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Pluto und helle Kometen
#1
Hallo,

stelle auch wieder mal einen BB ein: 

In der Zeit vom 01.07. bis heute Nacht den 17.07. hatte ich an acht Nächten Beobachtungen durchgeführt. Auf der Jagt nach Pluto hatte ich immer zum Vergleich an wenn möglich zwei Nächten in Folge Beobachtet. Kein leichtes Unterfangen trotz 350 mm Öffnung bei meinem Standort und der sehr südlichen Lage von Pluto im Sagittarius, aber nicht unmöglich. Es halten sich im Schützen viele schwache Feldsterne auf und die Gefahr einer Verwechselung ist groß. Trotz Sichtung durch schwaches Aufglimmen an der Sollstelle war das Problem in der Folgenacht, dass die Wetterverhältnisse sprich Durchsicht nicht immer gleich war. Schwache Feldsterne zum Vergleich und Orientierung waren dann nicht so gut sichtbar wie in der Nacht zuvor. Geschweige denn Pluto sicher zu identifizieren. Ich habe deswegen in vier Anläufen zu je zwei Nächten, davon drei in direkter Folge beobachtet um sicher zu gehen Pluto wirklich gesichtet zu haben. Ich bin mir jetzt jedoch sicher dass es geklappt hat. Es war meine bisher aufwändigste Beobachtungskampagne für Plluto gewesen, und dürfte für dieses Jahr beendet sein. Die Visuelle Beobachtung ist genauso mühsehlig und anstrengend wie bei Quasaren (hat man doch zusätzlich beim Dobson mit Vergrößerungen von 400x und 640x viel mit Nachschieben zu tun), dafür um so größer das Erfolgserlebnis bei der Sichtung. Ich war meistens eine Stunde und länger mit dem Sichten beschäftigt. Das Aufsuchen des Gebietes ist verhältnismäßig einfach. Pluto hält sich in der Nähe vom 5,6 mag hellen 50 Sagittarius unweit von den vier hellen aufälligen Sternen des "Teapot" auf, von dem er sich sich momentan Rückläufig entfernt. Der "Teapot" ist bereits im Fernglas leicht zu finden.
Ich habe mal ein paar Zeichnungen und eine Karte aus The Sky 5.0 dazu gestellt.

Natürlich galt die Beobachtung auch Saturn, bei dem ich auch einmal die schwache Enceladus unweit am hellen Saturnrig idendifizieren konnte, sowie auch Mars. Trotz imposanter Größe und Helligkeit (übertrifft er jetzt sogar Jupiter) gibt es halt aufgrund des globalen Staubsturms fast keine Details zu sehen. Schade. Zudem steht er sehr tief, was dem Seeing abträglich ist.

Der Lichtabfall des Bedeckungsveränderlichen vom Algoltyp U Cephei war leicht nachvollziebar und konnte das Minimum zwei mal am 04.07. um 0:40 und am 09.07.  um 0:20 verfolgen. Er fällt innerhalb von rund fünf Stunden von 6,8 mag auf 9,2 mag, was schon im Fernglas zu beobachten ist.

Für Deep Sky Objekte blieb diesmal weniger Zeit. Nichtdesto trotz hatte ich einige besucht. Unter anderen den wohl kaum bekannten offenen Sternhaufen NGC 6791 mit nur nur +9,5 mag. Er ist sehr unaufällig und erscheint nebelig und je nach Öffnung mit einigen aufgelösten Sternen im Milchstraßenhintergrund. Das interessante an ihm ist sein für einen offenen haufen ungewöhnlich hohes Alter von ca. 10 Mrd Jahren. Der älteste bekannte offene Sternhaufen. Ein paar Planetare Nebel im Adler wie NGC 6781 Snowglobe Nebula waren auf lohnenswerte Objekte. Ich hatte auch den nur 12 mag Stern im Cygnus aufgesucht und mir die Position eingeprägt, bei dem die "Nova 2022" erwartet wird. Unweit davon befindet sich auch der offene Haufen NGC 6811 mit interessanter Form und Sernenreichtum.

Als Überraschung zeigten sich die beiden Kometen C/2017 S3 Panstarrs in der Camelopardalis und der prominente 21P/Giacobini-Zinner derzeit im Cepheus. Beide mit rund 11 mag angegeben erwartete ich nicht allzuviel und richtete in der Nacht am 04.07. auf Pannstarrs bei einer relativ bescheidenen Höhe von +32° Aber siehe da, stand er doch überraschen hell und schön kondensiert im Okular. Deutlich heller als angegeben. Er hatte einen Helligkeitsausbruch, was später zu lesen war. In der nächsten Nacht war er auch noch gut aber schon etwas schwächer und die Coma größer und diffuser geworden. In den Nächten am 08 und 09.07. war er dann sehr unaufällig und noch diffuser geworden und musste schon genauer hinschauen. Dafür umso größer die Überraschung am 15. und vor allem letzte Nacht am 17.07. Total hell und große Coma um ca +8 mag und wird noch steigen. Ein erneuter und noch stärkerer Helligkeitsausbruch. Allerdings schließt allmählig sich das Beobachtungsfenster, kommt er immer näher an sein Perihel von 0,2 AE ca 30 Mio Km an die Sonne heran. Es wird nicht erwartet das er den Ritt überstehen wird. Also viel Zeit bleibt nicht mehr zum Beobachten.
Giacobini (der uns regelmäßig Sternschnuppenschauer beschert) hatte ich am 04.07. schon mit einiger Mühe aufsuchen müssen, trotz der sehr genauen Positionsangaben von Sky Safari. Er war schwächer als es die 11 mag vermuten liesen. Sehr unaufällig. Ihn hatte ich auch jedesmal in den acht Beobachtungsnächten verfolgt und er hat sich mittlerweile kontinuierlich heller entwickelt. Er stand letzte Nacht unweit vom prominenten Delta Cephei gut zu erkennen, (wenn auch nicht so imposant wie sein Kollege Panstarrs) im Okular. Schön auch zu Beobachten mit welch einer Geschwindigkeit die beiden unterwegs sind. Eine Stunde später war schon eine deutlich Ortsveränderung festzustellen. Das ist auch was schönes an Kometen, diese Dynamik in Bewegung , Helligkeitsvariation und Formänderung praktisch life am Teleskop zu erleben. Es sind jedenfalls imoment die beiden Kometen die visuell gut und lohnenswert zu Beobachten sind.

Überhaupt haben sich die letzten Beobachtungen und der Aufwand gelohnt und ich hoffe dass das Wetter am 27. zur MoFi  mitspielt. Wenn auch die Geomertrischen Verhältnisse diemal nicht so günstig sind lohnt es sich trotzdem für ein Treffen.

Gruß Philipp


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August (18.07.2018), Christoph (18.07.2018), Florian B. (22.07.2018), Karsten (22.07.2018), LarsL. (21.07.2018), Martin.F (20.07.2018), Ulf (17.07.2018), Uwe (21.07.2018)
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#2
Hallo Philipp,

ein wirklich toller Bericht. Bei mir hat es nun schon länger nicht mehr geklappt bzw. die Terminfülle verhinderte die Beobachtung. Klasse, wie du die Konstellationen zeichnerisch festgehalten hast.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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