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...vier!!! - Gebaberg
#1
BB vom 26.08.2016

So, ich schon wieder Wink,

gestern Abend machten sich Frank, Ralf und ich auf den Weg in die Rhön zum sagenumwobenen Gebaberg, dessen Ruf durch seine hervorragenden Bedingungen schon öfter voraus geeilt war. Auf 750m ü. NN. sind Plattformen für unsere Gerätschaft eingerichtet, die auch einen Windschutz und Stromanschluss bieten.

Nach etwa zwei Stunden Fahrzeit (über Würzburg und Lindelbach) mit umladen / einladen kamen wir kurz vor 20.00 Uhr auf dem "Berg der Hoffnung" an. Ralfs Eule (80er Vixen-Binoskop) und mein 10"er auf Franks SXP durften in den dunkelblauen, klaren Himmel blicken. Ein Mainzer Astrofreund stand mit einem 20"f5 Dobson bereits in den Startlöchern. Auf der Wiese waren Hamburger Kollegen mit einem 150er LZOS Fraunhofer unter sich und neben uns traf eine astronomisch unbeleckte Familie mit einem 8"f5 Newton auf einem GP-Klon ein. Ob sich die Nacht für die Neulinge bei ihnen noch lange im Gedächtnis hält, steht wahrscheinlich jetzt noch in den Sternen. Die Sonne versank lautlos im Westen, während der Erdschatten im Südosten aufstieg.

Auf dem Berg war später eine Party am Laufen. Nette Live-Musik säuselte in unsere Ohren. Ob Nena, Helene Fischer oder auch härtere Klänge. Die spielten echt gut. Etwas lästig war allerdings die dadurch bedingte Verkehrslage. Immer wieder kamen und fuhren Autos, so dass die Nachtadaption öfter in Gefahr war.

Gespannt wurden die ersten Blicke durch die Gerätschaften noch bei Tageslicht gewagt. In der Ferne sah man Dunst, der aber unter uns lag und einer der zahlreichen Heißluftballons durfte als Testobjekt fungieren. Ralf war gleich entzückt, denn die Luft stand... kein Zappeln, kein Wabern, kein Zucken und das quer über die Landschaft, dicht über den Horizont. Fantastisch!!!

Als dann Saturn tief ... äh, hier ist es eher nicht so tief (man steht ja über den Dingen Sleepy ) ... sein erstes Licht zu erkennen gab, waren wir nicht mehr zu Halten und überfielen ihn gleich mit beiden Geräten mit drei Augen. Egal ob 20x, 40x oder ... 270x der Ring stand wie eine Eins! Cassiniteilung, Planetenschatten auf dem Ringsystem und Thetys dicht am Planeten. Es war der absolute Genuss!!! Auch unsere Hamburger Kollegen waren angetan von meinem glatten Spiegel und gaben gleich mal eine Runde "Augentropfen" vor ihrem Wohnmobil aus. Wir nutzten die Chance durch deren Russenoptik zu blicken und waren erfreut, was ein 150€ Gerät (bei Ebay wegen eines kleinen Kratzers in der Linse ins Eigentum übergegangen) doch Freude bereiten kann. Das Bild des Ringplaneten kam sehr kontrastreich daher.

Doch dann mussten wir schnell zurück, denn der Himmel wurde zusehends dunkler und wir wollten die kostbare Zeit vor Ort nicht ungenutzt lassen. Wir stürzten uns auf den Trifidnebel und der war für mich auch eines der Highlights des Abends. Die tiefschwarze Teilung und die feinen, klaren Sternchen in der Mitte waren...  Rolleyes

Mars zeigte sogar die große Syrte und noch andere dunklere Gebiete, an die in den letzten Wochen bei uns überhaupt nicht mehr zu denken war. Leider hatten wir den Atmosphärenkiller nicht dabei, sonst wär noch mehr möglich gewesen.

