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Von Sterninseln und Wandelsternen...
#1
BB vom 29.04 und 30.04.2016

Hallo,

nach zwei erfolgreichen Abenden möchte ich euch meine Eindrücke schildern. Da es am Donnerstag schon aufklarte und auch die letzten Wolken gegen den späten Nachmittag vom Himmel verschwanden wurde der 10" ACF auf der Terrasse aufgebaut. Die Temperaturen sanken bei sehr guter Durchsicht zügig Richtung Gefrierpunkt. Man merkt mittlerweile, dass es schon deutlich später dunkel wird.

So war zuerst Jupiter der Kandidat, an dem ich mich aufhielt. Luftunruhe ließ Vergrößerungen bis etwa 150x zu. Das war natürlich nicht besonders gut, aber im 13mm Ethos Okular konnte ich viele Details erkennen. Bei geringerer Vergrößerung scheint die Öffnung doch einiges auszugleichen.

Gut eine Stunde später (es war dann gegen 22.00 Uhr) stürzte ich mich nach einem prüfenden Blick aufs Leo-Triplett in die Galaxienwelt und freute mich über die Sterninseln im Leo, Virgo-Haufen und Coma-Berenice. Die ganz zarten Feinheiten kamen auf Grund der Luftunruhe zwar nicht zum Vorschein, aber eine 1-2 (in Schulnoten) würde ich den Verhältnissen schon attestieren. Big Grin

Bei Hickson 61 (The Box) kam die 4. Galaxie nicht zum Vorschein und auch das Staubband in NGC 3628 wirkte etwas blasser als sonst. Hier fehlte dann doch der letzte Tick zur Topnacht. Nach den vielen Wetterkapriolen darf man aber freilich nicht wählerisch sein und ich stürzte mich visuell in die Tiefen des Alls.

Makarians Galaxienkette, und die großen Bekannten Stars wie NGC 4656 und NGC 4565 bis hinunter zu M 104, der fantastischen Sombrero-Galaxie wurde alles gierig verschlungen und genossen. Trotz der Tatsache, dass ich größere Felder um die Objekte Genieße und meist eher mit etwas "Abstand" auf die Sterninseln blicke, nutzte ich mehrmals das 13mm Ethos um auch tief einzutauchen und in den milchigen Nebeln Arme, Wirbel und Bänder herauszuarbeiten.

Hervorheben möchte ich die Galaxien NGC 3607/8 mit zwei weiteren winzigen Begleitern (die 2' südöstlich stehende NGC 3605 und die 20' weiter westlich stehende NGC 3599), die eine schöne Gruppe zwischen Vordergrundsternen bilden. Das hat mir außerordentlich gut gefallen.

Die anderen zahlreichen NGC-Schönheiten möchte ich jetzt nicht einzeln aufzählen. Der interessierte Hobbyastronom kann ja selbst mal die Seiten in den einschlägigen Himmelsatlanten nachlesen was es in diesen Regionen alles zu finden gibt.

Bevor ich gegen 1.30 Uhr das Teleskop zusammenräumte, steuerte ich noch zum Whirlpool-Doppel M51 und ließ den Abend mit Saturn und Mars ausklingen. Beide waren... na, ja etwas weichgespült und flimmerten in den Okularen. Schön, aber nicht überzeugend Wink !!!


Ganz anders in der zweiten Nacht!!! - Gestern herrscht Top-Seeing!!! So präsentierte sich Jupiter bereits in der Dämmerung bei 230x mit filigranen Einzelheiten und stand wie festgenagelt im 3,5 mm Okular. Als Gerät nutzte ich den 115/805 TMB der damit seine Leistung voll abrufen konnte. Dunst in den oberen Schichten bewogen mich dazu den kleinen Refraktor für die Planetenbeobachtung zu wählen. Mehr als eine Stunde beobachtete ich die Rotation des Gasriesen und die Bewegung der Mondscheibchen. Wenn man sich darauf einlässt erkennt man erst wie dynamisch dieses System ist und wie viel Freude alleine dieser eine Planet uns bereiten kann. Nun, da es gegen 22.30 Uhr immer noch diesig oben war entschloss ich mich zu einer 2stündigen Couchpause Tongue , um auf Saturn und Mars zu warten.

Als ich wieder hinaus ging überraschte mich ein tiefschwarzer Himmel mit guter Durchsicht und strahlend leuchtenden Sternen. Der Coma-Haufen war mehr als deutlich zu sehen und Richtung Scorpion deutete sich die Sommermilchstraße an. Das hat mich natürlich etwas geärgert, aber es war ja trotzdem noch etwas Zeit Cool .

Hoch im Osten hinter stand Lyra mit der hellen Vega. Mich zog es aber zu den Kugelsternhaufen im Ophiochus M 107, 12, 14, 10, 9 und auch der prächtige M 5 wurden gut von der kleinen Optik aufgelöst. M 13 und 92 im Herkules ließ ich selbstverständlich nicht aus. Der kleine NGC 6356 durfte genauso wenig fehlen wie M 80 im Scorpion. Ein toller Doppelstern ist Beta Scorpii - ein gefundenes Fressen für die Linsen des TMB!!!

Bis 2.00 Uhr wühlte ich mich wieder durch den Galaxienzoo des Frühlingssternhimmels und kann nur sagen: "Wenn alles Passt ist mit 4,5" Öffnung auch Galaxienzeit!!!" Natürlich deutlich zarter als mit dem Lichteimer Sleepy .

Zum Schluss folgten dann die "Stars" äh... "Planets" - des Abends. Saturn und Mars mit schönen Dunkelregionen, der hellen Polkappe und den Eiswolken. Das Ganze im 4mm Okular bei 200x (durch den tiefen Stand war das 3,5mm Nagler dann doch einen Hauch zu stark in der Vergrößerung). - Alles in allem: "Fantastisch!!!!"

Christoph hat ja die passenden Bilder schon eingestellt. Ich hoffe ihr wart auch alle draußen und habt die Nacht genutzt. Von mir gibt's nur ein kleines Foto mit Selbstauslöser... Big Grin

   
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Folgenden 4 Usern gefällt Uwe's Beitrag:
Andreas-TAL (30.04.2016), Florian B. (30.04.2016), Georg (30.04.2016), Gerhard (30.04.2016)
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#2
Vielen Dank für den schönen Bericht. Der weckt die Sehnsucht endlich die Aneinanderreihung von Schlechtwetter-und Wolkennächten hinter sich zu lassen.
Hier war es gestern leider sehr diesig, auch spät in der Nacht hatte Jupiter immer noch einen schönen Halo außen herum.  Insofern blieb auch gestern wieder mal nichts übrig außer ein seufzender Blick nach oben.
Andreas-TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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