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SN in NGC 6946
#1
BB vom 25., 26. und 27.05.2017
(8" Dobson, 24" Dobson, 10" ACF)

Oder das große „Wundenlecken“… Sleepy

das angekündigte, stabile Hochdruckgebiet bescherte uns bei herrlichem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel drei klare Nächte. Mehr als einen Blick mit dem 8“ Dobson auf Jupiter, der dann doch sehr verwaschen daher kam, wagte ich am ersten Abend nicht. Maximalvergrößerung lag bei ca. 75x. Der Jet ließ mich meine sieben Sachen wieder einräumen. Alle Sternchen wirkten total verwaschen und matschig. Dodgy

Auch der zweite Anlauf am Freitag mit Bernhards 24“er förderte nicht die erhofften Deep-Sky-Schätze zu Tage. Der Argo-Navis führte wie schon einmal die Goto-Befehle über die Steuermotoren nicht aus und irgendwie verloren wir über die digitalen Teilkreise Schritte, so dass wir etwa 3° neben den Zielen landeten. So war es auch nicht möglich über händische Steuerung zum Objekt der Begierde zu fahren. Während der Fehlersuche und der Überprüfung der Stromversorgung bzw. der Einstellung der Grundparameter verging die Zeit rasch. Zumindest konnten wir einen eindrucksvollen Jupiter und einen bis ins Zentrum aufgelösten M13 mit der benachbarten 11,6 mag Galaxie NGC 6207 für das Log aufschreiben. NGC 6207 wirkte im 60 cm Spiegel ähnlich hell und deutlich, wie etwa NGC 2903 im 10“er. Struktur war aber keine auszumachen. Zweimal zog die ISS über unsere Köpfe hinweg, ehe wir enttäuscht das Feld räumten. Angry

Gestern bot sich dann zu Hause die Gelegenheit meine lichtsüchtigen Sinneszellen mit Photonen aus den unendlichen Weiten des Alls zu fluten. Neben dem 10“ ACF stand auch der Dobson für Übersichtsbeobachtungen auf der Terrasse. Bei angenehmen T-Shirt Temperaturen war die Vorfreude riesig.
Auf „astrotreff“ las ich am späten Nachmittag von einem Einschlag auf Jupiter. Ein kleines graues Fleckchen auf der Planetenscheibe (ziemlich weit im Norden) zog dann noch in der frühen Dämmerung meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Könnte das der Überrest des Impaktes sein? Ein Mondschatten sieht in der Regel deutlich begrenzter und dunkler aus. Bei Shoemaker-Levi gab es ja auch dunkle Einschlagpunkte auf dem Gasriesen. Die Position schien augenscheinlich auch zu stimmen, wenn man die unterschiedlichen Wolkenbewegungen berücksichtigt.

So entschloss ich mich eine Skizze anzufertigen. Hätte ich mal lieber gleich in Stellarium nachgesehen bzw. mein Skysafari-Programm angeworfen. Es war natürlich der Schatten von Ganymed. Auf Grund der äußerst nördlichen Durchlaufposition ergab sich dieses graue Etwas. „Schade!“, dachte ich. Das wäre mal ein Highlight gewesen. Aber immerhin habe ich jetzt doch noch mal den Jupi „schwarz auf weiß“ (es ist diesmal aber wirklich nur eine Skizze für das Beobachtungsbuch)! Blush

Danach graste ich den Himmel ab. Die Luft war mittlerweile sehr ruhig und die Transparenz auch mehr als ordentlich. Die Sommermilchstraße hob sich schon deutlich wolkig und zerteilt vom tiefschwarzen Himmelshintergrund ab. Die Schildwolke stand prächtig im Südosten und die Anzahl der Sterne war atemberaubend. Im 8“er, den ich an Polaris noch einmal justierte betrachtete ich die Kracher wie M81/82, M51, M97 und M108 oder NGC 4565 Er machte richtig Spaß, der kleine Spiegel.

Mit dem OIII Filter ließ ich das Sternlicht des Katzenaugennebels, des Crescentnebels und des Blinking Planatary Nebula auf meine Netzhaut fallen. Bei M 27, M 57 und dem Cirruskomplex brachte der Filter eine gewaltige Helligkeitssteigerung. Im großen Gesichtsfeld des f5-Newton schweben die beiden Überreste der Sonnenexplosion besonders eindrucksvoll im Sternenfeld! Die Detailfülle und die filigranen Nebelstrukturen treten dabei aber in den Hintergrund, was aus meiner Sicht die Ästhetik ein wenig beeinträchtigt.

Im 10“er nahm ich mir schwächere Galaxien vor und tauchte weit „hinab“ in die unendlichen Tiefen des Alls. Nun konnte die Kombination Sky-Safari / FS2 wieder zeigen was möglich war. Über die Bluetoothansteuerung steuerte ich sehr einfach die schwachen Sterninseln an. Die Gerätschaften ergänzen sich wirklich perfekt.

Ziel des Abends war schließlich die Fireworks-Galaxy NGC 6946 – 8,8 mag hell auf der Grenze zwischen Cygnus und Cepheus gelegen. Es waren im 36mm Baader Aspheric Okular sogar die Spiralarme angedeutet. Gegen 1.30 Uhr wanderte sie hinter dem Hausdach hervor. Mit dem Tablet und einer Aufsuchkarte auf dem Schoß orientierte ich mich um die Supernova ausfindig zu machen.

