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Welches WW...???
#1
BB vom 14.02.2018

Hallo,

die gestrigen Bedingungen (-3°, windstill und trocken) mussten unbedingt ausgenutzt werden und schon am späten Nachmittag wurde der 10" ACF auf die Sphinx gepackt. Der ADA 130 wurde als Ersatzgerät kaltgestellt, falls ja die Taukappe nicht durchhält.

Frank verabredete sich mit mir und stieß später dazu. Bereits um 18.00 Uhr konnte ich die ersten Doppelsterne beobachten und hatte gleich ein Aha-Erlebnis an Sirius. Dessen Begleiter mit ca. 8mag war bei noch nicht zu dunklem Himmel deutlich neben dem hellsten Stern des Nachthimmels gut zu erkennen. Daumen hoch  Das Trapez im Orion war auch sehr gut mit E und F zu erkennen - die Luft wurde zunehmend ruhiger.
M 78 überzeugte in seiner Pracht und IC434 war als "schwache Kante" zu erhaschen. Zeta Orionis sollte man dazu aus dem Gesichtsfeld halten. Den berühmten Pferdekopf, die dunkle Ausbuchtung, war gestern aber nicht zu erkennen. Der Flammennebel NGC 2024 war dagegen deutlich erkennbar.

Danach machte ich mich daran ein paar winzige Galaxien im südlichen Orion zu erhaschen. Zuerst beobachtete ich NGC 1653.

NGC 1637, 1638 und 1691 waren die weiteren Kandidaten mit schwacher Flächenhelligkeit. Konnte ich die Face-on GX NGC 1637 noch relativ einfach ausfindig machen, verlangten NGC 1638 und die winzige 1691 doch deutlich höhere Konzentration.

Wie schon häufiger erkannte ich die zarten Aufhellungen im Baader 36mm Okular noch besser, als im 31er Nagler. Dieses zeigt sie zwar auch, aber vielleicht macht sich hier die größere Austrittspupille bemerkbar.

Es folgte der PN IC 2165, der mit 7" Durchmesser und hoher Flächenhelligkeit einfach entdeckt wurde. Er ist leicht elliptisch und bläulich Türkis.

Als Frank dazustieß, hatte ich gerade IC 418, den Spirographennebel im Zoom-Okular. Der 10mag helle Zentralstern sprang einen förmlich bei gut 300facher Vergrößerung an. Ein PN, der richtig Spaß macht.

Mit dabei hatte Frank sein neues 40mm Explore Scientific Okular, das wir mit dem 36er Baader Hyperion Aspheric und 31er Nagler vergleichen wollten. Als Testobjekte sollten die drei oben genannten Galaxien noch einmal aufgesucht werden. Erstaunlich ist die Feldabbildung des doch relativ günstigen (ca. 300 Euro) Okulars, das bis kurz vor die Feldblende bei 68° Gesichtsfeld saubere Sternchen zeigt. Das günstigste Okular ist das Aspheric. Es kostet im Moment knapp 170 Euro und macht mit 72° Gesichtsfeld am ACF schon immer eine super Figur, während es an meinem TMB eher unbrauchbar ist, da hier extreme Verzerrungen schon wenig aus der Mitte entstehen.
Das Nagler mit 82° macht in allen Teleskopen seine Aufgabe hervorragend, kostet im Moment aber über 750 Euro und kann wie oben beschrieben manchmal eben feinsten Fizzelchen nicht ganz so einfach zeigen.

Das 40mm ES packte hier nochmal einen Ticken drauf. Alle drei Galaxien waren in den ES - Linsen am "einfachsten" auszumachen (wir haben uns trotzdem voll konzentrieren müssen und ohne Goto... Dodgy  wären wir wahrscheinlich nicht so drüber gestolpert).

31er Nagler - Austrittspupille ca. 3,15mm
36er Baader Hyperion - 3,5mm
40er ES - Austrittspupille ca. 4mm

Es kann also nur an der Austrittspupille liegen. In der Theorie bedingt eine höhere Vergrößerung einen dunkleren Himmelshintergrund und schwache Nebel treten dadurch besser hervor. Im Umkehrschluss wird aber die Austrittspupille kleiner und häufig in kurzbrennweitigen Okularen auch der Himmelsausschnitt, den man betrachtet. Vielleicht überwiegt bei der Galaxienbeobachtung trotzdem die Austrittspupille, wodurch mehr Licht ins Auge gelangt. Wir haben schließlich keinen Namibia-Himmel.  Undecided

Deutlich wurde die Feststellung dann zum Schluss auch am vorletzten Objekt, der NGC 891, die ebenfalls im 40er ES die beste Figur machte. Es sind wirklich nur Nuancen, aber die Erkennbarkeit des Staubbands ist so ein Indikator, den man heranziehen kann.

Wenn man jetzt vom Preis ausgeht und die Optik zum Okular passt - wir müssen mal noch sehen, wie die Feldabbildung des ES an den Apos ist - würde ich das Okular als absolut empfehlenswert ansehen.

Nach diesem Test nahmen wir noch Thors Helmet in Ralfs OIII Filter auf´s Korn und erfreuten uns an den Lichtbögen, die vom Nebel ausufern. Die Form war gut zu erkennen, auch wenn die "Hörner" nach unten zeigten... Tongue

Bei einer Tasse heißem Tee wurden weitere Highlights betrachtet der Eskimo mit seinem Gesicht und der hellen "Punktnase" durfte ebenso nicht fehlen, wie der Schlüssellochnebel NGC 1999.

Nach einem Schwenk über den halben Himmel zappelte dann M31 mit ihren Staubbändern im Okular und H und Chi-Persei durften ihre Photonen durch das 40mm Okular schicken. Der Doppelhaufen passte hier gut ins Gesichtsfeld. Die "Halskette" funkelte wie immer brillant und wäre eine hübsches Valentinsgeschenk gewesen...

Gegen 22.15 Uhr packten wir dann zusammen. Im Westen zogen erste Dunstschleier auf und die Kälte kroch mir nach gut 4 Stunden langsam unter die Klamotten. Hätt ich mal besser eine Mütze aufgesetzt... Wink ! Nein, es war eine klasse Nacht mit tollen Eindrücken und neuen Erfahrungen.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Folgenden 6 Usern gefällt Uwe's Beitrag:
Andreas-TAL (15.02.2018), Christoph (15.02.2018), Florian B. (17.02.2018), Herbipollution (15.02.2018), Karsten (15.02.2018), Martin.F (15.02.2018)
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#2
Hallo Uwe,

mal kurz zu Sirius. Habe, nachdem Sirius B so excellent zu sehen war, mal in Burnham`s celestical handbook nachgeschlagen.
Sirius B hat eine Umlaufzeit von 50 Jahren. Laut dem abgedruckten Diagramm (allerdings aus dem Jahre 1957, es ging nur bis 1999). Aber man hat ja die Jahreszahlen mit angegeben und die Jahresabstände, in denen gemessen wurde (zwischen 1 und 5 Jahren. Verfolgt man das weiter, so kommt man auf einen Maximalabstand von Sirius B zu Sirius A im Jahre 2022. Und das ist nicht mehr lange hin. Ergo haben wir bis etwa 2028 die Möglichkeit, Sirius B auch in kleineren Teleskopen beobachten zu können. Danach steht er wieder so eng an A, daß er kaum mit unseren Methoden beobachtbar ist. Mas sollte die Zeitspanne ausnützen!
Wer den Burnham hat, kann ka mal nachschlagen.

Zumindest war das mal ein absolutes AHA-Erlebnis, ihn so weit von seiner Hauptkomponente sehen zu können.

Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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