Wir bewegten uns natürlich auf Grund der Höhe in Gegenden die wir sonst nur schwer erreichen können. Im Schützen und Skorpion gibt es ja eine Menge an Objekten, die wir auf alle Fälle betrachten mussten. Der Omeganebel war dermaßen hell, dass wir gar nicht an einen OIII Filter dachten - wie bei uns in Franken in tollen Nächten eben auch. Ralfs Bino war ideal um einfach die Milchstraße nach Schätzen abzugrasen. Die rattenscharfe Nachteule macht echt Spaß. Und dann die wohlklingenden Worte (eines uns bekannten Astrohändlers): "So ein Gerät ist auch zu Hause klasse! Du packst das niedliche Teil, stellst es raus, schaust durch, freust dich und wenn du müde bist nimmst du es am Stück und stellst es wieder ins Wohnzimmer!"
Wenn man dann noch einen Knecht hat, der die Objekte quasi mit einem Dreh aus dem Handgelenk in die Panoptics bugsiert hat man ein Rundumsorglospaket. Cool

Nach und nach wurde auch die Milchstraße immer deutlicher. Von Horizont bis Horizont erstreckte sich das milchige Band, gut strukturiert sich quer durch ein Sternenmeer schlängelnd. Alles in allem war die Durchsicht und Transparenz sehr gut. Es wäre jetzt aber zu viel gelobt, wenn man von einem gravierenden Unterschied zu Badisch-Sibirien spräche. Hier in unserer Gegend kommt man schon sehr nahe an die Ansicht heran. Das konnte Frank bestätigen. Freilich, die Höhe haben wir nicht und die Lichtglocken von Würzburg und Frankfurt sind etwas Nachteilig, aber der Abend auf der Geba lebte auch von den wunderbaren, äußeren Bedingungen. Die Temperaturen blieben sehr angenehm, so dass Mütze, Daunenjacke und Weste (ja der Ralf hatte vorgesorgt) nicht nötig wurden. Wir konnten bis zum Schluss im T-Shirt an den Teleskopen werkeln. Durch die sensationelle Luftruhe machte das Beobachten einfach nur wahnsinnig Spaß. In Topnächten werden sich die Standorte aber nicht sehr viel geben.

Was wir nun alles in den Okularen gesehen haben möchte ich hier nicht zumuten. Wir gingen zwischendurch auf PN-Jagd im Schwan/Vulpecula und erfreuten uns auch an den hellen Krachern. Der Crescentnebel NGC 6888 war mit OIII glaube ich auch ein kleiner Höhepunkt. Schöne Strukturen, wie auf den Fotografien zeichneten sich ab. Dazwischen immer wieder blicke auf OH´s (Ha- und Chi-Persei usw.) und die riesige Andromeda, die durch das Bino perfekt in Szene gesetzt werden konnte.
Auch wenn der Himmel sich von einer sehr guten Seite zeigte, blieb an zarten Objekten wie NGC 891 oder Stephans Quintett der letzte Ticken verwehrt. Hier hätte ich mir noch ein wenig mehr erwartet. Ich möchte aber keinesfalls jammern. Die Hohe Geba hat viel Potential und wäre absolut ein Plätzchen für ein Teleskoptreffen. Das sollten wir mal andenken. (Wind, Wetter und Temperaturen sollten aber so wie gestern passen Tongue ). Die Entfernung ist gut machbar, die Möglichkeiten der Versorgung dort ja gegeben und alles Notwendige ließe sich sicherlich organisieren. Unterkunft, Trinken, Essen... und wenn dann der Magen zwicken sollte, findet Ralf sicherlich den ein oder anderen REGULATOR in seinem Rucksack. Ein förmlich einschnei...ups... einbrennendes Erlebnis!!! Das kann ich jedem versprechen.

Also, wir gaben bis beinahe 2.00 Uhr richtig Gas und endeten erst, als der Mond mit seiner Beleuchtung das Sternenlicht dimmte. Gegen Ende konnte ich sogar noch eine Skizze (ich wollte nicht länger als eine viertel Stunde das Okular belegen) vom Helix-Nebel NGC 7293 in Aquarius anfertigen.

Uranus und Neptun standen zwischendurch als schöne bläulich, türkise Kügelchen ordentlich in den Okus. Nur für Pluto war es leider schon zu spät. Er war bereits außer Reichweite. Besonderer Dank gilt hier Franks Einsatz am Tablet bei der Objektsuche und deren Lagebestimmung.

So, was gabs noch... hab bestimmt die Hälfte vergessen, aber nach nur 3h Schlaf sei es mir verziehen. Vielleicht melden sich auch noch die tapferen Begleiter zu Wort und ergänzen meine sachlichen, nüchternen Zeilen um ein paar greifbare, emotionale Worte. Biiettte!!!
Auf dem Heimweg trafen wir zum Glück kein Reh, aber drei halbwüchsige Waschbären ließen uns kurz Inne halten auf den schmalen, idyllischen, abgelegenen Pfaden der Rhön. An einem schweren Unfall mussten wir auch noch vorbei. Frank brachte uns aber sicher in heimische Gefilde und gegen 4.15 Uhr konnte ich meinen mittlerweile schon astronomisch beanspruchten... geschundenen Körper im Bett ausstrecken Big Grin . 4 Nächte am Stück zeigen doch ihre Wirkung. Jetzt geht's mit den Kids wie in den vergangenen Tagen ins kühle Nass.

