrund zu aufgehellt und beim 22mm ist die dritte Galaxie nicht ganz im Gesichtsfeld. Nach einigem Suchen tauchte sie aber am Rand, deutlich schwächer als die anderen beiden, aber klar erkennbar und ein gutes Stück größer (längliche Spindel, mit einem Hauch von Staubband als Andeutung) auf. Auch hier muss ich konstatieren, dass ich mit dem 10" schon schwierigere Beobachtungen diese Galaxien-Gruppe hatte.

Nächste kurzer Stop war M67, ein offener Sternhaufen. Einfach deswegen, weil er die nächste Messier-Zahl war Smile und weil darin viele schöne blaue, gelbe und rote Sterne zu finden sind. Das STF hat, ebenso wie der Klevtsov (aber da bin ich ja schön verwöhnt, eine schöne, feine Sternabbildung, und harmoniert offenbar auch mit den LVW Okularen sehr gut. Bis zum Rand des Gesichtsfelds war keine Verzerrung zu bemerken.

Als drittes versuchte ich die Galaxie NGC2859 zu finden. Das man sich in der Nähe an einem recht heller Stern orientieren kann, war das (obwohl eben nur 7") kein allzu großes Problem, obwohl das Teil sehr schwach daher kommt (üblicherweise auch eher für 8" ein Objekt). Die Kernregion, die eher wie ein unscharf begrenzter, aufgeblasener Stern wirkt, war gut zu sehen und nach einiger Zeit indirektem Sehen, hat man den Eindruck bekommen, dass da ein deutlicher Halo um den Stern vorhanden ist.

Mittlerweile waren fast 90 Minuten ins Land gegangen und ich schwenkte erneut zurück auf Jupiter. Nach wie vor zeigte sich der König der Planeten einigermaßen detailreich und strukturiert. Ein wirklich ruhiges Bild wollte sich aber nicht einstellen. Auch der ADC half hier nicht allzu viel weiter. Ganz im Gegenteil - ich hatte fast den Eindruck, dass die (nicht allzu stark vorhandene Dispersion) zwar gut korrigiert wurde (die Prismen standen höchstens in einem Winkel von 10° zueinander), dass aber das Bild ein Stück an Kontrast verlor. Irgendwie wurde Jupiter einen Ticken weichgespülter als ohne ADC. Ob das nur daran liegt dass ich (via Gutekunst) ein paar Artikel gelesen habe, die genau das bei "einfachen ADC Versionen" (mit Prismen) prognostizieren (also eine gewisse Erwartungshaltung meinerseits da war) oder das auf realen Fakten beruht wird sich noch gesondert zeigen müssen.

Jedenfalls waren die Bedingungen nicht so, dass es sich jenseits von 1,5 x D vergrößern ließ.

So langsam kamen dann die aus dem Süd-Westen prognostizierten Wolken auf und ich blickte noch ein letztes Mal zu Regulus (hatte ich zwischendrin auch schon ein paarmal gemacht um intra- und extrafokale Sternscheibchen zu vergleichen). Langsam glichen sich die beiden Bilder einander an und man konnte erahnen, dass die Optik sehr gut korrigiert sein muss. Allerdings war auch immer noch ein "schöner" Thermalkeil im Sternscheibchen zu sehen (fast mustergültig) und der eine Fangspiegelschatten war nach wie vor nicht "klar". Das STF pumpte also in seinem Inneren immer noch Wärme durch die Gegend.

Dementsprechend war ich heute wahrscheinlich nur bei 60-70% seiner Leistungsfähigkeit angekommen, aber das FirstLight war sehr genussvoll, unterhaltsam und auch lehrreich. Zum Beispiel ist das Sucherfernrohr noch so montiert, dass es zu weit hinter die Tubusrückwand ragt. Mit dem ganzen ZS+ADC Aufbau ragt das Okular so hoch hinauf, dass es an den Sucher stoßen würde (wenn man es dreht). Also umbauen. 

Klar ist auch, dass der STF eine aktive Belüftung benötigt. Werksmäßig wird ein blasender Ventilator in den OAZ eingesetzt, ich nutze am Klevtsov (aktuell fast gar nicht mehr, weil er einfach sehr schnell auskühlt) einen saugenden Ventilator. In beiden Fällen ist wahrscheinlich die Filterung der Luft das entscheidende Kriterium. Mal sehen, was sich da machen lässt.

Das Thema Spiegelshifting (ich hab da keinerlei Erfahrungen) ist kein entscheidendes am STF, aber da. Je nach Position des Tubus ist ein gewisses Spiel vorhanden (geschätzt etwa 10-15 Bogensekunden), das aber nicht extrem stört.

Die Verstellung selbst ist sehr feinfühlig und sanft und macht in etwa den Mittelwert zwischen einer normalen OAZ Fokussierung und 1:10 Untersetzung. Trotzdem weiß man einigermaßen homofokale Okulare zu schätzen, denn mit einem normalen Okularauszug sind 20 mm Fokussierweg schnell überbrückt. Hier bedeutet dass rund 20 Umdrehungen des Fokussierknopfs.

Dafür ist endlich mal der Backfokus selbst überhaupt kein Problem. Eine Wohltat bei der ständig ganz engen Sache am Klevtsov.

