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Die Nacht der Quasare - La Palma Edition
#1
Hallo ihr Daheimgebliebenen,
seit einigen Tagen bin ich zusammen mit Jörg auf der Insel La Palma unterwegs um den Sternhimmel unsicher zu machen. Damit ihr daheim in Mitteleuropa einen Einblick in die nächtlichen Erlebnisse bekommt, schreib ich euch hier meinen Bericht zur vergangenen Nacht.

Zu den Rahmenbedingungen:
Der Beobachtungsplatz liegt im Nordwesten von La Palma. Genauer gesagt auf der Hacienda La Palma auf knapp 1300 m. Die Lichtverschmutzung war praktisch nicht wahrnehmbar. Als Gerät hatten wir uns von ATHOS einen 16" Dobson von Spacewalk-Telescopes gemietet. Das Gerät war neben einem untersetzten Crayford-Auszug mit digitalen Teilkreisen, Filterschieber und Fangspiegelheizung ausgestattet.

Alles begann damit, dass gegen Mitternacht mein Wecker klingelte. Klamottentechnisch hatte ich mich mit meiner Daunenjacke und -hose auf frische Temperaturen eingerichtet, zumal es etwas windig war. Bevor es rausging, stärkte ich mich noch - man weiß ja nie wann´s man wieder dazu kommt. Auf dem Weg zum Beobachtungsplatz, einem geschotterten und mit Findlingen eingefasster Platz von etwa 6 Metern Durchmesser, gings an den österreichischen Astro-Kollegen vorbei. Nachdem Jörg mit dem Fotografieren fertig war und zusammengepackt hatte, begann ich gegen 00:30 Uhr meine Beobachtungsnacht.


Als Einstieg in diese Beobachtungsnacht gönnte ich mir den offenen Sternhaufen NGC 7789 in der Kassiopeia.Ein Sernhaufen der mit Sternketten und dunklen Bändern durchzogen ist. Der Sternhaufen ist von der Helligkeit her sehr homogen. Ich finde, wie im Stropek auch, dass dieser Haufen auf jeden Fall ein M-Nummer verdient hätte!


Aber nun zum Eingemachten! Hier der Reihenfolge nach die Objekte jenes Abends:



Quasar 3C48

Sehr schwer, da nur 16,5 mag. Die genaue Position konnte mittels Starhopping schnell ermittelt werden. Der Quasar liegt zwischen α Triangulum und ß Andromeda – etwa nach dem ersten Drittel.
Das Objekt der Begierde liegt habe M 33. Als Einstieg für´s Starhopping habe ich ein Sternenpärchen gewählt, dem eine Bogenförmige Sternkette aus fünf Sternne angegliedert war.

Im Okular bildeten drei hellere Sterne ein etwa gleichschenkeliges Dreieck, wobei der „Boden“ im Okular waagrecht erschien. Unterhalb war ebenfalls ein etwas schwächerer Stern, mit dem ich meine Lage bestätigen konnte. Wenn man die Unterkante des Dreiecks nach links in der doppelten Distanz verlängerte, traf man auf den Anfang einer Diagonale welche sich nach rechts oben (ca. 30° zur waagrechten) fortsetzte. Die exakte Position wurde im Okualr bei ca. 256-facher Vergrößerung mittig eingestell. Genau zwischen dem linken „Grundstern“ des Dreiecks und dem unteren Stern der Diagonalen liegt der Quasar3C48.

Der Quasar war sehr schwer zu Beobachten. Er glimmte ab und an für bis zu drei Sekunden auf, sodass ich ihn sicher beobachten konnte! Die Sichtung verlangte alles von meinem „sehenden“ Auge ab.


Quasar MR2251-178

850 Mio. Lichtjahre entfernt; Helligkeit variiert zwischen 12,7m und 15,8m;
Ausgangspunkt für die Suche war τ Aquarius. Von ihm aus hangelte ich mit bis zum erweiterten Ausgangspunk vor, um von da an mit der Detailkarte weiterzuarbeiten. Schon im 31er Nagler konnnte ich das Objekt indirekt und ohne Probleme erkennen. Der besagte Quasar bildete mit drei Feldsternen eine Raute. Um ganz sicher zu sein, vergrößerte ich anschließend auf 195-fach und konnte das Objekt erneut bestätigen.