Anbei noch ein paar Eindrücke und meine Skizze.

   
   
   

   
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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Christoph (27.08.2016), Florian B. (05.09.2016), Georg (27.08.2016), Michael (27.08.2016), Ralf (27.08.2016), Simon (30.08.2016), Thomas64 (27.08.2016), Werner (28.08.2016), Willi (28.08.2016)
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#2
Hallo Uwe!
Klasse!   Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch
Du bist aber noch nicht ausgeschlafen: wo ist die Skizze??? Huh

--- ah, jetzt!!! kamen die Bilder... und die Skizze?
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#3
Hallo Christoph,

wir Beamte brauchen als mal gaaaaaanz laaaaaang, vorallem nach so kurzen Schlafperioden... Sleepy
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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Christoph (27.08.2016), joko (27.08.2016)
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#4
Hallo Uwe!
Wow! Das Bild von Ralfs Eule (80er Vixen-Binoskop) ist ja ein Werbebild erster Klasse! Daumen hoch 

... und vor allem die Skizze vom Helixnebel. Die Bedingungen waren ja gut! auch hier im Mainland - allerdings fehlte gestern Abend die Transparenz im Süden doch deutlicher.

Im Schwimmbad kann man ja auch schlafen... Wink
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#5
Danke Uwe für den Bericht so früh am Tag Big Grin 

Ich denke die hohe Geba ist eine Reise wert so man in der Gruppe fährt Wink
Ist man erst im Tal, vergisst man alle Qual

Das Letzte ist ein Insider, danke Uwe für´s weglassen und das Werbebild vom Vixen hab ich schon abgespeichert.
Hätte ich gerne in besserer Auflösung per Mail.

Das Seeing in der Dämmerung war für mich das Planetenhighlight  2016 und damit auch die beste Beobachtung von Saturn und Mars in diesem Jahr. Erstaunlich hier die Abbildung des TMB Fraunhofer am Saturn, starker Kontrast.

Die Objekte waren in guter Manier zu sehen, wenn auch keine Bestmarken gesetzt wurden. Das liegt aber nicht am tollen Standort, sondern den Luftbedingungen die mit guter Luftruhe glänzte und einer ordentlichen Durchsicht, die aber bestimmt noch besser ausfallen kann.

Mein Highlight am Berg war die Beobachtung mit bloßem Auge, die in der jeder Richtung gut war. Die Milchstraße bis zum Horizont lud ein die tiefstehenden Objekte zuerst zu beobachten. Ein Genuß im Fernglas bei 20x und öfters sogar noch mehr bei 48x.

Die Beoachtungsboxen mit Windschutz und Strom bei festen Boden ist eine sinnvolle Basis für Beobachtungen und gleichermaßen ein toller Service der Gemeinde. Fotografen und Visuelle müssen sich aber einigen was die Aufstellung der störenden Laptops betrifft.

Ob die hohe Geba eine Reise wert ist hängt natürlich von der Entfernung der Anreise ab. Zum Glück können wir bei guten Luftbedingungen noch von zu Hause beobachten, was die anwesenden Hamburger oder Mainzer nicht mehr können.
Der Berg wäre die ideale Plattform für ein Teleskoptreffen größeren Stils; die Infrastruktur und die Himmelsqualität vor Ort sind eine Traumkombination. Alleine würde ich wegen einer Nacht nicht auf den Berg fahren, in der Gruppe oder bei einem Treffen lohnt es sich allemal.

Vielen Dank an Frank für die Mitnahme

CS
Ralf
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Georg (28.08.2016), Werner (28.08.2016)
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#6
Hallo Ralf und Uwe,

ihr habt ja schon alles ausführlich berichtet, was dieser tolle Abend hergegeben hat. Die Anreise ist mit 120km von Würzburg aus gut zu bewältigen und dank Uwes aufmunternder Worte bei der Rückfahrt gegen drei Uhr morgens bin ich auch nicht am Steuer eingeschlafen Angel .

Für mich war das auch die beste Saturn-Beobachtung des Jahres! Man konnte sich gar nicht vom Okular losreißen. Ich bin auf jeden Fall wieder dabei wenn die Bedingungen gut sind und man sich in kleinerer oder größerer Gruppe zusammentut. Daumen hoch 

CS

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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