Arcturus habe ich dann noch einmal unter völliger Übervergrößerung (bevor die ersten Wolken endgültig kamen), so bei knapp 400x betrachtet. Der sichtbare zweite und dritte Beugungsring zeigte an, dass die sphärische Korrektur aufgrund der thermischen Instabilität bei weitem noch nicht perfekt war. Ansonsten waren die Beugungsringe aber sehr präzise und zentrisch: Keine Helligkeitsausbrüche, kein Koma.
Der erste Beugungsring war zudem (noch) in drei Teile segmentiert, also ein Astigmatismus des Typs "Trefoil" (Kleeblatt), was sicher auch auf die unzureichende Auskühlung  und damit vorhandenen Spannungen in der Optik zurückgeführt werden kann. Ähnliches kenne ich bei meinem Klevtsov. Im Vergleich zum Klevtsov war das gering defokussierte Beugungsscheibchen aber deutlich begrenzter, präziser, kontrastreicher. Beim Klevtsov kommt es ein gutes Stück "fluffiger" daher - auch das zeigt, dass da noch mal eine ganz andere Qualität von Optik dahinter steht.

Mein erstes Fazit nach rund 1.5 Stunden unter dunklen Himmel ist rundum positiv. Der STF hat sich bisher als ein schönes und problemlos nutzbares Gerät erwiesen mit beeindruckenden DeepSky Leistungen (das hatte ich so nicht erwartet), das handlich und komfortabel einzusetzen ist. An Planeten und Mond hat er im ausgekühlten Zustand und unter guten Beobachtungsbedingungen wohl noch gewaltige optische Reserven. Darauf freue ich mich schon jetzt, denn das Teleskop lässt noch einiges erwarten.

Erstaunlich ist auch die Kollimationsstabilität des Teils. Ganz am Anfang hatte ich die Befürchtung dass hier etwas dekollimiert ist (da der FS-Schatten etwas außermittig war), aber das waren nur erste thermische Ungleichgewichte. Nein, trotz der 4000 km (sicherlich sehr ruppigen Reise aus Moskau) ist er perfekt kollimiert geblieben.

Soweit ein erster Eindruck zu dem Teil. 

Andreas-TAL
____________________________________________________

Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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Andreas Paul (12.04.2016), Christoph (12.04.2016), Florian B. (12.04.2016), Georg (12.04.2016), Martin.F (13.04.2016), Ulf (12.04.2016), Uwe (12.04.2016), Wolfgang.F (17.04.2016)
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#2
Hallo Andreas,

ein schöner Bericht zum Firstlight mit dem 7" STF. Ich hoffe, dass du deine Beobachtungen bei besseren Bedingungen noch einmal überprüfen kannst. Gestern war die Luft nach der Dämmerung doch deutlich unruhig. Als ich draußen am Mond zu Gange war, konnte ich erleben, wie das Seeing förmlich einbrach.

Zitat: "Lustig war, dass in der Nähe von Jupiter (also auf der anderen Seite der Jupiterscheibe) ein kleiner Stern um die 4-5 mag. in perfekt passender "Mond"Position stand, der wie ein fünfter Mond wirkte. Welcher Stern das war, muss ich nochmal im Nachlauf simulieren, bis jetzt kam ich nicht dazu."

Winfried, der auch in seiner Warte war rief mich an und machte mich auf die Konstellation aufmerksam. Zuerst dachten wir, dass es eine Sternbedeckung von Jupiter sein könnte. Tatsächlich war es aber Kallisto, der sich hinter Jupiter hervorschob. Der Stern, den wir als Mond angesehen hatten stand etwas weiter weg in einer Achse mit den anderen Begleitern des Gasriesen. Es war HIP 54057.

Das Leo Triplett konnte ich im 8" gut erkennen. Ob im 31er Nagler bei etwas mehr als 30facher Vergrößerung genauso wie im 13mm Ethos bei 75x. Richtige Deep-Sky-Nächte benötigen allerdings neben der durchaus vorhandenen Durchsicht auch Luftruhe. Und so vermatschten die Details. Das war auch an M51 so. Die habe ich schon wesentlich besser auch in kleinerem Gerät gesehen.

Immerhin warst du nun schon mal mit dem "Russen" am Werk und bist sicher gespannt, was die nächsten Beobachtungsnächte noch bringen. Ein direkter Vergleich mit 8" bzw. deiner 10" Optik wäre auf alle Fälle höchst interessant. Wie hoch ist noch mal die Brennweite des Gerätes? Das kann bei Galaxien auch richtig was bringen. Ich mag es zwar auch, dass noch Weltraum um das Objekt herum ist, aber für Details kann sich eine höhere Brennweite durchaus positiv bemerkbar machen.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#3
Hallo Andreas,
Glückwunsch zum Firstlight, dass jedenfalls nicht enttäuschend verlaufend ist.
@Andreas und Uwe,
ich war auch Draußen mit den Tak FS 102 und dem Miauchi 16x60.
Die zunächst vier Monde wurden durch eine sich bildende Bäule an Jupiter in Frage gestellt. Erst später fand ich heraus dass sich Callisto von Jupiter löste.
Wie bei Dir Andreas wurde das Seeing mit der Zeit besser und es zeigten sich mehr und mehr Details an Jupiter ohne aber wirklich gut zu werden.

Das Leo Triplet war bei Dir ein Doublet, bei mir war im Bino 15x60 nur eine Galaxie zu sehen! Etwas Mondschein war ja noch da und Stoyan schreibt das die zwei Messiers im 10x50 Fernglas zu sehen sein sollen.

Gesten am Do hatte ich einen wirklich guten Jupiter am 16" ACF der Sternwarte Würzburg sehen können; mit mittigem Roten Fleck der zeitweise sogar Details um den Fleck herum zeigte.

Besten Gruß
Ralf
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Walter (21.04.2016)
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Walter (21.04.2016)




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