Zuerst muss man die Größenverhältnisse und die Sternpositionen miteinander in Einklang bringen. Anschließend prüft man gewissenhaft, ob die Anordnung passt und ist begeistert, wenn man die Explosion dann doch so einfach zu fassen bekommt. Ich schätze die Helligkeit der SN um die 12 mag.
An der Galaxie verbrachte ich sicher beinahe eine Stunde und freute mich über die guten Deep-Sky-Bedingungen. Tongue

Jetzt war es schon nach 2.00 Uhr und Saturn stand im Süden „zum Greifen nah“! Die Cassiniteilung war beinahe umlaufend gut zu beobachten, abgerundet wurde die Ansicht durch die Monde, die den Ringplanten umkreisten.

Als Abschluss der wunderbaren Sternennacht gönnte ich mir noch die tiefstehenden Nebel im Sagittarius (Schützen). Bei M 20, dem Trifidnebel war ich dann richtig geplättet. Der Emissionsnebel zeigte seine scharf begrenzte Teilung durch die Dunkelwolke Barnard 88. Darin standen zentral die fein leuchtenden „beiden Zentralsternchen“. Schwach, aber trotzdem eindeutig erkennbar kam auch der Reflexionsnebel daher, der vom Stern HD 164514 beherrscht und angeregt wird. Diesen hatte ich bisher visuell noch nie so deutlich wahrgenommen.
 Auch der Omega-Nebel und M 22 waren genial anzusehen.

Gegen 2.30 Uhr war es Zeit zusammen zu räumen - ein fantastischer Beobachtungsabend ging zu Ende!!! Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Folgenden 7 Usern gefällt Uwe's Beitrag:
Christoph (28.05.2017), Florian B. (01.06.2017), Georg (28.05.2017), Gerhard (28.05.2017), Herbipollution (29.05.2017), Martin.F (29.05.2017), Thori (28.05.2017)
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#2
Hallo Uwe!
Du machst mir Sachen!!!
Erst Jet (welcher Jet?), dann eine irrlichternde Steuerung und dann endlich der klare Abend... ein toller Bericht!
Und - mein ganzes Mitgefühl! Angel

Leider kann ich nur kurz schreiben:
Von wegen Ganymed-Schatten, er war es "eo ipso" selbst, der da im Norden seine Bahn zog! Pünktlich um 22:35 MESZ trat er dann von der Planetenscheibe ins Freie raus. Von einem Einschlag konnte ich leider nichts sehen. Oder war das einer der vielen Strudel, dunklen Strukturen, die ich sah? Huh 

Die Luft hier auf dem Jakobsberg war so ruhig, dass ich bis 400x gehen konnte an meinem Dobson. Leider waren dann derart viele Details gestern Abend zu sehen und ständig war ich mit Nachschubsen beschäftigt, dass ich an einer Zeichnung scheiterte.

In der Nacht vom 26./27.5. war das Seeing etwas schlechter, aber die Durchsicht für hiesige Verhältnisse am Rand des Rhein-Main-Gebietes sehr gut.
Die Galaxie konnte ich daher nur erahnen (mein blanker Neid spricht jetzt) und die Grenzgröße war wohl im 10"er nur 14 mag, aber die SN konnte ich klar identifizieren. Auch ein Augenblick zum Niederknien! Cool 

Anbei mein Zeichenversuch der SN und eine Simulation, die ich mir aus meinen CCD-Aufnahmen gemacht habe. Die Helligkeit beträgt derzeit 13 mag (AAVSO). Allerdings veröffentliche ich jetzt hier nicht meine Überlagerung der Simulation und meine Zeichnung - ich käme wirklich nur unterirdisch desaströs weg... Confused

   

   

Achja, dann gab es noch Doppelsterne (zB. Gamma Vir, gleich neben Jupiter), Nebelchen in Masse und Saturn...
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#3
Hallo Christoph,

der Jet.... ja die durchsausende Luft halt... Confused Huh  ... war echt gruselig. Ich hab nicht bei meteoblue etc. nachgesehen, ob sich da jetzt ein offizieller, angemeldeter Luftstrom durchbewegt, aber eines war klar. So wird das nix mit der entspannten Beobachtung!!!

Und dann der Ganymed... war er es wirklich selbst?... Wo ist sein Schatten hin?? Eventuell ist er mittlerweile ein Wesen der Nacht mit langen Eckzähnen und Knoblauchphobie??? Wer weiß! Wink

Die Skizze der Supernova hast du toll hinbekommen. So habe ich das auch gesehen. Gut, die Galaxie kam bei mir etwas stärker durch aber die Ansicht war ansonsten genau so, wie du es gezeichnet hast.

Ich hab mal die Formation in deinem Foto (von neulich) rot eingekreist, anhand derer ich mich zur SN vorgearbeitet habe. Der grün eingekreiste Stern war wie auch auf deiner Skizze nicht zu erkennen!

   

Ich finde deine Dokumentation auf alle Fälle toll! Da musst du dein Licht nicht unter den Scheffel stellen! Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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