Quasar Mrk509

Auch dieser Quasar liegt im Wassermann. Der Stern ε Aquarius bildete den Anfangsstern meiner Suche. Wieder über die Detailkarte konnte ich recht schnell die genaue Position ermitteln. Wie auch beim vorhergehenden Quasar war dieser schon im 31er Nagler indirekt zu erkennen. Ich vergrößerte mit meinem 8,8 mm Okular auf knapp 195-fach. Der Quasar bildete mit drei weiteren Feldsternen ein auf der Seite liegendes Trapez, an dessen obere Flanke ein gleichschenkeliges Dreieck angegliedert war.


PN NGC7293

Zur Entspannung gab es NGC 7293, den Helixnebel. Von La Palma aus ein sehr schönes Objekt. Neben dem Zentralstern waren auch weitere 10 Feldsterne innerhalb des Nebels zu sehen. Anfang der Woche waren die Bedingungen jedoch noch einen Tick besser, sodass man am Dienstag insgesamt 13 Sterne im Helixnebel erkennen konnte. Der Nebel machte einen leicht ovalen Eindruck. Auch war der Ring nicht homogen. Den besten Eindruck bekam man bei etwa 122-fach im 14mm UWA.


Quasar BLLac

850 Mio. Lichtjahre entfernt; Helligkeit variiert zwischen 12,0m und 15,5m
Dieses Objekt liegt nahe dem Sternbild Eidechse. Auch diesmal gelang die Aufsuche mithilfe des Stropek´s ohne große Mühe. Der Quasar war indirekt einfach bei ca. 195-fach zu erkennen. Er bildete die Ecke eines gleichschenkeligen Dreiecks.


Quasar 1ES1959+650

600 Mio. Lichtjahre entfernt; Helligkeit variiert zwischen 12,8m und 16,5m
An diesem Quasar bin ich letzten Endes gescheitert. Als „Einstiegsstern“ hatte ich ε Draco auserkoren. Anfangs kam ich noch schnell voran. Eine Sternenkonstellation nach der anderen wurden erkannt und abgefahren, jedoch blieb mir das letzte Stück verwehrt. Ich hatte mehrmals versucht die richtige Sternengruppe zu finden, die auf der Detailkarte eingezeichnet war – Ich blieb mit dem Dobson im Sternengewimmel stecken.


Noch während ich wie ein Verrückter gesucht habe, sind immer mehr Wolken durchgezogen. Auch wenn ich den letzten Quasar auf meiner Tagesordnung nicht gefunden habe, so war dieser Abend doch sehr eindrucksvoll und erfolgreich. Gegen 04:30 begann ich mit dem Aufräumen bzw. dem Abdecken des Teleskops. Zum Abschluss noch ein kühles Bier und ab ins Bett.

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in diese doch sehr spezielle Beobachtungsnacht geben...


Gruß
Simon
Folgenden 10 Usern gefällt Simon's Beitrag:
Andreas-TAL (03.10.2016), Christoph (03.10.2016), Florian B. (02.10.2016), Georg (03.10.2016), Herbipollution (06.10.2016), Karsten (03.10.2016), Martin.F (02.10.2016), Thomas64 (03.10.2016), Ulf (03.10.2016), Werner (03.10.2016)
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#2
Hi Simon,

wow - beeindruckende Liste der Objekte und die meisten nicht gerade einfach. Daumen hoch  Ich bin schon gespannt wenn du wieder an einem Stammtisch dabei bist und mit Jörg gemeinsam über die Eindrücke auf La Palma berichten kannst.

Grüße,

Florian
Astrobin
Fotocommunity
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Astronomie, einer der schönsten Gründe, nachts nicht schlafen zu gehen!
(Zeiss-Werbung)
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#3
Hallo Simon,

kann mir gut vorstellen wie dort jede Nacht unter guten Himmel spechtelt. War ja letztes Jahr mit Jörg auf Kiripotip genau so. La Lalma zählt ja ebenso zu den besten Beobachtungsplätzen der Welt. Hast dich auch gut vorbereitet und dir spezielle Objekte ausgesucht. Wünsche euch noch viel Spaß und Erfolg beim Ausgraben der schwierigen Objekte. Daumen hoch 
 Denke ihr haltet auch einen Vortrag wie Jörg und ich damals. 

Gruß Philipp
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